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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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20.06.2014 - Ausgabe: 3/2014

Generationenbewegungsparcours im Familiensportpark Viernheim

Von Stephan Schneider, Kommunales Freizeit- und SportBÜRO Stadt Viernheim

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„Sport bringt Menschen zusammen, er ermutigt zum Dialog und zu Akzeptanz. Das ist eine äußerst wertvolle Eigenschaft“, mit diesem Zitat von Papst Franziskus bei einer Audienz des Internationalen Olympischen Komitees wird der gesellschaftliche Stellenwert des Sports einmal mehr deutlich. Den überwiegenden Anteil der Sportförderung tragen nach wie vor die Kommunen und Landkreise in Deutschland durch die Zurverfügungstellung der Sport- und Bewegungsinfrastruktur, durch die Unterstützung der Vereine in vielfältigster Hinsicht und letztlich durch die kommunale Sportverwaltung, die von Kommune zu Kommune und von Landkreis zu Landkreis sehr unterschiedlich positioniert ist. Dabei wird es durch den gesellschaftlichen Wandel aber eigentlich immer wichtiger, neben einer Sportverwaltungsaufgabe auch die Aufgabe der Sportgestaltung zu erkennen. Die Durchführung einer kooperativen Sportentwicklungsplanung und ihre Steuerung sind hier wesentliche und zukunftsorientierte Erfolgskomponenten, gerade in Zeiten großer finanzieller Nöte vieler Städte und Gemeinden in Deutschland.

Die in Viernheim (Südhessen, ca. 33 Tsd. Einwohner) seit 2008 gelebte Sportentwicklungsplanung formulierte neben vielen anderen, priorisierten Projektideen in den Bereichen Angebots-, Organisations- und Infrastruktur den Wunsch nach der Umgestaltung einer der drei Fußballanlagen in der Stadt zu einem offenen, familien- und generationsübergreifenden Sportpark.

Dieser Herausforderung hat sich eine Arbeitsgruppe aus Vereinen, Jugend- und Seniorenvertretern und Schnittstellenämtern der Verwaltung unter Leitung des Kommunalen Freizeit- und Sportbüros angenommen und ein Konzept entwickelt, das auf einem 10-Jahresplan, neuen Umsetzungs- bzw. Finanzierungsmodellen und ehrenamtlicher Mitarbeit basiert. In der ersten Phase sollten im zukünftigen Familiensportpark Viernheim ein Generationenbewegungsparcours, eine Kneipp-Anlage, ein Kleinkinder-Spielplatz, ein BMX-Parcours, eine Radfahr-Lernstrecke und ein Sinnesparcours verwirklicht werden. Wichtig war und ist es, von Anfang an möglichst alle Generationen an den Ideen und dem Konzept zu beteiligen.

Vor der Einbindung des Generationenbewegungsparcours in den Familiensportpark war zunächst die generelle Standortfrage in der Stadt zu diskutieren, denn grundsätzlich ist die direkte Platzierung in den Wohnquartieren natürlich wünschenswert. Allerdings gab es zahlreiche und letztlich ausschlaggebende Gegenargumente: Gerade Senioren wollen ihre Übungen nicht unbedingt auf einem Präsentierteller absolvieren. Und das zwar offene, aber durch einen Zaun und ein Tor eingefriedete Fußballgelände als Herz des Familiensportparks in Viernheim hat viele Vorteile, um Vandalismusschäden deutlich in Grenzen zu halten. Positiv wirkt sich auch die vorhandene Infrastruktur mit sanitären Anlagen im Funktionsgebäude des bisherigen Fußballgeländes auf die Akzeptanz aus.

Wichtig ist natürlich, dass der am westlichen, aber direkten Stadtrand gewählte Standort für die Menschen jeglichen Alters und Familien gut zu erreichen ist, sei es durch Busanbindung, Rad- und Spazierwege oder dem Auto. Ein weiterer Pluspunkt für die Einbindung des Generationenbewegungsparcours in den Familiensportpark waren die zusätzlichen Bewegungsangebote, die dort verwirklicht sind oder noch verwirklicht werden, z.B. die schon erwähnte Kneipp-Anlage, gebaut von Maurern im Ruhestand in ehrenamtlicher Arbeit. Durch eine Vielseitigkeit der Angebote nimmt man den kleinen Aufwand der Anfahrt zum Familiensportpark viel lieber in Kauf. Wer weiß, vielleicht gelingt es eines Tages, sogar eine Art Generationen-Café zu schaffen, um die Aufenthaltsqualität noch weiter zu erhöhen.

