Erst prüfen – dann sanieren!
In den vergangenen Jahren hat die Anzahl der Kunststoffrasenplätze zur Sportausübung weiter zugenommen und alte Geläufe wie Tennenplätze größtenteils verdrängt. Gründe für diese Entwicklung sind unter anderem die...
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Ein Qualitätssprung für Fußball und Hockey: Im sächsischen Görlitz wurde auf einer Traditionssportanlage ein Kunststoffrasenplatz für Fußballer und Hockeyspieler geschaffen. Die folgenden Ausführungen vermitteln einen Einblick, wie die unterschiedlichen Ansprüche beider Sportarten in einer gemeinsamen Lösung münden konnten.
Im Falle des Sportplatzes ’Eiswiese’ kann man durchaus von einer Traditionssportanlage sprechen. So erfolgte nach dem Grundstückskauf im Januar 1911 bereits am 15.02.1914 die Sportplatzeinweihung unter dem Namen ’Preußenplatz’. Seit mittlerweile 1994 wird der Wunsch nach einem Kunststoffrasen auf dem bestehenden Großspielfeld gehegt.
Die Anlage befindet sich innerhalb des Siedlungsraumes von Görlitz in der Niederung des Stadtgrabens – die Bezeichnung ’Eiswiese’ hat also durchaus eine Ursache die im Mikroklima dieses zweiseitig von ca. acht bis zehn Meter hohen Straßendämmen umgebenen Areals zu finden ist. Der bisherige Hartplatz war eine Ebene mit Höhendifferenzen in der Fläche von gerade einmal zwei Zentimeter. Dies in Kombination mit einem sehr bindigen Deckschichtmaterial, einer nicht ausreichend funktionsfähigen Flächendränage und über die Dämme eingetragenen Hang- und Schichtenwasser führte nach stärkeren Niederschlagsereignissen naturgemäß zu großflächig stehendem Wasser.
Nach vorangegangenen Baugrunduntersuchungen wurde entschieden, die Deck- und dynamische Schicht mit dem darunter liegenden Mineralgemisch durch Aufreißen zu vermischen und nach der Profilierung und Verdichtung des Baugrundes hierauf aufzubauen.
Um Wasser von der Fläche abzuführen wurden im Abstand von fünf Meter Dränstränge eingeordnet und an eine, das Spielfeld umschließende Ringdränage angebunden. Über die angrenzenden Böschungen bislang seitlich eingetragenes Wasser wird nun über die bis zur Oberfläche geführte Kiesschüttung direkt in die Ringdränage abgeleitet.
Neben der dauerhaften Beseitigung bisheriger, dem nicht unumstrittenen Standort sowie baulicher Mängel geschuldeter Einschränkungen und Unwegbarkeiten bestand die Prämisse darin, einen von Fußballern wie auch Hockeyspielern nutzbaren Platz zu schaffen. Hierzu einigte man sich auf die, den Wettkampfbestimmungen für Feldhockey angepassten Spielfeldgröße von 91,40 Meter Länge und 55,00 Meter Breite. Diese Größe entspricht ebenfalls der Regel 1 des DFB, wonach die Länge eines Fußballfeldes mindestens 90 Meter und die Breite mindestens 45 Meter betragen soll. Deutlich schwieriger war die Belagswahl. Während Hockeyspieler einen flächendimensionsstabilen Kunststoffrasenbelag mit ungefüllter Polschicht und einer Florhöhe von 12-13 Millimeter bevorzugen, favorisieren Fußballer einen glatten Halm mit hohen Faserüberstand um sozusagen ’im Belag’ zu spielen. Eine gemeinsame Nutzung eines Spielfeldes mündet damit der unterschiedlichen Präferenzen wegen in einen Kompromiss für alle Beteiligten. Als Lösung wurde entgegen den in DIN V 18035-7: 2002-06 Anhang A dargestellten Eignungen ein sand-/gummigefüllter Belag Typ E mit einer Polhöhe von 35 Millimeter, einer texturierten Faserstruktur und einem Faserüberstand von 10 – 15 Millimeter auf einer 35 Millimeter starken elastischen Tragschicht gewählt. Dieser Belag entspricht einerseits einer wettkampfgerechten Fußballnutzung mit höherem Qualitätsanspruch und andererseits einem mittlerem Qualitätsanspruch für Hockey, d. h. vornehmlich einer diesbezüglichen Trainingseignung.
Das Spielfeld wird durch einen gepflasterten Umgangsweg vollständig umschlossen. Ausbuchtungen in der Pflasterfläche dienen als Abstellmöglichkeit der Hockey- bzw. der Jugendtore sowie der Spieler- und Betreuerbänke.
Zur Vervollkommnung der Sportstätte wurde an einer Längsseite nach dem gepflasterten Umgangsweg eine 60 m Laufbahn für den Schulsport eingeordnet. Der Anschluss einer Weitsprunggrube nach der Auslaufzone unterstreicht die Mehrfachnutzung der Anlage. Der verhältnismäßig geringen Frequentierung und der günstigen Investitionskosten wegen kam für die Laufbahn ein wasserdurchlässiger, spritzbeschichteter Kunststoffbelag (DIN V 18035-6: 2004-10 Anhang A, Belagstyp A) zur Ausführung.
Vorhandene Zuschauertraversen bestanden bereits im Straßendamm, stellen sich jedoch als äußerst baufällig und keinesfalls normgerecht in der Ausführung dar. Während an dieser Stelle nicht eingegriffen wurde, erfolgte jedoch zur Verlängerung der Nutzungszeiten des Spielfeldes der Bau einer Flutlichtanlage bestehend aus 6 Stück Flutlichtmasten mit einer Lichtpunkthöhe von 16 Meter. Diese Anlage entspricht der Beleuchtungsklasse III nach DIN EN 12193: 2008-04 und ist somit für den Trainingsbetrieb, den Schul- und Freizeitsport und lokale Spiele geeignet.
Die Bewässerung des Platzes wird aus Kostengründen lediglich über aufzustellende Schwinghebelregner und vorhandene Anschlussmöglichkeiten im Randbereich der Anlage realisiert. Bequemer, aber eben auch kostenintensiver ist dahingegen eine Beregnungsvariante, welche die Bauconzept Planungsgesellschaft im sächsischen Borna umsetzte. Dort wird das gesamte Großspielfeld über je drei an den Längsseiten innerhalb der Pflasterfläche integrierte Versenkregner mit einer maximalen Wurfweite von 56 Meter bewässert. Das Wasser kommt dabei aus einer Zisterne, die von der Flächendränage des Spielfeldes gespeist wird.
Obgleich das Spiel auf einem künstlichen Rasenteppich anfangs insbesondere von den Fußballern eine entsprechende Anpassung verlangt, werden die sportphysiologischen Eigenschaften des Gesamtaufbaus, die gleichmäßige Oberfläche und die intensivere Nutzbarkeit von Kunststoffrasenbelägen der dritten Generation von Spielern und Funktionären sehr geschätzt.
Fotos: Baukonzept