Erst prüfen – dann sanieren!
In den vergangenen Jahren hat die Anzahl der Kunststoffrasenplätze zur Sportausübung weiter zugenommen und alte Geläufe wie Tennenplätze größtenteils verdrängt. Gründe für diese Entwicklung sind unter anderem die...
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Wie im Folgenden dargestellt wird zeichnet sich die Sportanlage allerdings durch vielmehr als lediglich einem neuen Kunststoffrasenplatz aus.
Der Zustand der vorhandenen Wettkampfbahn entsprach im Hinblick auf den Ausbaustandard nicht mehr den heutigen Ansprüchen von Vereins-, Breiten- und Schulsport. So bestand die Sportanlage im Wesentlichen aus einer großen Tennenfläche mit Großspielfeld, Rundlaufbahn und Segmenten, wobei diese für leichtathletische Zwecke kaum noch genutzt worden sind. Die Entwässerung der Tennenfläche war zudem unzureichend, so dass nach Regenfällen die Sportanlage förmlich einer Seenplatte glich. Nicht zuletzt führten auch die veränderten Bedürfnisse der Nutzer an die Sportanlage zu einer völligen Neukonzipierung der Anlage.
Wie bei einer Vielzahl von Sportanlagen stellt Fußball die Hauptnutzung auf der Sportanlage dar. Aus diesem Grund bilden ein Großspielfeld und eine an der nördlichen Stirnseite des neuen Spielfeldes angegliederte Aufwärmfläche den zentralen Bereich der Anlage. Sowohl das Großspielfeld, mit den Nettomaßen von 68 x 105 Meter, als auch die Aufwärmfläche wurden mit einem Kunststoffrasenbelag ausgestattet. Nach umfangreichen Diskussionen mit den Sportlern und der Stadt, sowie einer gemeinsamen Besichtigungsfahrt, bei der verschiedene Kunststoffrasensysteme, aber auch unterschiedliche Altersstufen von Belägen in Augenschein genommen worden sind, fiel am Ende des Entscheidungsprozesses das Votum eindeutig für einen sandverfüllten Kunststoffrasenbelag, gemäß DIN V 18035-7 Anhang A Belagstyp C, aus. Insbesondere die als gesichert geltenden Erfahrungen bezüglich einer erwarteten Lebensdauer von 12 bis 15 Jahren, bei einer normalen Nutzung, sowie die geringeren Pflege- und Unterhaltungskosten gegenüber Sand-Gummi verfüllten Belägen waren die ausschlaggebenden Gründe für die Wahl dieses Belags. Kunststoffrasen hat sich zwischenzeitlich als Belag für Fußballspielfelder etabliert. Er hat den unbestreitbaren Vorteil gegenüber Rasen- und Tennenbelägen, da er weitgehend witterungsunempfindlich ist und dauerhaft markiert werden kann und darüber hinaus einen hohen „Aufforderungscharakter“ besitzt. Um einen dauerhaften Kraftabbau bei beiden Kunststoffrasenflächen zu gewährleisten, wurden diese gemäß DIN V 10835-7 auf einer 35 Milimeter dicken, gebundenen elastischen Tragschicht verlegt. Mit dieser Bauweise ist ein dauerhafter Kraftabbau über die gesamte Lebensdauer des Kunststoffrasenbelags sichergestellt. Wie sich in der Vergangenheit gezeigt hat, kann die gebundene elastische Tragschicht bei einem Austausch des Kunststoffrasens ohne größeren Aufwand wieder verwendet werden.
Um den Verschleiß der Kunststoffbändchen zu reduzieren, das Gleitverhalten zu verbessern und die bei starker Sonneneinstrahlung entstehende Oberflächentemperaturen von über 60° C zu reduzieren, wurden die Kunststoffrasenflächen mit einer automatischen Unterflurberegnungsanlage ausgestattet. Die Wasserversorgung erfolgt über zwei Vollkreis- und zwölf Teilkreisregner. Soweit es möglich gewesen ist, wurden die Regner innerhalb der Pflasterflächen angeordnet. Dadurch ist gewährleistet, dass ein defekter Regner ausgebaut werden kann, ohne dass der Kunststoffrasen geöffnet werden muss. Gleichzeitig ist sichergestellt, dass die Regner bei der Pflege des Kunststoffrasens nicht beschädigt werden können.
