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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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15.02.2015 - Ausgabe: 1/2015

Masterplan Spielen und Bewegen

Von Dipl.-Ing. Christina Peterburs (Stadtplanerin AKNW) und Klaus Beisiegel (Referatsleiter Referat VI Umwelt, Planen und Bauen, Stadt Mülheim an der Ruhr)

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Die instrumentelle Verankerung der bewegungsfördernden Stadt am Beispiel der Stadt Mülheim an der Ruhr.

Kinder bewegen sich überall und jederzeit. Bewegung gehört für Jugendliche zu einem zentralen Bestandteil ihrer Kultur. Erwachsene brauchen Bewegung als Ausgleich zum Arbeitsalltag. Die Ermöglichung von Spiel und Bewegung ist eine zentrale Anforderung an die Entwicklung und Gestaltung unserer Städte. Die Stadt ist Spiel-, Erlebnis- und Bewegungsraum. Dies betrifft die gesamten Freiräume einer Stadt: Straßen, Wege, Plätze, Fußgängerzonen, Grünflächen, Wälder, Brachflächen, Spiel- und Bolzplätze. Sämtliche Freiräume – sowohl die grünbetonten als auch die urbanen – sind für Kinder und Jugendliche eine Grundbedingung des gesunden Aufwachsens. Die Sicherung und Schaffung von Bedingungen des gesunden Aufwachsens betrifft somit die Ebene der integrierten Stadtentwicklung. Dennoch wird diese wichtige Aufgabe häufig außer Acht gelassen. Bedeutsame Spiel- und Bewegungsräume werden durch Stellflächen für PKW zerstört, Siedlungsplanungen sind auf höchste Vermarktungserträge ausgerichtet und enthalten nur die notwendigsten öffentlichen Freiflächen, Trendsportarten von Jugendlichen im öffentlichen Raum werden verboten. Nutzungskonflikte und Verbote schränken den Spiel- und Bewegungsraum vor allem von Kindern und Jugendlichen immer weiter ein. Gerade für diese Zielgruppen stehen häufig nur noch separate für sie ausgewiesene Spielflächen als sichere Bewegungsräume zur Verfügung.

 

Bewegung fördern und fordern

 

Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken gilt es, die Alltagsbewegung als Qualitätsmerkmal in die Stadtentwicklung, Stadtplanung und Stadtgestaltung zu integrieren. Dabei stehen nicht nur die Zielgruppen der Kinder und Jugendlichen im Fokus, es geht vielmehr um eine Betrachtung der Stadt unter dem Aspekt der Bewegung aller Generationen. Ziel darf es nicht sein, neben Spielplätzen für Kinder auch noch Seniorenspielplätze zu bauen und somit dem Aspekt der Bewegung älterer Menschen vermeintlich gerecht zu werden. Vielmehr geht es um die Handlungsebenen der Sicherung und Neuschaffung von Freiräumen, der Qualifizierung vorhandener Spiel- und Sportflächen sowie der Integration der Qualitätsmerkmale Spiel und Bewegung in die Stadtgestaltung und Kunst im öffentlichen Raum. Spiel und Bewegung muss nicht immer über Geräte oder klar ausgewiesene Flächenkategorien erkennbar sein. Vielmehr sind die alltäglichen, selbstverständlichen und kaum als solche wahrnehmbaren Bewegungsanreize zu fördern und zu fordern. Die Rückgewinnung von Freiräumen für Spiel und Bewegung erfordert nicht nur qualitätsvolle bauliche Interventionen, sie kann auch durch eine temporäre Bereitstellung z.B. von Straßen als Spiel- und Bewegungsräume sowie die Tolerierung von jugendkulturellen Aktivitäten auf Stadtplätzen erreicht werden.

