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20.02.2017 - Ausgabe: 1/2017

Sport und Politik – Wie wir den Zustand unserer Sportstätten verbessern können

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Der Zustand der Sportstätten in Deutschland wird zunehmend schlechter. Grund ist der gewaltige Sanierungstau, der in den Kommunen seit vielen Jahren, teils sogar Jahrzehnten, besteht und stetig anwächst. Die Ursache dafür liegt – wie so oft – in den leeren Stadt- und Gemeindekassen. Doch kann man das allein als Begründung zulassen? Gibt es wirklich kaum Möglichkeiten die Sportinfrastruktur nachhaltig zu verbessern und den Sanierungsstau endlich abzubauen? Bei genauerer Betrachtung sind doch Lösungen denkbar – aber dafür müssen klare Zielvorstellungen gelten und der Mut zu neuen Wegen vorhanden sein.

Man kann aus objektiver Sicht schon in Verwunderung geraten, wenn man ein Großteil der kommunalen Probleme in Deutschland betrachtet. Deutschland ist ein reiches Land, Exportweltmeister, welches im Bundeshaushalt sogar Steuerüberschüsse vereinnahmt, doch in vielen Städten und Kommunen ist davon nicht viel zu sehen. Der Zustand vieler Straßen und Brücken ist äußerst schlecht, viele öffentliche Gebäude sind baufällig und bei Polizei und Ordnungskräften fehlt es an Personal. Und auch die Sportstätten reihen sich in dieses Muster ein. Man könnte an dieser Stelle jetzt eine sicherlich notwendige, grundsätzliche Diskussion beginnen, warum es Wirtschaft und Bund finanziell so gut geht, während Länder und Kommunen diesbezüglich am Stock gehen, aber dies würde an dieser Stelle zu weit gehen und die Sportstätten dabei nur eine untergeordnete Rolle spielen. Viel interessanter sind ja in dem Zusammenhang vorerst Möglichkeiten und Lösungen anstelle von Analysen und Schuldzuweisungen.

Das Problem der maroden Sportstätten ist auch nicht erst seit gestern bekannt, sondern besteht schon seit vielen Jahren. Gerade die öffentlichen Sporteinrichtungen sind davon betroffen. Der Deutsche Olympische Sportbund DOSB kämpft seit vielen Jahren an vorderster Front für ein umfassendes Sanierungsprogramm. DOSB-Vizepräsident Walter Schneeloch hat Anfang 2016 die Einrichtung einer „Nationalen Allianz Sportraumentwicklung“ gefordert – eine gemeinsame Plattform mit Beteiligung von Sportministerkonferenz, DOSB, Deutschem Städtetag und Deutschem Städte- und Gemeindebund sowie weiteren Fachkreisen. Dort soll dann eine umfassende Analyse des Sanierungsbedarfs erfolgen und anschließend Lösungen zur Wiederherstellung einer flächendeckenden modernen Sportlandschaft gefunden werden.

Eine Verstärkung der Kooperation von Sportverbänden und politischen Einrichtungen in einem zentralen Gremium ist sicherlich ein guter Ansatz. Denn schon bei der genauen Definition des Sanierungsstaus fehlt es an Daten und Informationen. Seit im Jahr 2000 die letzte umfassende Sportstättenstatistik für Deutschland erstellt wurde, gibt es keine aktuelleren Zahlen und Fakten mehr, die den Modernisierungsbedarf darstellen. Und somit sind alle Zahlen, die derzeit im Raum stehen, nur auf Vermutungen basierend. Auf rund 42 Milliarden Euro schätzt beispielsweise der DOSB den Sanierungsbedarf für Sportstätten – und diese Zahl stammt auch schon aus dem Jahr 2011. Um mal einen Vergleich einzufügen: Das ist in der Summe ein wenig mehr als der Verteidigungsetat im Bundeshaushalt für 2017 (37 Mrd. Euro). Es ist also ein gewaltiger Bedarf vorhanden, der sicherlich nicht von heute auf morgen erfüllt werden kann. Da fallen die 140 Millionen Euro, die Bundesbauministerin Barbara Hendricks in die Sanierung von 56 kommunalen Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur in den Jahren 2015-18 investiert, natürlich kaum ins Gewicht. Vor allem, weil die Summe ja noch neben dem Sport zwei weiteren Bereichen zugutekommt. Auch klimaschutzrelevante Sanierungen an öffentlichen und vereinseigenen Sportstätten können über die Kommunalrichtlinie mit bis zu 50 Prozent finanziert werden. Diese beiden Förderungsmöglichkeiten des Bundes sind zwar schon mal ein Anfang, allerdings müssen da weitere Lösungen her.

