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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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19.04.2022 - Ausgabe: 2/2022

Lights On auf Deutschlands ersten inklusiven Pumptrack-Bowl

Von Veith Kilberth, Planungsbüro LNDSKT

Photo
© Planungsbüro LNDSKT


Auf dem Weg zu einer inklusiven Sportstadt wird in Bonn der Reuterpark von RMP Landschaftsarchitekten neugestaltet. Ziel ist es, die Parkanlage zu einem: „innerstädtischen, barrierefreien und inklusiven Treffpunkt umzugestalten – für Menschen unterschiedlicher Generationen mit und ohne Behinderungen“. 

Nach der Maxime ein „Platz für alle“ wurde das spezialisierte Kölner Skatepark-Planungsbüro Landskate beauftragt, eine Skate- und Pumptrack-Anlage zu planen, die dem Anspruch dieses richtungsweisenden Großprojekts gerecht wird. 


Das Konzept

In einem mehrstufigen Planungsbeteiligungs-Prozess wurde gemeinsam mit den lokalen Nutzer*innen eine einzigartige Anlage für eine breite Nutzer*innengruppe insbesondere durch eine starke Teilhabe von WCMX-Skater*innen gestaltet. Dabei wurden die gewünschten Pumptrack- und Skatepark-Terrains zu einer Anlage fusioniert. Das Ergebnis ist ein Dreieck-förmiger Pumptrack mit Steilkurven und Speed Bumps, die den in der Mitte liegenden Flow-Bowl umschließen. Mit Bäumen, Grünflächen und Aufenthaltsbereichen wird das Arrangement doppelkonischer Beton-Elemente in die Landschaft integriert. Die Ortbeton-Bauweise ermöglicht einen hohen gestalterischen Wert der Anlage, der aus einer Verschmelzung der organischen Formen, des Pumptracks mit den Tables und Freiformen des Bowls resultiert. 

 

Für jedes Können-Niveau – von Anfänger*in bis Profi

Mit einer relativ niedrigen Grundhöhe von einem Meter stellt der Pumptrack und der Flow-Bowl insgesamt eher ein niedrigschwelliges Angebot dar, das auf eine kreativ-spielerische Nutzung für eine besonders große Nutzer*innengruppe ausgerichtet ist. Die lineare Struktur des Pumptracks bietet einen besonders einfachen Einstieg, um sukzessive Roll- und Beschleunigungserlebnisse auf dem bahnähnlichen Rundkurs steigern zu können. Mit zunehmendem Können-Niveau stellt dann der Flow-Bowl im Innenbereich durch eine hohe Varianz an Fahrwegen (Multi-Lines) und Trick-Möglichkeiten die anschließende Herausforderung dar. 

Nach dem Motto: „von Anfänger*in bis Profi“ weist der Pumptrack aber auch für fortgeschrittene Nutzer*innen verschiedene Schwierigkeitsgrade auf, indem es möglich ist, die wellenartigen Speed Bumps nacheinander zu ‚pumpen‘, oder an verschiedenen Stellen eine Welle zu überspringen und an der Längsseite zwischen zwei unterschiedlich anspruchsvollen Tracks auszuwählen. Sowohl bTeile des Pumptracks als auch größere Bereiche des Bowls sind mit sogenannten Copings als Kantenabschlüsse ausgestattet, um Grind- und Slide-Tricks zu ermöglichen. Auf diese Weise werden die sonst oftmals mangelnden „Performance Aspekte“ bzw. Trick-Möglichkeiten von Pumptracks ergänzt. Darüber hinaus entstehen an verschiedenen Schnittpunkten kreative Optionen, sogenannte Transfer-Möglichkeiten, um die Pumptrack- und Bowl-Sektionen zu wechseln und innerhalb des Gesamt-Terrains kreative Fahrwege zu finden (Multi-Lines).

