Stadt fair teilen - was kann Planung beitragen?
Unsere Städte sind über Jahrhunderte gewachsen, darin spiegelt sich auch die Geschichte der städtischen Gesellschaft, wer hatte das Sagen, für wen waren welche Berufe zugänglich. Stadt ist ein...
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Die Verbesserung der frühkindlichen Bildung ist dabei ein Ziel. Das Thema Bewegung wird immer zentraler. Überall im Land entstehen neue U3 Plätze, indem Kitas erweitert oder neue gebaut werden. Und wie sehen die Bewegungsareale, die Spielplätze dazu aus?
„Kein Kind zurücklassen" ist das Leitmotiv der rot-grünen Landesregierung in Nordrhein-Westfalen. Der Ausbau der U3-Plätze, die Verbesserung der frühkindlichen Bildung und der Qualität der Betreuung sind die zentralen Ziele.
Wer in Kinder investiert, investiert in die Zukunft. Überall im Land entstehen neue U3 Plätze, indem Kitas erweitert oder neue gebaut werden. Nordrhein-Westfalen ist damit auf einem guten Weg, das Ausbauziel von 144.000 Plätzen im Kindergartenjahr 2013/14 zu erreichen.
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und die KfW Bankengruppe starteten zum 1. Februar 2013 zwei neue, zinsgünstige Förderprogramme für den Ausbau von Kinderbetreuungsangeboten. Hierfür stehen von 2013 bis 2015 KfW-Kredite im Umfang von 350 Millionen Euro für Kommunen und andere Träger von Kindertagesstätten zur Verfügung. Das Bundesfamilienministerium unterstützt das Vorhaben mit einer Zinsverbilligung. Die Förderung ist Bestandteil des Zehn-Punkte-Plans der Bundesregierung "Kindertagesbetreuung 2013". Darlehen aus dem Programm "IKK - Kita-Ausbau" stehen für Kommunen bereit; sie beantragen die Darlehen direkt bei der KfW. Kommunale und gemeinnützige Unternehmen, natürliche Personen und andere Investoren, die als Träger der öffentlichen oder freien Jugendhilfe bzw. als Tagespflegepersonen in Tageseinrichtungen und in der Kindertagespflege betraut sind, beantragen Darlehen über das Programm "IKU - Kita-Ausbau" bei ihren Hausbanken. Zu den förderfähigen Investitionen gehören der Neubau-, der Umbau-, Umwandlungs-, Sanierungs-, Renovierungs- und Modernisierungsmaßnahmen sowie Ausstattungsinvestitionen. Auch der Erwerb von Grundstücken und Immobilien, um neue Kitas für Kinder unter drei Jahren zu errichten, sind förderfähig.
Bewegung statt Verkopfung
Neubau-, Umbau-, Umwandlungs-, Sanierungs-, Renovierungs- und Modernisierungsmaßnahmen sowie Ausstattungsinvestitionen in der Kita. Wichtig dabei bleibt das Thema „Bewegung“ – und damit auch das Außenareal mit dem Spielplatz.
Die Sportwissenschaftlerin Professor Renate Zimmer forderte in einem Interview
mit der Deutschen Sportjugend im Deutschen Sportbund zum Thema „Bewegung im Kindesalter“: Um sich gesund zu entwickeln, müssen Kinder die Chance bekommen, sich täglich zu bewegen. Sie behauptet: „Toben macht schlau“. Toben ist ein Synonym für die Bewegungsfreude von Kindern – und nicht mit ziellosem Herumgerenne gleichzusetzen. Sich bewegen heißt, selbst aktiv zu werden und dabei etwas über sich selbst und seine räumliche und dingliche Umwelt zu lernen. Um sich gesund zu entwickeln, muss ein Kind die Chance haben, sich täglich zu bewegen. Dabei wird zugleich der Geist trainiert. Ein Beispiel: Beim Spiel mit dem Gleichgewicht sucht es ja immer wieder Ungleichgewichtssituationen auf und übt dabei nicht nur seine Bewegungskoordination, es setzt sich auch mit physikalischen Gesetzmäßigkeiten auseinander: Je schmaler oder je instabiler die Unterstützungsfläche, um so labiler ist das Gleichgewicht. Bei solchen Bewegungshandlungen geht ein Kind oft sehr systematisch vor und experimentiert geradezu mit Bedingungen, die das Balance-Halten erschweren oder erleichtern. Und wenn ein Kind sich viel bewegen darf, wird es automatisch auch ein Bedürfnis nach Ruhe entwickeln.
