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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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09.04.2013 - Ausgabe: 2/2013

Gestaltung des Gartens als Bildungsraum für Kinder im Kindergarten

Von Dagmar Lips, Diplom-Sozialpädagogin, Leiterin Kinderhaus Luftikus

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Die Erfahrungen, die Kinder in den ersten Lebensjahren machen, werden als sehr wichtig und für die weitere Entwicklung als prägend angesehen. Alle Kinder lernen, indem sie ihre Umwelt beobachten, ausprobieren und sich im Spiel mit ihr auseinandersetzen. Die Erzieherin in der Kindertageseinrichtung hat in diesen Lernprozessen die Aufgabe, dem einzelnen Kind eine angemessene, abwechslungsreiche Umgebung zu schaffen und es in den Bereichen, die es auswählt zu begleiten, ihm Sicherheit zu geben, seine Interessen und Tätigkeiten und Fähigkeiten wahrzunehmen, sie zu reflektieren und das Angebot entsprechend zu erweitern.

In der Elterninitiative Kinderhaus Luftikus e.V., gegründet 1994, wurde das Außengelände schon mit Eröffnung als naturnaher Garten angelegt, der den damals 3 bis 6-jährigen Kindern vielfältige Möglichkeiten zu Entspannung und Bewegung, zum Forschen und Entdecken eröffnete.
Mit dem Umzug der Kindertageseinrichtung in einen Neubau und der Erweiterung auf vier Gruppen mit 34 Kindern über drei Jahren und 26 Kindern zwischen vier Monaten und drei Jahren wurde schnell deutlich, dass nicht nur ein Raumkonzept für den Innenbereich zu erstellen war, sondern auch die Planung der Gestaltung des Außenbereichs für das gemeinsame Spielen und Lernen der jungen und älteren Kinder eine neue Herausforderung darstellte.

Vorstand und Leitung beschlossen noch während der Bauphase, das neu zu gestaltende Außengelände gemeinsam mit Eltern, Kindern und Erzieherinnen zu planen. Hierzu gewannen sie mit einer Ideenwerkstatt einen kompetenten Partner.

Es ergaben sich erste Ideen: Der Garten sollte so aufgebaut sein, dass sich für die jüngeren Kinder mit zunehmender motorischer Entwicklung der Raum immer mehr erweitert. Dabei sollte die Gestaltung der Oberflächen unter Einbezug von Sand, Steinen unterschiedlicher Größe, Wasser, Häcksel, Wiesen, Sträuchern und Bäumen allen Kindern Erfahrungen mit unterschiedlichen Materialien ermöglichen.
Die räumliche Gestaltung durch Höhen, die zum Klettern einladen, Rückzugsbereiche, Gruppengärten und einen Naschgarten mit Beeren soll den Kindern aller Alterstufen vielfältige Erfahrungsmöglichkeiten im Bereich der Wahrnehmung, Bewegung und Erfahrungen über die Natur bieten.
Parallel, wurden von Seiten der Kinder „Wunschgärten“ entwickelt, sowohl in Sand modelliert als auch zeichnerisch gestaltet. Sie äußerten den Wunsch nach einem großen Sandbereich und einem Ort zum Klettern, aber auch Geräte wie Schaukel, Rutsche und eine Ritterburg waren ihnen wichtig.

Anschließend wurden an einem Elternabend die verschiedenen Ideen diskutiert und aufgeschrieben. Seit neun Monaten leben die Kinder und die Erzieherinnen des Kinderhaus Luftikus nun in den neuen Räumlichkeiten, wobei der Garten als gemeinsamer Gruppenraum gesehen wird. Das Zusammenspiel im Garten gestaltet sich als soziales Miteinander aller Altersgruppen. Die jungen Kinder erobern sich mit zunehmender motorischer Entwicklung voller Neugierde immer größere Bereiche des Gartens. Es fällt den Erzieherinnen auf, wie bewegungsfreudig die Krabbelkinder versuchen, sich an Baumstämmen und Felsen hoch zu ziehen und dass die Kinder, die schon gehen können, mit großer Sicherheit unebene Wege bewältigen und zu klettern beginnen. Sie benutzen gerne Fahrzeuge, um sich auf dem Pflaster vorwärts zu schieben oder die Bobby-Car Bahn entlang zu fahren und genießen die Vogelnestschaukel. Der zielgruppengerechte Spielplatz wurde vom Unternehmen Playparc realisiert. Bei ihren Aktivitäten benötigen sie die Nähe und Aufmerksamkeit ihrer Bezugserzieherin. Beim Spaziergang an der Hand einer Erzieherin entdecken sie immer wieder neue und spannende Dinge, Blumen, Insekten, Erde und vieles mehr

Viele Planungsideen konnten bisher umgesetzt werden, aber der Prozess ist nicht abgeschlossen. Ein Garten als lebendiger Raum für Kinder wird sich immer wieder verändern, um sich den Interessen der Kinder und dem Bewegungsdrang der Kinder anzupassen.


Fotos: Playparc
 

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