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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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12.10.2023 - Ausgabe: 5/2023

Salzburg - die Bewegte Stadt

Von Julia Zweimüller (BA MSc STADT:SALZBURG, Kultur, Bildung und Wissen)
Photo
Calisthenics-Schulprojekt: Ein Trainer zeigt den Schulklassen Einsteigerübungen an der Calisthenics-Anlage
Stadt Salzburg / © Rocio Escabosa

Bewegte Stadt als riesiger Fitnesspark - Spazieren gehen als neues Hobby oder Outdoor die Muskeln stärken: Wenn man der Corona-Pandemie etwas Positives abgewinnen möchte, dann ist es die Erkenntnis, dass Bewegung im Freien sehr wichtig für das Wohlbefinden und die Gesundheit der Bevölkerung ist. Rund 80 Prozent der Salzburger*innen sporteln ohne Vereine – für sie ist die gesamte Stadt Bewegungsraum.

Eine Umfrage des Instituts für Grundlagenforschung im Frühjahr 2021, bei der 700 SalzburgerInnen zu ihrem Sport- und Bewegungsverhalten befragt wurden, machte deutlich, dass bei Salzburgs Stadtbevölkerung sportliche Betätigung hoch im Kurs steht. 51 Prozent der Befragten betreiben mehrmals pro Woche Sport, weitere 22 Prozent sogar täglich und neun Prozent einmal pro Woche. Lediglich fünf Prozent geben an, nie sportlich aktiv zu sein – so das Ergebnis. Herauskristallisiert hat sich vor allem, dass selbstorganisierte Bewegungsformen unabhängig von einer Vereinsmitgliedschaft bevorzugt werden. Daher werden die Natur, Freiflächen und Straßen in den Städten zunehmend mehr zu Orten der sportlichen Betätigung. 

Mit dem Projekt „Bewegte Stadt“ soll die Stadt Salzburg zu einem riesigen Fitnesspark bzw. zu einem großen Spiel-, Sport- und Bewegungsplatz werden. Konkrete Zielsetzung ist es, attraktive und niederschwellige Bewegungsmöglichkeiten im öffentlichen Raum zu schaffen bzw. die bereits vorhandene Infrastruktur besser nutz- und sichtbar zu machen. „Wir wollen die Bewegungsangebote in den Alltag der Salzburger:innen einbauen. Das heißt auch, dass die frei zugänglichen Bewegungs- und Sportangebote weiter ausgebaut werden sollen. Mit dem Projekt ‚Bewegte Stadt’ sollen die Orte, an denen die Menschen leben und arbeiten, so gestaltet werden, dass sie zu Bewegung einladen", erklärt der für Sport zuständige Vizebürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ).

Dazu wurde beim Projekt-Start Mag. Michael Mayrhofer – Sportwissenschaftler und Experte des ungebunden-nichtorganisierten Sports für dieses Projekt gewonnen. Mayrhofer brachte folgende Aspekte in das Projekt ein: 

 

•         dass der gesellschaftlichen Entwicklung hin zur Individualisierung auch im Bewegungsbereich Rechnung getragen   werden muss

•         dass der soziale Aspekt „kostenfrei und im Besonderen auch in den Stadtteilen“ gewährleistet ist

•         dass Zielgruppen, die im Bewegungsbereich unterrepräsentiert sind, zur Bewegung motiviert werden 

•         dass ein bewegungswissenschaftlicher und sportmedizinscher Background auch bei Trendthemen berücksichtigt wird 

 

Als Leuchtturmprojekt und für die bessere Sichtbarkeit der „Bewegten Stadt“ wurde von Mag. Mayrhofer auch eine spezielle „Bewegungsinsel“ (=Multifunktionstrainingsanlage, die Kraft-, Mobility- und Dehnungstraining auf ca. 12 m² ermöglicht) konzipiert, die dann vom TÜV zertifiziert wurde.