 

Der Masterplan Spielen und Bewegen

 

Die Rückgewinnung der Stadt als Raum für Spielen und Bewegen kann nur gelingen, wenn diese Anforderung mit einem starken Instrument der räumlichen Planung unterlegt ist. Ein solches Instrument ist der Masterplan Spielen und Bewegen der Stadt Mülheim an der Ruhr, den die Stadt gemeinsam mit dem Planungsbüro STADTKINDER erarbeitet. Aus der Spielleitplanung hervorgegangen, setzt der Masterplan konsequent Spielen und Bewegen als die zentralen raumbezogenen Interessen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen um. Er verknüpft systematisch die Beteiligung aller Generationen mit den drei Stufen räumlicher Planung: Analyse, Planung und Umsetzung. Neue Formate des Generationendialogs führen Alt und Jung zusammen und machen sie zu Partnern von Stadtentwicklung und Stadtplanung. Über die Beteiligung werden vorhandene Qualitäten im Freiraum identifiziert und bedarfsorientierte Maßnahmenprogramme entwickelt.

Der Masterplan macht Aussagen zur Sicherung von Flächen für die Anlage von raumintensiven Bewegungsaktivitäten sowie der Vernetzung von Freiräumen. Die Handlungsempfehlungen sind sowohl kurzfristig und einfach zu realisieren, aber auch mit langfristiger Perspektive angelegt. Zudem sind grundsätzliche strategische Empfehlungen zu bestimmten Flächenkategorien oder Themenfeldern ein zentraler Baustein. Er definiert des Weiteren Qualitäten für die Gestaltung von bewegungs- und spielaffinen, grünbetonten sowie urbanen Freiräumen.

Die Qualitätsziele beziehen sich auch auf die gebrauchsfähige Stadtgestaltung oder die Gestaltung des Wohnumfeldes. Der Masterplan definiert erste Starterprojekte, die eine hohe motivierende Signalwirkung entfalten. Diese wurden bereits während des Verfahrens umgesetzt.

In den Steuerungs- und Projektgruppen begleiten Entscheidungsträger und Fachleute aus allen relevanten kommunalen Fachressorts den Masterplan und bilden somit die Querschnittsaufgabe und den Anspruch dieses Plans ab. Die hohe strategische Kraft und die Wirksamkeit zur Sicherung und Erzeugung spiel- und bewegungsintensiver Freiräume sind die zentralen Argumente des Masterplans Spielen und Bewegen, weshalb er zukünftig als wichtiges strategisches Planwerk in der Stadtentwicklung in Mülheim an der Ruhr genutzt werden wird.

Ein solches Instrument in seiner systematischen Verknüpfung von Beteiligung mit räumlichen Fachplanungen macht die bewegte Stadt konkret und umsetzbar und ist damit zukunftsweisend.

 

Die Entstehung des Masterplans in Mülheim an der Ruhr

 

Die Entwicklungsgeschichte des Masterplanes Spielen und Bewegen der Stadt Mülheim an der Ruhr geht weit zurück und begann schon im Zuge der Aufstellung des Flächennutzungsplanes 2002, als die Bedeutung einer konzeptionellen Spielflächenplanung und -entwicklung erörtert wurde. Ausgangspunkt war die Überlegung, dass mit dem neuen Flächennutzungsplan eine Spielflächensicherung bis 2015 vorgelegt sei. Es wurde an die Einrichtung des Spielpädagogischen Dienstes in den 80er Jahren angeknüpft und auf die Partizipation durch Spielplatzpatenschaften, die Kinderbeteiligung bei der Spielplatzplanung und die Durchführung von Spielplatzfesten hingewiesen. Die inhaltliche Ausrichtung zielte zu diesem Zeitpunkt im Wesentlichen auf Kinder und Jugendliche bzw. auf Familien. Schon 2002 wurde ein Gesamtkonzept zur weiteren Entwicklung der gesicherten Flächen politisch gefordert und von der Verwaltung in Aussicht gestellt.

