Erst prüfen – dann sanieren!
In den vergangenen Jahren hat die Anzahl der Kunststoffrasenplätze zur Sportausübung weiter zugenommen und alte Geläufe wie Tennenplätze größtenteils verdrängt. Gründe für diese Entwicklung sind unter anderem die...
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Es dürfte kaum jemandem entgangen sein, dass sich die Altersstruktur unserer Gesellschaft in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert hat. Oder um es kurz zu sagen: das Durchschnittsalter steigt stetig an. Die soziologischen Gründe, die sich dahinter verbergen, sollen hier nicht näher beleuchtet werden, es zählen alleine die derzeitigen Fakten und die sagen u.a., dass die Anzahl der Menschen über 64 Jahre in Deutschland seit 1991 von 12 Mio. auf 18,4 Mio. im Jahr 2021 angestiegen ist. Da die jüngeren Geburtsjahrgänge zugleich sinkende Zahlen aufweisen, stellen die ab 65-Jährigen im Laufe der Zeit auch einen immer größeren Anteil an der Gesamtbevölkerung - von 15 % im Jahr 1991 auf 22 % im Jahr 2021(Quelle: Statistisches Bundesamt). Also rund ein Viertel unserer Gesellschaft ist dem Seniorenalter zuzurechnen. Dazu kommen nochmal rund 15% in der Altersgruppe 55-64. Zusammengerechnet also über 30 Millionen Menschen allein in Deutschland. Und die Problematik betrifft ebenso fast alle anderen Industrieländer – älter werdende Gesellschaften sind eine der großen Herausforderungen unserer Zeit.
Ein langes möglich gesundes Leben zu führen, ist für viele Menschen eine wichtige Zielsetzung. Neben dem medizinischen Fortschritt ist es auch an jedem selbst, etwas dafür zu tun. Ein wesentlicher Aspekt dabei sind Sport und Bewegung. Dies gilt auch für die ältere Generation – wenn dabei natürlich die jeweiligen körperlichen Voraussetzungen berücksichtigt werden müssen. Die Mehrzahl heutiger Sportangebote – sei es in Vereinen oder bei privatwirtschaftlichen Einrichtungen wie Fitnessstudios - richtet sich vornehmlich an „jüngere Menschen“ – meist unter 40 Jahren. Das ist natürlich nicht direkt so festgelegt, aber den Anforderungen des Wettkampfsports sind die meisten von uns „im Alter“ nicht mehr gewachsen, die körperliche Leistungsfähigkeit nimmt naturgemäß ab 30 Jahren kontinuierlich ab. Natürlich haben viele Vereine und Fitnessstudios auch Angebote für „Seniorensport“, aber der allgemeine Trend für selbstbestimmtes Sporttreiben, sog. informeller Sport, ist auch in der älteren Generation deutlich zu spüren.
Für genau diese Sportlerinnen und Sportler muss es also im öffentlichen Raum jenseits von Vereinssport und Fitnessstudios Angebote zur körperlichen Aktivität geben. Darüber hinaus sollten dort auch diejenigen angesprochen werden, die nicht aktiv nach Sportmöglichkeiten suchen, aber zur Bewegung animiert werden sollen. Es gilt also gleich zwei Anforderungen der vielen Menschen der älteren Generation an den öffentlichen Raum zu erfüllen: nämlich Sporträume für die Bewegungsfreudigen und niedrigschwellige Sportangebote für die „Bewegungsmuffel“. Beides spielte in der Stadtplanung und Sportinfrastruktur über viele Jahrzehnte im 20. Jahrhundert fast gar keine Rolle. Spätestens mit Überschreitung des 40.Lebensjahres galten Erwachsene als Sportrentner und mit dem vielzitierten Motto „Sport ist Mord“ wurden die Sportschuhe dann häufig an den Nagel gehängt. Nur das Schwimmen ist bei vielen bis ins hohe Alter beliebt, allerdings wird das heutzutage durch Bäderschließungen und hohe Eintrittspreise vielen erschwert.
Die meisten Medizinerinnen und Mediziner sind sich einig, dass Sport und Bewegung wichtige Grundsteine für ein langes und gesundes Leben sind. Dies gilt für Menschen jeden Alters. Jede Form von Bewegung ist grundsätzlich gut, aber nicht jede Form von Bewegung ist Sport. Denn auch wenn Menschen über 40 lange Zeit als Sportrentner galten, sind die meisten von ihnen ja trotzdem nicht bewegungsfaul: Wandern und Fahrradfahren sind ja auch körperliche Aktivität. Daher ist die Fahrt zum Supermarkt mit dem Fahrrad und der Spaziergang am Nachmittag durchaus gutzuheißen, der Anspruch von sportlicher Betätigung liegt aber höher.
Aber wie hoch sollte er liegen? Grundsätzlich ist erstmal wichtig, dass man erstmal Angebote schafft. Denn so selbstverständlich wie es Fußball- und Spielplätze, Skateparks oder Turnhallen gibt, muss es im öffentlichen Raum auch Sportangebote für die ältere Generation geben. Und da ist es auch nicht nur mit einem Boulefeld getan, auch wenn solche Plätze stets sehr gut angenommen werden.
