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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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29.02.2012 - Ausgabe: 1/2012

Nachhaltiger Sportstättenbau

Nachhaltigkeit – ein häufig verwendeter Begriff in allen Medien und doch verbinden viele Menschen mit ihm ein rein umweltorientiertes Konzept.

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In vielen Sanierungs- und Neubauprojekten steht jedoch die Ökonomie im Vordergrund und schafft ein Ungleichgewicht in diesem Gefüge, denn Nachhaltigkeit bedeutet für viele eine drastische Erhöhung der Baukosten. Dabei sind Bauprojekte, die nachhaltig geplant sind, oft gleich teuer oder sogar günstiger als konventionelle Bauprojekte, weil ihre Planungsphasen intensiver sind und weniger Fehler passieren. Die Baustoffe mögen oft teurer erscheinen, amortisieren sich jedoch im Laufe der Jahre durch gute Dämmung und Langlebigkeit. Das senkt im Vorfeld Betriebs- und Energiekosten, ein leidiges Thema vieler Kommunen für Schulsporthallen und vor allem auch der Betreiber von Sportstätten. In diesem Fall sind dies oft Sportvereine, deren zweithöchste Kosten in der Regel ihre Betriebskosten sind.
Bauboom und seine Folgen
Als in den sechziger Jahren der Bauboom in Deutschland einsetzte, hätte niemand damit gerechnet, dass sich unsere Bedürfnisse im Laufe der Jahre so stark verändern. Jede größere Stadt hat ein breites Angebot an Wettkampfsportstätten, Tennisplätzen, Ascheplätze und Schwimmbädern. Doch immer mehr davon werden geschlossen, weil sie baufällig und zu teuer in der Unterhaltung sind oder schlichtweg nicht mehr genutzt werden. Denn durch die demographische Entwicklung haben wir einen höheren Anteil an älteren Menschen, die ein angepasstes Bewegungsangebot benötigen. Auch die Urbanisierung spielt eine große Rolle. Durch die starke Bebauung von Freiflächen und den starken Anstieg des Stadtverkehrs haben wir wenig Bewegungsangebot für Kinder und Jugendliche. Soziale Projekte für sozial Schwache und starke soziale Gefälle müssen das Angebot erschwinglich machen. Auch der Behindertensport ist inzwischen fester Bestandteil des Sports, also müssen Sportstätten barrierefrei sein. Unser Nutzungsverhalten ist kurzfristiger geworden, denn wir arbeiten länger und brauchen deshalb zentral gelegene Sportstätten, die wir gut erreichen können. Auch haben sich unsere Interessen verändert: Trendsportarten wie zum Beispiel Klettern sind hinzugekommen und haben dafür andere Sportarten verdrängt. Was sind also die neuen Anforderungen an eine Sportstätte, damit sie uns lange erhalten bleibt? Sie muss zentral gelegen sein, funktional und vielseitig sein, Barrierefreiheit bieten und trotzdem erschwinglich in den Kosten für Nutzer und Betreiber bleiben. Das erscheint auf den ersten Blick eine hohe Messlatte zu sein und finanziell aufwändig wirken. Allerdings sind solche strukturellen Veränderungen in der Stadtplanung nötig, um das Angebot zu verbessern. Kommunen und Vereine sollten in der Hinsicht zusammenarbeiten, denn eine gute und nachhaltige Entwicklung des Sports in einer Stadt hat eine strukturelle, integrative und kommunikative Komponente. Sport hat eine Vorbildfunktion und sorgt für eine verbesserte Lebensqualität in den Städten.
Was kann zum Beispiel ein Verein tun?
Nach wie vor fürchten sich die Betreiber von Sportstätten davor sich um eine nachhaltige Sanierung zu kümmern und in der Tat ist die Vereinigung von Ökologie, Soziologie und Ökonomie in einem Vereinsalltag keine leicht zu bewältigende Aufgabe. Deshalb haben es sich Landsportbünde wie zum Beispiel Nordrhein-Westfalen, Hessen oder Bayern zur Aufgabe gemacht den Vereinen mit einem Öko-Check zur Seite zu stehen und erste Hindernisse zu bewältigen. In diesen Checks klären Experten erste Fragen zum Wasser-, Strom und Energieverbrauch, aber auch zum Nutzungsverhalten. Wieviel Trinkwasser wird verbraucht und wozu? Wird damit der Rasen gesprengt und die Toilette durchgespült? Kann sich hier nicht auch ein Regenwasserauffangbecken lohnen? Haben Toilettenspülungen und Wasserbecken Stoptasten oder laufen sie durch? Sind an den Wasserhähnen wassersparende Köpfe angebracht? Wie ist das Verhalten der Nutzer? Gibt es Hinweistafeln oder Merkzettel zu energiesparendem Verhalten? Stehen im Gebäude Stromfresser (alte Monitore, Kühlschränke, Heizkörper) herum und laufen unentwegt? Wie ist die Wärmedämmung des Gebäudes? Ist das Dach abgedichtet? Und wie sieht die Anlagentechnik aus? Wie alt ist der Heizkessel? Wieviel Strom verbraucht die Beleuchtung im Gebäude und auf dem Sportplatz? Sind Stromsparende Leuchtmittel eingesetzt worden?