In 2008 beschäftigten sich der Jugendhilfeausschuss und der Seniorenbeirat mit dem Thema „Mehrgenerationen-Spielplätze“, worauf in einer umfangreichen Berichtsvorlage  „Treffpunkte für Generationen“ identifiziert und Freizeitmöglichkeiten für Jung und Alt kartographisch dargestellt wurden. Von den Bezirksvertretungen wurde 2010 dann konkret die Aufstellung eines Konzeptes zu Spielflächen gefordert und in einer Berichtsvorlage von der Verwaltung auch als wichtiges Element ausdrücklich befürwortet. Die Umsetzung musste dann jedoch unter Hinweis auf die nicht vorhandenen finanziellen Mittel zunächst ausgesetzt werden.

Im Jahr 2011 wurde im Gleichstellungsausschuss und im Jugendhilfeausschuss unter Verweis auf die „UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung“ und auf die „Europäische Charta zum Schutz der Menschenrechte in der Stadt“, das Thema „Behindertengerechte Spielplätze“ auf die Tagesordnung genommen. In Konsequenz dieser Beratungen wurde im Jugendhilfeausschuss die „Entwicklung einer Spielleitplanung für Mülheim an der Ruhr“ beschlossen. Da keine Haushaltsmittel für die Planung bereitstanden, wurden Drittmittel eingeworben, die nun von der Leonhard-Stinnes-Stiftung zur Verfügung gestellt werden. Hier wurde auch eine erste inhaltliche Erweiterung vorgenommen, indem nicht nur Spielflächen, sondern alle Freiraumflächen betrachtet werden sollten. Auf der Suche nach Partnern für die Initiierung des Projekts konnten das Institut für Stadtplanung und Städtebau (ISS) an der Universität Duisburg-Essen gewonnen werden, das zu Beginn die wissenschaftlichen Aspekte des Projektes begleitete. Darüber hinaus wurde zusammen mit der „plattform ernährung und bewegung e.V.“ (peb e.V.) aus Berlin und dem ISS ein Fachtag initiiert.

In der Diskussion erweiterte sich der Betrachtungswinkel weiter unter den Stichworten Inklusion und demografischer Wandel, so dass der Titel „Masterplan Spielen und Bewegen“ gewählt wurde. Bestehende Planungen und städtebauliche Aspekte wurden ebenso einbezogen wie die Zukunftsaufgaben Mobilität, Klimawandel und Gesundheit.

Die Fachbereiche der Stadt bringen fortlaufend Daten und Fachwissen in den Prozess ein. Die städtischen Personalkapazitäten reichten jedoch nicht, ein solches Gesamtprojekt zu steuern und das Planwerk selbst aufzustellen. Es war notwendig diese Aufgabe an ein versiertes Fachbüro zu übertragen, was in hervorragender, zielführender Weise mit dem Büro STADTKINDER gelang.

 

Foto: Planungsbüro STADTKINDER, Dortmund

 

 

Weitere Informationen:

 

Dipl.-Ing. Christina Peterburs

Stadtplanerin AKNW

Teamleiterin Familienfreundliche Stadtplanung

 

Planungsbüro STADTKINDER

Huckarder Str. 10-12

44147 Dortmund

 

Tel.: 0231/524031

christina.peterburs@stadt-kinder.de

www.stadt-kinder.de

 

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Klaus Beisiegel

Referatsleiter

Stadt Mülheim an der Ruhr

Referat VI Umwelt, Planen und Bauen

Hans-Böckler-Platz 5

45468 Mülheim an der Ruhr

Tel.: 0208/455-6002

Klaus.beisiegel@muelheim-ruhr.de

www.muelheim-ruhr.de

 

 

 

http://www.stadt-kinder.de/familienfreundliche-stadtplanung/referenzprojekte-familienfreundliche-stadtplanung/masterplan-spielen-und-bewegen-muelheim-an-der-ruhr-2012-2014

 

http://www.muelheim-ruhr.de/cms/masterplan_spielen_und_bewegen_fuer_muelheim_gestartet.html

 

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