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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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25.08.2010 - Ausgabe: 4/2010

Grün für die Allgemeinheit

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P@L: Der gesellschaftliche Nutzen von öffentlichem und privatem Grün wird in der öffentlichen Diskussion eher unterschwellig wahrgenommen. Investitionen in Grün werden von Unternehmen oder Kommunen als Kostenfaktor realisiert. Die positiven und geldwerten gesellschaftlichen und individuellen Aspekte werden oft übersehen: Diese sind?
Hanns-Jürgen Redeker: Grün steigert den Wert einer Kommune oder Stadt für ihre Bewohner und Unternehmen, aber auch für Touristen; Grün wertet einen Wirt-schaftsstandort auf; Grüne Arbeitsplätze verbessern das Klima, erhöhen die Arbeits-leistung und die Produktivität der Mitarbeiter; Grün bewirkt eine starke persönliche Identifikation mit einem Unternehmen, aber auch mit dem Wohn- und Arbeitsumfeld; Grün erholt von Stress und Überbeanspruchung; Grün fördert das Umweltbewusstsein und die Umweltpflege; Grün schafft Erholung und Ruhe und lässt sogar Kranke schneller wieder genesen; Grün baut Aggressionen ab, fördert das Sozialwesen und reduziert Vandalismus; Grün erhöht die Lebensqualität der Menschen, sie fühlen sich wohler und gesünder.

Aus all diesen Gründen ist es wichtig, den Wert von Grün stärker in das Bewusstsein der allgemeinen Öffentlichkeit, aber auch jeglicher Entscheidungsträger zu rücken. Dies kann nur durch einen guten Informationsaustausch nachhaltig und wirkungsvoll gelingen. Daher haben wir die Stiftung „Die Grüne Stadt“ initiiert, die mittlerweile auch europaweit Nachahmung findet.

P@L: Bundesministerin Aigner hat den Nutzen von Grün und Gesundheit er-kannt?
Hanns-Jürgen Redeker: Die Bedürfnisse der Städter nach Freiraum, vom privaten Hausgarten über die öffentlichen Grünflächen bis zu regionalen Grünzügen, müssen nicht nur aus Sicht des Verbraucherschutzes immer mehr beachtet werden. Verbraucherschutzpolitik braucht langfristige Ziele, Vorstellungen und Visionen. Jedoch erfordert die Umsetzung ökologisch geprägter Visionen, wie der Erhalt eines leistungsfähigen Naturhaushaltes oder die Verbesserung der städtischen Erholungssituation, in Zeiten knapper Kassen Mut bei Politikern, Verantwortlichen in Ämtern und Behörden sowie bei Planern. Grün und Gesundheit sind auch Aufgaben im Zuständigkeitsfeld des BMELV. Um der zunehmenden Dickleibigkeit vieler Menschen entgegen zu wirken, kommt der Bewegung in wohnortnahen Grün-, Sport- und Freizeitanlagen eine große Rolle zu. Deshalb hat Ministerin Aigner auch die Schirmherrschaft des Wettbewerbes „Grüne Spielplätze“ der Stiftung „Die Grüne Stadt“ übernommen. Ich finde es unterstützenswert, wenn Kinder die Möglichkeit haben, beim Spielen zugleich Natur zu erleben. Gerade für Kinder, die zu Hause keinen eigenen Garten haben, ist dies eine Möglichkeit, mit der Natur aufzuwachsen. Ich hoffe auf rege Beteili-gung mit vielen guten Beispielen, die Planern und Bauherren als Vorbilder für „Grüne Spielplätze“ dienen, so Aigner in ihrem Grußwort weiter. Der Wettbewerb „Grüne Spielplätze“ hat das Ziel, vorbildliche Spielplätze auszuzeichnen, bei denen eine abwechslungsreiche, standortgerechte und qualitative Grüngestaltung eine zentrale Rolle spielt. Fast 70 Bewerbungen haben wir gesichtet, der Sieger wird im Rahmen der GaLaBau-Messe in Nürnberg ausgezeichnet.

