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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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14.12.2015 - Ausgabe: 6/2015

Modernisierung des Stadions am Brentanobad in Frankfurt am Main

Von Bernd Schnabel und Marc Lukowski, S. Lukowski + Partner

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Die Ausgangslage

Neben den beiden größeren Arenen, in denen die Bundesligamannschaften der Eintracht und des FSV Frankfurt ihre Heimspiele austragen, verfügt die Stadt Frankfurt über ein weiteres Stadion. In der Sportanlage am Brentanobad, das sich an der Ludwig-Landmann-Straße im Stadtteil Rödelheim befindet, spielt die Frauenfußballmannschaft des 1. FFC Frankfurt, die 2015 die Champions-League gewinnen konnte und zurückliegend bereits mehrere deutsche Meistertitel errungen hat.

Daneben wird die Sportanlage auch von den Fußballvereinen SG Rot-Weiß Frankfurt und ESV Blau-Gold Frankfurt als Heimspielstätte genutzt. Die bereits seit ca. 1940 bestehende Sportanlage erhielt 1988 auf einem der beiden Trainingsplätze den ersten Kunststoffrasen in Frankfurt. 1992 wurde am Hauptspielfeld eine Tribüne mit knapp 1.000 Sitzplätzen errichtet, in der ein Funktionsgebäude mit Gaststätte integriert ist.

Seit 2006 gab es seitens der Stadt Frankfurt Überlegungen zur Modernisierung des Stadions, da die alten Rasenstehstufen und die das Hauptspielfeld umgebende Tennenlaufbahn in die Jahre gekommen und teilweise marode waren. Zudem entsprach die komplette Infrastruktur des Stadions nicht mehr den aktuellen Anforderungen an ein modernes Fußballstadion aus dem auch TV-Live-Übertragungen durchgeführt werden. Die für Spiele in höheren Ligen und internationalen Wettkämpfen (UEFA-Cup Damen) geltenden Anforderungen in Hinblick auf Sicherheit und Ausstattung, wie z.B. Zaunanlagen, ausreichende Fluchtwege und moderne Toilettenanlagen, wurden nicht mehr erfüllt.

Die Stadt Frankfurt beschloss daher 2011 die Modernisierung der gesamten Sportanlage, einschließlich der beiden Trainingsplätze. Vorgesehen wurden die Sanierung und Anpassung des Rasenspielfeldes im Stadion, der Neubau von Tribünenanlagen und eines weiteren Funktionsgebäudes, die Erneuerung des kompletten Entwässerungssystems und der Wasserversorgung, der Bau einer Flutlichtanlage, die Schaffung von Wegeflächen, PKW- und Busstellplätzen, der Umbau eines Tennenspielfeldes zum Kunstrasenplatz sowie die Sanierung des vorhandenen Kunstrasenspielfeldes. Der Schmutzwasserkanal des Tribünengebäudes war marode und für die geregelte Abführung des Regenwassers mussten Rückstaukanäle vorgesehen werden, da die Baugrundverhältnisse eine Versickerung nicht zuließen.

Das Büro S. Lukowski + Partner aus Darmstadt wurde vom Grünflächenamt der Stadt Frankfurt mit der Planung der Außenanlagen und Sportflächen beauftragt. Die Planungen zum neuen Funktionsgebäude, der Flutlichtanlage des Hauptfeldes und des Kanalsystems wurden durch das Hochbauamt der Stadt betreut.

 

Die Planungen zur Modernisierung

Auf der Vorplanung des Grünflächenamtes aufbauend, sah der Entwurf der Landschaftsarchitekten vom Büro S. Lukowski + Partner eine großzügige Schaffung von zwei neuen Eingängen an der Ostseite zur Ludwig-Landmann-Straße sowie einen neuen Parkplatz für knapp 60 Pkw im Norden des Stadions vor. Das Stadion soll zukünftig ausschließlich für den Fußballsport genutzt werden. Die vorhandene Laufbahn und die Leichtathletikanlagen konnten somit entfallen, wodurch die Zuschauerplätze an das Spielfeld heranrückten. Jeweils 8 Stehstufen auf drei Seiten umschließen zusammen mit den Sitztribünen das Spielfeld komplett. Als markantes Erkennungsmerkmal sind die Ecken im Bereich der Stehstufenanlagen jeweils zweimal um 45-Grad abgewinkelt und bilden dadurch kurze schräg zum Spielfeld verlaufende Abschnitte.
Das Stadion sollte nach dem Umbau eine Kapazität von etwa 5.650 Zuschauerplätzen aufweisen.

Die neuen Stehstufen können im Bedarfsfall durch mobile Zaunelemente in drei Blöcke abgetrennt werden. Sämtliche Infrastruktureinrichtungen wie Toilettenanlagen, Kioskstellplätze, Zuschauereingänge und Fluchtwege wurden entsprechend dieser möglichen Blocktrennung dimensioniert und zugeordnet. Für mobile Kioske und Fernsehkameras wurden Aufstellflächen mit den erforderlichen Versorgungsanschlüssen geschaffen.

