Erst prüfen – dann sanieren!
In den vergangenen Jahren hat die Anzahl der Kunststoffrasenplätze zur Sportausübung weiter zugenommen und alte Geläufe wie Tennenplätze größtenteils verdrängt. Gründe für diese Entwicklung sind unter anderem die...
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Die Sanierung des Sportplatzes rückte in greifbare Nähe, nachdem auf Einladung von Bürgermeister Joachim Borrmann der Innen- und Sportminister Karl-Peter Bruch bei seinem Besuch die Bereitschaft des Landes verkündete, die Jakob-Frey Sportanlage zu sanieren. „Ich bin nach Heidesheim gekommen, um mich selbst vor Ort von der Dringlichkeit der Maßnahme zu überzeugen. Diese Sportanlage ist eine der schlechtesten, die ich bisher gesehen habe“, so der Minister und forderte den Vorsitzenden der TSG auf: „Herr Laux, Sie können für das nächste Jahr schon mal die Bagger bestellen“. Land und Kreis geben zusammen max. 500.000 Euro Zuschuss. Neben der Finanzierungszusage war vor allem wichtig, dass der Minister eine Entscheidung trifft, die Sanierung des Sportplatzes von der Prioritätenliste (Platz 10) des Landkreises zu nehmen. „Ausschlaggebend für meine Entscheidung, diesen Umbau vorzuziehen ist, dass diese Anlage als Pilotprojekt des Landes zur Erprobung von Public Private Partnership (PPP) im Bereich Sportstätten ausgewählt wurde und der desolate Zustand des Platzes“, begründete der Minister seine Entscheidung.
Public Private Partnership (PPP)
Was bedeutet in diesem Fall Public Private Partnership? Die PPP-Stabsstelle im rheinland-pfälzischen Finanzministerium hat im Jahr 2006 das Projekt der Sanierung der Jakob-Frey Sportanlage in die engere Prüfung der PPP-Projektauswahl einbezogen. Die kommunale Grundsatzentscheidung (Gemeinderatsbeschluss) für eine PPP-Realisierung wurde im Dezember 2006 getroffen. Der Frühphasencheck im Jahre 2007 fiel positiv aus, was in den Abschluss einer Pilotvereinbarung zwischen Ortsgemeinde Heidesheim und dem PPP-Kompetenzzentrum bei der PER mündete. Die vorläufige Wirtschaftlichkeitsuntersuchung stellte Anfang 2009 Effizienzpotenziale bei einer PPP-Realisierung fest. Der Gemeinderat hat am 19. Mai 2009 den Auftrag für die Erstellung der Ausschreibung als PPP-Variante einstimmig beschlossen. Ende September 2009 wurde das Projekt seitens der Ortsgemeinde der Heidesheim nach VOB/A ausgeschrieben. Aufgrund einiger Detailfragen wurde die Angebotsfrist bis 18. Januar verlängert. Baubeginn war im April 2010. Es wird mit einer Ausführungszeit von sieben Monaten gerechnet. Die Übergabe des Bewilligungsbescheids für die Landesförderung in Höhe von 400.000 Euro durch Innen- und Sportminister Karl Peter Bruch erfolgte am 20. Mai 2010.
PPP-Projekte könnten die Zukunft darstellen, wenn es um Bauvorhaben der öffentlichen Hand geht.
Das Projekt
Die TSG Heidesheim bekommt eine grundsanierte Jakob-Frey-Sportanlage. Die Firma Becker Sportanlagen aus Taunusstein saniert diese Anlage. Bis Ende Oktober 2010 sollen die Arbeiten an der Kampfbahn und am Kleinspielfeld abgeschlossen und die Sportflächen nutzbar sein. Becker Sportanlagen ist für die komplette Sanierung verantwortlich. Von der Planung über die Vorarbeiten bis zum Einbau selbst produzierter Beläge stammt bei diesem Projekt alles aus einer Hand. Bereits jetzt wurden Pflege- und Sanierungsleistungen der Zukunft zu festen Beträgen fixiert. Die Firma Becker ist zu kurzfristigen Serviceleistungen verpflichtet. Das bedeutet für den Auftraggeber eine gleich bleibende Nutzungsqualität durch Wartung und beispielsweise den Austausch von Belägen, während er von überraschend steigenden Forderungen des ausführenden Unternehmens verschont bleibt. Diese Form der Qualitätssicherung ist in Heidesheim für 20 Jahre vertraglich vereinbart und beinhaltet auch, dass mit Auslaufen des Vertrags kein Sanierungsstau entstehen darf. Zudem wird das PPP-Pilotprojekt im Vergleich zur herkömmlichen Eigenrealisierung nach dem Wirtschaftlichkeitsvergleich zwischen sechs und 14 Prozent günstiger sein.
