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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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15.08.2023 - Ausgabe: 4/2023

Den Herausforderungen gewachsen –der Kunststoffrasenplatz der Zukunft

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© Jurii / stock.adobe.com

Der richtige Belag für einen Sportplatz ist immer wieder Inhalt vieler Diskussionen. Bei Fußballplätzen war es in den letzten Jahren eigentlich nur die Frage, ob Natur- oder Kunststoffrasen. Oft fiel dabei die Wahl auf letztgenannte Variante, weil Eigenschaften wie größere Anzahl an Spielstunden, die weniger aufwendige Pflege und die höhere Wetterfestigkeit schlussendlich den Ausschlag gaben.

Doch in letzter Zeit ist der Kunststoffrasen ein wenig in die Kritik geraten (Vgl. S+L 05/2022). Dabei ist eine Kunststoffrasenoberfläche auf vielen Sportplätzen alternativlos – vor allem wegen der hohen Frequenz und weil andere alternative Beläge wie Tenne von den meisten Sportlerinnen und Sportlern nicht mehr akzeptiert werden. Zudem haben die Kunststoffrasenhersteller ihre Produkte in den vergangenen Jahren auch hinsichtlich Umwelt, Klima- und Nachhaltigkeitskriterien sehr stark verbessert.

Es ist aber trotzdem klar, dass auch zukünftig weitere neue Anforderungen an den Kunststoffrasenplatz gestellt werden. Die politischen Auflagen hinsichtlich Umwelt- und Klimaschutz werden weiter verschärft werden, es gilt noch nachhaltiger und emissionsärmer zu werden. Aber auch die Umgebung der Sportplätze und die Wünsche der Sportler spielen weiterhin eine Rolle. Die Herausforderungen für die Zukunft sind groß. Einige von ihnen sollen hier einmal hervorgehoben werden:

Stichwort Mikroplastik: Innerhalb der Länder der EU ist künstlichen Einstreugranulaten auf Kunststoffrasenplätzen ein Ende gesetzt worden und viele alternative Lösungen sind bereits auf dem Markt. Aber die Mikroplastik-Debatte ist damit noch nicht vorbei. Was ist z.B. mit dem mit sekundärem Mikroplastik / Abrieb während der Nutzung? Auch diese Thematik wird zukünftig beachtet werden. Das Ziel muss sein, dass ein Platz möglich frei von jeglicher Mikroplastik-Emission ist.

Stichwort Recycling: Lange Zeit wurden alte Kunststoffrasensysteme nach ihrem Abbau entweder verbrannt oder sie landeten auf Müllhalden. Dies hat sich aber zuletzt stark verbessert. Fast alle hiesigen Hersteller und auch unabhängige Unternehmen bieten mittlerweile ein Recycling von Kunststoffrasensystemen an. Zumeist entstehen allerdings aus dem alten Kunststoffrasenfasern keine neuen Kunststoffrasenfasern, sondern andere Produkte, z.B. Trägermaterial. Dies ist sicherlich eine positive Entwicklung, aber noch kein vollständiger Kreislauf. Es gibt zwar einzelne Unternehmen, die neue Kunststoffrasenfasern mit Rezyklat-Anteil herstellen, aber einen Sportkunststoffrasen, der zu annähernd 100% aus altem Kunststoffrasen bestehet, ist bisher noch nicht auf dem Markt. Dies ist ein Ziel, welches in der Zukunft irgendwann erreicht werden sollte.

Stichwort Wetterfestigkeit: Die höheren Anforderungen hinsichtlich Umwelt- und Klimafreundlichkeit kommen ja nicht von ungefähr. Der Klimawandel ist für uns alle spürbar. Höhere Temperaturen und vermehrte Extremwetterereignisse wie Starkregen etc. werden auf uns zukommen. Auch ein Kunststoffrasensportplatz muss diesen Veränderungen angepasst werden. Gerade die Strahlung der Sonne macht den Fasern zu schaffen. Dabei sollte die Haltbarkeit optimalerweise sogar noch wachsen. Noch robustere und wetterfestere Fasern werden also zukünftig gebraucht werden. Auch die Drainage der Plätze sollte auf große Regenmengen ausgerichtet sein. Und wenn das gesammelte Wasser auch noch wiederverwendet werden kann, ist dies sicherlich angesichts der drohenden Wasserknappheit ebenso von Vorteil.

Stichwort Spielgefühl: Auch wenn dieser Punkt sicherlich hinter den anderen aufgeführten Anforderungen stehen sollte - der Kunststoffrasen ist auf dem Sportplatz in erster Linie zur Ausübung von Sport da. Und man sollte auch nie vergessen, dass der Kunststoffrasen im ursprünglichen Gedanken ja die Spieleigenschaften eines Naturrasens möglichst nah abbilden sollte. Auch wenn die Entwicklung sicherlich immer weiter in diese Richtung geht, hier werden die Anforderungen ebenfalls steigen. Und selbst wenn das Level erreicht ist, wird immer noch die Frage im Raum stehen, wie man das Spielgefühl weiter steigern kann. Der optimale Kunststoffrasen ist optimal an die Anforderungen der Sportlerinnen und Sportler angepasst. Und neben dem Spielgefühl sind sicherlich auch Aspekte wie Reduzierung von Verletzungsgefahren und Schonung der Gelenke zusätzlich zu beachten.

Der Kunststoffrasenplatz der Zukunft muss vielerlei Anforderungen gewachsen sein. Dies ist eine Herausforderung für Industrie und Betreiber. Aber die Produkte entwickeln sich stetig weiter, man ist sich den stetig steigenden Anforderungen bewusst. Es ist bislang nicht abzusehen, ob es irgendwann den perfekten Kunststoffrasen geben wird, der alle Anforderungen zu 100% erfüllt. Aber für viele zukünftige Sportlerinnen und Sportlern werden Kunststoffrasensportplätze wichtige Einrichtungen für ihre körperliche Aktivität und Sportausübung sein und darum lohnt es sich, den Weg der Entwicklung weiter zu gehen.

TT

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