P@L: Sind Gartenschauen ein Erfolgsinstrument nachhaltiger Stadtentwick-lung?
Hanns-Jürgen Redeker: Gartenschauen haben immer positive Effekte für die Strukturentwicklung in den ausrichtenden Städten, weit über die eigentliche Laufzeit der Gartenschau hinaus.
Gartenschauen sind mitentscheidend für den Wohn-, Arbeits- und Freizeitwert und für die Lebensqualität einer Stadt. Investitionen in Gartenschauen sind Investitionen für Generationen. Das Schaffen, Entwickeln und Erhalten solcher Parks in erforderlicher Anzahl, Größe und vor allem Qualität muss wesentliches Element jeder zukunftsweisenden Stadtentwicklung sein.
Gartenschauen führen durch entsprechende Planungswettbewerbe zu optimalen Lösungen für die Gestaltung und Ausführung und zeigen neue Wege in der Stadtentwicklung und Landschaftsgestaltung auf. Durch Gartenschauen werden begleitende Investitionen – auch durch Dritte – getätigt, die oft das Mehrfache der Investitionen für das Gartenschaugelände (Synergieeffekt) betragen. Die Gesamtgestaltung der Flächen muss stadtspezifisch auf die langfristigen Bedürfnisse der Bevölkerung sowie auf die vorgesehenen grünpolitischen Ziele ausgerichtet sein. Die hohe Qualität der landschaftsgärtnerischen Bau- und Pflegeleistungen sind zentrale Anforderung an eine Gartenschau. Voraussetzungen dafür sind insbesondere eine entsprechende Termingestaltung für Voruntersuchungen, Planung und Ausführung, aber auch angemessene planerische Leistungen, eindeutige Leistungsbeschreibungen, Sorgfalt bei der Vergabe an fachkundige, leistungsfähige und zuverlässige Unternehmen sowie die einwandfreie Ausführung und umsichtige Bauleitung.
Wichtig ist allerdings, dass auch ein klares Ziel zur nachhaltigen Förderung und Entwicklung der Stadt oder Region existiert. Von der Nachhaltigkeit über die Ökologie wird der Bogen bis zur Ökonomie gespannt: Denn Gartenschauen geben nicht zuletzt auch wichtige Impulse für die Wirtschaftsförderung in der Region. Ein Beispiel: In Schwerin verzeichneten die Hotels durch die BUGA-Besucher eine Steigerung ihrer Auslastung auf bis zu über 90 Prozent. Gartenschauen bestehen immer aus dauerhaften und temporären Ausstellungsbeiträgen. Ein Nachnutzungskonzept regelt schon frühzeitig, was mit den einzelnen Gar-tenanlagen, Beeten und Bauten nach der Gartenschau passiert und wer nach der Schau dafür verantwortlich ist.
Mit dem Ziel, den Wiederaufbau in der Nachkriegszeit zu forcieren, fand die erste Bundesgartenschau 1951 in Hannover statt. Mittlerweile ist wohl jedem Bürgermeis-ter und seinen Stadtplanern von Schleswig-Holstein bis Bayern und von Nordrhein-Westfalen bis Brandenburg bekannt, dass eine BUGA ein sehr effizientes Mittel zur nachhaltigen Stadtentwicklung ist. Dabei sind es keineswegs immer nur die großen Städte, die sich um eine BUGA bewerben. Die Bundesgartenschau 2015 findet z.B. als Gemeinschaftsprojekt von vier brandenburgischen Gemeinden und einem Ort in Sachen-Anhalt als die BUGA Havelregion statt. Bis 2019 sind die BUGAs schon vergeben, über ein mangelndes Interesse an der Ausrichtung einer BUGA kann sich die DBG nicht beklagen.
Wichtig für weitere Ausrichter ist, dass die Planung nicht nur die rund sieben Veranstaltungsmonate im Fokus hat, sondern dass es nach der Schließung der Gartenschau weitergeht. Eine Bundesgartenschau will und muss nachhaltig verändern. Das dürfen die Bewerberstädte nicht außer Acht lassen. Eine BUGA auszurichten, heißt immer auch, in die Zukunft der Stadt und der Bevölkerung zu investieren. Nachhaltigkeit kann dabei so unterschiedlich sein wie die einzelnen BUGA-Konzepte selbst. Während z.B. die beiden Kölner BUGAs von 1957 und 1971 den bei der Bevölkerung heute noch immer beliebten Rheinpark geschaffen haben, wurde mit der BUGA 2005 in München ein völlig neuer Stadtteil geboren: die Messestadt Riem. So unterschiedlich jede Bundesgartenschau auch ist, eines haben sie alle gemeinsam: Die Menschen profitieren auf lange Sicht davon.