Die Sanierung umfasst den Bau eines Groß- und eines Kleinspielfelds mit Kunstrasenbelag sowie den Umbau der Tennenlaufbahn in eine Kampfbahn Typ B mit Kunststoffbelag. Neben sechs Rundlaufbahnen wird eine siebte Kurzstreckenlaufbahn installiert, damit die bei Langstreckenläufen stark strapazierte Innenbahn geschont werden kann. Dies erhöht die Lebensdauer.
Alle Beläge entstammen den hauseigenen Produktlinien von Becker Sportanlagen.
Für das Großspielfeld wurde der Belag Ultra Grass Edel Soccer Super Blade 35/6 3/8” verwendet, ein wasserdurchlässiger Kunststoffrasenbelag mit gerader, monofiler Polfaser und kombinierter Quarzsand- und Gummigranulatverfüllung. Hohe Verschleißfestigkeit, Farbbeständigkeit und optimale Gleiteigenschaften zeichnen die monofilen Polfasern aus Xtreme-Garn aus, die einen risikolosen Hautkontakt ermöglichen. Die Polhöhe der Fasern beträgt 35 mm. Der mit 3/8“ besonders dicht getuftete Kunstrasenflor wurde mit Quarzsand und grünem EPDM-Granulat verfüllt. Das Gummigranulat bildet die sogenannte Komfortschicht, die ein dynamisches und körperbetontes Fußballspiel ermöglicht. Wesentliches Leistungsmerkmal dieses Beläges ist daher ein dem Naturrasen ähnliches Spiel- und Ballrollverhalten, gekoppelt mit den Vorteilen eines synthetischen Kunstrasenbelags.
Für die Laufbahn wurde der Belag Topsprint verwendet. Ein wasserundurchlässiger, zweischichtiger Kunststoffbelag für Leichtathletikflächen. Sportanlagen mit dem qualitativ hochwertigen Topsprint-Belag sind gekennzeichnet durch hohe Spikes-Widerstandsfähigkeit und eine auf Leistungsförderung abgestimmte Nachgiebigkeit.
Das Kleinspielfeld erhält den Belag Ultra Grass Edel Elite Sand obscured LSR/NDR, ein wasserdurchlässiger Kunststoffrasenbelag mit gekräuselter, fibrillierter Polfaser und Teilverfüllung mit Quarzsand. Ultra Turf Edel Elite Sand obscured LSR/NDR ist insbesondere auf die sportfunktionellen Erfordernisse von Hockey und Fußball abgestimmt.
Vorläufiges Fazit
Das technische Angebot von Gebrüder Becker GmbH lässt eine Leistungserfüllung in sehr guter Qualität erwarten.
Eine Qualitätssicherung auf nutzungsgerechtem Niveau wird durch vertraglich vereinbarte Qualitätsstandards und ein Malussystem erreicht.
In Zeiten der finanziellen Risiken ist zu beachten, dass eine höhere Risikoabsicherung als im Fall der Eigenrealisierung durch ein Instandhaltungskonto erreicht wird.
Der Vertrag wurde so aufgesetzt, dass nach Beendigung des Vertrages kein Sanierungsstau vorhanden sein wird. Der Kunststoffbelag darf nicht älter als zehn Jahre sein. Von der Gemeinde sind nach Vertragsende keine wesentlichen Sanierungsaufwendungen zu erbringen – nur der übliche Wartungsaufwand und die Pflegearbeiten.
Die Gemeinde verpflichtet sich mit dem Vertrag, regelmäßige Zahlungen für die Instandhaltung aufzubringen. Der PPP-Ansatz sorgt für nachhaltige Pflege und Instandsetzung der Anlage. Eine Generalsanierung sowie ein erneuter Zuschuss rücken damit in weite Ferne.
Fotos: Gebrüder Becker GmbH