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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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16.10.2017 - Ausgabe: 5/2017

Viel Sport an einem Ort

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Ein breites Sportangebot ist vielerorts gern gesehen und deshalb gibt es in vielen Städten  und Gemeinden auch eine große Anzahl verschiedener Sportmöglichkeiten. Doch anstatt viele einzelne Sportstätten über das Stadtgebiet zu verteilen, gehen immer mehr Kommunen dazu über große Sport- und Bewegungsareale an zentralen Punkten zu errichten. Ob es nun Sportpark, Multifunktionssportanlage oder Sportzentrum heißt – hier finden die Sportler viele verschiedene Möglichkeiten sich zu betätigen.  Auch Spielflächen und Grünanlagen werden häufig bei der Planung miteingebunden. Die Sportparks bieten aber nicht nur den Aktiven viele Vorteile, sondern auch der kommunalen Verwaltung.

Den Sportbegeisterten viele unterschiedliche Sportstätten anbieten zu können, ist Ziel der Sportplanung  in den meisten Kommunen. Viele Anlagen befinden sich häufig schon seit langer Zeit am gleichen Ort, beispielsweise Fußballplätze an Vereinsheimen am Stadtrand oder Leichtathletikanlagen und Sporthallen in der Nähe von Schulen. Die Errichtung neuer Sportanlagen ist oft mit großem planerischem Aufwand versehen. Geeignete Standorte müssen viele Kriterien erfüllen, beispielsweise einerseits möglichst wenig Lärmbelästigung, andererseits aber ein möglichst großes Einzugsgebiet für mögliche Nutzer. Daher ist natürlich die Überlegung nahe Sportanlagen über das gesamte Stadtgebiet zu verstreuen, damit Nutzen und Last möglichst gleichmäßig verteilt werden.

Was auf den ersten Blick logisch erscheint, birgt aber viele Nachteile. Zum einen bieten einzelne Sportanlagen an einzelnen Standorten meist nur einseitige Nutzungsmöglichkeiten, zum anderen sind Pflege und Unterhalt für den kommunalen Betreiber schwieriger zu organisieren. Dazu kommt das Problem der zunehmenden innerstädtischen Nachverdichtung: Flächen einzelner Sportanlagen sind als Bauland attraktiv und werden häufig zugunsten von Investoren aufgegeben und bestenfalls irgendwo am Stadtrand wieder errichtet.  Daher entstehen in vielen Kommunen zunehmend Sportparks – großflächige Zentren für Sport und Bewegung. Hier finden sich vielfältige Sportmöglichkeiten an einem Ort – mal für Freizeitsportler, mal für Vereins- und Leistungssportler und im opitmalen Fall für alle gleichzeitig.

Dass Grünflächen und Freizeitsport gut miteinander kombinierbar sind, ist ja schon seit Jahren bekannt. Schon die Trimm-dich-Pfade der 1970er Jahre boten während des Spaziergangs  körperliche Aktivität am Wegesrand. Große Grünanlagen sind meist Herzstücke der Stadtplanung und beliebte Aufenthaltsorte für die Bürger. Anstelle von Trimm-dich-Pfaden gibt es heute Sportflächen für Freizeitsportler. Beispielsweise  Bewegungs- oder Motorikparcours, eine Calisthenics-Anlage , einen Pumptrack oder eine Rollfläche. Die Grüngestaltung und die Sportbereiche werden bei der Planung meist aufeinander abgestimmt, so dass in den Parks Sportfreunde und Erholungssuchende auf ihre Kosten kommen. Natürlich dürfen auch Spielplätze und –flächen in den Grünanlagen nicht fehlen.

Der Sportpark Schildesche in Bielefeld bietet beispielsweise ein umfassendes Sportangebot. Hier gibt es einerseits Anlagen für Trendsport in Form von Bike-Polo und Slacklinen, andererseits aber auch Bereiche für Boule oder BMX sowie Rollflächen für Skater und Inliner. Hier finden viele Bewegungsbegeisterte den Raum für sportliche Aktivitäten im Grünen. Vor dem Umbau des Parks lag der Akzent nur auf Spiel- und Bolzflächen, mit dem Umbau zum reinen Sport- und Freizeitpark mit modernem Angebot hat man hier ein deutliches Zeichen für die Zukunft gesetzt.

Noch einen Schritt weiter geht die Planung in der Gemeinde Hemsbach in Baden-Württemberg. Hier gibt es nicht nur eine große Spiel-, Sport- und Bewegungsanlage aus dem á-la-Hopp-Projekt, sondern in direkter Umgebung weitere kommunale Sportplätze. Dort befinden sich ein u.a. zwei Kunstrasenspielfelder (groß und klein), eine Leichtathletikanlage, eine Sporthalle, Tennisplätze, ein Inline-Hockeyfeld, eine Half-Pipe und ein Basketballfeld. Und alles unmittelbar beieinander. Die reinen Sportplätze stehen außerhalb des Trainingsbetriebs der Vereine auch den Freizeitsportlern zur Verfügung.

