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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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18.10.2012 - Ausgabe: 5/2012

Besser als der Ruf - Ein Plädoyer für Tennenflächen

Grandplatz, Hartplatz oder Ascheplatz, die Bezeichnungen sind vielfältig und die Verbreitung, zumindest im Bereich des Amateur- und Breitensports, trotz der schnellen Verbreitung von Kunststoffrasenbelägen, weiterhin groß:

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Neben den Bau- und Unterhaltungskosten spielt bei der Auswahl eines geeigneten Sportbelages die Nutzungsintensität eine wichtige Rolle. So geht die Fachliteratur von bis zu 1.500 Nutzungsstunden pro Jahr für Tennenflächen aus. In Relation gesetzt bedeutet dies, dass eine Tennenfläche an 365 Tagen täglich über 4 Stunden bespielt werden könnte. Realistisch dürfte, unter Berücksichtigung der Ausfallzeiten durch Feiertage, Ferien, Witterung, etc., von einer Belastungsfrequenz im Sommerhalbjahr von 5 bis 6 Stunden und im Winterhalbjahr von 2 bis 3 Stunden pro Tag ausgegangen werden. Spätestens an dieser Stelle muss allerdings auch zwischen der möglichen Nutzung, bis zu 1.500 Stunden/Jahr, und der tatsächlichen Nutzung unterschieden werden. Die tatsächliche Nutzung ist von verschiedenen Faktoren, wie zum Beispiel der Vereinsgröße, der Anzahl von Mannschaften, möglichen Ausweichflächen, der Nutzung durch Schulsport, etc., abhängig. Diese kann folglich nur projektspezifisch ermittelt werden. Im Allgemeinen ist davon auszugehen, dass auf einer Sportfläche, welche hauptsächlich halbtags genutzt wird, kaum die möglichen Nutzungsstunden eines Tennenbelages erreicht werden.
Tennenflächen sind keine Allwetterflächen und unterliegen daher in erheblichem Maße Witterungseinflüssen. Während der niederschlagsreichen Zeit ist die Benutzbarkeit, bedingt durch die Aufweichung der Platzdecke, stark eingeschränkt. Gegebenenfalls müssen sie bei starken Niederschlägen oder während der Zeit des Frost-Tau-Wechsels auch gesperrt werden. Alte Beläge hingegen verhärten mit der Zeit, was zu einer deutlichen Reduzierung der Wasserdurchlässigkeit führt und darüber hinaus die Verletzungsgefahr erheblich steigert. Mit geeigneten Maßnahmen und hier liegt ein großer Vorteil der Tennenflächen, können die Eigenschaften wieder verbessert werden, so dass sich seine Nutzungsdauer, anders als bei einem Kunststoffrasen, verlängern lässt.
Wie bei sämtlichen Sportbelägen spielt die fachgerechte Unterhaltungspflege bei Tennenflächen eine bedeutende Rolle. Das heißt, die Arbeiten sind von entsprechend ausgebildetem und geschultem Personal durchzuführen, da mit einer unsachgemäßen Pflege jeder Belag innerhalb kürzester Zeit zerstört werden kann.
Intensität und Häufigkeit sind bei Tennenbelägen von den Faktoren Baustoffart (Halden-und/oder Natursteinmaterial), Nutzungsfrequenz, Witterungsverhältnissen und Topographie abhängig. Die für die Erhaltung einer Tennendecke erforderlichen Pflegearbeiten beinhalten im Wesentlichen das Egalisieren der Deckschicht, das Wässern und das Walzen.
Das Egalisieren der Deckschicht spielt für die Erhaltung der sportfunktionalen Eigenschaften eine bedeutende Rolle. Durch das Bespielen entstandene Unebenheiten werden dabei durch Einschleifen mit entsprechenden Geräten beseitigt. Hierzu erforderliche Geräte sollten Arbeitsbreiten zwischen 1,50 und 2,50 m haben. Ihr Gewicht muss ausreichen, damit sie nicht "springen", andererseits darf bei zu hoher Last kein Abscheren des Tennenbelages erfolgen. Bewährt haben sich Baustahlmatten, Schleppnetze, hintereinander geschaltete Profilleisten in loser oder starrer Verbindung und Schleppbalken mit Stahlkanten. Nach Möglichkeit sollte das Egalisieren über Kreuz erfolgen, wobei eine Geschwindigkeit von 15 km/h nicht überschritten werden sollte. Bei Kurvenfahrten muss die Arbeitsgeschwindigkeit stark herabgesetzt werden, um zu vermeiden, dass eine Verschiebung des Tennenbelages erfolgt.
Bei allen Tennenflächen handelt es sich um mechanisch stabilisierte, wassergebundene Beläge, woraus der Umkehrschluss gezogen werden kann, dass, wenn in der Deckschicht kein oder zu wenig Wasser enthalten ist, der Belag auch keine Bindung mehr besitzen kann. Es ist daher erforderlich, Tennenbeläge in Trockenperioden zu beregnen. Dies wird bei Neuanlagen am zweckmäßigsten durch den Einbau von Versenkregnern gewährleistet. Auf jeden Fall muss die Beregnungsdichte so gewählt werden, dass ca. 10 l Wasser/m², verteilt in zwei Gaben, aufgebracht werden können, wobei der Bedarf abhängig ist von der Witterung. Bei trockenem Wetter ist es zweckmäßig, insbesondere vor jeder stärkeren Belastung eine Durchfeuchtung des Platzes vorzunehmen. Grundsätzlich dürfen Tennenflächen nur im erdfeuchten Zustand bespielt und gepflegt werden, um die Kornzerstörung weitgehend zu reduzieren und darüber hinaus die Verletzungsgefahr zu mindern.
