Erst prüfen – dann sanieren!
In den vergangenen Jahren hat die Anzahl der Kunststoffrasenplätze zur Sportausübung weiter zugenommen und alte Geläufe wie Tennenplätze größtenteils verdrängt. Gründe für diese Entwicklung sind unter anderem die...
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Der Umbau von Sportplätzen vor allem von Fußballplätzen ist nach wie vor in höchstem Maße aktuell. Durch die vielen Umwandlungen der vergangenen Jahre und die dadurch entstandenen modernen Sportflächen konnten die jeweiligen Vereine in der Regel viele neue Mitglieder dazu gewinnen und sich sportlich besser positionieren. Dadurch ist ein Sog-Effekt entstanden, in dem andere Vereine sich gezwungen sehen, selbst auch den Sportplatz zu modernisieren, um langfristig keine Wettbewerbsnachteile zu haben. So entstehen weiterhin vielerorts neue Sportplätze. Aber die Wahl des richtigen Belages ist nicht immer leicht. Kunstrasen? Hybridrasen? Naturrasen? Es sind nicht immer nur die Kosten, die darüber entscheiden.
Noch vor wenigen Jahren war das Bild vielerorts ähnlich. Den Sportvereinen, in erster Linie waren das wie heute auch Fußballvereine, hatten entweder einen Tennenplatz oder einen Naturrasenplatz oder auch beides – den Tennenplatz fürs Training (in ländlicheren Gegenden war das auch mal ein zweiter Naturrasenplatz) und einen Naturrasenplatz für den Spielbetrieb und Sportfeste. Wer den Spielbetrieb auf einem Tennenplatz durchführen musste, hatte zwar den bei Spielern unbeliebteren Sportplatzbelag, allerdings auch den pflegeleichteren und wetterfesteren. Dadurch glichen sich die Gegebenheiten überregional aus, wenn man mal von den jeweiligen Zuständen der Sportanlagen absieht.
Heutzutage ist das Bild wesentlich differenzierter: es gibt Kunstrasenplätze, Hybridsportrasenplätze, Naturrasenplätze und Tennenplätze. Alles hat Vor- und Nachteile, allerdings ist es nicht so wirklich ausgewogen. Denn die Sportler haben eine Wahl und so wechseln viele den Verein, wenn ihnen anderswo ein angenehmerer Spiel- und Trainingsbelag geboten wird. Da Vereine aber gerne ihre Mitglieder behalten und zusätzlich vielleicht sogar noch wachsen möchten, wird vielerorts ein Umbau des Sportplatzes forciert. Doch welcher Belag ist der für welchen Sportplatz der Geeignetste? Diese Frage stellt sich bei vielen Vereinen und in vielen kommunalen Sportämtern. Immer mehr Optionen und Anbieter kommen auf dem Markt. Um die richtige Wahl zu treffen, sollte man das Augenmerk auf sechs hauptsächliche Kriterien richten: Nutzungsdauer, Umbaukosten, Pflegeaufwand, Spielgefühl, Wetterfestigkeit und Nachhaltigkeit. Nach diesen Kriterien werden im Folgenden Kunst-, Hybridsport- und Naturrasenplätze miteinander verglichen:
Nutzungsdauer
Als erstes Kriterium ist die Nutzungsdauer zu betrachten, denn hier unterscheiden sich die verschiedenen Beläge bereits sehr deutlich. Wer einen Sportplatzbelag sucht, der mehr als 1200 Nutzungsstunden im Jahr zulässt, für den bleibt nur ein Kunstrasenplatz als Option übrig. Hier sind durchaus über 2000 Spielstunden im Jahr möglich. Ein Naturrasenplatz bietet in der Regel nur 600 – 800 Spielstunden, ein Hybridsportrasenplatz bis zu 1200 Stunden. Es gilt also eine genaue Nutzungsübersicht für ein Jahr zu erstellen, um die Nutzungsstunden genau errechnen zu können.
Umbaukosten
In vielen Fällen ist dies natürlich Kriterium Nummer eins: das Geld. Auch bei den Umbaukosten gibt es einige Unterschiede. Grundsätzlich ist erstmal zu prüfen, ob die vorhandene Drainage noch nutzbar ist. Sollte Elemente des vorhandenen Sportplatzes noch nutzbar sein, kann dies die Umbaukosten natürlich senken. Am Kostengünstigsten ist das Konzept der sogenannten „grünen Asche“, also die direkte Umwandlung eines Tennenplatzes in einen Naturrasenplatz. Hierbei wird die Tennendecke nicht entfernt, sondern gemeinsam mit Sand und Dünger vermischt und ein Sportrasen darauf angepflanzt. Dieses Konzept gibt es schon länger und liegt mit Umbaukosten ab 120.000 € preislich an erster Stelle. Der Umbau zu einem „herkömmlichen“ Naturrasenplatz mit Saat- oder Rollrasen kostet meist im Bereich von 170.000 – 250.000 Euro. Hybridsportrasenplätze liegen je nach System bei 250.000 bis 350.000 Euro und Kunstrasenplätze bei 400.000 bis 600.000 Euro.