Für die Planung und Umsetzung des Projekts gab es mehrere besondere Anforderungen. Neben Altlasten in den alten Erdwällen der Stehstufen und schwierigen Baugrundverhältnissen bestand auf der gesamten Anlage Kampfmittelverdacht. Die größte Herausforderung war jedoch, dass der Umbau unter laufendem Betrieb erfolgen sollte. Das bedeutete, die Bauarbeiten mussten sowohl terminlich wie auch logistisch auf die Termine der Meisterschafts- und Champions-League-Spiele abgestimmt werden. Die Zuschauerführung, Zufahrten, Rettungswege, Standorte für Übertragungswagen und Kamerastandorte etc. mussten zu jedem Spieltag im Vorfeld geregelt und die Baustelle entsprechend abgesichert werden. Eine Mindestkapazität von 2.800 Zuschauern musste zu jedem Spieltag gewährleistet werden. Eine Durchführung der Baumaßnahmen in mehreren Teilabschnitten war daher unumgänglich.

Das Rasenspielfeld des Stadions wurde während der Spielpause im Sommer erneuert. Da es zurückliegend in den Herbstmonaten immer wieder zu Problemen mit starker Regenwurmaktivität kam, erfolgte ein kompletter Neuaufbau. Nach Abtrag der Rasennarbe und der alten Rasentragschicht, wurde auf den Baugrund ein Geotextil ausgelegt, welches auch in die Drängräben unter den Dränleitungen hindurchgezogen wurde und Regenwürmern das Eindringen zukünftig erschweren soll. Anschließend wurden eine Dränschicht und, um Zeit zu sparen, eine fertig gemischte Rasentragschicht aufgebracht. Mit den anschließend verlegten Rasendicksoden konnte eine termingerechte Fertigstellung vor Beginn der neuen Saison gewährleistet werden. Im Rahmen der Bauarbeiten wurde auch die gesamte Versenkberegnungsanlage erneuert. Auch hier konnte aufgrund der bereits in der Planung berücksichtigen Vorbereitungen ein reibungsloser Betrieb gewährleistet werden, obwohl bei Abbruch der alten Technikeinrichtungen der entsprechende Raum im neuen Funktionsgebäude für die Steuerung und Druckerhöhungsanlage noch nicht zur Verfügung stand. Dies galt ebenso für die Stromversorgung der Beleuchtungsanlage am Trainingsplatz.

Der Bereich zwischen Trainingsplätzen und der Südtribüne des Stadions wurde neu geordnet. Auf einer neu geschaffenen, großzügigen Platzfläche können Mannschaftsbusse sowie Fernseh-Übertragungswagen geparkt werden. Daneben konnte noch ein Kunstrasen-Minispielfeld mit einer Bandennetzanlage als zusätzliche Sportfläche integriert werden.

Zur angrenzenden Ludwig-Landmann-Straße wurden Eingänge mit Kassen und Eingangskontrollen in ausreichender Größe neu angelegt. Auch der Haupteingang im Nordwesten des Stadions zum Rödelheimer Parkweg wurde neu dimensioniert und erweitert.

Die Zaunanlagen und Abschrankungen wurden in Abstimmung mit dem DFB und der UEFA geplant. Anstelle eines 2,20 m hohen Sicherheitszaunes zum Spielfeld wurde lediglich eine 1,10 m hohe Abschrankung vorgesehen, um ein möglichst offenen und freundlichen Stadioncharakter zu erhalten. Daher wurde auch auf eine fest eingebaute  Blocktrennung verzichtet.

Aufgrund der beengten Verhältnisse und zum Schutz der Zuschauer und der angrenzenden Parkplatzflächen wurden stirnseitig 8 m hohe Ballfangnetze angeordnet. Um trotzdem uneingeschränkte Aufnahmen einer Hintertorkamera zu ermöglichen, wurde eigens ein Kamerapodest in die südliche Ballfangnetzanlage integriert. Die Kamera befindet sich somit in 4 m Höhe oberhalb des Fußballtors.

 

Die Trainingsplätze

Der vorhandene Kunststoffrasenbelag auf dem westlichen Trainingsplatz war stark abgenutzt und sollte erneuert werden. Im Zuge dieser Erneuerung musste das Spielfeld gemäß der Anforderungen des DFB für Bundesliga-Jugendmannschaften auf die Netto-Maße 100 x 64 m vergrößert werden. Die Erneuerung der Oberflächenentwässerung, der Leitungen der Beleuchtung und der Beregnungsanlage und somit auch der Umgangswege und Zuschauerbarrieren waren erforderlich. Aufgrund der notwendigen Platzvergrößerung mussten auch Teile der Trainingsbeleuchtungsanlage angepasst und einige Masten der Anlage neu gesetzt werden.

Das östliche Tennenspielfeld wurde während der Bauarbeiten teils als Lagerfläche, teils als Parkplatzfläche für Spieltage genutzt. Zum Ende der Gesamtmaßnahme wurde der Platz unter Beibehaltung der Ausrichtung zum Kunstrasenplatz umgebaut.

Nicht zuletzt aufgrund der guten und effektiven Zusammenarbeit des Grünflächenamtes der Stadt Frankfurt, des Planungsbüros S. Lukowski + Partner aus Darmstadt und der mit den Bauarbeiten an den Sport- und Freiflächen beauftragten Firma Heus-Betonwerke GmbH aus Elz, konnten die im Juli 2013 begonnen Bauarbeiten termingerecht und unter Einhaltung des Kostenrahmens zum Saisonbeginn 2015 abgeschlossen werden.

 

Nähere Informationen unter www.SL-plan.de

 

Foto: Büro S. Lukowski + Partner Landschaftsarchitekt-Diplomingenieure

 

 

 

 

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