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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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09.04.2013 - Ausgabe: 2/2013

Freiflächen für Bewegungs(t)räume für Kleine Kölner

Von Prof. Dipl.-Ing. Siegfried Knoll, knoll.neues.gruen.gmbh

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Die kleinen Kinder in der Stadt haben es schwer. Viele Flächen in der Stadt, unter anderem die Straße, ist als Spielraum verschwunden. Trotz Anstrengungen für neue Spielflächen gibt es viele Defizite für kindgerechte Lebensräume (Spiel- und Bewegungsräume). Eine kinderfreundliche Stadt muss dieses besondere Ziel in der Stadtentwicklung mit einbeziehen.

Die Kinder sollen in der KiTa Rio die Welt begreifen und erobern, aber auch Rückzugsbereiche finden. Unterschiedliche Geschwindigkeiten von Bewegung bewusst zu erleben und zu erlernen, sind die Voraussetzungen für eine kindgerechte Entwicklung. Sie sollen bei schlechtem Wetter draußen bleiben dürfen, um Naturereignisse wie Regen, Wind und Schnee nicht hinter Fenster und Türen, sondern unmittelbar und naturnah erleben zu können.
Die Außenanlage ist im wahrsten Sinne des Wortes als Kindergarten geplant mit praktischen botanischen Erfahrungsmöglichkeiten, ein Garten mit Kontakt zur Natur in unterschiedlichsten Formen gehört zu den elementaren Grunderfahrungen eines Tier- und Pflanzenwachstums und dessen Empfindlichkeit und Sensibilität.

Möglichst vielfältige Materialien und modelliertes Gelände, in verschiedenen Höhen der Spielebenen, sind die Angebote der sanierten Anlage.

Dialog

Nach einer intensiven Vorbesprechung zwischen mit dem Landschaftsarchitekturbüro knoll.neues.gruen.gmbh und der Kita-Leitung sind die folgenden Ziele besprochen worden:
Ein vorhandener Garten- und Freiraum soll gemeinsam zum kleinen Kinderparadies gestaltet werden. Erreicht werden soll ein kindgerechter Raum mit Aufenthaltsflächen in Kontakt zur Natur sowie Bewegungsraum zum Rennen, Toben, Klettern und Rutschen. Geplant ist alles, was ein Kind zu Bewegung animiert, das heißt eine Rundbahn um den Sandkasten und der Terrasse. Eine Schaukel, eventuell eine Netzschaukel für alle Kinder als gemeinsames Schaukelerlebnis.
Ein Spielkombinationsgerät mit Baumhaus, Kletterwand, Seilbrücke, Stegaufgang und einer breiten Edelstahlrutsche.
Der Kontakt zur Natur soll möglich werden, durch die Baustelle am Erdhaufen und im Schmetterlingsparadies mit Weiden und Sommerflieder sowie einem geheimnisvollen geschwungenen Barfußweg.
Zentral an der Terrasse verbleibt die Cabana als die große Sandfläche mit Matschplattformen und Spieltieren. Mit zwei großen Sonnenschirmen überdacht, sind viele Spielfunktionen im Sand und auf dem Belag durch die Kleinen bei unterschiedlichen Witterungen möglich.
In der diagonal konzipierten Anlage wird der Kindergarten mit erhöhten Kräutern und Gemüsebeeten sowie einer neuen Pergola für die vorhandene Wisteria- Rankpflanze (Blauregen) zum grünen Kinder- und Klassenzimmer.
Das neue grüne Haus am Platz der bestehenden Hütte kann mit Bühne und Sitzstufen für Spielformen Tanz und Theater genutzt werden. Als Sicherung entsteht eine lange Malwand entlang der Stützmauer.

Ziel der Gesamtanlage sind Außenräume, die zur Bewegung animieren und ein Garten für alle Sinne.

Engagement aller

Das Engagement des Büros knoll.neues.gruen.gmbh liegt auf der Hand: Siegfried Knoll ist Landschaftsarchitekt, Inhaber eines renommierten Büros in der
Nähe von Stuttgart und Lehrstuhlinhaber an der Hochschule Nürtingen. Der Grund für sein ehrenamtliches Engagement in Ehrenfeld ist sein Enkelkind, das die Einrichtung in der Platenstraße besucht. „Wir wollen so viel Grün und Farbe wie möglich neben optimal gestalteten Außen- und Spielbereichen“, sagt Siegfried Knoll.

Aber nicht nur der Landschaftsarchitekt bringt sich ehrenamtlich ein. Nur wenn alle mit anpacken, ist das Projekt realisierbar. Mit Bagger, Schaufeln, Spaten und Schubkarren haben einige Eltern den Grund in tiefe Furchen und Krater verwandelt.
Nur die größeren Bäume blieben stehen. Selbst die Kinder legen mit Hand an. „Das ist ganz wichtig, denn schließlich ist es ja ihr Garten, in dem sie möglichst viel Zeit verbringen sollen“, erläutert Siegfried Knoll. „Dies hier ist aber auch für mich ein Pilotprojekt, das mir eine Menge Erfahrungen bei der Zusammenarbeit mit Eltern bringen wird“, sagt Knoll weiter. Die Beteiligung von Eltern an derartigen Arbeiten werde immer wichtiger, weil die Kommunen immer weniger Geld ausgeben können, betont der Landschaftsarchitekt.

Bettina Beltz vom Vorstand des Trägervereins der Kindertagesstätte „Rio“ fügt hinzu: „Seit das neue Kinderbildungsgesetz in Kraft ist, sind freie Träger von Tagesstätten immer mehr auf ehrenamtliche Mitarbeit und Sponsoren angewiesen, um ihre Einrichtungen den Anforderungen gemäß auf aktuellem Stand zu halten. Öffentliche Gelder für notwendige Umbauten gibt es fast gar nicht mehr. 20.000 Euro muss der Verein für Spielgeräte, Kies, Sand und Pflastersteine sowie Pflanzen selbst tragen,
finanziert durch Rücklagen, Mitgliedsbeiträge und Spenden.“

Der Erfolg gibt dem Engagement Recht. Heribert Rösgen von der Tageszeitung Kölner Stadt-Anzeiger berichtete und titelte: Eltern erschaffen Paradies im Hinterhof.


Fotos: knoll.neues.gruen.gmbh
 

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