Damit auf der Sportanlage auch Laufdisziplinen durchgeführt werden können, wurde an die süd-westliche Längsseite des Großspielfeldes eine Kurzstreckenlaufbahn mit einer Gesamtlänge von 120 Meter und vier Einzellaufbahnen angeordnet. Diese ist in eine freigeschwungene Rundlaufbahn integriert, so dass auch Langstreckenläufe möglich sind. Da sich Kunststoffrasen nicht mit sämtlichen Belagsarten kombinieren lässt und die Kurzstreckenbahn unmittelbar an das Großspielfeld angrenzt, wurde diese mit einem Kunststoffbelag hergestellt. Als hochbelastbare Belagsart hat sich der Sandwichbelag (gemäß DIN V 18035-6 Anhang A Belagstyp D) erwiesen, wobei der Preis eines solchen Belages deutlich niedriger als der eines Vollkunststoffbelages ist und die zu erwartende Lebensdauer über der eines wasserdurchlässigen Kunststoffbelags liegt.
An den Zielbereich der Kurzstreckenlaufbahn wurde eine Weitsprunggrube angegliedert, so dass die Kunststofflaufbahn gleichzeitig auch als Anlaufbahn für den Weitsprung genutzt werden kann.
Wege, Licht und Grün
Die unmittelbar an die Kunststoffrasen- und Kunststoffflächen angrenzenden Wege wurden mit einem Pflasterbelag ausgestattet, um einerseits die Pflegekosten zu reduzieren und andererseits eine übermäßige Verschmutzung der Sportflächen zu vermeiden. Auf der Längsseite zwischen Sportanlage und Schule befindet sich eine Stehstufenanlage, die ca. 400 Zuschauern eine bessere Sicht auf das Wettkampfgeschehen ermöglicht.
Zum Schutz vor gegenseitigen Beeinträchtigungen von Sportlern und Zuschauern erhielten die Sportflächen eine Einfriedung mit einer Barriere mit Gittermattenfüllung, wobei die Maschenweite der Gittermatten 25 Millimeter beträgt. Hierdurch ist sichergestellt, dass z.B. Kaninchen außen vor bleiben. An der nord-östlichen Längsseite des Großspielfeldes wurden in der Barriere zwei Ausbuchtungen als Stellflächen für die Spielerkabinen und die Jugendfußballtore vorgesehen. Dadurch müssen diese nicht mehr über die Barriere gewuchtet werden. Neben der Vermeidung einer Unfallgefahr für die Sportler wird durch diese Anordnung auch die Haltbarkeit der Barriere und der Jugendfußballtore erhöht. An den beiden Stirnseiten des Großspielfeldes wurden Ballfangzäune eingeplant.
Um auch in den Abendstunden den Trainingsbetrieb zu ermöglichen wurde eine Trai¬ningsbeleuchtungsanlage mit sechs Masten und insgesamt 12 Flutlichtstrahlern errichtet. Zur Reduzierung der Blendung und der Menge an Streulicht außerhalb der Sportanlage sind moderne, asymmetrische Planflächenstrahler zum Einsatz gekommen.
Der dichte vorhandene Gehölz- und Baumbestand wurde zum größten Teil gerodet, so dass neue Flächen erschlossen werden konnten. Nur einzelne Bäume blieben je nach Möglichkeit erhalten. Im Bereich des Vereinsheims und in Richtung Schule wurden verschiedene Funktionsräume mit Heckenstrukturen voneinander abgetrennt. Die übrigen Freiflächen wurden weich ausmodelliert und mit Landschaftsrasen eingesät.
Im Rahmen des Ausschreibungsverfahrens wurden die Gewerke Sportplatzbauarbeiten, Beregnungsanlage, Trainingsbeleuchtungsanlage, Kunststoffrasen- und Kunststoffbelag getrennt ausgeschrieben. Dies hatte für den Bauherrn insbesondere den Vorteil, dass Unternehmerzuschläge für Nachunternehmer entfallen sind und für den Bauherrn jederzeit die Möglichkeit zur Einflussnahme gegenüber dem jeweiligen Auftragnehmer besteht. Somit bleibt der Bauherr auch Herr des Verfahrens. Die Gesamtbausumme für das Projekt betrug, einschließlich der Baunebenkosten, 1.090.000 Euro. Besonders ist in diesem Zusammenhang hervorzuheben, dass der Kunststoffrasen in Form einer Funktionalauschreibung ausgeschrieben wurde. In Anbetracht dessen, dass sich die verschiedenen auf dem Markt vertretenen Kunststoffrasenbeläge nicht ohne weiteres miteinander vergleichen lassen, ist eine Wertung der Beläge allein über den Preis nicht möglich. Da den Bietern bereits zur Angebotserstellung die entsprechenden Wertungen bekannt gewesen sind, konnte jeder Unternehmer sein Angebot entsprechend seinen produktspezifischen Eigenschaften wie z.B. Faserstärken und -gewichte gestalten. Ziel des Verfahrens war es, nicht den billigsten, sondern den preisgünstigsten Kunststoffrasenbelag zu erhalten.