Erst prüfen – dann sanieren!
In den vergangenen Jahren hat die Anzahl der Kunststoffrasenplätze zur Sportausübung weiter zugenommen und alte Geläufe wie Tennenplätze größtenteils verdrängt. Gründe für diese Entwicklung sind unter anderem die...
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Vorgabe für das vom Grünflächenamt der Stadt Frankfurt beauftragte Planungsbüro S. Lukowski + Partner aus Darmstadt war die Schaffung eines Spielfeldes mit den in der Stadt Frankfurt üblichen Abmessungen von 90 x 60 Meter zuzüglich der nach den Normen für Sportplatzbau erforderlichen hindernisfreien Räume.
Mitte April 2010 richtete die mit den Bauarbeiten beauftragte Strabag Sportstättenbau GmbH die Baustelle ein. Im Zuge der Bauarbeiten sollte auch die gesamte Ausstattung des Spielfeldes modernisiert und auf den neuesten technischen Stand gebracht werden. Durch die erforderlichen Anpassungen des Spielfeldes in der Ausrichtung und der Höhenlage mussten unter anderem auch die Ballfangzäune und die Masten der Trainingsbeleuchtung erneuert werden. Eine weitere Anforderung, die es zu berücksichtigen galt, war die Abschirmung des Spielfeldes gegen die im Umfeld vorhandene starke Kaninchenpopulation.
Das umgebaute Spielfeld liegt eingezwängt zwischen dem Funktionsgebäude und der Zufahrt zur Sportanlage im Süden, der angrenzenden landwirtschaftlichen Fläche und einer hier verlaufenden Hochspannungsleitung im Norden sowie einem schutzwürdigen Gehölzbestand westlich. Zudem befindet sich ein Funkmast für eine Mobilfunkanlage an der Nordostecke, dessen Wartungszugang erhalten bleiben musste. In Abstimmungsgesprächen mit dem Mobilfunkbetreiber konnte erreicht werden, dass der Kunststoffrasenbelag bis unmittelbar an den Mastfundamentsockel herangeführt werden durfte.
Stabilisierung des Baugrundes
Trotz der vorhandenen Tragschicht des Tennenspielfeldes aus Lavaschotter war keine ausreichende Standfestigkeit auf der Fläche vorhanden. Befahrungsversuche und die Überprüfung mit Lastplattendruckversuche zeigten, dass eine zusätzliche Stabilisierung des gesamten Baugrundes unumgänglich war. Der anstehende Boden und damit auch die Stabilität erwiesen sich als sehr inhomogen. Ein Bodenaustausch in Teilbereichen hätte eine zu große Unsicherheit, verbunden mit großen zeitlichen Verzögerungen und einem ungewissen Kostenumfang bedeutet. Daher wurde der vorhandene Lavaschotter in die Nebenflächen geschoben und als Tragschicht in den Wegeflächen verwendet. Die Restmenge wurde nach der Stabilisierung als Sauberkeitsschicht wieder in die Sportfläche eingebracht. In den Baugrund wurde mit einer Hochleistungsfräse ein Kalk-Zement-Gemisch eingearbeitet und eine sogenannte Vermörtelung hergestellt. Dies brachte zusätzlich den Vorteil, dass die Bauarbeiten von der Witterung weitgehend unabhängig wurden, da das Planum auch nach Regenfällen befahrbar blieb.
Das Spielfeld liegt tiefer als die benachbarten Ackerflächen und unmittelbar angrenzend an das Funktionsgebäude. Eine Ableitung und Versickerung von Oberflächenwasser, beispielsweise in Rasenmulden, war daher nicht möglich. Zurückliegend kam es bei Starkregenereignissen sogar zum Wasserrückstau auf der Spielfeldoberfläche. Um das anfallende Niederschlagswasser aufzunehmen, wurde um das gesamte Spielfeld eine Muldenrinne vorgesehen, die gleichzeitig auch das Wasser der anschließenden gepflasterten Wegeflächen aufnimmt. Der Baugrund im Bereich der Sportanlage ist annähernd wasserundurchlässig, eine Versickerung über Schächte oder Rigolen daher nicht möglich. Der vorhandene Anschluss an die Kanalisation wurde erhalten. Der Einbau eines Dränsystems zur Entwässerung des Spielfeldaufbaus war aufgrund des Baugrundes unumgänglich. Die alte Dränage war aufgrund der Höhenänderung und durch die Verschlämmung in Folge des Rückstaus bei Starkregenereignissen nicht mehr ausreichend funktionstüchtig.
Der vorhandene Tennenbelag wurde gemäß umwelttechnischer Untersuchung aufgrund von Belastungen mit Arsen und Sulfat in die Kategorie > Z2 gemäß LAGA eingeordnet und musste beim Ausbau entsprechend entsorgt werden.
Aufgrund der Bodeneigenschaften (feinkörniger Schluff bzw. Ton) konnte das Material nicht für einen Wiedereinbau verwendet werden. Der Graben- und Fundamentaushub wurde daher komplett abgefahren.
Der vorhandene Asphaltbelag des Fahrweges innerhalb der Sportanlage zwischen dem neuen Kunstrasenplatz und dem Rasenspielfeld war marode und musst auch aufgrund der Änderungen des Entwässerungssytems teilweise aufgebrochen werden. Eine Erneuerung der kompletten Wegefläche war daher bereits in der Planung berücksichtigt worden. Das Kunstrasenspielfeld wurde umlaufend mit einem Pflasterweg eingefasst, der in der Breite jeweils an den zur Verfügung stehenden Raum angepasst wurde. Die Pflasterflächen dienen sowohl als Pflege- und Sauberkeitstreifen wie auch als Wegefläche bzw. als Aufstellfläche für Zuschauer.
