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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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19.12.2014 - Ausgabe: 6/2014

Freiräume sind Lernräume

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In der Gestaltung von klassischen Spielplätzen sowie vorschulischen und schulischen Freiräumen liegen vielfältige Chancen für die Ausbildung von sozialen, motorischen und kognitiven Fähigkeiten. Dies ist im Hinblick auf die zunehmende Verweildauer der Kinder unter anderem im Ganztagsbetrieb sowie im Rahmen der Inklusion von besonderer Bedeutung. Der Erwerb dieser Fähigkeiten gelingt am besten durch eigenständiges forschendes Lernen und Handeln. Mehr Bewegung und Spiel führen insgesamt zu einer höheren Aufenthaltsqualität in der Schule, zu einem harmonischeren Miteinander, zu weniger Vandalismus und zur Abnahme von aggressiven Handlungen. Diese zukunftsweisende erzieherische Ausrichtung wertet die Freizeit- und Erholungsflächen in ihrer Bedeutung als Lern- und Entwicklungsräume auf und bestätigt die noch immer unterschätzte bildende Wirkung des Raums. Ob die Kinder ausreichende Entwicklungsimpulse bekommen, hängt vom pädagogischen, motorischen und ästhetischen Anforderungsprofil schulischer Außenräume und Spielflächen ab.

Bewegungsfreude und körperbetontes Spiel können der gemeinsame Nenner zum gelingenden Zusammenspiel von unterschiedlich entwickelten Kindern werden. Ein wichtiges Ziel ist es, entmutigte Kinder zu stärken und ihnen „Können“-Erlebnisse zu vermitteln. Ich kann schaukeln, klettern, eine Strecke balancieren oder mich an einer Schräge hochziehen und wieder herunterspringen. Gut gestaltete Freiräume müssen alle Kinder in ihrer Vielfältigkeit ansprechen und sie über die ihnen gemeinsame Bewegungsfreude zu Spiel und Sport anregen.

Der Schulhof – eine lernfördernde, pädagogisch bedeutsame Fläche

Mit zunehmendem Alter der Kinder ändern sich auch die Anforderungen an den Schulhof. Beim Wechsel der Schüler von der Grundschule an eine weiterführende Schule verschiebt sich beispielsweise das Interesse der Schüler in Richtung Kommunikation, Ästhetik und Chillen. Da es aber in weiterführenden Schulen auch noch jüngere Schüler gibt, sollte man Bewegungs- und Experimentierangebote dabei nicht vernachlässigen.

Das hier als Beispiel gezeigte naturnah ausgerichtete Schulhofkonzept hat solche Anforderungen innerhalb mehrerer abgestufter Spielzonen berücksichtigt und soll Lust auf Veränderung der eigenen unstrukturierten Festbelagsflächen machen.

Als Schulchronik und soziales Kunstobjekt wird man über eine Mosaikschlange ➁ in den Schulhof geführt Sie dient im Schulbetrieb als Balancier-, Verweil- und Kommunikationsobjekt. Die Vorflächen zu den Gebäuden wurden mit abwechslungsreichen heimischen Gehölzen bepflanzt. Im Zentrum wurde die Schulhoffläche aufgebrochen und mit Baumpflanzungen begrünt. Außen gibt es sozialintegrative Spiel- und Aufenthaltsangebote, die das Sozialverhalten der Altersgruppen berücksichtigen: z. B. der Kraftmeier ➉ oder die Stehwippe ➂, auf der auch mehrere Kinder Platz finden. Das Wippen im Stehen ist für die Förderung des Gleichgewichtsgefühls eine grundlegende Erfahrung. Außerdem können die Kinder von einer Seite zur anderen laufen und nebenbei – außerhalb des Physikunterrichts – die Gesetzmäßigkeiten des Hebels erlernen.
Im Inneren des Schulhofs kann eine Piazza mit Bühnenpodesten auch als „Grünes Klassenzimmer“ ➄ genutzt werden. Hier ist das Motto „Lernen in, von und mit der Natur“! Dieser methodische Wechsel, Unterricht auch im Freien anzubieten, hat für die Schüler enorme Vorteile bei der Lernbereitschaft, da sie dabei ganzheitlich sinnlich angeregt werden. Wobei der Standort von „Grünen Klassenzimmern“ außerhalb der Blicke anderer Schulklassen sein sollte. Nur dann können die Schüler optimal und konzentriert arbeiten.

