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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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19.02.2016 - Ausgabe: 1/2016

Kommunale Sportförderung – Was muss? Was soll? Was kann?

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Ohne die Unterstützung der Kommunen könnte der Sport in Deutschland in seiner Breite nicht existieren. Rund 80 % der Sportförderung kommt aus kommunalen Haushalten, jedes Jahr ein Betrag von rund drei Milliarden Euro. Dies zeigt, wie wichtig diese Unterstützung für den Sport ist. Eine Pflicht ist die kommunale Sportförderung  bisher aber nicht, auch wenn die Sportverbände dies mit Nachdruck fordern. In vielen Landesverfassungen ist der Sport fest verankert, teilweise sogar als Staatsziel, wie in der Hessischen Landesverfassung. Aber wird die Förderung damit zur Pflicht? Darüber kann gestritten werden und die Debatte läuft bereits, aber bis jetzt gilt vielerorts die kommunale Sportförderung als freiwillige Leistung. Das Problem dabei: Wenn der Haushalt eng gestrickt ist, sind es die freiwilligen Leistungen, die als erstes wegfallen, häufig ist der kommunale Sport der Leidtragende neuer Sparmaßnahmen. Man kann heute schon sagen, dass die Haushaltssituation einer Kommune sehr gut anhand der öffentlichen Sportanlagen abzulesen ist. Den Verwaltungen sind da oft die Hände gebunden, hier ist die Politik gefragt. Und da der Bund nur den Spitzensport fördert, sind die Länder diejenigen, die das Schicksal der Sportförderung in den Händen halten. Zu einer Verpflichtung der Kommunen kam es aber bisher nicht, der Sport soll zwar gefördert werden, er „muss“ aber nicht. Dies macht den Sport einerseits abhängig vom kommunalen Haushalt und anderseits abhängig von der politischen und finanziellen Lage der Bundesländer – Planungssicherheit mit öffentlichen Zuschüssen ist so sicher kaum vorhanden. Von daher geht der Kampf der Sportverbände weiter, eine Lösung, vor allem eine einheitliche ist nicht in Sicht.
 

Wie sieht kommunale Sportförderung aus?

Die einzige Sportförderung, die in der Regel für die Kommunen verpflichtend ist, ist die Sicherstellung des Schulsports. Viele Sportvereine können davon profitieren, denn sie können vielerorts die Sportanlagen und Turnhallen der öffentlichen Schulen am Nachmittag und Abend nutzen. Allerdings gibt es auch hier Probleme, denn viele Turnhallen sind derzeit aufgrund der Unterbringung der vielen Flüchtlinge nicht nutzbar, Sportvereine und Schulsport leiden darunter gleichermaßen – aber den Kommunen bleibt mangels Alternativen häufig nichts anderes übrig, als die Benutzung der Sporthallen einzustellen.

Es gibt keine einheitlichen Grundsätze, wie kommunale Sportförderung konkret auszusehen hat. In erster Linie findet sich diesbezüglich oft die Errichtung und der Unterhalt öffentlicher Sportanlagen. Meist sind es Fußballplätze und Leichtathletikanlagen, aber auch Turnhallen, Bikeanlagen oder Basketballcourts können dazugehören. Viele Kommunen unterstützen auch vereinseigene Sportplätze finanziell. Aber nicht nur die Anlagen, auch die Durchführung des Sportes kann bezuschusst werden. Die Anschaffung neuer Sportgeräte, die Einstellung von Übungsleitern, die Durchführung von inklusiven und integrativen Sportmaßnahmen, Versicherungs- und Haftpflichtleistungen oder Lehrgangsteilnahmen gehören dazu. Weitere Fördermöglichkeiten sind obendrein die Ermöglichung der Teilnahme an Meisterschaften, Leistungssportförderung, Aufstiegs- und Erfolgsprämien und die Unterstützungen von Vereinsveranstaltungen, wie beispielsweise Ehrungen.

