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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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12.10.2023 - Ausgabe: 5/2023

Konrad-Adenauer-Platz Langenfeld – Treffpunkt in der City

Von Johannes Zell (Förder Landschaftsarchitekten GmbH)
Photo
© Förder Landschaftsarchitekten GmbH

Beginnend mit einer Bürgerbeteiligung hat bis Anfang 2021 die Planung und Umsetzung der Umgestaltung des Konrad-Adenauer-Platzes in Langenfeld (Rheinland) stattgefunden. Entstanden ist ein attraktiver, begrünter und barrierefreier Stadtplatz, der vielfältigen Nutzungsansprüchen gerecht wird und zur Verbesserung des Mikroklimas sowie der Förderung der Biodiversität beiträgt. 

 

Kontext und Ausgangssituation

Der Konrad-Adenauer-Platz ist einer der zentralen Orte in der Innenstadt von Langenfeld, grenzt unmittelbar an das Rathaus an und ist ein wichtiger Bestandteil des Freiraumnetzes der Stadt. Um den Platz herum sind unterschiedliche Nutzungen wie Gastronomie, Einzelhandel und Dienstleistung angesiedelt. In den oberen Geschossen ist Wohnen die vorranginge Nutzung. In Richtung Nord-Westen öffnet sich der Platz Richtung des Rathausparkplatzes und der Theodor-Heuss-Straße. Die Platzfläche ist teilweise mit einer Tiefgarage unterbaut.

Anlass zur Umgestaltung waren technische, funktionale und gestalterische Defizite des Platzes. Die sich daraus ergebenden Ziele der Umgestaltung umfassten unter anderem eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität, eine neue Gliederung der Platzfläche und die Gewährleistung der Barrierefreiheit. Die Platzfläche sollte den vielfältigen Nutzungsansprüchen (Aufenthaltsbereiche, Spiel- und Bewegungsflächen, Flächen für Gastronomie etc.) gerecht werden. Darüber hinaus war es ein Ziel, den Platz durch Baumpflanzungen, Gräser und Stauden zu begrünen, so dass ein „Gartencharakter“ entsteht. Hinzu kommt das Anliegen durch gezielte Maßnahmen die Verbesserung des Mikroklimas (Unversiegelte Flächen, Wasserfläche, Vegetation) sowie die Förderung der Biodiversität (geeignete Vegetation) zu unterstützen. 

Das Planungsgebiet setzt sich aus der zentrale Platzfläche, dem Entréebereich zur Theodor-Heuss-Straße sowie der Kurt-Schumacher-Straße (Zuwegung zur Stadtgalerie) zusammen. 

 

Planungsprozess  

Die Planung und Realisierung hat in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Langenfeld, den verantwortlichen Ämtern sowie den weiteren Projektbeteiligten stattgefunden.

Den Verantwortlichen der Stadt war es wichtig, einen transparenten Beteiligungsprozess durchzuführen, bei dem die Öffentlichkeit von Anfang an eingebunden ist. Zu Beginn des Planungsprozesses fand eine Ideenwerkstatt mit den Bürger*innen der Stadt statt. Es wurden erste Ideen und Gestaltungsmöglichkeiten diskutiert. Anschließend erfolgte eine Umsetzung der Ideen in drei Konzepte. Diese wurden der Öffentlichkeit im Rahmen einer zweiten Veranstaltung (Planungswerkstatt) vorgestellt, gemeinsam diskutiert und optimiert. Die Ergebnisse/Ideen der beiden Werkstätten flossen in die weitere Planung ein. Hier galt es die Wünsche der Bürger*innen mit den technischen und gestalterischen Anforderungen der Umplanung zu kombinieren und in Einklang zu bringen. 

 

Der neue Konrad-Adenauer-Platz

Die neue Platzmitte wird durch einen „Mosaikteppich“ aus kleinformatigem Pflaster in unterschiedlichen Grautönen, der durch ein großformatiges Plattenband eingefasst ist, hervorgehoben. Durch den Erhalt und die Ergänzung der vorhandenen Platanen entlang der längsseitigen Platzkanten wird die Mitte zusätzlich gestärkt. Bestehende Höhenunterschiede wurden ausgeglichen, sodass die Barrierefreiheit gewährleistet ist. Mit großzügig gestalteten Sitzmöglichkeiten, die zum Verweilen einladen, und einem Wasserspiel-Element ist dieser Bereich Treffpunkt und Aufenthaltsort für die Nutzer*innen. Im südlichen Bereich stehen Flächen für die Außengastronomie zur Verfügung. Die Platzfläche wird über eine großzügige Stufen- und Rampenanlage mit dem Rathausparkplatz und dem weiteren Umfeld verbunden.