Pflegeaufwand
Die Mär des pflegeaufwandfreien Kunstrasenplatzes hält sich trotz vieler Versuche zur Gegensteuerung noch vielerorts hartnäckig in den Köpfen. Dabei ist auch ein Kunstrasenplatz regelmäßig zu pflegen und auch ein Pflegemaschineneinsatz von Nöten. Es gibt Berechnungen der KGSt, die den jährlichen Pflegeeinsatz auf Naturrasenplätzen (und damit auch auf Hybridsportplätzen) mit 2,24 €/m² ansetzen und bei Kunstrasenplätzen mit 1,92 €/m². Diese Zahlen stammen aus Erhebungen und zeigen, dass der Unterschied in den Pflegekosten zwischen Natur- und Kunstrasen gar nicht so groß ist, wie vielerorts angenommen.
Spielgefühl
Fußball ist ein Naturrasensport und genau daran werden alle anderen Beläge immer gemessen werden. Während der Hockeysport beispielsweise mittlerweile komplett auf Kunstrasen gespielt wird, gilt ein Naturrasenplatz im optimalen Zustand immer noch als das am meisten favorisierte Geläuf auf Fußballplätzen. Der Hybridsportrasenplatz kann je nach Art schon in der Bewertung abweichen, obwohl die Ähnlichkeit zum Naturrasenplatz recht groß ist. So sollte bei den jüngsten Umbauten in der Münchener Allianz Arena auch wegen der Härte des bisherigen Hybridsportrasens wieder ein reiner Naturrasenplatz eingebaut worden sein. Bei den Kunstrasenplätzen der dritten und vierten Generation ist das Spielgefühl schon sehr natürlich und bei den Nutzern größtenteils sehr positiv bewertet. Aber auch hier orientiert sich die Entwicklung immer am Naturrasenplatz, dessen Stellung in diesem Kriterium wohl erstmalvorhanden bleiben wird.
Wetterfestigkeit
Ob Sonne oder Regen – ein Sportplatz wird bei verschiedenen Wetterverhältnissen genutzt. Ein Kunstrasenplatz kann sich bei starker Sonneneinstrahlung schon recht unangenehm aufheizen. Deswegen lohnt sich bei Hitze auch hier eine gute Bewässerung. Bei Regen werden alle Sportplatzbeläge rutschig, hier kommt es auf eine gute Drainage und Verfüllung an. Der Vorteil des Kunstrasens gegenüber den anderen beiden Belägen ist aber, dass er keine Erholungszeit nach längeren Wärme- und Regenperioden braucht. Naturrasen und damit auch der Hybridsportrasen können durch das Wetter stark in Mitleidenschaft gezogen werden, obwohl der Hybridsportrasenplatz nach Regen durchaus fester als der reine Naturrasenplatz ist und mehr Stabilität aufweist.
Nachhaltigkeit
Bei der ökologischen und ökonomischen Nachhaltigkeit steht der Naturrasensportplatz am besten da. Als natürlich nachwachsender Rohstoff, können hierbei nur Pflanzenschutzmittel und Abgase von Pflegemaschinen negativ in der Ökobilanz erwähnt werden. Streng genommen natürlich auch der Wasserverbrauch im Sommer. Ein Hybridsportrasenplatz steht durch die verwendeten Kunstfaseranteile hier schlechter dar. Während der Naturrasenplatz bei richtiger Pflege keine bestimmte Verfallszeit hat, wird der Hybridsportplatz irgendwann schon erneuert werden müssen. Es soll durchaus auch bereits zu Problemen mit Landschaftsschutzbehörden gekommen sein, die mit den Kunstfasern im natürlichen Boden ihre Probleme haben, hier sind sicherlich noch Untersuchungen nötig. Die Nachhaltigkeit des Kunstrasenplatzes ist dagegen nicht so positiv. Der Kunststoffbelag ist als künstliches Produkt nicht nur aus Umweltschutzgründen bedenklich, er muss auch spätestens nach 15 Jahren ausgetauscht werden, was zu zusätzlichen Kosten (im Schnitt 200.000 Euro) und einer umfangreichen Entsorgung des alten Belages führt.
…und die Tenne?
In manchen hier erwähnten Kriterien stünde ein Tennenplatz sicherlich auch sehr gut da, in einem Kriterium fällt er aber durch: dem Spielgefühl. Sportler bevorzugen andere Sportplätze und wechseln dafür wie erwähnt auch gerne den Verein. Eltern melden häufig ihre Kinder nicht bei einem Sportverein mit Tennenplatz an, wenn auch ein Verein mit Kunst-, Hybrid- oder Natursportrasenplatz in der Nähe vorhanden ist. Und obwohl die Tenne gerade im Kosten-/Nutzenverhältnis hervorragend abschneidet – ihre Zeiten sind vorbei. Vom Optimum des Naturrasens ist sie am weitesten entfernt, das können die anderen positiven Kriterien nicht wieder auffangen. In 10 Jahren werden Tennensportplätze wohl weitestgehend aus den Stadtbildern verschwunden sein.
Fazit
Der Vergleich anhand der Kriterien hat gezeigt, dass die verglichenen Sportplatzbeläge alle ihren Vor- und Nachteile haben. Inwiefern man die einzelnen Kriterien jetzt gegeneinander aufwiegt bleibt jedem selbst überlassen, manches schließt sich von alleine aus. Sicher werden der Nutzungsumfang und die Kosten für Pflege und Umbau in den meisten Fällen die stärkeren Kriterien sein. Doch auch das Wort der Sportler ist nicht zu unterschätzen, sonst würden vielerorts wohl die Tennenplätze erhalten bleiben. Letztlich ist das Ziel möglichst viele Sportler für den Sport an sich zu begeistern vielleicht dann auch das wichtigste Kriterium – und dahin geht der Trend der Umbauten von Sportplätzen allemal.
TT
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