Stadt fair teilen - was kann Planung beitragen?
Unsere Städte sind über Jahrhunderte gewachsen, darin spiegelt sich auch die Geschichte der städtischen Gesellschaft, wer hatte das Sagen, für wen waren welche Berufe zugänglich. Stadt ist ein...
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Mit der Sport-Agenda Köln 2015 wurde zum ersten Mal ein strategischer Handlungsrahmen für die Weiterentwicklung des Sports in Köln vorgelegt. Dabei soll der Sport nicht nur in seiner Primärfunktion gestärkt, sondern auch in seiner Wirkung für andere Bereiche wie Integration, Prävention, Rehabilitation, Wirtschaft, Soziales und Bildung gefördert werden. Der „Verein Sportstadt Köln“ möchte die Kölner in Bewegung bringen.
Die Sport-Agenda Köln 2015 basiert auf den Ergebnissen des Projektes „Sportstadt Köln“, das im Herbst 2007 ins Leben gerufen wurde und vom Land NRW als Modellprojekt ausgewählt wurde. Das operative Projektteam arbeitete in enger Zusammenarbeit mit dem Sportamt der Stadt Köln sowie
dem StadtSportBund Köln e.V. (SSBK). Von Beginn an ist das Projekt in der Stadt Köln verankert worden. Durch die Bildung einer hochkarätigen Steuerungsgruppe unter Vorsitz des damaligen Oberbürgermeisters Fritz Schramma und des Vorsitzenden des StadtSportBundes Köln sowie weiteren renommierten Vertretern aus der Verwaltung, dem Sport, der Wissenschaft und der Wirtschaft wurde das Projekt gestärkt. Die Kölner Sportpolitik wurde darüber hinaus in regelmäßigen Abständen informiert und eingebunden.
Die fundierte Ist-Analyse zur derzeitigen Situation der Kölner Sportlandschaft zeigte einerseits, dass in Köln sehr viel Sport getrieben wird und die Stadt über hohe Potenziale verfügt. Andererseits wurden eine Reihe von Defiziten und Verbesserungspotenzialen festgestellt. Beispielhaft genannt werden kann Folgendes: Der Kindergarten- und Schulsport legt die Grundlage für eine lebenslange Sportaffinität von Menschen. In Köln muss er noch stärker verankert werden. Auch die Ansätze im Leistungssport und in der Nachwuchsförderung müssen stärker systematisiert werden. Darüber hinaus mangelt es Köln an Events mit überregionaler Ausstrahlung. Die Gewinnung weiterer Großveranstaltungen sowie eine verbesserte Außendarstellung Kölns als Sportstadt sollen zu einer Imageförderung und Markenbildung der Sportstadt Köln führen.
Die auf den Ergebnissen der Ist-Analyse aufbauende Konzeption der Sport- Agenda Köln 2015 erfolgte unter der Maßgabe, den Sport in Köln ganzheitlich und interdisziplinär weiterzuentwickeln. So ergaben sich zwölf Leitthemen, in denen jeweils Kernziele erarbeitet sowie bereits existierende Projekte, Programme und Initiativen gesammelt wurden. Dort, wo es Lücken gab, sind vom Projektteam Sportstadt Köln neue Projekte und Programme entwickelt worden. So wurden bis Ende August 2010 rund 120 bereits laufende sowie neu entwickelte Projekte, Programme und Initiativen in die Sport-Agenda 2015 eingebunden. Diese ist als Handlungsrahmen dann in den nächsten Jahren um weitere jeweils aktuelle Projekte, Programme und Initiativen zu erweitern und ggf. weiter zu entwickeln (z.B. für 2020).
Über eine gezielte Stärkung der relevanten Aspekte in den Leitthemen Schul- und Kindergartensport, Leistungssport und Nachwuchsförderung, Vereinssport und nichtgebundener Sport, Gesundheits- und Rehabilitationssport, soziale Integration durch Sport sowie Ausbildung und Qualifizierung wird eine nachhaltige Mobilisierung der Kölner Bevölkerung gefördert.
Um als Sportstadt sowohl nach innen als auch nach außen zu wirken, bedarf es einer gezielten Weiterentwicklung der Stadt Köln in den Themen „Attraktive Sportstätten / Bewegungsräume“, „Sportliche Großereignisse“, „Spektakuläre Sportbauten“, „Local Heroes“ sowie „Strahlende Sportinstitutionen“.
Von den aus den Leitthemen abgeleiteten, plakativ formulierten Zielen sollen „Köln wird Stadt des Schulsports“ und „Köln wird zum Beispiel sozialer Integration durch Sport“ näher beleuchtet werden.
Entscheidende Grundlagen für die Freude am Sport sowie für bewegungs- und gesundheitsbewusstes Verhalten werden im Vorschul- und Schulalter gelegt. Die Sport-Agenda Köln 2015 räumt dem Kindergarten- und Schulsport deshalb eine sehr hohe Priorität ein. Dies gilt sowohl für den Umfang als auch für die Qualität des Sportunterrichts. Neue Modelle und wegweisende Innovationen sollen mit Unterstützung der in Köln ansässigen Sportinstitutionen auf den Weg gebracht werden. Dies gilt für die Nachwuchsförderung ebenso wie für den Sport als sozialen und interkulturellen Integrationsfaktor.