In der Nähe dieses Outdoor-Unterrichtsbereichs wurden im Schulhofkonzept-Beispiel bewegungsaktive Spielangebote in einem eigenen naturnah gestalteten Schulhofbereich umgesetzt. Einen spannenden Spielpunkt bildet dabei der Stangen-Dschungelpfad (Mikadodo) ➅, der um einen Baum herum platziert wurde. Balancieren, Klettern, Risiko und Wagnis – all das sind die herausfordernden Themen von Mikadodo. Besonders interaktiv wird es, wenn sich mehrere Schüler im Dschungel tummeln: Agieren, ausweichen, absprechen – das alles ist notwendig, um oben zu bleiben und weiterzukommen. Voller Neugierde können Kinder hier immer wieder eigene Pfade beschreiten. Es gibt kein Richtig oder Falsch. Mikadodo fördert die Trittsicherheit und führt so zu einer Verbesserung der koordinativen Fähigkeiten. Die Schrägstellung der griffigen Holzpfosten bringt den Schwerpunkt des Körpers immer wieder in eine neue Lage und erfordert ständig ein Ausgleichen. Für verschiedene Altersstufen sind die jeweils passenden Trittabstände wählbar. Auch Klassiker wie Ballspiele sind ideal für die Pausenbeschäftigung ➈. Ob Fußball oder Basketball, zunehmend zeigen auch immer mehr Mädchen Interesse an dieser Art, sich auszupowern. Eine optimale Möglichkeit, Gleichberechtigung und Inklusion auf dem Pausenhof zu fördern.

Ganz in der Nähe wurde eine Sechsfach-Kontaktschaukel ➃ angebracht. Bei dieser Schaukel können die Kinder gemeinsam in Schwung kommen sowie die Möglichkeit zur Be- und Entschleunigung im Sitzen und Stehen, vorwärts wie rückwärts, austesten. Zudem löst Schaukeln Verspannungen, sorgt aber auch für Anspannung – je nachdem, wie hoch der eigene Aktivitätsanteil ist.
Im Konzept-Beispiel wurde auch ein Stufenreck ➆ und eine Slackline montiert. Slackline ➀ bedeutet nicht nur balancieren, es kommt auch die Dynamik und Dehnbarkeit des Gurtbandes dazu. Diese herausragende Trendsportart der letzten Jahre sollte auf keinem Schulhof fehlen. Besonders für Kinder ist die Slackline ein ideales Spiel- und Übungsgerät. Das Balancieren fördert das Gleichgewichts- und Körpergefühl und schult die eigene Körperwahrnehmung. Auch zu zweit oder dritt kann die Slackline gut genutzt werden. Der Schwierigkeitsgrad erhöht sich, je mehr Personen auf ihr balancieren. Da selten die passenden Bäume bereitstehen, ist es hilfreich, Startpodeste zu nutzen, um die Slackline zu befestigen.
Neben so vielen Bewegungsangeboten ist auch ein Rückzugsort ➇ innerhalb des Schulhofs wichtig, z.B. in Form eines überdachten Rückzugsraums, der sich auch als „Grünes Klassenzimmer“ eignet. Eingebunden in abwechslungsreiche Grünräume werden nahezu alle Sinne angeregt. Das fördert die Lernbereitschaft und Kommunikationsfähigkeit. Eine höhlengleiche Konstruktion sorgt für Urvertrauen und Schutz; der visuell nachvollziehbare technisch-konstruktive Aufbau für Neugierde und Konzentration. Durch das niedrige Sitzpodest wird dem Inklusionsgedanken Rechnung getragen. Das schützende Satteldach kann auf Wunsch auch begrünt werden.

Spiel braucht Zeit

Zur intensiven Nutzung des Freiraums ist es nötig, den Schulalltag mit ausreichend langen Pausen zu rhythmisieren, damit aktive Erholung durch Spiel und Bewegungsspiel entstehen kann. Pausen unter 20 Minuten lassen keine aktive Nutzung des Freiraums zu.
Alle Außenspielgeräte, die in dieses Schulhofkonzept eingeplant wurden, werden von Wehrfritz aus hochwertigen Materialien hergestellt. Sie entsprechen der EN 1176, Teil 1 bis 7, sind von den entsprechenden Institutionen geprüft und tragen das GS-Zeichen. Das Wehrfritz Angebot reicht von Standardspielgeräten bis hin zu individuell zugeschnittenen Spiellandschaften. Die Standardspielgeräte können je nach Kundenwunsch erweitert oder verändert werden. Auch der Austausch und Anbau von Elementen wie z.B. einer Rutsche, eines Turms, von Applikationen oder ganzer Spielgeräte zu einem späteren Zeitpunkt wird dadurch möglich. Somit kann beispielsweise eine Klettereinheit später durch einen Sandspielbereich erweitert werden. Für weitere Informationen: www.wehrfritz.de
 

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