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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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13.08.2021 - Ausgabe: 4/2021

Der Sportplatz im Klimawandel – neue Herausforderungen für Planung und Unterhalt

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© high_resolution / stock.adobe.com

Der Klimawandel ist längst keine Zukunftsutopie mehr, der Klimawandel ist real. Die zunehmende Anzahl an Starkwetterereignissen wie zuletzt die Hitzewelle im Nordwesten Amerikas oder die Flutkatastrophe in Süd- und Westdeutschland sowie den Nachbarstaaten zeigt die Veränderungen deutlich auf. Man muss dem Klimawandel also zukünftig auf allen Ebenen noch stärker begegnen. Auch beim Bau und beim Unterhalt von Sportplätzen kann man diesbezüglich einiges tun. Dabei gilt es zwei unterschiedliche Fragestellungen zu beachten: Wie kann man den Klimaschutz / die Klimafreundlichkeit stärken? Und wie kann man sich auf die Auswirkungen des Klimawandels einstellen? Beides erfordert ein Umdenken sowie neue Lösungen.

Die langdiskutierte Frage nach der Ursache des Klimawandels ist heute gar nicht mehr wesentlich. Denn es steht klar fest: das Klima ändert sich. Das ist nicht nur in zunehmenden Starkwetterereignissen sichtbar, es ist auch wissenschaftlich messbar. Hohe CO2 – Emissionen fördern diesen Wandel, wenn man die Veränderungen zumindest abbremsen oder verlangsamen möchte, dann ist es jetzt höchste Zeit umzudenken. Neben dem Willen zur Veränderung und natürlich der notwendigen Finanzierung braucht es auch klare Vorgaben und Maßnahmen, wie man Klimafreundlichkeit bzw. CO2-Neutralität zukünftig erreichen kann. Im Sportplatzbau und -unterhalt bieten sich da viele Möglichkeiten an.


Der klimafreundliche Sportplatz – vieles wird gefördert

Ein zentraler Baustein der Klimafreundlichkeit ist die Energieeffizienz. Strom wird in vielen Bereichen immer noch durch erhöhten CO2-Ausstoß gewonnen, daher ist ein hoher Stromverbrach auch immer schlecht fürs Klima. Daher sollten alle elektrischen Anlagen einer Sportstätte immer möglichst stromsparend arbeiten. Bei Flutlichtanlagen und Beleuchtungen sind LED-Installationen zu bevorzugen. Diese verbrauchen bei gleicher Leistung wesentlich weniger Energie. Zeitschaltuhren und bewegungsabhängige Lichtquellen sparen zusätzlich Strom ein. Noch effektiver ist es, wenn die Sportstätte selbst Strom produziert. Auf geeigneten Gebäudedächern können beispielsweise Solaranlagen installiert werden, die den Strom für die Sportanlage selbst liefern.

Genauso wie Strom so ist auch das Heizen ein wichtiger Ansatzpunkt für eine klimafreundliche Gestaltung. Zum einen ist die Heizung an sich zu betrachten. Hier sind energieeffiziente Anlagen mit niedrigem CO2-Verbrauch zu bevorzugen. Von Holzpelletheizungen bis zu solarthermischen Anlagen bietet der Markt einige sinnvolle Varianten. Die Heizzeiten sollten zudem steuerbar sein und der Nutzung angepasst werden. Bei Indoor-Sportanlagen und allen Gebäuden am Sportplatz sollte zudem eine gute Wärmedämmung vorhanden sein, damit möglichst wenig geheizt werden muss.

Auch beim Wasserverbrauch lässt sich viel Energie einsparen, schließlich ist Trinkwasser ein kostbares Gut und die Aufbereitung sehr energieintensiv. Duschen und Toiletten sollten wassersparend ausgestattet sein. Gerade in kommunalen Sportanlagen laufen nicht ordentlich zugedrehte Duschen und Wasserhähne oft über Nacht. Hier können entsprechende Installationen einen automatischen Wasser-Stopp ermöglichen. Regenwasser kann in Zisternen gesammelt und zur Bewässerung von Sportrasen oder Grünanlagen genutzt werden, das spart zusätzliches Wasser ein.