P@L: Wie sieht die „Nachhaltige Stadtentwicklung 2020“ aus?
Hanns-Jürgen Redeker: Im nächsten Jahrzehnt haben Aspekte wie der demografi-sche Wandel, schrumpfende Städte und wachsende Metropolen, zunehmende Ver-kehrsströme, die Feinstaub-Problematik, die Klimaveränderung sowie der Zusam-menhang von Grün und Gesundheit wesentlichen Einfluss auf eine nachhaltige Stadtentwicklung.
Verantwortliche in Bundes- und Landesregierung sowie in Städten und Kommunen erkennen zunehmend, welche Wohlfahrtswirkungen von urbanen Freianlagen ausgehen. Fachgerecht angelegte und gepflegte Grünanlagen müssen die Grundlage für eine neue Stadtpolitik im Europa des 21. Jahrhunderts schaffen. Die Renaissance unserer Städte muss auch Parks, Sport- und Freizeitanlagen, Freiflächen und Alleen einbeziehen, sei es deren Neubau oder aber, was meines Erachtens noch wichtiger ist, deren Fortbestand durch ein professionelles Pflegemanagementsystem. Auch die Wiederherstellung und Renovation vorhandener, alter Parks und Grünanlagen müssen dabei berücksichtigt werden.

Stadtumbau ist eine der größten und spannendsten Herausforderungen, die Kom-munen, Wohnungsbaugesellschaften und Planer in den nächsten Jahren beschäftigen wird. Stadtumbau bedeutet Stadtentwicklung, nicht nur Abriss, sondern auch Aufwertung, Sanierung und Neubau. Auch weiche Standortfaktoren gilt es zukünftig zu fördern: Neben den klassischen ökonomischen Standortfaktoren gewinnen vor allem auch Wissen, Innovationsfähigkeit, kulturelle Attraktivität und die Größe des städtischen kreativen Potenzials an Bedeutung. Wir müssen urbane Talent-Pools fördern: Ziel ist es, in sozialer, wirtschaftlicher, kultu-reller und physischer Hinsicht eine möglichst ausgeglichene Mischung zu schaffen. Wohnen und Arbeiten im Grün darf nicht länger nur ein Werbespruch der Immobilienwirtschaft sein, er muss von Politik und Verwaltung auch umgesetzt werden.

Stadt- und Landschaftsplanung, Politik, Gesellschaft und engagierte Bürger müssen interdisziplinär dazu beitragen, Städte lebens- und liebenswerter zu gestalten. Dies darf keine Zukunftsmusik sein und muss heute beginnen, wollen wir die Stadtentwicklung 2020 noch verändern. Neue städtische Räume werden in den vom Stadtumbau betroffenen Kerngebieten die Freiräume sein! Freiraumplanung ist das Instrument zur Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität, gerade in verdichteten und benachteiligten Stadtquartieren. Stadtentwicklung erfordert ein vielschichtiges, standortspezifisches Marketing, das flexibel auf Veränderungen reagieren muss.

Integrierte Stadtentwicklungskonzepte unterliegen weiterhin den gesellschaftspoliti-schen Veränderungen und müssen mit stadtplanerischen Instrumenten fortgesetzt werden.
Wir müssen hin zu einer ökologischen Stadtentwicklung, um einen Beitrag zur Klima- und Energiepolitik zu leisten. Nachhaltige Stadtentwicklung sollte auch nachhaltiges Bauen einfordern, Stichwort „Green Building“: Dies umfasst das gesamte Spektrum dessen, was aus umfassender ökologischer Sicht an einem Gebäude nachhaltig gestaltet werden kann. Nennen möchte ich z.B. den jeweiligen Landverbrauch, die Versiegelung von Umgebungsflächen, die Verwendung erneuerbarer Rohstoffe für den Bau und die Ausstattung, das Raum-klima, das Verkehrsthema, die Anlage von Grünflächen auf dem Dach, im Innenraum, an der Fassade und um das Gebäude.

