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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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18.04.2024 - Ausgabe: 2/2024

Spielplatz Bambesch - Stadgeschicht Dir kënnt beréieren (Stadtgeschichte zum Anfassen)

Von Felix Steiners (Schwarze und Partner Landschaftsarchitekten mbB
Photo
© Schwarze und Partner Landschaftsarchitekten mbB

Der Waldspielplatz hat nicht nur tolle Rutschen, Schaukeln, Sandkästen, Holzparcours, Seilbahnen, Kletterwände und Wasserspiele, sondern liegt auch in einer wunderschönen Grünanlage mit hohen Bäumen und atemberaubender Natur. Der Spielplatz Bambesch ist stadtbekannt. Viele Luxemburger*innen kennen die Anlage noch aus ihren eigenen Kinder- und Jugendtagen und besuchen sie heute mit ihren Kindern und Enkeln.

Der heutige Spielplatz wurde bereits Anfang des 20. Jahrhundert zu Erholungszwecken genutzt. Der erste Waldspielplatz entstand im Jahr 1968 mit Spielelementen wie einer großen Schaukel, einer Ritterburg und ausgedehnten Sandkästen.Über die Zeit wurden viele Geräte ausgetauscht, der Fläche neu hinzugefügt, in Teilen aber auch erhalten und repariert. Zuletzt wirkte der Spielplatz in die Jahre gekommen, unorganisiert und ohne gestalterisches Leitthema. Das erkannte auch der Schöffenrat der Stadt Luxemburg und beschloss die Neugestaltung und Sanierung der überaus geschichtsträchtigen Anlage.

 Mit der Planung des Projektes wurde das Landschaftsarchitekturbüro Schwarze und Partner aus Krefeld in Deutschland beauftragt. In enger Zusammenarbeit mit der Stadt Luxemburg und dem Service Forêts, entwickelten Schwarze und Partner ein Spielplatzkonzept, das der Anlage wieder neues Leben einhaucht und fit für die nächste Generation macht.Die bisherige Anbindung an den ÖPNV durch die Buslinie 33 wurde im Zuge der Neugestaltung um eine Haltestelle („Bambësch/centre sportif“) erweitert, sodass der Spielplatz nun von 9:00 Uhr bis 21:00 Uhr direkt erreicht werden kann.

 

1.Konzeptionsgedanken des neuen Spielplatzes

1.1 Stadtgeschichtlicher Kontext

 

Thematisch sollte sich der neue Spielplatz durch eine gestalterische Orientierung an den markanten, historischen Bauwerken, den naturräumliche Besonderheiten und der Schaffung von Bezügen zu lokalen Legenden und historischen Ereignissen sowie an dem kulturhistorischen Erbe der Hauptstadt orientieren. Elemente der Stadtgeschichte sollten auf diese Weise den Kindern nähergebracht werden und die Identifikation mit der eigenen Umgebung/Heimat stärken.

Der Spielplatz zeichnet sich vor allem durch seine Größe von ca. einem ha und der Anbindung an den Gemeindewald Bambesch aus, durch die interessante Spielräume zwischen gestalteter Spiellandschaft und den natürlichen, frei gewachsenen Strukturen entstehen. Spielerisch kann durch diese räumliche Nähe der beiden Bereiche auch ein wichtiges Naturverständnis vermittelt werden. Um diesem natürlichen Umfeld gerecht zu werden, wurde der Entschluss gefasst, für die Herstellung der Spielgeräte/-strukturen überwiegend Holz und andere natürliche Baustoffe (Stein, Sand, Hackschnitzel, Wasser, …) zu verwenden, um neben dem gestalterischen Effekt auch das haptische Spielerleben der Kinder zu steigern.

 

1.2 Klimawandel und Nachhaltigkeit

Im Zuge einer nachhaltigen und klimaangepassten Gestaltung wurde bei der Ausgestaltung der Flächen gezielt eine all zu starke Versiegelung vermieden, um den anstehenden Boden zu schützen und für eine zentrale Versickerung von Regenwasser offen zu halten.