„Toben macht schlau“ heißt auch, sich über Bewegung die Umwelt anzueignen, sich handelnd mit ihr auseinander zu setzen, Problemlösestrategien zu finden. Das ist vor allem wichtig in den ersten Lebensjahren, da wird die Basis für das Lernen und die Entwicklung geschaffen. Bei der Geburt verfügt der Mensch über mehr als einhundert Milliarden Nervenzellen, die jedoch erst dann funktionsfähig sind, wenn sie miteinander verknüpft werden. Bei Kleinkindern bilden Sinnestätigkeit und körperliche Aktivität Reize, welche die Vernetzung der Nervenzellen unterstützen, es werden Synapsen gebildet. So wird das Gehirn funktionstüchtig gemacht. Jede Berührung, jede Bewegung, jede sinnliche Wahrnehmung wird in elektrische und chemische Aktivität übersetzt, die zur Bildung neuer Verbindungen und damit zur Differenzierung des Gehirns beiträgt. Das Erkunden der Umwelt über Bewegung vermittelt Kindern ein Bild von der Welt. Sie gehen ja nicht nur lustvoll, sondern auch experimentell mit ihrer eigenen Bewegung um. Beim Schaukeln zum Beispiel prüfen sie sehr genau, wie sie mit ihrer Körperhaltung den Schwung verstärken oder bremsen können. Alle Informationen, die das Gehirn erreichen, werden gefiltert, ausgewählt und im limbischen System emotional bewertet. Wird eine Aufgabe erfolgreich gelöst, steigt der Pegel der Überträgersubstanz Dopamin und löst dadurch ein Glücksgefühl aus – der lernende Mensch bekommt so Lust auf mehr. Denken ist verinnerlichtes Handeln, durch das Bewegen lernen Kinder Zusammenhänge erkennen.
Renate Zimmer ist Professorin für Sportwissenschaft und Sportpädagogik an der Universität Osnabrück. Im Verlag Herder erschien von Ihr das Buch „Toben macht schlau – Bewegung statt Verkopfung“.
Spielplatz U3 aus planerischer Sicht
Das Thema „Kita“ bleibt spannend. Der Ausbau der Kinderbetreuung muss quantitativ und qualitativ vorangetrieben werden. Dabei wichtig: Was benötigt das Kind unter drei Jahren für einen Kinderspielplatz? Was muss für das Umfeld getan werden? Wie sieht dieses „Spielareal“ aus Sicht des Landschaftsarchitekten aus? Wie sind die Prämissen bei der Planung?
Johannes Czerniejewski, Landschaftsarchitekt AK NW, RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten:
„DIN 1176/ 1177, GPSG, GUV-SR 2002 – Sicherheit ist oberstes Gebot!
Richtlinien zur Unfallverhütung sind das A und O eines jeden Planers. Die Herausforderung, das Risiko sowie das Ausloten der eigenen Grenzen ist nicht nur, aber insbesondere für Kinder unter vier Jahren, ein wichtiger Schritt zur Entwicklung der Motorik, der Sinne und der Kreativität. Eine gesunde Balance zwischen sicherem Spiel und Anreiz zum kalkulierten Risiko stellt den Planer bei jüngeren Kindern somit vor besondere Aufgaben. Der „Aua-Effekt“ ist gut und ein wichtiger Bestandteil einer gesunden körperlichen Entwicklung. Unvorhersehbare Gefahren sind jedoch auf jeden Fall zu vermeiden. Förderung von Fantasie und Kreativität müssen Hand in Hand mit einer sicheren Gestaltung gehen.
Darüber hinaus liegt die Herausforderung auch darin, Spielplätze zu schaffen auf denen alle Altersgruppen und alle Entwicklungsbedürfnisse befriedigt werden. So kommt der Spielplatzbesucher ja schließlich oft mit mehreren Kindern unterschiedlichen Alters. Je größer die Alternsdifferenz desto schwieriger wird es, den unterschiedlichen Ansprüchen gerecht zu werden. Dabei sind einzelne Spielplatzgeräte oder Spielkombinationen für alle Alternsgruppen nur schwer zu realisieren. Gesonderte Bereiche auf dem Spielareal für die einzelnen Altersgruppen machen einen guten Spielplatz aus. Dies darf jedoch nicht zur unüberwindbaren Barriere oder gar weiträumigen Trennung dieser Bereiche führen. Vielmehr gibt der Schwierigkeitsgrad der Benutzung des einzelnen Spielplatzteils eine natürliche oder aber auch konstruierte Hemmnis vor. Der natürliche Anreiz zur Überwindung bleibt dessen ungeachtet natürlich trotzdem bestehen.