 

Bewegungsangebote im öffentlichen Raum

Laufen, Walken, Radfahren oder Skaten im Freien kann man in Salzburg fast überall - entlang der Salzach, in den Wäldern oder der Hellbrunner Allee, auf den Stadtbergen oder auch in der Altstadt. Darüber hinaus bietet die Stadt Salzburg frei zugängliche Sport- und Bewegungsangebote in den öffentlichen Spielplätzen und Parkanlagen. Durch großzügige Freiflächen und den bewussten Verzicht auf definierte Sportbereiche in den Parkanlagen können Fußball, Volleyball, Frisbee, Slacklinen, Jonglieren, Yoga, etc. ungehindert nebeneinander und miteinander stattfinden. Für Neugierige, Einsteiger und auch Ambitionierte sind Boulderwände, Beachvolleyball-Plätze, Tischtennis-Tische, Skate-Anlagen oder Bike-Parks im Stadtgebiet frei zugänglich und unkompliziert erreichbar. 

 

Der Salzburger Volksgarten

Das umfassendste Bewegungsangebot steht seit 2021 im umgestalteten Volksgarten zur Verfügung. Der „Park in Bewegung“ verbindet Sport, Spiel und Kultur und bietet u.a. mit Beach-Volleyball, Streetball, Tischtennis, Bouldern, Calisthenics und Ballspielen verbunden mit großzügigen Wegen und Freiflächen und einem großen Kinder- und Jugendspielplatz sowie Gastronomie ein umfassendes und freies Bewegungs- und Freizeitangebot für die gesamte Stadtbevölkerung im Zentrum von Salzburg.

Er ist ein zentraler Ort für Erholung, Bewegung und auch Veranstaltungen. Die Umgestaltung des Volksgartens verfolgt die Idee vielfältige Angebote für unterschiedliche Interessensgruppen zu allen Jahreszeiten zur Verfügung zu stellen. Damit behält der Volksgarten die ihm seit über 100 Jahren angestammte Bedeutung als Erholungsraum mit Sport-, Spiel- und Vergnügungsstätten. Der Spielplatz im Volksgarten ist der älteste Spielplatz der Stadt Salzburg. Mit einem neuen großen Wasserspielplatz, einem innovativen Hochseil-Spielgerät sowie neuen Schaukeln, Sandspielgeräten und Bewegungsangeboten auf einer Fläche von ca. 4.000 m² ist der Spielplatz im Volksgarten ein Spiel-Highlight. 

 Rund 4,5 Meter hoch ist der neue TÜV-geprüfte Hochseilgarten im Volksgarten. Um die obere Ebene zu erreichen, müssen eine Mini-Boulderwand, Kletterstangen oder eine Hängeleiter überwunden werden. Das ist die „natürliche“ Altersgrenze, wenn Eltern nicht mithelfen. Oben angelangt, ist Mut und Geschick gefragt – über miteinander verbundene Flächen oder einem dicken Seil lässt sich der „Klettergarten“ umrunden. Für Sicherheit sorgt der Fallschutz aus Rindenmulch.

„Mit dem Hochseilgarten haben wir uns dabei für ein Spielgerät entschieden, das in Salzburg einzigartig ist und die Kinder auch sportlich fordert. Der erste Wasserspielplatz der Stadt verspricht für die Kinder dabei für die heißen Sommermonate Spielspaß und Abkühlung zugleich“, freut sich die ressortzuständige Bürgermeister-Stellvertreterin Barbara Unterkofler.

Der Wasserspielplatz lässt die Herzen der ganz jungen Volksgarten-Fans höherschlagen: ein Hügel, zwei Brunnen, Holzrinnen, ein steinerner „Bachlauf“ und jede Menge Sand und Gatsch versprechen Wasserspielvergnügen pur. „Die Lage zwischen Gersbach und Salzach ist natürlich perfekt für den ersten Wasserspielplatz in der Stadt geeignet“, freut sich auch Christian Stadler, Leiter der Stadtgärten.

Für alle, die lieber am Boden bleiben, bietet die Supernova – ein „Drehkarussell“ – ein „Surf-Feeling“, auch Tischtennis-Tische sowie Bodenspielmarkierungen sind vorhanden. Zusätzlich gibt es einen Kleinkinderspielbereich für altersgemäßes Klettern. Alles im Blick haben die Eltern von der neuen Rundbank um eine „Kastanie“ mit angenehmem Mikroklima. 

