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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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16.10.2013 - Ausgabe: 5/2013

Echte Klimmzüge

Von Jürgen Bröker

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Dr. Peter Preuß, Hochschulsportbeauftragter der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in der ehemaligen Bundeshauptstadt, war von Kucks Konzept sofort begeistert. „Wir haben für unsere Sportanlagen genau so etwas gesucht“, sagt er. Schließlich haben er und seine Mitarbeiter festgestellt, dass die Nachfrage nach Sportangeboten draußen in der Natur immer größer wird. Preuß wollte aber keinen Spielplatz für Erwachsene. Auch von Crosstrainern, die man draußen einsetzen kann, hält er nicht viel. Ein Parcours, der zum gesundheitsfördernden Training draußen an der frischen Luft eingesetzt werden kann, sollte es sein. „Uns war es ganz wichtig, dass die Übungen, die man dort machen kann, auch sinnvoll sind“, sagt Preuß.

Zwar gibt es verschiedene Anbieter auf diesem Gebiet. Für Kuck sprachen aber die Materialien, aus denen er seine Anlage herstellt, und das fundierte sportwissenschaftliche Konzept, das dahinter steckt. „Wir wollten einen Parcours, der sich in die Natur einfügt“, sagt Preuß. Besonders freut er sich darüber, dass an dem Platz unter den hohen Bäumen bereits vor 40 Jahren Geräte standen. Zwei alte Reckstangen zeugen noch von dieser Zeit. „Hier war der alte Turnplatz. Außerdem gab es einige Hanteln fürs Krafttraining“, sagt Preuß.

Michael Kuck lächelt. Er kann gar nicht anders. Zu gut fühlt es sich an, seine Idee in die Realität umgesetzt zu sehen. Kuck steht auf einem weichen Boden aus Holzschnipseln. Vor ihm ragen drei kantige Holzpfeiler in die Höhe. Dazwischen Stangen aus Edelstahl. „Das ist ein Klassiker: Die Station für Klimmzüge“, sagt er. Und wenige Sekunden später hängt der Sportwissenschaftler auch schon an der Stange, hat die Sprossen fest umfasst und zieht sich daran hoch. Für einen kurzen Moment strahlt über ihm sogar ein Stück blauer Himmel.
Kucks Geräteparcours ist für die Natur entwickelt. „Die erste Idee dazu liegt schon sechs Jahre zurück“, sagt Kuck. Damals arbeitete er an seiner Abschlussarbeit an der Deutschen Sporthochschule in Köln. Weil er schon immer starke Äste, Treppen und was sich sonst noch für einen Workout unter freiem Himmel nutzen ließ, in sein eigenes Trainingsprogramm eingebunden hatte, schrieb er über den Entwurf einer Krafttrainingsanlage im Freien unter besonderer Berücksichtigung sportwissenschaftlicher Aspekte. Das Ergebnis dieser Überlegungen steht im Grunde genommen nun in Bonn. „Ich habe den Parcours von der ersten Idee bis 2012 weiterentwickelt. Jetzt ist er so, wie er sein soll“, sagt Kuck.

Insgesamt sind dort acht Stationen aufgebaut, die unterschiedliche Muskelgruppen im Körper ansprechen. Übungen für einen starken Trizeps gibt es ebenso wie Stationen, die die Brustmuskulatur oder den Rumpf trainieren. Dabei fungiert der eigene Körper als variables Gewicht. „Je nachdem, wo ich die Füße zum Beispiel an der Station für die Liegestütze aufsetze, wird die Übung leichter oder schwerer“, sagt Kuck.

Die einzelnen Elemente des Parcours sind eigentlich selbst erklärend. Trotzdem gehört zu jeder Station ein übersichtliches Hinweisschild auf dem die Übung in Bildern zu sehen ist, die angesprochene Muskulatur gezeigt wird und zusätzlich auf Besonderheiten hingewiesen wird. „Wer ein Smartphone in der Tasche hat, kann sich über den QR-Code auf den Schildern sogar ein Video ansehen, in dem erklärt wird, wie die Übung richtig ausgeführt werden soll“, sagt Kuck.

Ein wenig erinnert das Ganze auch an die alten Trimm-Dich-Pfade aus den 1970er Jahren. Gut 1500 solcher Pfade hat es davon zu Hochzeiten einmal gegeben. Die meisten von ihnen sind aber inzwischen verrottet oder wieder abgebaut. „Ich habe das Thema Fitness-Training im Freien sicher nicht neu erfunden“, sagt Kuck. Aber seine Stationen seien nach neuesten sportwissenschaftlichen Kenntnissen zusammengestellt. Jeder könne daran trainieren. „Ein leistungsorientierter Sportler kommt ebenso auf seine Kosten, wie ein Anfänger“.

Daheim in der Eifel hat Kuck noch ein weiteres Gerät. Eine so genannte Multipresse. Daran könnten Kraftsportler noch variabler trainieren. Sportvereine aus der Umgebung haben die bereits ausgiebig getestet. Aber zum einen ist das Gerät mit etwa 16 000 Euro eine zusätzliche große Investition. „Zum
anderen dürfte man daran nur unter Aufsicht trainieren. Vorgabe des TÜV, weil man unterschiedliche Belastungen einstellen kann“, sagt der Jung-Unternehmer. Noch kann er von seiner Idee nicht leben. Deshalb arbeitet Kuck als Sportlehrer an einem Gymnasium. Aber er ist guter Dinge, dass bald mehr aus seiner Firma wird. Als potenzielle Abnehmer für seinen „Outdoor Fitness Parcours“, wie die Anlage offiziell heißt, hat er Kommunen, große Vereine oder Hotel- und Ferienanlagen im Blick. Die Idee hat noch einiges an Potenzial. So könnte sich Kuck durchaus vorstellen auch Fitness-Instruktoren für seine Anlage auszubilden oder spezielle Trainingspläne zu entwickeln.

Peter Preuß jedenfalls ist von dem Konzept überzeugt. Rund 20 000 Euro hat der Hochschulsport in Bonn für den Gerätepark investiert. Auch wenn die Temperaturen in diesem Frühjahr noch nicht unbedingt zum Sport im Freien einladen, werde die Zeit für das Fitnessstudio in der Natur kommen, sagt er. Und auch so tummeln sich hin und wieder schon einige Sportler auf den Geräten. Sogar erste Skeptiker sind bereits überzeugt. Als die Geräte aufgebaut wurden, habe ein Mitarbeiter des Hochschulsports daneben gestanden und das Ganze belächelt, erzählt Preuß. Inzwischen habe der Mitarbeiter seine Meinung geändert. „Er trainiert nun regelmäßig auf der Anlage“, sagt er.
Fotos: Kuck Fitness - Outdoor Sport
 

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