Erst prüfen – dann sanieren!
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In enger Zusammenarbeit mit künftigen Endnutzern entwickelte das Skatepark-Planungsbüro Landskate GmbH ein Design für die veraltete Skateanlage im Münchener Olympiapark: Die hochmoderne Anlage bedient unterschiedliche Nutzerwünsche, ihre Elemente und Farbgebung sind harmonisch in das Umfeld des Olympiaparks integriert.
Im kommenden Jahr ist geplant, dass Skateboarding bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio seine Premiere als offizielle Olympiasportart feiert, aber ausgerechnet im Olympiapark gab die vorhandene Anlage ein wenig olympiareifes Bild ab: Auf knapp 500 Quadratmetern am Brundageplatz bildete der sogenannte ‚Stonepark‘, benannt nach seinem Boden aus Steinplatten, zwar seit den 1990er Jahren einen festen Treffpunkt für Skateboarder aus München. Jedoch wirkte der modular mit Fertigbau-Skate-Elementen gebaute Stonepark für Nutzer regelrecht wie aus der Steinzeit.
Zeit für ein Update. Im Jahr 2017 beschloss der Bauausschuss des Stadtrates München die Sanierung von sieben Skateboardanlagen, darunter auch der Brundageplatz, mit einem Gesamtbudget von rund 1,8 Millionen Euro. Da der altgediente Stonepark für ganze Generationen von Skateboardern prägend war, darunter auch zahlreiche Profi-Fahrer, mussten charakteristische Eigenschaften des ursprünglichen Platzes bestehen bleiben. Die Komplett-Sanierung – gemäß dem neusten Stand der Technik in der Ortbetonbauweise – sollte nicht nur einen modernen Bewegungsraum für Skateboarder und BMXer schaffen, sondern auch zusätzlich zur Vitalisierung des Olympiaparks beitragen.
Eine weitere Herausforderung bestand darin, die ‚neue‘ Skateanlage innerhalb bestehender gestalterischer Rahmenbedingungen zu integrieren, denn der im Jahre 1972 von Behnisch Architekten geplante Olympiapark steht mittlerweile unter Denkmalschutz.
Einbeziehung lokaler Endnutzer
Den Zuschlag für die Neugestaltung des Stonepark erhielt das Skatepark-Planungsbüro Landskate GmbH aus Köln. Das Team besteht aus mehreren ehemaligen und aktuellen Profi-Skateboardern und Landschaftsarchitekten. Deren jahrzehntelange Erfahrung auf dem Brett unterstützt die Auswahl der Skatepark-Elemente in passender Höhe und Ausführung sowie deren Anordnung als Gesamt-Parcours. Neben harmonischer Integration in umliegende Grünflächen steht in der Planung von Skateboardanlagen stets ein Faktor im Mittelpunkt: Die Wünsche und Bedürfnisse der lokalen Nutzergruppe.
Nach einer Analyse des Gesamtangebots von rund 40 Skateanlagen in München begann der mehrstufige öffentliche Beteiligungsprozess mit dem Eruieren der Bedürfnisse der lokalen Nutzer aus unterschiedlichen Altersgruppen und Bewegungskulturen (Skateboard und BMX). Anders als vor knapp 25 Jahren sollten deshalb die lokalen Nutzer in die Planung mit einbezogen werden. So riefen die Stadt München, der Verein Skateboarding München e. V. und das Planungsbüro Landskate zur öffentlichen Planungsbeteiligung auf.
Das Feedback der Beteiligungsgruppe ergab die wichtigsten Kriterien zur Neugestaltung der Anlage: Eignung des Stonepark für Skateboarding und BMX, eine Mischung aus runden und eckigen Formen, niedrige Grundhöhe der ‚Obstacles‘ (Hindernisse) von ca. 1 Meter, stufenartiger Aufbau nach Schwierigkeitsgrad von Anfänger bis Profi sowie einzelne höhere Elemente für BMX an den Stirnseiten der Anlage. Um den Ansprüchen besser entsprechen können, wurde die Fläche um 200 m² auf insgesamt 700 m² erweitert.