 

Bewegungsinseln und Calisthenics-Anlagen

Bis heute wurden neun Calisthenics-Anlagen und sechs Bewegungsinseln errichtet, die im ganzen Stadtgebiet verteilt für Dehnungs- und Kräftigungsübungen genutzt werden können. Eine weitere soll 2023 noch folgen. Aktuell finden bereits an den neu gebauten Anlagen in regelmäßigen Abständen für die unterschiedlichsten Zielgruppen, unter anderem Frauen, LäuferInnen bis hin zu „Best Agern“, Ganzkörpertrainings unter professioneller Anleitung statt. Die Zielsetzung hierbei ist es, den Menschen näherzubringen, dass diese Anlagen von jedem/jeder – egal welches Alter oder Fitnesslevel - genutzt werden können. Die Möglichkeiten sind zahlreich, die Übungen können vielfach variiert werden. Weitere Erklärungen finden sich auf einer Schautafel an der Anlage. So werden Barrieren, die dem Beginn eines aktiveren Lebensstils im Weg stehen, möglicherweise minimiert. 

 

Sportzentrum Nord 

Das Sportzentrum Nord hat mit seiner fertiggestellten Außenanlage einen enorm großen Stellenwert in der „Bewegten Stadt“. Mit einem offenen und modernen Nutzungskonzept können die Sportflächen zu den Öffnungszeiten von allen Sportbegeisterten und Vereinen genutzt werden. Mit dem Ausbau der neuen Anlage wird ein wesentlicher Beitrag geleistet, um den gestiegenen Bedarf an sportlichen Bewegungsflächen abzudecken. Das ist ein Meilenstein für den Breiten- und Wettkampfsport in Salzburg.

Seit heuer gibt es auch den „Bewegten Sportnachmittag“ – über einen Block von zehn Terminen besteht einmal pro Woche im Sportzentrum Nord die Möglichkeit, Ballspiele zu probieren, zu turnen und die Koordination zu verbessern. Das Besondere an dieser neuen Workshop-Serie ist, dass es neben dem Kindertraining auch ein eigenes Programm für Begleitpersonen gibt. An ausgeklügelten Bewegungsparcours können sich die Kids austoben und Neues probieren. „Durch die wechselnden Themenschwerpunkte haben die Bewegungshungrigen die Chance, in verschiedene Sportarten reinzuschnuppern, Spaß zu haben und gegebenenfalls Talente zu entdecken. Ganz im Sinne der Bewegten Stadt“, ergänzt der für Sport zuständige Bürgermeisterstellvertreter Bernhard Auinger. Für Eltern, Omas und Opas oder Betreuungspersonen, die die Kids zum Training bringen, gibt es zeitgleich ein sportliches Angebot. Einem stundenlangen „Zaunstehen“ wird damit aktiv entgegengewirkt: bei Yoga- und Pilates-Kursen oder Lauftrainings kann währenddessen an der eigenen Fitness gearbeitet werden. So gehen sowohl Kids als auch Erwachsene ausgepowert nach Hause. 

 

Zielgruppe Kinder und Jugendliche

Kinder und Jugendliche sind die Zukunft unserer Gesellschaft und stellen daher eine wichtige Zielgruppe der Bewegten Stadt dar. Sport und Bewegung fördern nicht nur die physische und mentale Gesundheit, sondern helfen auch dabei, soziale und emotionale Kompetenzen zu entwickeln. Heuer wurde erstmals der „Ice-Action-Day“ im Volksgarten erweitert und ein Tag speziell für Schulen organisiert, bei dem von Eiskunstlauf über Eishockey und Eisstockschießen alles ausprobiert werden konnte – die Nachfrage war sehr groß. Geplant ist daher, den „Ice Action Day“ nächstes Jahr auf zwei Tage auszuweiten.