Das Kind nimmt auf dem Spielplatz mit steigendem Alter mehr und mehr Spielplatzgeräte in Anspruch. Auf diese Weise entstehen Begegnungsorte für Kinder gleichen Alters, Schnittpunkte mit altersübergreifendem Spiel aber auch Rückzugsorte und Nischen zum ruhigen Spiel. Die jüngeren Kinder haben die Möglichkeit zum Abgucken von den Großen und Nachahmen im Rahmen ihrer motorischen Fähigkeiten.
Außerhalb des eigentlichen Spielbereichs besteht ebenfalls Handlungsbedarf. Nicht nur ältere Kinder sind Vorbilder für die Kleinen. Spielgeräte nach DIN 1176 sind erst für Kinder ab 36 Monaten ausgelegt und für die Kleinen besteht eine Aufsichtspflicht auf den Spielanlagen.
Die Aufsichtspersonen müssen auch die Möglichkeit bekommen, sich noch stärker auf dem Spielareal wiederfinden zu können. Die Gestaltung der Spielflächen mit den Geräten ist also nur die Hälfte einer guten Planung. Zukünftig ist die Funktion des Spielplatzes als Ort der Begegnung, des Austausches und der Kommunikation, nicht nur unter Kindern, weiter auszubauen. Die Sitzbank in der Nähe des Sandspielbereichs stellt dabei die Minimalanforderung da. Wenn sich die Erwachsenen wohlfühlen kann das nicht schlecht für ihre Schützlinge sein.
Spielgeräte, die zur gemeinsamen Benutzung von Kleinkindern und Begleitpersonen genutzt werden können, wären ein Ansatzpunkt der bis heute auf Spielplätzen noch wenig berücksichtigt wird.“
Uta Henklein, Uta Henklein Landschaftsarchitektur:
„Das Spielareal ist individuell abgestimmt auf die Wünsche, Bedürfnisse und Abläufe in der Kita. Im Vorfeld werden die Kita und die Eltern beteiligt. Das zur Verfügung stehende Gelände setzt ebenfalls Eckpunkte für die Planung. In meinen Planungen entwerfe ich individuelle Spielgeräte im Ergebnis der vorausgegangenen Beteiligungen speziell für diesen Ort. Diese lassen den Kindern genug Platz zum Toben, nehmen Bezug auf den Namen der Kita und schaffen im Ergebnis einen individuellen Spielort, der für die Kinder und Eltern eine Identifikation ermöglicht.
Schwerpunkte der Planung sind das Entwickeln der motorischen Fähigkeiten, der Beweglichkeit der Kreativität, der Sinne und der Formen und Farben. Eine Rolle spielen die Größe der Kinder und nicht zu vergessen die DIN EN 1176.
Realisiert werden sollte alles was in das pädagogische Konzept der Kita passt und mit den jeweilig dort aktiven Erziehern und Eltern genutzt und erhalten werden kann.“
Dipl.-Ing. Nils Kortemeier, Kortemeier Brokmann Landschaftsarchitekten GmbH:
„Bei der Gestaltung von Kinderspielplätzen ist es uns wichtig, dass diese den Kindern Möglichkeitsräume zur eigenen Entwicklung und zur Erfahrung ihrer eigenen Sinne bieten. Es sollte thematisch möglichst wenig –besser: gar nichts – vorgegeben sein. Kinder belegen die Objekte von sich aus mit Themen; jeder für sich und oft jedes Mal anders.
Realisiert werden sollten abwechslungsreiche Räume, die trotz aller thematischen Freiheit identitätsstiftend für die Kinder sind. Oft ist schon eine kleine Intervention in Form einer topographischen Gestaltung ausreichend.
Aus unserer Sicht liegen die Defizite oft in sinn-, und lieblos zusammengewürfelten Spielgeräten; Spielthemen überlagern sich, anstatt sich sinnvoll zu ergänzen. Diese Plätze fordern die Kinder nicht heraus, und fördern Sie somit auch nicht in Ihrem Drang, die Welt zu entdecken. Ein weiteres Defizit liegt u.E. nach in der Konzentration auf Masse statt Klasse. Die Menge macht es nicht. Es ist die Qualität, die entscheidend ist.