Alle diese energieeffizienten Maßnahmen haben zwei Gemeinsamkeiten. Erstens spart man durch die eingesparte Energie bares Geld und zweitens werden die meisten Maßnahmen aktiv gefördert. Die jeweiligen Landessportbünde halten diesbezüglich Informationen und Hilfestellungen für Kommunen und Vereine bereit.

Neben der Energieeffizienz kann man aber noch mehr für Klimafreundlichkeit tun. Vernünftige Radwege, die zur Sportstätte führen sowie ausreichend vorhandene und sichere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder regen die Sporttreibenden dazu an, mit dem Rad statt mit dem Auto anzureisen. Und auch bei der Beschaffung und Ausstattung kann man klimafreundlich agieren: Holzprodukte aus nachhaltiger Forstwirtschaft, Recyclingpapier, stromsparende Elektrogeräte etc. Einige Kommunen geben in der Nutzungsordnung ihrer Sportanlagen sogar klare Vorgaben, so ist z.B. die Nutzung von Einweggeschirr und Einwegplastik generell verboten.

 

Sporttreiben auch im Klimawandel sicherstellen

Auch wenn es durch viele Veränderungen tatsächlich gelingen sollte, den Klimawandel positiv zu beeinflussen, die Veränderungen werden aus heutiger Sicht wohl weder komplett abbremsbar noch rückgängig zu machen sein. Von daher sollte man neben einer klimafreundlichen Infrastruktur auch immer auf die Auswirkungen des Klimawandels reagieren. Dabei kann es durchaus zu Widersprüchen kommen, z.B. bei der energetischen Sanierung. Eine gute Wärmedämmung spart, wie gesagt, Heizkosten ein. Sie sorgt aber auch dafür, dass an heißen Tagen Wärme nachhaltig gespeichert wird. Das führt dann dazu, dass es in den Gebäuden schnell sehr warm wird, was vor allem in Indoor-Sporthallen im Hochsommer problematisch werden kann. Bevor man also irgendwann die Sporthallen energieintensiv kühlen muss, sollte man bei der Wärmedämmung auf jeden Fall auf die örtlichen Gegebenheiten achten. Denn umso heißer die Sommer werden, umso milder sind vielerorts auch die Winter.

Zwar sollte man laut ärztlichen Empfehlungen bei hohen Temperaturen grundsätzlich keinen Sport mehr treiben, aber ob sich diese Ratschläge bei zunehmenden Starkhitzeereignissen aufrecht halten lassen, ist zumindest fraglich. Die Frage wird eher sein, wie kann man Sport bei großer Hitze ermöglichen? Um klimafreundlich zu agieren, darf man nicht auf elektrisch gekühlte Möglichkeiten wie beispielsweise im arabischen Raum oder anderen Wüstengebieten setzen. Beschattete Sportanlagen könnten eine Variante sein. Ob große Sportflächen oder kleine Mini-Spielfelder, der Markt bietet bereits jetzt Lösungen an, Sportplätze dauerhaft oder zeitweise zu beschatten. Die Nachfrage wird sicher zunehmen und man sollte, soweit es geht, auch zukünftig Sport an der frischen Luft ermöglichen anstatt für Outdoor-Sportarten in klimatisierte Hallen auszuweichen.

Auch auf die zunehmenden Starkregenereignisse sollte vorsorglich reagiert werden. Schutz vor Überflutungen werden zunehmend eine Rolle spielen. Dabei kommt es neben der Widerstandsfähigkeit der Materialien vor allem auf eine gute Drainage an. Diese wird überall zukünftig wohl leistungsfähiger sein müssen, auch um Sportstätte und Sportler zu schützen.

Der Klimawandel ist eine große Herausforderung für die ganze Gesellschaft. Und es ist klar: Veränderungen sollten besser heute geschehen als morgen. Es gibt keine Zeit, Dinge schleifen zu lassen. Denn ein vielfältiges Sporttreiben sollte auch in Zukunft noch möglich sein.

TT

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