Pflanzen aller Arten und Größen sind nachhaltig. Sie verbessern die Luft und haben positive Wirkung auf das Klima. Sie werten nicht nur Immobilien auf, sondern tragen entscheidend zur Lebensqualität im Wohn- und Arbeitsumfeld bei. Sie fördern die Leistungsbereitschaft und dienen der Gesundheit. Deshalb steigt der Stellenwert von Grün kontinuierlich. Stauden im öffentlichen Raum sind nachhaltig, wenn sie standortgerecht und den modernen klimatischen, vegetationstechnischen und wirtschaftlichen Anforderungen entsprechend ein-gesetzt und gepflegt werden.

Auch die Bundesregierung hat beschlossen, dass die Lebensqualität in Städten durch vielfältiges Grün verbessert werden soll. Bis zum Jahre 2020 soll die Durchgrünung der Siedlungen einschließlich des Wohnumfeld nahen Grüns, z.B. Hofgrün, kleine Grünflächen, Dach- und Fassadengrün deutlich erhöht werden. Urbanes Grün bietet umfassende Möglichkeiten für Erholung, Spiel und Naturerleben für Jung und Alt. Dies hat das Bundeskabinett in einem Strategiepapier zur biologischen Vielfalt festgestellt. Dieses Papier ist kurzfristig weiter zu entwickeln und umzusetzen.

Wir begrüßen die nationale Strategie zur biologischen Vielfalt. Erstmals ist es gelungen, „konkrete Visionen“ für die Zukunft zu definieren und für viele biodiversitätsrelevante Themen Qualitätsziele und Handlungsziele festzulegen. In diesem Zusammenhang ist besonders erfreulich, dass auch der städtische Raum mit eingeschlossen werden soll. Auch der Garten- und Landschaftsbau kann zum Artenschutz einen wichtigen Beitrag leisten, denn artenreiches, qualitätsvolles Grün, Pflanzen und Bäume in der Stadt passen gut in die Biodiversitätsstrategie der Bundesregierung.

P@L: Das generationsübergreifende Spiel im Park ist ein großes Thema. Wie müssen sich die Unternehmen des Garten- und Landschaftsbaues auf Senio-renwünsche einstellen? Welche Bedeutung haben öffentliche Freiräume für eine sich wandelnde Gesellschaft?
Hanns-Jürgen Redeker: Der Begriff des „demografischen Wandels“ ist in aller Munde. Er sagt aus, dass – aufgrund der geringen Geburtenrate – mit einem starken Rückgang der unter 20-Jährigen, einer deutlichen Zunahme der über 65-Jährigen und mit einem besonderen Wachstum der Zahl der über 80-Jährigen zu rechnen ist. Für viele Politikfelder, insbesondere für die Sicherung der Altersrenten, bedeuten diese Entwicklungen jedoch enorme Probleme.

Es wird immer wieder die Notwendigkeit bestätigt, öffentliche Parks und Grünanlagen an Wohnsiedlungen den spezifischen Wohnanforderungen älterer Menschen anzupassen, jedoch scheitert die Umsetzung neuer Konzepte in der Regel an den dazu erforderlichen Mitteln oder am politischen Willen der Mehrheitsfraktionen.

Sowohl beim Siedlungsgrün als auch bei öffentlichen Parkanlagen muss es zu einer Neubewertung der planerischen und gestalterischen Anforderung kommen, die sich nicht allein auf die Barriere- und Stolperfreiheit beschränken kann. Vielmehr hat eine Aufwertung von Siedlungsgrün immer mehr die Anforderungen und Wünsche von Senioren zu berücksichtigen. Dieser Prozess braucht jedoch Anstöße und Beispiele und wird insbesondere dann erfolgreich sein, wenn damit auch ökonomische Vorteile verbunden sind. Solche Ansätze lassen sich deutlich bei der Wohnumfeld-Verbesserung von Siedlungen, zum Beispiel in Ostdeutschland, erkennen. Insbesondere in Städten mit weiter schrumpfenden Bevölkerungsanteilen werden sich solche behaupten, die qualitativ hochwertige und seniorengerecht gestaltete Wohnungen in attraktiver Lage bieten können. Besonders in öffentlichen Parkanlagen sind Senioren eine starke Besuchergruppe. Eine entsprechende Grünqualität ist entscheidend für das Wohlbefinden und die Zufriedenheit dieser Nutzer. Umgekehrt tragen schlecht gepflegte Grünflächen zur Unzufriedenheit bei. Es ist also davon auszugehen, dass eine qualitätsvolle Gestaltung von Grünflächen ganz entscheidend zur Akzeptanz und damit auch zur Wertsteigerung von Wohnimmobilien beiträgt.