Die durch den menschengemachten Klimawandel immer öfter und länger auftretenden Hitzeperioden spielen auch bei der Gestaltung des Spielplatzes eine wichtige Rolle. Um Nutzende an extrem heißen Sommertagen vor zu starker Sonneneinstrahlung zu schützen, wurden in stark exponierten Bereichen Baumneupflanzungen vorgesehen. Durch die Platzierung von Spielbereichen entlang des vorhandenen Waldsaumes wird in besonderem Maße auch der Transpirationskühleffekt der bestehenden Gehölze genutzt. Zwei auf offener Fläche liegende Bereiche werden durch ein Sonnen- und ein Allwettersegel geschützt. Verschiedene Wasserspielelemente im Zentrum der Anlage bieten zusätzlich die Möglichkeit der Abkühlung. Durstigen Besuchenden steht im Eingangsbereich ein kindgerechter Trinkwasserspender zur Verfügung.

 

1.3 Integration und Teilhabe

Integration und Teilhabe wurden bei der Konzeptionierung des Spielplatzes Bambesch weiter gedacht, als es derzeit leider oft auf anderen Spielplätzen der Fall ist. Als ein Ort der Begegnung und Interaktion sollte der Spielplatz für Menschen jeden Alters, jeden Geschlechts, jeder Herkunft und jeder körperlichen wie geistigen Grundverfassung etwas bieten. Statt durch eine vorgeschobene Verwendung augenscheinlich barrierefreier Materialien und Spielelemente sollte durch das Gestaltungskonzept ein entscheidender Grundstein für die integrative und barrierefreie Gestaltung des Spielplatzes gelegt werden. Durch unterschiedliche Risikopotenziale bei der Ausgestaltung der Spielanlagen wurden Angebote für Groß und Klein geschaffen. Um gegenseitige Interaktion und Integration zu fördern, wurden gezielt Spielkonzepte entwickelt, die vor allem dann funktionieren, wenn mehrere Kinder zusammenarbeiten, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen.

Für die Integration und Teilhabe spielte die Erreichbarkeit eine wesentliche Rolle. Erschließungswege und zahlreiche Zugänge zu Spielgeräten wurden aus diesem Grund ebenerdig ausgeführt, sodass auch mobilitätseingeschränkte Menschen die Angebote aus eigener Kraft nutzen können. Durch einen Belag aus rollstuhlüberfahrbaren Hackschnitzel der Firma Öcocolor war es möglich, weite Teile des Spielplatzes weitestgehend barrierefrei zu erschließen und gleichzeitig das Überthema des „Naturspielplatzes“ zu wahren. 

 

2. Der Spielplatz

2.1 Spielbereich für Kleinkinder

Den Eingangsbereich des Spielplatzes bildet ein ausladender Bereich für Kleinkinder, der nach Norden durch ein aus Natursteinblöcken nachempfundenen Teil der „Stadtmauer“ und nach Süden durch den aus wassergebundener Decke hergestellten Hauptweg begrenzt ist. Die in Zickzackform verlaufende, „Stadtmauer“, nach Vanban’schem Vorbild, dient neben der barrierefreien Erschließung des Spielbereiches vor allem als Sitz- und Spielelement. An verschiedenen Punkten ist die etwa 60 cm hohe Mauer durch unterschiedliche Strukturen, wie z.B. einem Netzaufstieg und einem hölzernes Steigpodest, mit dem angrenzenden Spielbereich verbunden. Zusätzliche Holzpodeste im Schatten der angrenzenden, üppig gewachsenen Eichen bieten genügend Schatten für eine Rast an heißen Sommertagen.

Im Sandspielbereich sind unterschiedlichen Kletterangebote wie z.B. ein Kletterparcours vorhanden, auf dem die Jüngsten ihre motorischen Fähigkeiten entwickeln und stärken sowie miteinander in Interaktion treten können. Das aufgearbeitete Tier-Karussell aus dem Altbestand verweist auf die bewegte Geschichte des Ortes. Eine neu installierte Nestwiege kann zum Schaukeln – allein oder mit anderen – oder zum Abchillen genutzt werden. Weitere Spielelemente vervollständigen das Spielangebot.

 

2.2 Wasserspielbereich

Quert man den breiten Hauptweg, gelangt man zu dem ausgedehnten Sand – und Matschbereich, der schon von Weitem durch das große überspannende Sonnensegel zu erkennen ist. Teile des Segels, das an heißen Tagen in dem stark sonnenexponierten Bereich kühlen Schatten spendet, wurden aus dem Altbestand recycelt und übernommen. Der Sandspielbereich selbst ist mit mehreren kleinen Spielgeräten ausgestattet, wie z.B. einem kleinen Bagger und einem Raupen-Spielgerät für Kleinkinder.