Was wird in Zukunft benötigt – planerisch, politisch, praktisch? In Zukunft sollten Spielangebote wieder eher konzentriert angeboten werden. Unter dem Aspekt des demographischen Wandels kann es u.E. Sinn machen, einzelne Plätze aufzulösen und andere gestalterisch aufzuwerten. Sehr gerne auch mit Nutzerbeteiligung unter Federführung eines Landschaftsarchitekten.“
Christian Loderer, plancontext gmbh landschaftsarchitektur bdla:
„Das Kind im Alter von unter drei Jahren benötigt für einen Kinderspielplatz eine altersgerechte Ausstattung der Spielplätze - oft werden die Kleinsten vergessen oder nicht ausreichend berücksichtigt, eine Kombination aus Aktionsangeboten sowie alters- und geschlechtsspezifische Rückzugsräumen.
Für das Umfeld ist eine möglichst gefahrlose Erreichbarkeit und Barrierefreiheit notwendig: der Spielplatz als geschützter Ort. Er soll ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit geben, das den Kindern erst eine freie Entfaltung ermöglicht
Die Prämissen bei unserer Planung sind: Anregungspotential zur Förderung der Kreativität der Kinder statt festgelegter Spielabläufe. Die Spielplätze sollten unter einem kindgerechten Thema stehen. Kleinkind-Spielplätze in den Städten sind zugleich wichtige Treffpunkte für Eltern; eine entsprechende Möblierung ist wichtig. Unbedingt realisiert werden sollten ausreichende Aktions- und Bewegungsmöglichkeiten, die erreichbar, gestaltbar und jederzeit nutzbar sind.
Die Defizite in der heutigen Zeit liegen darin, dass es zu wenig Toleranz für Kinder im öffentlichen Raum gibt. Spielplätze im Wohnumfeld sind bei Neubaumaßnahmen Pflicht. Oft werden allerdings nur "Alibi-Spielplätze" umgesetzt, die allein dem notwendigen Flächennachweis dienen
Planerisch, politisch, praktisch sollte die Qualität von Spielräumen in Zukunft stärker zum Gegenstand der öffentlichen Diskussion werden. Eine kinderfreundliche Stadtgestaltung muss stärker als kommunale Querschnittsaufgabe begriffen werden.
Aufgabe der Planer wird es sein, die Spielplatzplanungen in Bezug auf Gestaltungskriterien und Qualitäten den Kindern, Erziehern und Eltern und Entscheidungsträgern die Qualitäten anschaulich darzustellen. Umgekehrt ist es für Planer wichtig zuzuhören und zu beobachten: was sind die Bedürfnisse, Erfahrungen von Kindern, Eltern und Erziehern.“
Markus Schäf, Landschaftsarchitekt + Stadtplaner BDLA:
„Ich finde Kindergärten schrecklich, die nur aus einer Terrasse, einer großen Wiese und mehreren lieblos nebeneinander aufgestellten Spielgeräten bestehen. Kinder brauchen Herausforderungen. Wo sonst sollen sie lernen zu balancieren, zu klettern, zu kriechen, zu hüpfen wenn nicht im Kindergarten. In den aufgeräumten Freiflächen unserer Städte und Dörfer, wohlbehütet durch übervorsichtige Eltern, gibt es kaum mehr frei bespielbare Freiräume für Kinder. Innerstädtische Grünflächen sind oft multifunktional belegt und für kleine Kinder nutzbar, abgesehen von den üblichen Sandspielflächen.
Ich bin der Meinung, dass die Planung der Freiflächen von Kindergärten unbedingt immer in die Hand von Fachleuten gehört, zum Wohle unserer Kinder. Die Kunst in einer guten Planung liegt darin, all die Wünsche und Anforderungen der Kinder und der Betreuer/innen in einem sicheren, spannenden, ökologischen, harmonischen und meist auch bezahlbarem Gesamtkonzept zu vereinen. Dies kann in der Regel nur ein Landschaftsarchitekt und nicht der Architekt, der die große Aufgabe hat, tolle Gebäude und Innenräume zu entwerfen aber nicht die Freiflächen mal eben mit planen kann. Auch die Kommune selbst, der Elternbeirat des Kindergartens, eine Garten- und Landschaftsbaufirma oder gar der Lieferant von Spielgeräten sind immer wichtiger Teil des Planungsprozesses, aber nicht der Kommunikator Landschaftsarchitekt, der alles zusammenbringt.