Finanzierung

Bei der finanziellen Umsetzung war von Anfang an klar, dass eine Komplettfinanzierung der vorgesehenen 14 Stationen des Generationenbewegungsparcours über den kommunalen Haushalt nicht möglich ist. Deshalb schlug das Kommunale Freizeit- und Sportbüro als federführende Stelle den Parlamentariern eine Regelung vor, bei der die Kommune von den ca. 80 Tsd. € Gesamtkosten ein Drittel übernimmt, wenn es gelingt, Partner bzw. Paten für die einzelnen Stationen zu finden, die letztlich zwei Drittel der Kosten finanzieren. Dieses Modell funktionierte innerhalb kurzer Zeit sehr gut. Als Gegenleistung wurden alle Paten auf den einzelnen Stationstafeln verewigt, sie wurden im Zusammenhang mit der Öffentlichkeitsarbeit für die Einweihung genannt und durften ihre geförderte Station selbst eröffnen. Es gibt für diese Unternehmen und Organisationen jederzeit Möglichkeiten zu bewegungsorientierten Incentives für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Familiensportpark.

Obwohl das Finanzierungsmodell sehr schnell umgesetzt wurde, bleibt ein kleiner Wermutstropfen mit dem relativ langen Weg des Projekts Generationenbewegungsparcours in Viernheim: Von der Idee bis zur Einweihung dauerte es 3 Jahre, allerdings mit nachhaltigen, bürgernahen Entscheidungsfindungen, die den zukünftigen Erfolg sicher erleichtert haben.
Und für den langfristigen Erfolg des neuen Angebots für die Einwohner der Stadt sind die strategische und kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit und spezielle Angebote ein absolutes Muss. Zwei Übungsleiter im beruflichen Ruhestand stehen für Gruppen zur Verfügung, die den Generationenbewegungsparcours kennenlernen wollen oder z. B. auch für Erzieher/innen und Lehrer/innen, um eine sportfachliche Unterweisung zu vereinbaren. Ein spezieller Info-Flyer wird bei vielfältigen Kommunikationsmaßnahmen immer wieder gezielt eingesetzt. Seit 2010 findet jährlich im September ein Familiensporttag statt, bei dem Vereine Mitmachangebote konzipieren, eine Familienolympiade gestalten und Vorführungen zeigen. Der Generationenbewegungsparcours ist auch hier ein wichtiger Bestandteil des Tagesprogramms.

Natürlich ist für die Verwaltung und alle am Projekt mitarbeitenden Menschen die Resonanz im Alltag ein wichtiges Erfolgsbarometer für den Generationenbewegungsparcours und den kompletten Familiensportpark. Durch die unerwartet große Wahrnehmung seit dem Eröffnungsfrühjahr 2012 musste dafür gesorgt werden, dass der von den ehrenamtlichen Vereinsplatzwarten in den Abendstunden und am Wochenende gepflegte Parcours auch tagsüber stundenweise gepflegt wird. Eine Mitarbeiterin der Haustechnik des Rathauses schaut seit dem Jahr 2013 nach dem Rechten und soll ab dem Frühjahr 2014 gemeinsam mit den Vereinskräften eine Nutzungserhebung durchführen.

Ein weiteres großes Ziel ist es, den Familiensportpark auch im Hinblick auf das Thema Inklusion fit zu machen. In der kommenden Arbeitsphase wird gemeinsam ein Konzept erarbeitet, das auf eine Realisierung über entsprechende Fonds und Zuschüsse basiert. Letztlich wird sicher auch hier wieder ein hohes Maß an Kreativität in der Zusammenarbeit zwischen Politik, Verwaltung, Sportorganisationen und Bürgern notwendig sein.

Bleibt für die Zukunft zu hoffen, dass auch die umfangreichen Kooperationsvereinbarungen „Starker Sport – starke Städte und Gemeinden“ auf Bundes- und Landesebene für die vielfältigen Ideen der Stadt Viernheim und ihre Sportentwicklungsplanung hilfreich sind.


Fotos: Kommunales Freizeit- und SportBÜRO Stadt Viernheim
 

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