 

Unterschiede von Ort zu Ort

Kommunale Sportförderung kann viele Facetten haben. Und damit sind auch die Voraussetzungen für die Sportler von Ort zu Ort, von Kreis zu Kreis unterschiedlich. Die Unterschiede sind teils enorm. Mancherorts musste schon eine Sportstättennutzungsgebühr eingeführt werden, um eine Aufrechterhaltung der Sportinfrastruktur zu gewährleiten. Dies ist ein tiefer Eingriff in die Entwicklungsmöglichkeiten der Sportler und  Sportvereine. Die meist ehrenamtlich geführten Vereine verfügen häufig über sehr wenig eigene Mittel, eine zusätzliche Belastung ist finanziell oft nicht verkraftbar. Eine zukunftsorientierte Entwicklung ist in dem Fall nicht mehr wirklich möglich und für die Kommunen darf es nicht mehr als eine Zwischenlösung sein, denn wenn die Vereine erstmal aussterben, fehlt damit ein Teil der Finanzierung der Sportanlagen und damit fällt die Sportinfrastruktur in sich zusammen. Anderorts werden Sportanlagen errichtet, die kaum genutzt werden oder genutzt werden können. Hier wird wichtiges Geld oft falsch investiert. Eine Kommunikation zwischen kommunaler Politik / Verwaltung und den Sporttreibenden – und das sind nicht nur die Sportvereine, sondern auch Freizeitsportler – ist hier wichtig. Am besten eignet sich eine vernünftige Sportentwicklungsplanung. Denn, wenn im Haushalt schon genügend Mittel für den Sport vorhanden sind, dann sollten sie auch dort ankommen, wo sie gebraucht werden oder Sinn machen. Außerdem können aus der Kommunikation auch Grundlagen für einen nachhaltigen Unterhalt geschaffen werden.

 

Alternative Möglichkeiten für die kommunale Sportförderung

Wenn die Finanzierung des Sports finanziell nicht in optimaler Weise möglich ist, sollten wie erwähnt Sportler und Verwaltung möglichst mit Einbeziehung der Politik den Schulterschluss suchen. Hier kann es Möglichkeiten geben, gemeinsam eine vernünftige Sportinfrastruktur aufzubauen. Vielerorts übernehmen die Vereine beispielsweise öffentliche Sportanlagen und führen diese dann in Eigenregie. Im Gegenzug erhalten sie dann öffentliche Mittel für die Unterhaltung der Sportanlagen. Diese Maßnahmen sind aus Sicht der Kommunen meist sehr vernünftig, denn es werden nicht nur Kosten gespart, die Vereine gehen mit vereinseigenen Anlagen häufig sehr viel umsichtiger um, als mit öffentlichen Anlagen. Es gibt weniger Vandalismus und weniger Reparaturkosten.
Eine andere Möglichkeit ist Private Public Partnership. Die Zusammenarbeit von öffentlicher und privater Hand kann auch dem Sport einige Vorteile bieten. Gerade bei der Errichtung und dem Unterhalt von Sportanlagen bietet sich oftmals eine Partnerschaft an, wenn beide Seiten daran Interesse haben. Natürlich kommen in diesem Zusammenhang auch Probleme auf, die Interessen von beiden Seiten sind ja auf den ersten Blick unterschiedlich: hier das Gemeinwohl, dort der Profit. Vorteile bietet eine solche Partnerschaft vor allem dann, wenn es um die Ausschreibungen und die Vergabe von Bauaufträgen geht, was nicht nur bürokratischen Aufwand einspart, sondern auch häufig mit einer besseren Qualität einhergeht. Allerdings sollte man sich über die Kosten und möglichen Nachteile im Vorfeld im Klaren sein. Eine solche Partnerschaft muss auf sicheren Füßen stehen und darf nicht zu Lasten der einen Seite ausfallen. Ob die PPP-Projekte wirklich zukunftsträchtig sind, wird sich noch zeigen müssen.

Kommunale Sportförderung ist die wichtigste finanzielle Grundlage der Sportinfrastruktur in Deutschland. Die schwierige Haushaltslage in vielen Kommunen führt daher häufig zu Problemen. Einen rechtlichen Anspruch auf Sportförderung haben die Sportvereine und Sportler nicht, aber eine vernünftige Unterstützung des Sports sollte jeder Kommune am Herzen liegen. Am besten wirkt man solchen Problemen entgegen, wenn es eine funktionierende Kommunikation zwischen Sportlern und Verwaltung gibt. Denn beide Seiten sind an einer guten Sportinfrastruktur interessiert, aber beiden Seiten haben auch ihre finanziellen Grenzen. Nur in einer engen Zusammenarbeit können neue Ansätze und Lösungsmöglichkeiten gefunden werden. Das gilt sowohl für die Verteilung der vorhandenen Mittel, als auch bei notwendigen Einsparungen. Auch eine Kooperation mit der Wirtschaft ist für beide Seiten möglich, die Risiken sollten aber im Vorfeld abgewogen werden.

TT

Foto: Trofil

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