Neben dem Segel überspannten Sandspielbereich wird die Fläche vor allem von einem Wichteldorf mit drei kleineren Hütten geprägt, das über einen ebenerdigen Holzsteg, der direkt an den Hauptweg anschließt, erreicht werden kann. Im Übergangsbereich zwischen Wichteldorf und Sand-Matsch-Spielbereich sind verschiedene Spielangebote, wie z.B. Pumpen, eine Matschrinne und ein Sandaufzug, angeordnet, die Kinder zur gegenseitigen Interaktion ermutigen.

Im Zentrum des Spielbereichs endet spiralförmig der vom Fortress Drei Eichelen aus kommende Spielbach Alzette. Der Bach ist aus einem bunten Mosaikpflaster hergestellt und an den Rändern stellenweise mit verschiedengroßen Findlingen eingefasst, die das herabfließende Wasser in unterschiedliche Richtungen lenken. Entlang des Baches reihen sich verschiedene Spielangebote, wie z.B. Zieh-/Stauwehre, Pumpen, Mühlenrädern, Spritzdüsen und kleine Wasserfälle. Durch die Form und die Abfolge der Spielgeräte müssen die Kinder miteinander interagieren, um bspw. eine größere Menge Wasser anzustauen und im Anschluss den Bachlauf herabrauschen zu lassen. Am Oberlauf des Spielbachs steht die Sagenfigur der Nixe Melusina, in die sich der Ritter Siegfried verliebte und ihr zu Ehren eine Burg auf dem Bockfelsen baute.

Der gesamte Bachlauf wird immer mindestens einseitig von einem Belag aus Hackschnitzeln der Firma Öcocolor begleitet, der sich auch für die Überfahrt mit Rollstühlen oder Kinderwagen eignet. Auch der Bachlauf selbst ist stellenweise rollstuhlbefahrbar, sodass möglichst viele Menschen in das Spielerlebnis einbezogen werden.

 

2.3 Forteresse „Drai Eechelen“

Am obersten, nördlichsten Punkt des Spielbaches bildet das Fortress „Drai Eechelen“ den Übergangsbereich zum Waldgebiet. Das Fortress ist ein Teil der historischen Festungsanlagen der Stadt Luxemburg und trägt seinen Namen durch die drei übergroßen, vergoldeten Eicheldarstellungen auf den Dachspitzen der Dächer. Das Fortress kann auf verschiedenen Ebenen bespielt werden. Durch eine offene Gestaltung der Verkleidungen entstehen spannende Interaktionsmöglichkeiten zwischen den Kindern inner- und außerhalb der Spielanlage, insbesondere unter Einbeziehung der zwei Spritzpumpen, die vor den Toren des Fortress installiert sind.

Im Zentrum des Fortress, im Schatten der umliegenden Bäume, liegt ein Wasserspielbereich mit Wasserspender. In dem geschützten Raum abseits des zentralen Hauptbereiches bietet sich jüngeren Kindern die Gelegenheit, Erfahrungen mit dem Element Wasser in Kombination mit Matsch und Sand zu sammeln. Das Fortress selbst kann über verschiedene Ein- und Ausstiege, wie z.B. Rutschen, Brücken, Wackelstege und Turmaufstiege, von Kindern unterschiedlicher Altersgruppen erschlossen werden.

 

2.4 Spanischer Turm

Bewegt man sich in südlicher Richtung weiter entlang des angrenzenden Waldsaumes, gelangt man über einen Klettersteg auf die Fortsetzung der Stadtmauer, deren erster Teil im Eingangsbereich beginnt.

Folgt man dem zackigen Verlauf der Mauer sowie des Wehrganges, gelangt man zu einer Nachbildung von einem der spanischen Türme, die in der Zeit der spanischen Herrschaft in Luxemburg als Teil der Befestigungsanlage geschaffen wurden. Über eine Rutschstange können Kinder hier von der höherliegenden Stadtmauer in den innenseitig tieferliegenden Spielbereich gelangen.

Neben der Rutschstange gibt es weitere Ein- und Ausstiege wie den bereits erwähnten Klettersteg und ein Kletternetz.