Die Wege- und anschließenden Nebenflächen mussten höhenmäßig an die neue Höhe des Spielfeldes angeglichen werden, wobei in einer Spielfeldecke auch die vorhandenen Winkelstützmauern erneuert werden mussten.
Um eine kaninchensichere Einzäunung des Spielfeldes herzustellen, sind alle Spalten und Zwischenräume auf maximal 3 cm zu begrenzen. Die Gittermatten der Barrieren und die untersten Matten der Ballfangzäune wurden daher mit einem Stababstand von 25 mm ausgebildet. Die Barrieren mussten überall an die Zäune angebunden werden. Sorgfältig sind Übergänge und Anschlüsse auszuführen und auch die zur Entwässerung erforderlichen Wegegefälle müssen berücksichtigt werden, um den Bodenabstand der Gittermatten zu begrenzen.
Werden die vielen vorgenannten speziellen Punkte in der Planung und Bauabwicklung nicht ausreichend berücksichtigt, ergeben sich schnell Probleme bei der Einhaltung der Kosten und der Bauzeit.
Das Spielfeld wurde mit einem polverfüllten Kunststoffrasenbelag versehen, der auf eine im Ortseinbau hergestellte Elastische Tragschicht aufgebracht wurde. Als Füllstoffe dienten Quarzsand sowie grünes TPE-Granulat. Die ungebundene, neue Schottertragschicht wurde in zwei Lagen hergestellt. Für die obere Lage wurde Schotter mit der Körnung 0/11 verwendet, um die hohen Anforderungen an die Ebenheit erfüllen zu können.
Die zusätzlich zu den Sicherheitszonen erforderlichen hindernisfreien Räume befinden sich, aufgrund der sehr beengten Verhältnisse, teilweise außerhalb des Spielfeldbelages auf den angrenzenden Pflasterflächen.
Beleuchtung und Elektrik
Im Zuge der Bauarbeiten wurde auch die nicht mehr dem Stand der Technik entsprechende Beleuchtungsanlage des Sportplatzes komplett erneuert.
Die Anlage erhielt Planflächenstrahler mit asymmetrischen Reflektoren, die das Licht auf die Sportfläche konzentrieren und den Streulichtanteil minimieren. Dadurch wird nicht nur die Blendung im Umfeld, sondern im größtmöglichen Umfang auch die Beeinträchtigung von Insekten reduziert. Ergänzend wurden die Fluter mit speziellen Scheiben bestückt, die die UV-Strahlung ausfiltern und damit die Anlockung von Insekten weiter reduzieren.
Eine elektrisch gesteuerte Versenkregneranlage schafft die Möglichkeit, auch bei großer Hitze die Oberflächentemperatur des Spielfeldes durch das Beregnen reduzieren zu können. Zudem lassen sich die Spieleigenschaften des Kunststoffrasens auch bei einem gummigranulatverfüllten System durch die Befeuchtung verbessern.
Eine Beregnungsanlage, die auch das benachbarte Rasenspielfeld versorgte war vorhanden, jedoch schon stark in die Jahre gekommen, so dass eine Erneuerung der Druckerhöhungsanlage und eine Umrüstung des Systems von der hydraulischen auf eine elektrische Steuerung erforderlich waren. Der vorhandene Wasseranschluss war nicht mehr normgerecht und wurde mit einem Vorlaufbehälter mit freiem Wasserzulauf ausgestattet. Ein Schlüsselschalter an der Außenwand der Garage, in der sich die Beregnungsanlage befindet, vereinfacht die Bedienung der Anlage. Die vorhandenen Beregnungsleitungen konnten aufgrund der umfangreichen Erdarbeiten für Fundamente etc. nicht erhalten werden und mussten daher auch komplett erneuert werden.
Eine Einschränkung für die Abwicklung der Baumaßnahme stellte das östlich angrenzende Rasengroßspielfeld dar, welches auch während der Baumaßnahme nutzbar bleiben musste. Da die Arbeiten in den Sommermonaten ausgeführt wurden, musste trotz der Umbauten auch die Beregnung des Rasenplatzes einsatzfähig bleiben. Dieses Problem wurde durch eine übergangsweise provisorisch verlegte Zusatzleitung gelöst. Die eigentliche Erneuerung der Druckerhöhungsanlage wurde exakt in den Bauablauf eingetaktet, so dass die Anlage nur für einen Tag komplett außer Betrieb war.
Fazit
Das Projekt zeigt deutlich die Notwendigkeit, auch bei einer scheinbar unkomplizierten Umwandlung eines vorhandenen Tennenplatzes zum Kunstrasenspielfeld ausreichende und umfangreiche Voruntersuchungen und eine detaillierte Planung durchzuführen, sonst übersteigen die Kosten schnell das zur Verfügung stehende Budget, die Bauzeit kann sich erheblich verlängern oder gravierende Mängel trüben schnell die Freude am neuen Belag.
Da Bauherr, Planer und ausführende Firmen bei allen Schwierigkeiten und auftretenden Problemen wie z. B dem Fund alter asbesthaltiger Rohre umgehend reagierten und Hand in Hand arbeiteten, konnte die Maßnahme innerhalb der vorgesehenen Bauzeit von Mitte April 2010 bis Anfang August 2010 und zur Zufriedenheit aller Beteiligten abgeschlossen werden.
Weitere Informationen: www.SL-plan.de