Es wird auch sicherlich nicht am Bund liegen die notwendigen Gelder zur umfassenden Sportstättensanierung zur Verfügung zu stellen, denn das gibt erstens auch ein sehr gut aufgestellter Bundeshaushalt nicht her und zweitens würde es auch politisch schwer zu vertreten sein. In der DDR wurde viel Geld in den Sport gesteckt, was dann anderswo gefehlt hat und zu welchem Ende das geführt hat, ist ja hinlänglich bekannt. Die Aufgabe der Politik muss es sein, sich mit dem Thema zu befassen, ihm eine öffentliche Plattform zu geben und nach Kräften dabei zu helfen das Problem zu lösen. Die „Nationale Allianz“, die Walter Schneeloch fordert, könnte da eine Möglichkeit sein. Eine weitere wäre, das Thema „Sport“ im Sinne der gesundheitlichen Prävention zu fördern. Auch Schulsport ist ein wichtiges Thema, wo dann der Bildungsbereich eine zusätzliche Rolle spielt. Es gibt sicherlich viele Ansatzpunkte dem Sport und den Sportstätten eine größere Lobby zu geben und zu hoffen, dass dieser Effekt neue Möglichkeiten eröffnet.

Angesichts des gewaltigen Sanierungsstaus im Sportstättenbereich ist aber eine Finanzierung allein aus öffentlichen Kassen egal ob Bund, Länder, Kreis oder Kommune aller Voraussicht nach nicht realisierbar und wird es wohl auch niemals sein. Selbst im reichen Deutschland nicht. Und somit muss es eine Lösung sein in diesem Bereich verstärkt mit der Privatwirtschaft zusammenzuarbeiten. Im Leistungssport und auch im Vereinssport ist eine solche Zusammenarbeit nicht mehr wegzudenken. Denn für den dortigen Betrieb reicht die öffentliche Förderung allein nicht aus. Und so sollte in dieser Hinsicht das Private Public Partnership (PPP) beim Sportstättenbau wieder verstärkt ins Auge genommen werden. Dies ist kein neuer Ansatz, sondern schon seit vielen Jahren ein Thema, beispielsweise im Bereich der öffentlichen Bäder. Es gibt sicherlich national und international gute, aber auch viele schlechte Beispiele, wie eine solche Zusammenarbeit aussehen kann. Mit einem umfassenden Modell unterstützt von der Politik und den Sportverbänden könnte man aber das Ganze auf eine neue Stufe heben. Vor einigen Jahren gab es auch schon einige Initiativen vor allen in den Sportverbänden, aber dem Thema fehlt noch die große zentrale Plattform, die die Möglichkeiten einer solchen Zusammenarbeit für ganz Deutschland zusammenführt und mit politischer Unterstützung eine echte Lösung für den Sanierungsstau werden kann. Ein umfassendes PPP ist so gesehen auch schon fast die letzte Chance im Kampf gegen den Sportstättensanierungsstau. Um sonst umfassenden Einsparungen und den Abriss vieler Sportstätten zu verhindern, gäbe es sonst nämlich nur noch eine Geldquelle: Das Portemonnaie des Bürgers. Die sicherlich schlechteste aller Möglichkeiten. Viele tausend Menschen sind heutzutage schon ehrenamtlich im Sportbereich tätig. Sie zusätzlich zu belasten wäre eine Ohrfeige in ihr Gesicht und eine Abwertung ihres oftmals jahrzehntelangen Engagements. Außerdem sollte sportliche Betätigung niemals abhängig vom sozialen Stand sein. Vor allem in Hinblick auf die gesundheitliche Prävention und der Sportinfrastruktur in Deutschland nicht.

Das Sportland Deutschland braucht sicherlich dringend Lösungen, um wieder flächendeckend moderne und sichere Sportanlagen zu bekommen. Doch um die zu finden, müssen Sport und Politik noch viel enger zusammenrücken. Die Einrichtung eines zentralen Gremiums wäre sicherlich ein Weg. Zur Lösung des Sanierungsstaus bei deutschen Sportstätten führt wohl kein Weg an einer Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft vorbei, wobei da allerdings erstmal ein allgemeines Konzept benötigt wird. Damit in Zukunft wieder vielerorts Sport auf vorzeigbaren Anlagen getrieben werden kann.

TT

 

Foto: © spuno – fotolia.com

 

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