Vereinzelung oder Gemeinschaftsbildung: Was passiert an Calisthenics-Anlagen?
Calisthenics ist mehr als Muskeltraining im Freien
Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen
Im Rahmen des Städtebauförderprogramms „Soziale Stadt Rheydt“ wurde als Teilprojekt der Theaterpark in Mönchengladbach-Rheydt neugestaltet.
Oberstes Ziel war die Schaffung neuer qualitativ und gestalterisch hochwertiger öffentlicher Grün- und Freiräume als Kommunikations-, Erholungs-, Spiel- und Bewegungsräume in den Wohnquartieren.
Ein Park für alle, der die urbane Lebensqualität in Rheydt widerspiegelt und in dem alle Besucher*innen durch ein vielfältiges Angebot an Spiel, Sport und Freizeit miteinander in Verbindung gebracht werden.
Mit dieser Aufgabe betraut, hat das Kölner Büro der Greenbox Landschaftsarchitekten unter Bürgerbeteiligung einen attraktiven Mehrgenerationen-Treffpunkt entworfen, der neben aller Geselligkeit nicht nur bei Kindern und Eltern für mehr „Bewegung in der Stadt“ sorgt.
Mit den am Planungsprozess beteiligten Bürger:innen, Interessens- und Nutzergruppen stellte sich in Workshops für die U12-Bereiche der gemeinsame Wunsch nach modernen Sportstätten heraus, die für Trendsportarten wie Calisthenics, Parkour, OCR und Ninja-Parcours sowohl eine sichere Trainingsmöglichkeit als auch eine sportliche Herausforderung darstellen. Statt des bevorzugten Materials Holz für die Spielplatzgeräte, sollten die Sportgeräte aus nachhaltigem Edelstahl / Stahl und der Parkour Bereich aus Beton- und Stahlelementen gefertigt sein.
Harmonisch auf des gestalterische Gesamtkonzept mit kreisrunden Aktivinseln abgestimmt, wurde gemeinsam der „Turnkreisel“ entwickelt. Eine gleichermaßen innovative wie monumentale Sportanlage mit organischen, kreisrund geschwungenen Formen, die sich erfreulich von dem bevorzugt rechtwinkeligen Design anderer Fitnessanlagen abhebt.
Auf der Suche nach einem Projektpartner, der die mit dem Entwurf für den Turnkreisel verbundenen technischen Herausforderungen im wahrsten Sinne des Wortes „meistern“ kann, erfüllte das in Bad Driburg ansässige Traditionsunternehmen Playparc alle Voraussetzungen und so wurde aus einer sportarchitektonischen Planung erlebbare Realität - und ein echter Hingucker, an dem gerne trainiert wird.
Der multifunktionale Turnkreisel geht bis 2,95 Meter Fallhöhe hoch hinaus und bietet durch zahlreiche Klimmzugstangen in unterschiedlichen Höhen vielen Menschen gleichzeitig die Möglichkeit, Kraft und Ausdauer entsprechend des eigenen Leistungslevels und der Körpergröße zu trainieren. Die integrierten Kletternetze und die Sprossenwand erweitern die Trainingsvielfalt und sind OCR-Element, Aufstiegshilfe und Kletterspaß zugleich. Die im hohen Bogen verlaufende Hangelstrecke, die sich aus den Klimmzugstangen ergibt, stellt in ihrer gesamten Länge auch trainierte Sportler:innen vor eine stete Herausforderung. Allerdings wird „die längste Monkeybar der Welt“* natürlich auch gerne von Groß und Klein dazu genutzt, um darauf zu balancieren oder nach oben zu klettern, um dort die Aussicht zu genießen. (*weil unendlich)
Direkt an den Turnkreisel angrenzend liegt die neue Parkour-Anlage, an der neben der namensgebenden Trendsportart auch andere Fitnessübungen und das Training von Koordination und Balance möglich sind.
Passend zum urbanen Ursprung von Parkour ist das sportliche Ensemble an Hindernismauern aus Sichtbeton gefertigt. Im Zusammenspiel mit vertikalen und horizontalen „Bars“ aus verzinktem Stahl und weiteren niedrigschwelligen Elementen wurde eine Bewegungslandschaft geschaffen, in der alle Voraussetzungen für das Parkour-Grundlagentraining gegeben sind, die aber auch geübte Traceure immer wieder zu neuen Wegen von A nach B inspiriert.
Wie bei allen „Inseln“ wurden für die kreisrunden Umrandungen der Fallschutzbereiche die Ziegelsteineinfassungen der ehemaligen Parkterrassen stilvoll wiederverwertet - Cradle to Cradle im bestem Sinne der Erfinder umgesetzt. Aus der gleichen umweltschonenden Philosophie heraus fanden auch zwei Metall-Halbkugeln, die vormals in der Innenstadt zum Spielen und Klettern genutzt wurden, eine neue Verwendung im Parkour. Die beiden niedrigschwelligen Elemente ergänzen nicht nur einen sportlichen Nutzen, sondern sie wecken durch Ihren Wiedererkennungswert bei den Anwohnern auch positive Erinnerungen, die zum Ausprobieren erster einfacher Bewegungsübungen anregen. Eine große - oft beschmunzelte - Beule in einer der glänzenden Halbkugeln ist selbstbewusst beibehalten worden. Sie gehört zu der einen Halbkugel ebenso, wie die beiden Halbkugeln selbst zu Rheydt gehören. Die Integration beliebter Merkmale des alten Stadtbildes erhöht die Akzeptanz des neuen Theaterparks und senkt dabei die Hemmschwelle des ersten Betretens und somit selber aktiv zu werden-
Neben den zahlreichen kreativen Spielarealen, auf denen seit dem Tag der Eröffnung am 10. März 2022 viele jüngere und ältere Kinder täglich spielen, wurden für die Jugend und aktive Menschen moderne, sichere und langlebige Trendsportanlagen geschaffen, die sich großer Beliebtheit erfreuen. Ein sportlicher und gesellschaftlicher Anziehungspunkt für alle Menschen, unabhängig von Alter und Leistungslevel. Sofort nach Fertigstellung wurden die beiden Sportareale intensiv genutzt. Der Theaterpark ist ein hoch attraktiver Treffpunkt und Aufenthaltsort mit modernen und sicheren Bewegungsräumen für alle geworden. Zentral gelegen und jederzeit frei zugänglich bringt er so Bewegung in die Stadt und ist ein sehens- und erlebenswertes Ausflugsziel für Familien und Sportler:innen von nah und fern.