Wesentlich besser für sportliche Betätigung sind da schon die Bewegungsparcours, die eine Zeit lang mal als „Generationen- oder Seniorenspielplätze“ bezeichnet wurden. Diese Ausdrücke sind allerdings nicht gut gewählt, denn es geht nicht um Beschäftigungstherapie im Alter, sondern um Sport. Ein gelungener Bewegungsparcours bietet Herausforderungen für jede Altersstufe – jung wie alt. Grundsätzlich gibt es zwei Gestaltungsmuster – zum einen ein zentraler Platz mit mehreren Angeboten auf einem Fleck oder – ähnlich früheren „Trimm-Dich-Pfaden“ - verschiedene Sportmöglichkeiten entlang einer Wegstrecke. In letzterem Modell sind die Bewegungsstationen meist sehr niedrigschwellig und so angelegt, dass sie wirklich „im Vorbeigehen“ genutzt werden können. Dies ist vor allem an viel frequentierten Wanderstrecken sinnvoll, aber auch an Wegen, die häufig von Spaziergängern genutzt werden. So kann die sportliche Aktivität schnell auf ein höheres Level gebracht werden, denn Abwechslung ist ein ganz wichtiger Aspekt von Bewegung. Bei einem zentralen Bewegungsparcours ist es zunächst mal wichtig, dass es Sportmöglichkeiten für verschiedene Fitnesslevel gibt. Denn sowohl Einsteiger als auch Sporterfahrene müssen eine Herausforderung finden. Für erstgenannte Gruppe ist es zudem sehr wichtig, dass einzelne Bewegungsmöglichkeiten mit entsprechenden Nutzungshinweisen ausgestattet sind. Am besten auf großen Schildern mit Bildern und großen Buchstaben. Ein QR-Code ist zwar hilfreich, aber für viele ältere Mitbürger keine Option. Einfache Fitnessgeräte für „Einsteigerinnen und Einsteiger“ sollten vielleicht auch eher etwas am Rande stehen, so dass sich die Nutzenden nicht so beobachtet fühlen. Das ist nämlich häufig ein vorgeschobener Aspekt, die Anlagen nicht zu nutzen.
Ein Bewegungsparcours sollte wie gesagt für alle Generationen offenstehen. Aber die Bedürfnisse gerade älterer Menschen sollten bei Planung und Unterhalt speziell berücksichtigt werden. Viele Angebote dort sollten niedrigschwellig und auch barrierefrei angelegt sein. Eine gute Erreichbarkeit ist wichtig, die Räume sollten zudem gut ausgeleuchtet sein, aber im Sommer auch genügend Schatten bieten. Bänke oder andere Sitzmöglichkeiten sind sehr wichtig, nicht nur zum Ausruhen zwischendurch, sondern auch für eventuelle Begleitpersonen. Die Geräte sollten regelmäßig gereinigt und gepflegt werden. Große Themen sind bei solchen Anlagen immer sanitäre Anlagen und der Zugang zu Trinkwasser. Eine nahegelegene Gastronomie beispielsweise in Parks kann eine Lösung sein oder die Anbindung an ein Vereinsheim. Hier sind kreative Lösungen gefragt, denn fehlende Toiletten sind gerade für viele Senioren ein Hindernis, solche Anlagen aufzusuchen.
In den letzten Jahren sind viele Bewegungsparcours entstanden und öfter ist gerade von betreibenden Kommunen zu hören, dass die Nutzung eher zu wünschen übriglässt. Dazu ist zu sagen, dass es mit einfach hinstellen und auf „Kundschaft“ warten nicht immer getan ist. Das funktioniert bei Kinderspielplätzen, denn damit hat die angesprochene Altersgruppe durchaus Erfahrung. Sportangebote, die auch ältere Mitbürger ansprechen, sind aber nach wie vor etwas Neues, auch wenn es sie mittlerweile schon seit einiger Zeit gibt. Es gilt Berührungsängste und die eigene Hemmschwelle zu überwinden, dazu sollte man Partner mit ins Boot holen. In Seniorensportgruppen, -treffs oder -wohneinrichtungen können geplante Angebote gezielt auf solchen Anlagen stattfinden. Spezielle Veranstaltungen vor Ort können zusätzlich Hindernisse abbauen und Aktive mit den Sportmöglichkeiten vertraut machen. Es gilt hierbei, durchaus aktiv zur Bewegung zu animieren. Umso mehr dies genutzt wird, umso mehr Leute werden angesprochen – egal ob sportwillig oder Sportmuffel.
Sporträume für die ältere Generation werden auch in Zukunft ein Thema sein, die Angebote werden sicher noch vielseitiger werden. Ein guter abwechslungsreicher Bewegungsparcours mit vielen Möglichkeiten ist eine gute Lösung. Die ganze Gesellschaft muss sportlich aktiver werden, bei der älteren Generation ist die Herausforderung sicher groß. Dies muss bei der Stadtplanung eine Rolle spielen. Und wenn der Altersdurchschnitt in Zukunft weiter steigt, dann könnte das auch bedeuten, dass das Vorhaben gelungen ist.
TT