Immerhin geht es darum, durch eine gelungene Planung, die körperliche, geistige und seelische Entwicklung der Kinder zu unterstützen und zu ermöglichen. Ein durchdachtes, nachhaltiges Konzept berücksichtigt auch die langfristige Entwicklung des Gartens.
Kinder haben spezielle und teilweise auch sich widersprechende Freiraumbedürfnisse, neben Spiel, Sport, Kommunikation sind auch Kreativität, Ruhe, Alleinsein und Naturerfahrung sammeln wichtige Komponenten einer Freiflächenplanung für Kinder. Deshalb sollten diese Einrichtungen möglichst vielfältig sein und Räume für unterschiedlichste Nutzungen, Altersgruppen und Spielarten bieten.
Gerade in Kooperationseinrichtungen mit Kindergarten und Krippe ist es wichtig, dass für die Kleinen Kinder eigene Spielbereiche mit eigenen Spielangeboten geschaffen werden. Gleichzeitig ist sicher zu stellen, dass Klettergeräte, die für die Großen vorgesehen sind, nicht von den Kleinen unbeaufsichtigt beklettert werden können.
Höhenunterschiede mit Treppen und Mauern sollten im Krippenbereich möglichst vermieden werden, da diese immer eine magische Anziehungskraft ausüben und dann eine Gefahrenquelle darstellen.
Ein Kindergarten sollte im ursprünglichen Wortsinne interpretiert werden. Ein Garten als Ort für Kinder, um sich auszutoben, seine Sinne zu schärfen, Fähigkeiten auszuprobieren und die Fantasie anzuregen. Kinder können hier mit allen Naturmaterialien Erfahrungen sammeln: Steine, Sand, Kies, Matsch, Erde, Wasser, aber auch Äste, Blätter, Blüten. Wie fühlen sich die Sachen an, was passiert, wenn man sie vermischt und vermatscht. Da passen die Lieblingsspiele, vor allem der kleinen Kinder, wie Kuchenbacken oder Suppe kochen. Dabei sollen die Kinder sich die Zutaten selbst im Garten zusammensuchen können. Die Freifläche im Kindergarten muss deshalb aber nicht gleich ein klassischer Ökogarten sein, sie darf durchaus auch gestaltet werden. Aber sie muss den Kindern Raum geben, sowohl zum herumrennen als auch zum Verstecken und um sich zurückzuziehen. Eine leere Rasenfläche mit Hecke am Rand und eine Schaukel mit Sandkasten ist hier sicherlich zu wenig.
Wie im eigenen Garten können saisonal bespielbare Elemente, wie Zelte, Hängematten, Planschbecken, Rasensprenger oder ähnliches beim Spielen eingesetzt werden. Im Garten sollte es immer veränderbare Bereiche geben, in denen die Kinder auch selber als Baumeister tätig werden können. Oft reichen schon ein paar lange Äste oder Bretter, große Blätter und ein paar Steine um sich eine Höhle, ein Nest oder ähnliches zu bauen.
Ein idealer Kindergarten vereint beides: Klare Formen und Kanten, tendenziell eher im gebäudenahen Bereich, und bespielbare Wildnis wahrscheinlich öfter im hinteren Bereich des Gartens. Die Wildnis kann dann mit Sinnes- Elementen wie z.B. Klangspiele, Buschtelefon, Zerrspiegel etc. aufgewertet werden.
Zur Schaffung verschiedener Räume im Garten können als Gliederungselemente Pflanzen (Bäume, Sträucher, Hecken und Pflanzbeete), Geländemodellierungen (Wälle, Hügel, Mulden und Senken) oder bauliche Elemente (Mauern) dienen.
Kinder haben ein natürliches Bedürfnis nach Bewegung, meist schnell und laut. Dies geht am besten, wenn sie im Kreis rennen, fahren und sausen können. Deshalb darf in keinem von mir geplanten Kindergarten eine Rumrennbahn fehlen, die am besten aus glattem Asphalt oder Kunststoffbelag hergestellt wird und über Berg und Tal führt.“
Fotos: BSW