Konkret: Um Akzeptanz zu schaffen, sollten altersspezifisch ausgerichtete Freiräume durch Qualität überzeugen und durch speziell geschaffene Attribute zum Besuch einladen. Dazu tragen ähnlich den Anforderungen im privaten Grün insbesondere bei:

• Wege und Rundwege in Parkanlagen mit unterschiedlich langen Streckenführungen, auch mit steilen und flachen Abschnitten,
• verschiedene Themengärten mit Pflanzen zu unterschiedlichen Themen, Gärten der Sinne, Gewürzgärten, Duftgärten oder Gärten mit Klangkörpern,
• kleinteilig gegliederte, differenzierte und unterschiedlich große Räume mit kurzen Wegen, übersichtlichen Wegstrecken mit guter abendlicher Ausleuchtung, Spazierwege mit Höhendifferenzierungen, Rampen und Treppen mit Handläufen,
• Möglichkeiten zur Pausengestaltung und zum Ausruhen sowie Angebote zur Besinnung und Meditation, entsprechende Geräte und spezielle Anlagen zum Trai-nieren der körperlichen Leistungsfähigkeit sowie Schaffung von Anreizen zur Bewegung, zum Beispiel durch entsprechende Fitnessgeräte.
• Blumenbeete, Wiesen und altbekannte Pflanzen wie Rosen oder auch Obst-bäume schaffen im öffentlichen Raum das Gefühl, sich wohl zu fühlen, zu Hause zu sein,
• Die Beleuchtung von Treppen mit künstlichem Licht ist blend- und schattenfrei auszuführen. Treppenanlagen – wenn man sie denn nicht ganz vermeiden kann – müssen so gestaltet sein, dass sie bequem zu begehen sind.
• Der Rampenverlauf sollte möglichst gradläufig sein. Gewendelte Rampen sollten vermieden werden. Plattenbeläge müssen eine rutschfeste Oberfläche und ausreichende Farbkontraste bieten.

Es gilt jetzt die Weichen für seniorengerechtes Grün in der Städteplanung zu stellen – nicht nur um den Wert von Immobilien zu steigern, sondern vielmehr um den Erholungs- und Freizeitwert einer grünen Stadt zu steigern. Eine wesentliche Voraussetzung hierfür ist qualitätsvolles Grün, das den Bedürfnissen der Nutzer entspricht und im direkten Lebensumfeld der Menschen anzutreffen ist. Die Betriebe des Garten- und Landschaftsbaues richten sich auf diese neuen Nutzungsansprüche des öffentlichen und privaten Grüns ein.

P@L: Letztendlich: Wie sieht der Park, das öffentliche Grün der Zukunft aus?
Hanns-Jürgen Redeker: Die Zeiten haben sich gewandelt: Mehr als 50 Prozent der Weltbevölkerung und sogar bis zu 80 Prozent in den reicheren Ländern leben in Städten. Obwohl sie nur drei Prozent der Erdoberfläche bedecken, verbrauchen Städte mehr als 80 Prozent aller Ressourcen. Für Kommunen stellen sich damit neue Aufgaben, auch in Bezug auf das Freiflächenmanagement und das Grün in der Stadt.

Aus langjährigen Untersuchungen ist bekannt, dass Bürger, Unternehmen und Kommunen unisono öffentliche Grünflächen zur Erholung, als Ausgleich für versiegelte Flächen, zur Verbesserung der Luftqualität und als Standortfaktor erwarten. Bei aller Funktionalität ist nicht zu vergessen, dass sie das Grün auch als Schmuck wünschen. Die Erwartungen an das Grün in der Stadt umfassen ein ganzes Bündel an sozialen, gesundheitlichen, psychologischen und ökonomischen Effekten.