 

2.5 Drei Türme

Im Südosten bilden die „Drei Türme“ den Abschluss der Hauptspielanlage. In Luxemburg gehören sie zu den ältesten Gebäuden der Stadt. Vom Waldsaum aus können die Drei Türme über eine Holzbrücke barrierefrei erreicht werden. Das Fundament der Drei Türme bildet eine aus Kunstfelsen nachgebildete Grotte, die neben einem Klangelement auch mit einem Brezelaufstieg ausgestattet ist. Der Turm hat verschiedene Ebenen, die über eine labyrinthartig angeordnete Abfolge unterschiedlich hoher Holzpodeste erklommen werden können. Oben angelangt, bietet sich den Kindern über einen von drei Sprechhörer die Möglichkeit, mit Kindern in anderen Spielbereichen zu kommunizieren.

 

2.6 Schlossbrücke

Rückseitig von den Drei Türmen schließt die Schlossbrücke an, ein Nachbau der originalen Schlossbrücke, die in der Stadt den Fischmarkt mit dem Bockfelsen verbindet. Die Brücke lässt sich in zwei Ebenen unterteilen. Der untere Teil kann unterquert werden und dient zugleich als Aufenthaltsraum, der den spielenden Kindern die Gelegenheit bietet zu verschnaufen.

Der obere Bereich der Brücke ist als Wipp-Plattform ausgestaltet. Je nachdem wie sich das Gewicht durch die überquerenden Personen verlagert, kippt die Brücke, die sich auch zur Überfahrt mit dem Rollstuhl eignet, in die eine oder die andere Richtung.

 

2.7 Bockfelsen

Der Bockfelsen ist die Wiege Luxemburgs und Standort der alten Burg, der Keimzelle der heutigen Stadt. Der Fels selbst ist in zwei verschiedenen Bauweisen hergestellt. Zum einen aus quaderförmigen Natursteinblöcken und zum anderen aus modellierten Kunstfelsenwänden, die in ihrer Farbgebung und Struktur dem Original nachempfunden sind.

Über die getreppten Blockstrukturen aus Luxemburger Sandstein ist ein schneller Aufstieg möglich, die sich durch ihre Höhe auch gut als Sitzelemente eignen. Ausgestattet mit einem rollstuhlüberfahrbaren Belag aus sich verzahnenden Hackschnitzeln, kann das höherliegende Plateau auch von mobilitätseingeschränkten Menschen erreicht werden. Im Bereich der modellierten Kunstfelsenwände dienen drei Kletteraufstiege unterschiedlichen Schwierigkeitsgrades, in Form von mehreren boulderartigen Vertiefungen in der Wand, der Überwindung des Höhenunterschieds.

 

2.8 Hohler Zahn

Mittig auf dem Bockfelsen ragt der „Hohle Zahn“ empor, der dem einstigen Wehrturm der städtischen Festungsanlagen nahempfunden ist. Der Zugang zu dem hölzernen Spielturm erfolgt über eine Hängebrücke. Im Inneren kann der Turm über einen Kaminaufstieg erklommen und, oben angekommen, über eine Rutsche verlassen werden. Auf der Spitze des Turms, die den höchsten Punkt der Anlage bildet, haben die Kinder einen umfassenden Überblick über den gesamten Spielplatz und den angrenzenden Wald.

 

2.9 Picknickbereich

Auf der großen Spielwiese im südwestlichen Bereich der Anlage befindet sich ein Picknickbereich, der durch ein Allwettersegel vor Sonne und Regen geschützt ist. Hier bietet sich der perfekte Raum für eine „Spielpause“, ein gemeinschaftliches Mittagessen oder als Aufenthaltsort für Eltern. Der Bereich ist multifunktional und kann durch das Wegräumen der Picknickbänke auch als Ort für Aufführungen und Konzerte genutzt werden.


Nordwestlich des Picknickbereichs befindet sich eine hochmoderne, barrierefreie Toilettenanlage aus Edelstahl. Die Anlage reinigt sich weitestgehend selbst und steht den Besuchenden frei zur Verfügung.


Weitere Informationen:

Schwarze und Partner, Landschaftsarchitekten mbB

Partner: Pieter Schwarze und Hanspeter Tiefenbach - VFA, AKNW 

Auf dem Kamp 24, 47800 Krefeld 

Tel.: 02151 5189-411 - Fax: 02151 5189-412

www.schwarzeundpartner.de

 

 

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