 

Teilhabe von WCMX-Skating

Die Anlage ist nicht nur ein Angebot für Skateboarding, Bike/BMX, Stunt-Scooter und Inline-Skating, sondern schließt im Sinne einer inklusiveren Teilhabe auch eine Nutzung für WCMX (Wheelchair-Skating) mit ein. Außer der barrierefreien Erschließung der Aufenthalts- und Zuschauerbereiche der Anlage führen WCMX-gerechte Auffahrtrampen auf die beiden großen Tables des Pumptracks. Auf diese Startpunkte können die WCMX-Skater*innen vom ebenerdigen Höhenniveau aus eigener Kraft, autark, gelangen, um gemeinsam mit allen anderen Nutzer*innen in den Pumptrack zu starten. Entlang der Außenseite gibt es an verschiedenen Stellen barrierefreie Mög­lichkeiten, die Anlage zu verlassen. Zudem bietet der Flow-Bowl auf einer Seite eine ebenerdige Öffnung, die den Ein- und Ausstieg für WCMX-Skater*innen ermöglicht. 

 

Beleuchtung

Die Anlage wird nach dem Modell umsonst-frei-und-draußen betrieben. Um die Nutzungszeiten auszuweiten, wurde eine Skatepark-spezifische Beleuchtung mit ca. 9,5m hohen Masten und LED-Leuchtmittel in das Konzept integriert. Die Beleuchtung bereits zu Beginn der Planungen mitzudenken, ist eine Möglichkeit, die vielerorts starke Frequentierung von Pumptracks und modernen Ortbeton-Skateparks zu entspannen. 

 

Grundsätze qualitativer Skatepark-Gestaltung

Zusammenfassend lässt sich ein Großteil von Grundsätzen qualitativer Skatepark-Gestaltung in der Planung wiederfinden, wie beispielsweise:

  • Beteiligung der lokalen Nutzer*innen
  • Einzigartige, kreative Gestaltung
  • Niedrigschwelliges Angebot mit verschiedenen Können-Niveaus, von einfach bis anspruchsvoll
  • Andere lokale Urban Sports-Angebote berücksichtigt im Sinne eines kommu­nalen Gesamtangebots
  • Kreative Struktur des Terrains, multidirektionale Fahrwege (Multi-Lines)
  • Für eine möglichst große Nutzer*innengruppe geplant
  • Besonders hohes Maß an kreativen Nutzungsmöglichkeiten für eine lang­fristige Attraktivität des Designs
  • Für eine WCMX-Nutzung bzw.-Teilhabe gestaltet
  • Ausführung gemäß dem Stand der Technik (von Skateparks) in der Ort-Beton Bauweise 
  • Farbigen Beton integriert
  • Maximierung der Nutzungszeiten durch ein spezielles Beleuchtungskonzept

 

Zur qualitativen Gestaltung von Skateparks sei auch auf das Buch „Skate­parks. Räume für Skateboarding zwischen Subkultur und Versportlichung“ des Autors verwiesen, das im transcript Verlag erschienen ist.

Der dargestellte Pumptrack-Bowl ist ein Beispiel für das breite Gestaltungsspektrum von Urban Sports-Anlagen, das als Inspiration dienen kann, nicht zwangsläufig separate Anlagen nebeneinander zu stellen, sondern unter Einbeziehung der lokalen Nutzer*innengruppen in besonders kreativer Art und Weise einzigartige Anlagen aus einem Guss zu verschmelzen.


Facts

 

Planung: Pumptrack / Skatepark Landskate GmbH, Köln für RMP Landschafts­architekten, Bonn

Fläche: ca. 700 m² (befestigtes Areal)

Bausumme: 400.000 € (netto)

Fertigstellung: geplant Juli 2022

Ausführendes Unternehmen: Anker Rampen, Kiel

Finanzierung: ca. 2 / 3 durch Fördermittel, aus dem Investitionspakt „Soziale Inte­gration im Quartier“


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Über den Autor:

Veith Kilberth (Dr. phil.), ehemaliger professioneller Skateboarder, Dipl.-Sport­wis­senschaftler, Mitinhaber des Planungsbüros Landskate in Köln, forscht im Bereich Skateparks und urbane Bewegungsräume und berät Kommunen zu diesem Thema. 

 

kilberth@lndskt.de

www.lndskt.de


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