Das Design: Runde Ecken, geschwungene Formen
Aus den Anforderungen entwickelten die Planer ein Skatepark-Design, welches sie der Beteiligungsgruppe in mehreren Runden zur Abstimmung vorlegten. Vom Styropor-Model bis hin zu 3D-Rendering und Umsetzung waren die lokalen Nutzer durch den kompletten Entstehung-Prozess hinweg involviert. Hierdurch flossen die neusten Erkenntnisse für das Design von Skateparks mit den aktuellen Nutzerwünschen zu einem stimmigen Gesamtkonzept zusammen. Das endgültige Skate- und BMX-Terrain bietet ein innovatives Design: Eine Symbiose aus runden, organischen sogenannten ‚Transitions‘ und eckigen ‚Street‘ Formen, die an städtisches Mobiliar angelehnt sind. Das Arrangement der Obstacles ist auf der ebenen Fläche so angeordnet, dass sich eine maximale Anzahl an möglichen Fahrwegen, sogenannte ‚Lines‘ kreuz und quer durch das Terrain ergeben und einen optimalen Bewegungsfluss (‚Flow‘) unterstützen. Dieses Multi-Lines-Konzept ergibt eine besonders kreative und vielfältige Nutzung, die als größten Vorteil für besonders nachhaltige Resonanz der Nutzer und Nutzerinnen zu sorgen.
Um der Forderung des Denkmalschutzes der Stadt München nachzukommen und den Skatepark möglichst ‚natürlich‘ in die umliegende Natur und das Gesamtbild des Olympiaparks mit seinen geschwungenen Formen zu integrieren, sind alle Ecken abgerundet. Alle Skate-Elemente zum Randbereich hin sind mit einer leichten Böschung eingefasst und nehmen die umliegende Topografie der Vegetationsfläche auf. Zudem hat das Planungsbüro besonders darauf geachtet, die wichtigen sicherheitstechnischen Aspekte im Design so zu planen, dass beispielsweise keine Absturzsicherungen in Form von Geländern auf den Rampen oder sonstige offensichtliche Sicherheitsbauten benötigt werden, welche die Anlage in ihrem Look & Feel als allzu offensichtliche ‚Zweckarchitektur‘ kenntlich machen würden.
Der ‚Stonepark‘ – ein Unikat im Olympiapark
Um eine unverwechselbare Identifizierung mit dem Olympiapark herzustellen, sind einzelne Elemente in einer prägnanten Farbe nach Vorgabe des Farbkonzeptes des Olympiaparks eingefärbt. Als besondere Hommage an die modulare Bodenbeschaffenheit des alten Stonepark enthält der neue Betonboden ein Muster aus anthrazitfarbenen Arbeits- und Dehnungsfugen. Auch die Möblierung im Aufenthaltsbereich greift mit bewährten Olympiaparkbänken auf gepflasterter Natursteinfläche die Ästhetik der Umgebung auf.
Harmonisch ins Umfeld integriert und nach den Wünschen der Endnutzer konzipiert, bietet der neue Stonepark seit Eröffnung Mitte Juni 2019 einen aktiven urbanen Raum im Schatten des Olympiaturms.
Standort: Brundageplatz, Olympiapark, München
Aufraggeber: Baureferat Gartenbau Landeshauptstadt München
Planungsbüro: Landskate GmbH
Ausführendes Unternehmen: Anker Rampen
Flächengröße: 700 m²
Bauweise: Ort-Beton Nassspritzverfahren
Kosten: 320.000 €
Leistungsphasen nach HOAI: 1 – 8
Baubeginn: März 2019
Fertigstellung: Juni 2019
Weitere Informationen:
Landskate GmbH
Gutenbergstr. 48
D-50823 Köln
Tel: +49 163 331 77 17
Web: www.lndskt.de