Im Norden zur Theodor-Heuss-Straße entsteht ein großzügiger Entréebereich, der mit verschiedenen Spielgeräten ausgestattet ist und als Aktions- und Bewegungsfläche fungiert. Die Kurt-Schumacher-Straße im Süden dient als Passage und Verbindung zur Stadtgalerie. 

Über das gesamte Planungsgebiet verteilen sich unterschiedlich große und gestaltete „Inseln“, die die Platzfläche durch ihre amorphe Form auflockern. Sie sind als „Pflanzinseln“ für Gräser und Stauden, als baumüberstellte Hochbeete mit Sitzmauern auf der unterbauten Fläche (Tiefgarage) oder als Sitz- und Liegepodeste mit Holzauflage gestaltet. 

Für Spaß und Erfrischung in den Sommermonaten sorgt die „Wasserinsel“ mit einem flachen Becken, einem Feld aus über 30 Nebeldüsen und einem Wasserfilm, der gleichmäßig über die „Insel“ und deren Kanten fließt. Die „Wasserinsel“ ist ein Unikat, das eigens und bis aufs kleinste Detail für den Platz entworfen und gebaut wurde. In den Abendstunden, wenn die letzten Sonnenstrahlen auf den Konrad-Adenauer-Platz treffen, entsteht durch die Kombination aus Licht, Schatten und Nebel ein ganz besonderer atmosphärischer Anblick.

Im nördlichen Bereich nehmen zwei „Inseln“ die Spielnutzungen auf. Die eine als „klassischer“ Sandspielbereich mit überdachter Sandbaustelle, Minirutsche und Sitzelementen gestaltet und die andere mit einem interaktiven Spielbogen ausgestattet. Dieser zieht durch sein gelbes Erscheinungsbild und mit mehr als drei Metern Höhe sofort die Aufmerksamkeit auf sich und ist ein weithin sichtbarer Blickfang. Im Detail handelt es sich um ein interaktives Tonspielgerät, das intuitiv funktioniert und von Menschen unterschiedlicher Altersklassen nutzbar ist. Mit einem Tastendruck können verschiedene Spiele/Bewegungsaufgaben wie beispielsweise ein Parcours oder Tanzwettbewerb ausgewählt werden. 

 

Vegetation und Ausstattung

Da die Platzfläche zu weiten Teilen mit einer Tiefgarage unterbaut ist, war es aufgrund der reduzierten Substratschicht eine technische Herausforderung, den Platz mit einem möglichst hohen Grünanteil zu versehen. Dies wurde durch die Gestaltung der „Inseln“ als „Hochbeete“ sowie einer standortspezifischen Vegetationsauswahl gelöst. Bei der Auswahl der Vegetation wurden neben den standortspezifischen auch ökologische und klimatische Faktoren berücksichtigt. Die Bepflanzung setzt sich aus Gräsern wie beispielsweise Hirschgras, Schneemarbel und Federgras sowie aus Stauden wie beispielsweise der gemeinen Schafgarbe, Mädesüß und der weißen Waldaster zusammen. Für die Baumpflanzungen wurden Platanen, französischer Ahorn und verschiedene Hartriegel-Arten ausgewählt. 

Zur weiteren Ausstattung zählen Fahrradbügel, ein Trinkwasserbrunnen und ein öffentlicher Bücherschrank sowie ein Leitsystem für mobilitätseingeschränkte Menschen. Für eine angemessenen Beleuchtung und ein damit verbundenes, erhöhtes Sicherheitsgefühl sorgen bei Dunkelheit über die Platzfläche verteilte Mastleuchten. Die Sitzmauern der „Hochbeetinseln“ sind mit LED-Leisten akzentuiert und illuminiert. 

 

Resümee

Viele innerstädtische Plätze werden den heutigen und zukünftigen Nutzungs- und Gestaltungsansprüchen nicht mehr gerecht. Durch die Umgestaltung ist es gelungen, dass der Konrad-Adenauer-Platz diese Anforderungen erfüllt und es ist ein Mehrwert für die Bürger*innen sowie die Besucher*innen von Langenfeld entstanden. Der innerstädtische Bereich rund um das Rathaus wurde deutlich aufgewertet, die Veränderungen sind klar sichtbar und zu spüren. Der Platz ist in unterschiedlichen Formen begrünt, sei es durch Bäume, Gräser, Stauden oder einer Kombination dieser Vegetationen. Er ist barrierefrei, klar gegliedert, übersichtlich und weist einzigartige Highlights wie die „Wasserinsel“ auf. 

Der Konrad-Adenauer-Platz ist zu einem lebendigen Treffpunkt für Jung und Alt geworden, bietet allen Altersgruppen Nutzungsmöglichkeiten und fördert das soziale und gesellschaftliche Zusammensein. Hierzu haben die Langenfelder*innen mit ihren Ideen einen wichtigen Beitrag geleistet.

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