Ein besonderes Augenmerk muss der Beseitigung von punktuell auftretenden Beschädigungen (Durchtritten) geschenkt werden, denn diese sind vor jedem Einsatz von Pflegegeräten manuell auszubessern. Ansonsten wird es über kurz oder lang zu einer Zerstörung des gesamten Platzaufbaus kommen. In den Abbildungen 1 bis 3 ist die ursächliche Abfolge, die zu der Zerstörung führt genauer dargestellt. Für die Beseitigung der Durchtritte sind zunächst die aufgespielten Stellen von Hand auszukoffern. Falls bereits eine Vermischung des Tennenbelages mit der dynamischen Schicht stattgefunden hat, ist das vermischte Material zu entfernen. Danach muss das Planum der dynamischen Schicht mit einem Ersatzbaustoff der Körnung 0/16 mm profilgerecht hergestellt und verdichtet werden, bevor das Planum des Tennenbelages mit erdfeuchtem Ersatzbaustoff der Körnung 0/3 mm profilgerecht nachgebessert und zum Beispiel mit einem Handstampfer verdichtet wird.
Gerade in der Übergangszeit zwischen Winter und Frühling kommt es vor, dass bei Tennenflächen die gefrorene Deckschicht auftaut, während die darunterliegende dynamische Schicht bzw. Tragschicht noch gefroren sind. Diese Phase wird auch als Frost-Tau-Wechsel bezeichnet. Hierbei kann das Oberflächenwasser nicht abfließen und die Deckschicht weißt einen zu hohen Wassergehalt auf. Ein Bespielen der Fläche würde zu diesem Zeitpunkt unweigerlich zu einer Zerstörung der Deckschicht führen. Nach dem Auftauen der gesamten Tennenplatzkonstruktion hat eine Nachverdichtung der Deckschicht bei erdfeuchtem Zustand durch kreuzweises Walzen zu erfolgen. Erst danach kann der Spielbetrieb wieder aufgenommen werden. Das für die Verdichtung ideale Walzengewicht liegt zwischen 4 und 6 kg/cm². Bei den zur Verwendung kommenden Walzen, seien es selbstfahrende oder Anhängewalzen, ist darauf zu achten, dass sie für die Kurvenfahrt die erforderlichen, geteilten Bandagen haben und die Kanten des Walzkörpers gefast beziehungsweise abgerundet sind. Der Durchmesser des Walzenkörpers sollte mindestens 30 cm betragen, um ein Schieben des Deckschichtmaterials vor dem Walzenkörper zu vermeiden. Eine erfolgreiche Verdichtung des Tennenbelages ist nur dann möglich, wenn sich der Belag in einem erdfeuchten Zustand befindet, aber auch trockene Tennenbeläge können nicht verdichtet werden. Ist jedoch der Wassergehalt des Deckschichtbaustoffes zu hoch, besteht die Gefahr einer zu starken Verdichtung. Daraus resultiert eine "Platzhärte" und vor allem mit einer stark reduzierten Wasserdurchlässigkeit.
Untersuchungen älterer Tennenflächen ergaben, dass die Schichtstärke des Deckschichtmaterials in der Regel vom Rand her zum Mittelfeld hin abnimmt. Außerdem erhöht sich der Schluffanteil des Materials, was wiederum eine wesentlich stärkere Verdichtung des Belages, mit der damit verbundenen geringeren Elastizität und geringeren Wasserdurchlässigkeit bewirkt.
Ein derart verdichteter Belag muss mit entsprechenden Spezialgeräten wieder vorsichtig aufgelockert werden, wobei die Zinken der Geräte nicht mehr als 1 bis 2 cm in den Belag eindringen dürfen, da ansonsten das grobkörnige Material der dynamischen Schicht nach oben geholt werden würde. Entsprechende Geräte sind auf den Fotos 2 und 3 abgebildet.
Ist eine ausreichende Wasserdurchlässigkeit mit diesen Maßnahmen nicht mehr herzustellen, so besteht noch die Möglichkeit sowohl die Deckschicht, als auch die dynamische Schicht, bis in die Tragschicht mit Vollspoons zu durchstoßen. Anschließend werden die entstandenen Löcher mit einem Stützkorn verfüllt. Hierbei ist zu beachten, dass durch diese Maßnahme in Teilen eine Kornverlagerung, auch des Schluffanteils, in die Tragschicht stattfindet und somit die Wasserdurchlässigkeit der Tragschicht nachteilig verändert werden kann.
Gerade in den verschiedenen Renovationsmöglichkeiten liegen, neben den geringeren Baukosten, die Vorteile der Tennenflächen. Darüber hinaus ergeben sich für alle am Baubeteiligten aber auch andere Vorteile bei Tennenbelägen. Anders als beispielsweise bei einem Kunststoffrasen können die Parameter, welche Einfluss auf die Güte und Lebensdauer eines Belages haben, wie Kornverteilung, Scherfestigkeit, Wasserdurchlässigkeit, etc., vor Ort und zur Abnahme geprüft werden. Dadurch hat der Bauherr eine größere Sicherheit und Klarheit über das was ihm tatsächlich eingebaut worden ist. Eignungsprüfungen der Hersteller stellen somit nicht die alleinige Sicherheit für das Produkt dar. Der Bau und die damit zusammenhängenden Eignungs-, Eigenüberwachungs- und Kontrollprüfungen sind in der DIN 18035-5 geregelt, welche zuletzt im August 2007 als überarbeitete Norm erschienen ist.
Auf Grund der schwierigen finanziellen Situation vieler Kommunen und des Bedarfs an Sportflächen, sollte Tennenflächen wieder mehr Beachtung geschenkt werden. Dabei ist die tatsächliche Nutzungszeit der jeweiligen Sportanlage zu beachten und nicht die theoretisch mögliche eines Belages. Eine fachgerechte Pflege ist bei sämtlichen Sportbelägen erforderlich, allerdings besteht bei Tennenflächen, im Gegensatz zu Kunststoffrasenbelägen, die Möglichkeit durch entsprechende Renovationsmaßnahmen die Lebensdauer zu verlängern, bevor eine Sportanlage auf Grund von Unfallgefahr für die Nutzer geschlossen gesperrt werden müsste.