In Zeiten knapper Kassen wird es immer schwieriger, neue Grünflächen anzulegen und qualitätsvoll zu pflegen. Besonders die Pflege des öffentlichen Grüns ist zum Reizwort geworden – und dies, obwohl nutzbare Grünanlagen unverzichtbare Be-standteile einer funktionierenden Stadt sind, die auch ihre Attraktivität als Wirt-schaftsstandort entscheidend mitbestimmen.

Eine klimaverträgliche Stadt benötigt einen Grünflächenanteil von mindestens einem Viertel ihres Gebiets. Hierfür reicht aber nicht ein zentraler großer Park. Es kommt künftig darauf an, viele grüne Inseln mit mindestens einem Hektar Fläche zu schaffen. Dies wurde bei der jüngsten Klima-Pressekonferenz des Deutschen Wirtschaftsdienstes (DWD) im April 2009 betont. Nimmt man die demographische Entwicklung ins Blickfeld, wird deutlich, dass die Stadt der Zukunft mehr Grünflächen haben muss, dass die grüne Stadt das Modell der Zukunft ist.

Urbanität ist wieder gefragt und eine neue Lust am Stadtraum kann man vielerorts erleben.
Urbanes Leben wird wieder „in“. Wohnen, Leben und Arbeiten in der Stadt gewinnt zunehmend an Zuspruch. „Zurück in die City“ erodiert den lang währenden Slogan „Raus aufs Land“.
Die Wanderungs- und Schrumpfungsbewegungen machen per Saldo schon heute eines deutlich: Das suburbane Wohnen auf dem Lande oder im Grünen gehört als Leitbild der Vergangenheit an.

Neue Strategien und Freiraumtypologien sind zu entwickeln, die nicht nur die Stadtgestalt, den Naturhaushalt und Nachhaltigkeit, sondern auch die engen finanziellen Rahmenbedingungen vieler Kommunen und privater Eigentümer (wie z.B. der Immobilienwirtschaft) beim Unterhalt zusätzlicher Flächen berücksichtigen müssen.

„Wir werden weniger, wir werden älter und wir werden bunter“, so hat es vor nicht allzu langer Zeit Professor Paul Klemmer, Präsident des Deutschen Verbandes für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung, auf den Punkt gebracht.

Es sind gerade die gesellschaftlichen Anpassungsprozesse, die die Städte als Orte nachhaltig prägen und charakterisieren. Es sind die Wachstums- und Schrumpfungsprozesse, die ganz wesentlich die Zukunft der Stadt und die Erneuerung der Baukultur beeinflussen werden.

Die Fragen um den gesellschaftlichen Wandel, der unsere postmoderne Zeit charakterisiert, beschäftigen zum Glück nicht nur die dafür prädestinierte Fachwelt wie Städtebauer, Architekten oder Landschaftsarchitekten. So wie sich der alte Gegensatz von Stadt und Land langsam aber unaufhaltsam auflöst und den Leitbildern der Zwischenstadt oder der porösen/perforierten Stadt einen immer breiteren Raum gibt, so hat sich schon lange der Freiraum aus seinen traditionellen Funktionszwängen befreit und die oftmals engen Grenzen des Gartenzauns gesprengt.

Die „Grüne Stadt“ ist das Modell der Zukunft und wird mit und aus ihren Gegensätzen leben müssen. Die Städte sollten dementsprechend wieder lernen, sich etwas offensiv „zu leisten“, auch im Angesicht der oft knappen Haushaltskassen.
Welche Stadt hätte nicht gerne einen Central Park oder einen Englischen Garten?

Und gerade diese grünen Lungen zum Durchatmen sind es, die über ihren spezifi-schen Ortscharakter neue Möglichkeiten eröffnen, um auf die aktuellen Bedürfnisse der Stadtbevölkerung zu reagieren und zudem in vorhandenen Strukturen neue Nutzungen zuzulassen. Die freie, nichtkommerzielle Aneignung dieser Freiräume ist von existentieller Wichtigkeit. Sie ermöglichen ungeplante Begegnungen, kostenfreie Teilnahme am öffentlichen Leben. Sie dienen zur gesellschaftlichen Belebung städtischen Lebens, sie machen das öffentliche Grün der Zukunft aus.
 

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