Im Sportzentrum Nord gab es im Juni den „Sport-Action-Day“, das sommerliche Pendant dazu. Es geht hier darum, den ca. 1.000 angemeldeten Kindern von 4-14 Jahren die gesamte Bandbreite an verschiedensten Bewegungsmöglichkeiten und diverse Sportarten schmackhaft zu machen und sie zum Ausprobieren einzuladen. 

Auch die Calisthenics-Anlagen und Bewegungsinseln sollen bereits in jungen Jahren zu einem fixen Bestandteil des Alltags werden. Grundgedanke des Calisthenics-Schulprojekts ist es daher, Schulen, die in fußläufiger Nähe zu Bewegungsinseln / Calisthenics-Anlagen liegen, die neu gebauten Anlagen bekannt zu machen. Im Rahmen der Turnstunde werden den Schüler:innen und dem Lehrpersonal unter Anleitung eines Trainers erste Übungen und Trainingsmöglichkeiten aufgezeigt. Dieses Projekt dient dazu, den Bekanntheitsgrad der gebauten Anlagen zu erhöhen, sowie ein dauerhaftes Nutzungsverhalten sowohl im Schulkontext als auch im privaten Bereich zu generieren. In der ersten Saison nahmen ca. 40 Klassen und 900 SchülerInnen teil. Sportprojektkoordinatorin Julia Zweimüller resümiert: „Das langfristige Ziel ist natürlich, dass das Lehrpersonal selbstständig mit den Schüler:innen die Anlagen aufsucht und mit ihnen eine Turnstunde „Outdoor“ absolviert. Wir hoffen auch, dass die Jugendlichen die Calisthenics-Anlagen im privaten Alltag zum Trainieren nutzen.“ 

 

APP und los!

Seit Juni 2023 können die Sportangebote der Bewegten Stadt auch bequem am Smartphone aufgerufen werden. Die neue App gibt eine gute Übersicht über alle bevorstehenden Termine und Sportangebote. Sportprojektkoordinatorin Sabine Pichler war zusammen mit Michael Mayrhofer bei der Konzeption der App beteiligt und erläutert: „Das von uns angestrebte Ziel, eine benutzerfreundliche Anwendung zu entwickeln, in dem wir die nächstgelegenen Bewegungsangebote der Bewegten Stadt abbilden, ist uns gelungen“, und führt weiter aus: „Die App führt dich von deiner Haustüre zur gewünschten Laufroute, Veranstaltung oder den Freizeitanlagen in der Stadt. Ich kann mich zum Beispiel zur nächstgelegen Bewegungsinsel navigieren lassen. Alle unsere Bewegungsworkshops sind auf einen Blick ersichtlich. Ein Highlight sind auch unsere über die Stadt verteilten ausgewählten Laufstrecken.“ 

 

Zusätzliche Angebote

Das Programm der Bewegten Stadt wird ständig um weitere Themenschwerpunkte erweitert, um der Bevölkerung ein breitgefächertes Angebot zu bieten. 

Im Juni fand eine Pilates-Serie an einer der Calisthenics-Anlagen statt. Im Sportzentrum Nord gibt es halbjährlich blockweise gratis Beachvolleyballtrainings und ebenfalls zum Thema Beachvolleyball fand ein Turnier für den Breitensport statt. Ein weiteres Highlight sind 12 neue Laufrouten im Stadtgebiet, die von der Bevölkerung bei Laufworkshops unter professioneller Anleitung erkundet werden können. 

Alle Angebote sind kostenlos und erfreuen sich großer Beliebtheit unter den Salzburgern. 

 

Fazit

Bewegung im öffentlichen Raum umfasst viele, teils divergente Zielgruppen. Möglichst niederschwellig alle Bevölkerungsschichten zur Bewegung zu bringen – sei es mit einem verbesserten Sportangebot oder einer besseren Sichtbarmachung der vorhandenen Sportmöglichkeiten – ist das übergeordnete Ziel aller Projekte und Events. Der Sport und die Bewegung sollen Teil unseres Alltags sein. Wunsch und Ziel ist es, Menschen mit leicht umsetzbaren Sportangeboten zu begeistern und zu überzeugen.

 

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