Foto 1
Auf Tennenbelägen wird nach wie vor Fußball gespielt. An der unterschiedlichen Färbung der Tennendecke ist zu erkennen, dass das Spielfeld beregnet worden ist.
Foto 2
Renovationsgerät zur Lockerung der Deckschicht. Durch Kombination einer Igelwalze mit einer Gittermantelwalze kann verdichtetes Deckschichtmaterial gelockert werden
Foto 3
Weiteres Renovationsgerät zur Lockerung der Deckschicht. Hier wird eine Rüttelegge mit einer Igelwalze kombiniert. Anschließend wird das gelockerte Material mit einer Glattmantelwalze angedrückt.
Foto 4
Einsatz eines Verti-Drän Gerätes auf einem Tennenspielfeld. Die Vollspoons durchdringen die Deckschicht und die dynamische Schicht bis in die Tragschicht
Abbildung 1
Darstellung eines punktuellen Durchtritts. Das Deckschichtmaterial wird an die Oberfläche gespielt und entmischt sich
Abbildung 2
Ohne eine vorherige Beseitigung würde nun beim Egalisieren hauptsächlich Grobkornmaterial in den Durchtritt verfrachtet. Auf Grund der Entmischung kann dieses Material nicht mehr ausreichend verdichtet werden
Abbildung 3
Auf Grund der unzureichenden Festigkeit des entmischten Materials kann der folgende Durchtritt bis in die dynamische Schicht gelangen und Grobkorn der dynamischen Schicht wird an die Spielfeldoberfläche verfrachtet. Neben der Zerstörung des Platzaufbaus besteht nun auch eine Unfallgefahr für die Sportler.
 

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