Fragen, die sich der Verein im Allgemeinen stellen sollte, sind zum Beispiel, neben dem Öko-Check, der Bedarf an den Sport: Braucht der Verein einen neuen Kunstrasenplatz, Naturrasenplatz oder lohnt sich ein Minispielfeld? Kann man Flächen, die nicht mehr aktiv genutzt werden, zum Beispiel in einen Kraftraum umbauen? Das Geld, das man durch einen nachhaltigen Umbau bzw. durch sinnvolle Einsparungen zurückbehält, kann in sinnvolle Erweiterungen gesteckt werden.
Sind diese Fragen geklärt, lohnt es sich einen Blick auf die vielen Möglichkeiten des Umbaus an sich zu werfen. Eine neue, nachhaltige Lösung findet sich zum Beispiel in Passivbauhausweise, die sehr viele Möglichkeiten im Sportbereich bietet. Nicht nur reduziert diese Bauweise die Energiekosten um drei Viertel des Bedarfs, sie bietet im Sommer auch eine günstige Möglichkeit ein kühles Klima zu schaffen. Gerade im Sommer leiden in herkömmlichen Sporthallen viele Sportler unter mangelnder Luftzirkulation und Kühle. Eine Klimaanlage wird im Fall eines Passivhauses nicht erforderlich sein. Sind die Kosten der Warmwasseraufbereitung zu hoch, kann Photovoltaik von Vorteil sein. Es gibt in diesem Fall viele Möglichkeiten eine solche Anlage über einen gewissen Zeitraum zu mieten oder über Einspeisung zu amortisieren. Auch die Nutzung von Geothermie kann sich in solchen Fällen sehr lohnen. In jedem Fall werden sie die Heizkosten drastisch senken. Für einen Verein wird es in jedem Fall von Vorteil sein sich ausgiebig von den Landesportbünde im Vorfeld beraten zu lassen und sehr viel Zeit in die Planung eines Um- oder Neubau zu investieren. Für solche Projekte stehen zudem zahlreiche Förderungsprogramme zur Verfügung oder man wird mit eigenem Fleiß aktiv (Spenden sammeln, Planung selbst übernehmen). Eine modernisierte, nachhaltig gestaltete und der Zeit angepasste Sportstätte wird so auch für neue Mitglieder attraktiv. Ein breites Informationsangebot in Form von Checks, Vorträgen und Beratungen zu solchen Überlegungen bieten die Landesportbünde, der Deutsche Olympische Sportbund sowie viele verschiedene Beispiele aus den Vereinen selber.
Lokale Agenda 21
Die Stadt Hannover gilt als Vorbild in der Umsetzung der lokalen Agenda 21. Seit 1995 arbeitet sie in verschiedenen Arbeitsgruppen an nachhaltigen Lösungen für die kommenden Generationen. Die meisten Sportstätten sind von Vereinen gepachtet worden, die sich ehrenamtlich um die anfallenden Arbeiten kümmern, darüber hinaus sind über 30% der deutschen Bevölkerung in Vereinen organisiert. Eine Maßnahme dies mit der Stadtentwicklung zu vereinen, ist die Bevölkerung und die Vereine in die Planung miteinzubeziehen und im Vorfeld Vorgaben zu erleichtern. Das beginnt bei verfügbaren Freiflächen, die für den Sport und Freizeitgestaltung geöffnet werden sowie Erleichterung in rechtlichen Fragen. In Hannover wurde nach der Klärung von Leitzielen die Arbeitsgruppe „Freizeit“ gegründet, die eine Bestandsaufnahme in den Vereinen machte und hinterfragte, welchen Bedarf die Bevölkerung an Sport- und Freizeitaktivitäten (zum Beispiel Trend- und Funsportarten) hatte. Dabei griff sie immer wieder auf Umfragen zurück und bezog die Bevölkerung so aktiv in das Geschehen mit ein bzw. ging auf deren Bedürfnisse ein. Über ein breites Informationsnetz, gezielte Öffentlichkeitsarbeit, Agenda-Zeitschriften und Newsletter wurden sie so hinreichend über Neuigkeiten informiert. Dann wurde verglichen, wie der Sport sich in die Umwelt einfügt oder ob er ökologische Systeme stört. So entwickelten sich auch die Leitziele: Wenn das Leitziel mit einbezog, das Menschen in der Natur lieber joggen, als auf den Straßen, wurden als Maßnahmen zum Beispiel im Wald bestimmte Wege dafür vorgesehen. Nach nachhaltiger Planung konnten Gelder gezielt eingesetzt werden und das Angebot in Hannover deutlich verbessert werden.
Nachhaltiger Sportstättenbau beginnt mit Planung im großem Umfang: durch die Einsparung von Betriebskosten verringert sich ökonomischer Druck, durch die Wahl von nachhaltigen Bauten und Materialien ökologischer und durch das umfangreichere Angebot, das eine Sportstätte dazu gewinnen kann auch sozialer. Nachhaltigkeit ist keine leere Worthülse, sondern ein wichtiger Schritt in die Zukunft.
 

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