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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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27.02.2013 - Ausgabe: 1/2013

Regenbogenband im Helene-Deutsch-Park

Von Dipl.-Ing. Karl Grimm, Wien

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Das umgebende Gebäudeensemble besteht aus historischen Sozialanstalten, in denen nun Kindergarten- und Jugendgruppen öffentlicher und privater Organisationen sowie Büros untergebracht sind. Der jetzige Park entstand, indem die Außenanlagen dieser Institutionen für alle geöffnet wurden. Tatsächlich wurde dies in den letzten Jahren von der Quartiersbevölkerung wenig genutzt, weil die Eingangssituationen schwer lesbar und nicht einladend waren.

Benannt ist der Park nach Helene Deutsch, einer österreichisch-US-amerikanischen Psychoanalytikerin der ersten Generation, die sich als Schülerin und Mitarbeiterin von Sigmund Freud mit frauenspezifischer Psychoanalyse befasste.

Herausforderungen in der Neugestaltung lagen in der Einbindung intensiver Spielnutzung in einen Park für alle. Viele Kindergarten– und Hortgruppen der unmittelbar angrenzenden Einrichtungen nutzen die Anlage tagsüber. Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen sind dabei besonders zu berücksichtigen. Spätnachmittags, abends sowie an den Wochenenden folgt eine Nutzung durch Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus dem Quartier. Im Vorfeld der Planung fand ein Bürgerbeteilungsverfahren mit Befragungen, Interviews, Parkgesprächen und Workshops statt. Dabei wurden nicht nur Wünsche nicht nur Wünsche für die Gestaltung gesammelt, sondern auch der Park bekannt gemacht. Bestehende Nutzungen sollten weiterhin möglich sein, wobei der Gerätespielplatz besser ausgestattet und der Ballspielbereich multifunktionaler werden sollte. Die Parkeingänge sollten gut erkennbar und barrierefrei werden, die Sitzgelegenheiten im Park verbessert und Wasser zum Trinken und Spielen verfügbar werden.

Leitelement der Neugestaltung ist das „Regenbogenband“. Es ist ein schmales Modulmöbel mit Wellen und flachen Abschnitten, das sich durch den ganzen Park zieht. Das Band leitet vom neuen Vorplatz in den Park hinein und verbindet die Bereiche Vorplatz, Spielplatz, Ballspielbereich und Wasser-Sand-Spiel-Landschaft. Das Regenbogenband ist sowohl Sitzmöbel für alle als auch Jugendmöbel. Das Möbel ist bespielbar durch Entlanglaufen über die Wellen und unten durch Kriechen. Ein Element mit starkem Erscheinungsbild kann - der Nutzung im Tagesverlauf entsprechend - sowohl von Kindern als auch von Jugendlichen angeeignet werden.

Die Regenbogenfarben werden durch eine bunte Akrylbelattung auf einem offenen, zarten Unterbau aus Spezialbeton erreicht. Das Möbel wird von Wegen und Durchgangsbereichen immer wieder unterbrochen. Die Lücken werden durch große Farbpunkte auf der Wegeoberfläche miteinander verbunden, die als Hüpfspiel zwischen den Elementen genutzt werden.

Das Regenbogenband schafft eine Identität für den Helene-Deutsch-Park. Der Regenbogen ist Symbol der Vielfalt. Er steht in der Indianischen Legende der Rainbow Warrior für Menschen vieler Farben und Eigenschaften und als Regenbogenfahne für Toleranz, Freiheit und Frieden.

Dem Regenbogenband folgend wurde die Parkanlage in vielen Details aufgewertet:
Der Haupteingang wurde neu gestaltet. Ein zum Straßenraum offener Vorplatz macht auf den Park aufmerksam und lädt zum Besuch ein. Ein Zürgelbaum wurde beim Eingang neu gepflanzt und signalisiert mit seiner in den Straßenraum wachsenden Krone den Park. Ein transparenter Stabzaun ermöglicht Einblicke in den Park und schafft durch soziale Kontrolle mehr Sicherheit.
Der Gerätespielbereich verblieb am bisherigen Standort nahe dem Eingang, die Ausstattung wurde mit Kletterkombination, Wellenrutsche, 4er Schaukel und Nestschaukel sowie einem drehbaren Kletterturm verdichtet. Anstelle eines Zaunes bildet nun die Regenbogenbank die Raumgrenze zwischen Weg und Spielbereich.

Ein früherer Asphaltplatz im Zentrum der Anlage wurde unterteilt und für verschiedene Nutzungen gestaltet. Ein Minibolzplatz für Kinder mit zwei Kicktoren und - durch einen Zaun getrennt - ein Multifunktionsplatz für Volleyball, Basketball und Streetball erhielten einen elastischen Gummigranulat-Belag. Um die Ballspielanlage herum befinden sich Bewegungsräume, auf deren befestigte Oberflächen verschiedene Hüpfspielen aufgemalt sind. Über Zerrspiegel können die Aktivitäten verfremdet beobachtet werden. Das Regenbogenband ist Raumabschluss des Bewegungsbereichs.

Entlang der Gebäude sind in einer ruhigeren Zone Hängemattenwiese und Zeltwiese angeordnet. Auf der Zeltwiese stehen Tetraeder aus Robinienrundholz, die mit beweglichen waagrechten Holzstangen verbunden werden können. Die Stangen werden im Kinderhort verwahrt. Mit Tüchern und Planen können aus den einzelnen Tetraedern und aus der verbundenen Holzkonstruktion kleine und große temporäre Zelte gebildet werden, die die Kinder begeistern.

In einen Geländesprung wurde ein Sand-Wasser-Spielbereich eingebettet. Eine Wasserrinne aus Kleinsteinpflaster ist mit Schiebern und großen Kieseln ausgestattet und mündet in den Sandspielbereich. Betonelemente des Regenbogenbandes ohne Belattung dienen als Spieltische.

Eine neue Wegeführung im Park bildet drei Schleifen, die zum Laufen und Fahren mit Dreirad, Trittroller und Kinderfahrrad einladen. Vom restlichen Park getrennt ist ein Kleinkinderspielbereich für den Hort.

Ein gut entwickelter Altbaumbestand verleiht der Anlage Parkcharakter trotz der dichten Ausstattung und robusten Ausführung mit befestigten Oberflächen. Gräserovals unter den Altbäumen fördern dieses Bild.


Projektdaten:
Helene-Deutsch-Park
Bauherr: Stadt Wien – Wiener Stadtgärten
Planung: Karl Grimm Landschaftsarchitekten, Wien
Mitarbeiterin: Erika Klosterhuber
Fertigstellung: 2011
Fläche: 3.500 m²
Kosten (brutto): € 490.000

 

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