Sport bietet des Weiteren für Kinder und Jugendliche vielfältige Möglichkeiten ihrer Persönlichkeitsentwicklung (vgl. Starker Sport – starke Städte und Gemeinden). Betrachtet werden die „Sozialräume“ wie Kindertageseinrichtungen, Grundschulen und OGTS, weiterführende und berufsbildende Schulen sowie nicht institutionale Sozialräume.
Vor dem Hintergrund der Problemfelder „übergewichtige Kinder“ und „soziale Integration von benachteiligten Kindern und Jugendlichen“ weist Sport in diesem Leitthema nicht nur primäre, sondern vor allem auch sekundäre Funktionen auf. Sportprogramme / -aktivitäten müssen dabei in beide Funktionen auf die speziellen Zielgruppen zugeschnitten sein. Auch die Schaffung von Angeboten für Kinder mit Behinderung spielt in diesem Themenfeld eine Rolle. Im Hinblick auf Nachwuchsförderung und Talentsichtung sollten aber nicht nur an Defiziten orientierte Maßnahmen
und Programme etabliert werden, sondern auch solche für leistungsstarke Kinder.
In Köln gibt es bereits viele Aktivitäten im Kindergarten und Schulsport. Da diese häufig noch als Einzelaktivitäten auftreten, sind Vernetzung und Kommunikation untereinander die richtigen Schritte, um die Kräfte zu bündeln. Das Kölner Aktionsbündnis „Gesunde Lebenswelten“, an dem sich Vertreter der unterschiedlichsten Institutionen, wie Schulamt, Sportamt, Deutsche Sporthochschule Köln (DSHS), Jugendamt, SSBK etc. beteiligen, ist der richtige Ansatz.
Im Leitthema „Schul- und Kindergartensport sowie Jugendsport“ ergeben sich aus den erarbeiteten Clustern vier elementare Ziele für die Sport-Agenda Köln 2015: Zur motorischen Frühförderung und Erkennung von Defiziten bei Kindern müssen Bewegungsprogramme flächendeckend in allen Kindertagesstätten in Köln implementiert werden.
Sowohl die Quantität als auch die Qualität des Schulsports muss in der Sportstadt Köln erhöht werden. Dies kann zum einen über gezielte Ansätze und Programme wie z.B. „die 3. Sportstunde“, „sicher schwimmen“ sowie über Fortbildungen der Lehrkörper mit entsprechenden Handreichungen
geschehen.
Eine flächendeckende Sichtung und Förderung von Kindern und Jugendlichen unter gesundheitlichen
und sportlichen Aspekten muss sichergestellt werden. Hierdurch können gleichermaßen Talente und motorische Defizite erkannt werden. Die Kindergärten und Schulen in Köln müssen sich stärker Sektor-übergreifend mit anderen Akteuren vernetzen. Soziale Integration durch Sport Köln hat wie viele andere Großstädte auch einen hohen Integrationsbedarf. Fast ein Viertel der Bevölkerung hat einen Migrationshintergrund. Es gibt zahlreiche Stadtteile mit sozialen Brennpunkten und ca. 70.000 Menschen mit Behinderung in Köln.
Vor dem Hintergrund einer Vielzahl von sozialen Brennpunkten in Köln spielt Sport im Kontext von Gewaltprävention und Aggressionsabbau eine besondere Rolle. Auch die Themen „Erlebnispädagogik/Sport als Erfahrungsraum“ und „Training von Schlüsselqualifikationen“ sind
Aspekte, die über Sport vermittelt werden können – mit der Zielrichtung nicht nur auf sozial Benachteiligte, sondern auch auf Menschen mit Behinderung. „Mädchen und junge Frauen“ – häufig auch mit Migrationshintergrund spielen im Kontext der Integrationsbemühungen eine besondere Rolle. In bestimmten Kulturkreisen besteht teilweise eine grundsätzliche Ablehnung
gegenüber Sportaktivitäten von Mädchen. Es hat sich aber gezeigt, welches ideale Medium der Sport im Hinblick auf Integrationsbemühungen darstellt. Wenn bestimmte Rahmenbedingungen bei der Angebotsgestaltung eingehalten werden, können auch problemlos Mädchen mit (muslimischem)
Migrationshintergrund in und über den Sport integriert werden. Daraus abgeleitet sollen zunächst zwei Ziele verfolgt werden: Der Sport wird in Köln gezielt zur Integration von sozial Benachteiligten und Menschen mit Migrationshintergrund sowie Menschen mit Behinderung genutzt. In allen oben stehenden Feldern sollen in den nächsten Jahren flächendeckende Sportangebote zur Integration
geschaffen werden.
Der Sport in Köln ist dabei Bestandteil eines Dezernate, Wissenschaften, sonstige einschlägige Institutionen und soziale Einrichtungen übergreifenden Integrationskonzeptes.
Fotos: Verein Sportstadt Köln e.V., Koelnmesse