Ein anderes gelungenes Beispiel ist der Jahnpark in Bad Hersfeld, ein zentraler Sport- und Freizeitpark. Hier findet sich u.a. ein Kunstrasenplatz, Kleinspielfelder,  eine Minigolfanlage, Beachvolleyballfelder, ein Kletterwald, Bocciaanlagen, Rollflächen, eine Laufbahn und ein Sinnesparcours. Auch hier sind die Sportanlagen für Vereins- und Freizeitsportler gleichermaßen zu nutzen. Neben der Sportfreundlichkeit wurden hier auch große Akzente auf Familienfreundlichkeit gesetzt.

Der Sportpark kommt also in der kommunalen Stadtplanung immer häufiger vor. Dies bringt auch für die kommunale Verwaltung einige Vorteile:

1) Unterhalt

Der Unterhalt einer Großsportanlage ist gegenüber vielen kleinen verteilten Sportstätten wesentlich leichter zu organisieren. Man kann viele Reinigungs- und Instandhaltungsarbeiten auf einmal erledigen und teures Pflegematerial muss meist nur einmal angeschafft und an einem zentralen Punkt gelagert werden. Man hat auch alle Anlagen viel besser im Blick, so wird eher vermieden, dass abseits gelegene Anlagen vernachlässigt werden. Außerdem kann man Sportvereine in den Unterhalt der Sportflächen miteinbinden und Ihnen gleichzeitig Möglichkeiten zum Wirtschaftsbetrieb (bspw. Kiosk) anbieten.

2) Lärmschutz

Lärmschutzanlagen sind nicht nur teuer, sie nehmen auch Platz weg und sind oftmals keine optischen Highlights. Große Sportanlagen und Sportparks werden sicherlich auch Lärm erzeugen. Aber ein Lärmschutzwall für alle Sportanlagen an einem Ort ist allemal besser als viele verschiedene im gesamten Stadtgebiet.

3) Infrastruktur

Die Einrichtung einer Infrastruktur rund um die Sportanlagen ist hier viel besser zu organisieren. Bei kleineren und einzelnen Sportflächen fehlt es oft an Parkplätzen, hier kann man zentral direkt welche in die Planung mitaufnehmen. Ebenso verhält es sich mit Toiletten. Die Verpachtung von Flächen für eine kleine Gastronomie mit angebundenem Freizeitsportmaterialverleih ist hier ebenfalls interessant und bringt etwas Geld ein.

5) Höhere Benutzerzahlen

Viele Angebote an einem Ort sind vor allem für Familien sehr interessant. Die Kinder können sich auf Spielflächen oder für sie geeigneten Sportanlagen austoben, während die Eltern selbst die Gelegenheit für etwas sportliche Betätigung nutzen. So erschließt man neue Nutzergruppen gerade im Freizeitsportbereich, die eine einzelne Sportanlage nicht unbedingt aufsuchen würden. Auch geraten Sportanlagen hier eher in den Fokus von neuen Nutzern. Das ist nicht nur gut für die Statistik, sondern man unterstützt auch die Gesundheit der eignen Bevölkerung.

5) Aufwertung des Stadtbildes

Große Sportparks haben nicht nur ein großes Einzugsgebiet, sie machen die Kommune auch lebenswerter. Gerade in der Außendarstellung werten attraktive Großanlagen für Freizeit und Sport das Stadtbild und damit das Image stark auf. So können nicht nur neue Einwohner, sondern auch Touristen auf die eigene Kommune aufmerksam gemacht werden.

6) Nachhaltigkeit und Bestandsschutz

Eine einzelne Sportanlage ist schnell aufgegeben, abgerissen, neu bebaut und vergessen. Spiel- und Sportflächen leiden, wie erwähnt, seit Jahren unter der innerstädtischen Nachverdichtung. Und oftmals ist der Protest gegen einen einzelnen Abriss nicht laut genug, um ihn zu verhindern. Einen großen Sportpark reißt man wiederum nicht so einfach ab. Er gehört als Ganzes fest zum Stadtbild und eine gewachsene Infrastruktur kann man nicht so einfach an einen anderen Ort übertragen. Somit sind attraktive Sport- und Bewegungsmöglichkeiten besser vor wirtschaftlichen Interessen und kommunalen Sparmaßnahmen geschützt.

Die einzelnen Punkte zeigen deutlich, dass große Sportkomplexe in der Stadtplanung durchaus Sinn machen, für Nutzer und Stadtbild attraktiv sind und sogar Kosten in Unterhalt und Infrastruktur sparen können. Von daher sollte man vielerorts überlegen, ob man nicht lieber langfristig solche Areale schafft, als eine über das Stadtgebiet verstreute Sportinfrastruktur. Sicher sind solche Projekte in der Regel nicht von heute auf morgen realisierbar. Aber die gelungenen Umsetzungen werden immer mehr und die Gründe für solche Maßnahmen immer deutlicher. Von daher kann es gut sein, dass in der Stadt der Zukunft zentrale Grünanlagen beides bieten: Raum für Sport und Erholung. Um dies zu erreichen müssen die heutigen Planer aber schon mal die Grundlagen schaffen. Für einen Mehrwert für alle.

TT

 

Foto: ikps

 

 

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