Von Henrike Scriverius (Dipl.-Ing. (FH) | Landschaftsarchitektin AKNW), Reinders LandschaftsArchitekten bdla
Wer schafft es am schnellsten von S nach Z, oder rückwärts, oder mit geschlossenen Augen, oder eine Etage höher auf den Querverstrebungen.
Es gibt Projekte im Leben einer Landschaftsarchitektin, an die erinnert sie sich. Neue Aufgaben landen auf ihrem Tisch, komplizierte Baustellen werden begonnen und hin und wieder auch eine glanzvolle Einweihung gefeiert. Doch dann stößt sie wieder auf diese Fotos, oder liest den Namen eines Herstellers oder der Galabaufirma von damals und dann sind sie wieder da: Die Erinnerungen an die stumme Heimfahrt nach der Anwohnerbeteiligung oder an die unruhige Nacht, bevor das Großspielgerät montiert wurde. Aber auch an den Moment als sie um die Ecke bog, in der Woche nach der Eröffnung, und die Heerscharen schon hörte, bevor sie sie sah. An dieses Gefühl des stillen Stolzes, wenn die eigenen Ideen trotz vieler Widrigkeiten derart stürmisch angenommen werden.
Der Salierplatz in Düsseldorf ist eines dieser Projekte.
Es begann ganz klassisch im Vorfrühling 2009. Die Ortsbesichtigung des Stadtplatzes im schicken Stadtteil Oberkassel zeigte einen Zustand, wie wir ihn so oft vorfinden, wenn wir gerufen werden: Eine in die Jahre gekommene Spielidee, vor Jahren sicherlich mit Liebe geplant, doch durch Materialermüdung, rüden Umgang und einen sich wandelnden Zeitgeist abgespielt, unfrisch und grau. Demontierte Geräte hatten leere Betonsockel hinterlassen und ehemalige Pflanzflächen waren niedergetrampelt durch hunderte Kinderfüße. Doch ein imposanter Großbaumbestand ließ das Herz der Landschaftsarchitektin höherschlagen. Kann doch keine noch so sorgfältig ausgesuchte Neuware die Stimmung von zehn 80 Jahre alten Linden ersetzen.
Zusätzlich zu den vor Ort gewonnenen Eindrücken sorgte der Bauherr, das Gartenamt der Stadt Düsseldorf, für ausführliche Hintergrundinformationen: Auf einen starken Nutzerdruck wurde hingewiesen, auf zahlreiche Familien mit Kindern, die insbesondere in den Sommermonaten den Stadtplatz stürmen. Denn anders als das weitverbreitete Klischee ist Oberkassel ein kinderreicher Stadtteil, in dem in den verkehrsberuhigten Nebenstraßen ein liebenswertes Großstadtleben geführt werden kann. Wer träumt nicht davon, mal eben schnell mit dem Fahrrad auf ein Alt in die Ratinger Straße zu fahren.
Doch der Bauherr erwähnte auch die hohe Erwartungshaltung der Anwohnerschaft. Seit Monaten wurde bitterlich geklagt über den heruntergekommenen Zustand des Stadtplatzes. Und auch offen betont, sich nicht mit dem üblichen Schaukel-Rutschen-Sandkasten-Einerlei begnügen zu wollen. Von einem Wasserspielplatz war die Rede, von Kletterlandschaften, Schaukelparks und Rutschenparcours.
Wir luden die Bestandspläne hoch und maßen nach: Die reine Fläche des Salierplatzes, an drei Seiten von Gehwegen eingefasst, an der vierten von einem neu angelegten Bolzplatz, beträgt 1.500 qm. Und das einschließlich der Pflanzbereiche unterhalb der großen Linden, in die aufgrund der Wurzeln nicht eingegriffen werden durfte. Also nicht wirklich groß. Und auch das Budget von brutto € 160.000,-- erschien angesichts der anspruchsvollen Wünsche nicht gerade üppig.
Wir begannen, wie wir immer anfangen, wenn wir einen neuen Spielbereich planen: Wir suchten nach einer Spielidee. Etwas Unverwechselbarem, etwas Einzigartigem, das es so nur an diesem einen Ort geben würde. Idealerweise in engem Zusammenhang mit seinem Namen oder mit Einrichtungen in der Nachbarschaft, mit Besonderheiten des Stadtteils oder der Nutzer.
Nun gaben die Salier, das ostfränkische Adelsgeschlecht des 10. Jahrhunderts, nicht viele Anregungen für ein frisches und belastbares Spielthema. Auch die Nähe zum Wasser oder die Schafherden, die typisch für Düsseldorf über die nahen Rheinwiesen ziehen, wurden als Spielidee wieder verworfen. Bis der Gedanke entstand, wenn schon nicht aus dem Inhalt des Namens, dann vielleicht aus dem Namen selbst etwas zu machen. Gemeinsam mit der Fa. Spiel-Bau aus Brandenburg setzten wir uns zusammen und begannen zu entwerfen. Eine längsgestreckte Form sollte das Spielgerät haben, wie ein transparenter Raumteiler, ein Paravent, der die ruhigen von den bewegungsintensiven Spielbereichen trennt. Nicht zu hoch sollte er sein, um nicht mit den Kronen der tiefhängenden Linden zu konkurrieren. Möglichst viele Spielelemente sollte er bieten, Klettermöglichkeiten, Seile, Netze, Leitern, die gewünschten Rutschen, und dabei nicht viel Platz in Anspruch nehmen. Und nicht zu teuer durfte er sein. Denn nach Abzug der neu anzulegenden Pflasterflächen, der zahlreich gewünschten Sitzangebote und des Wasser-Matsch-Bereiches blieb für das Großspielgerät nicht viel mehr Geld als brutto € 35.000,-- übrig. Einschließlich Montage und TÜV-Abnahme.
Bespielbarer Schriftzug Salierplatz
Herausgekommen ist der bespielbare Schriftzug Salierplatz. Er ist 28,60 Meter lang und 2,20 Meter hoch. Er besteht aus kerngetrennter Douglasie sowie aus diversen Anbauteilen aus Edelstahl. Vom S mit Verweilnetz und Leiteraufstieg bis zum Z mit einer von zwei Rutschen bietet er Balancierseile, Gurtbrücke, Schwebebalken, diverse Leitern mit unterschiedlichen Holmabständen, Rutschstangen, Netzaufstieg und Herkulestampen. Mit seiner längsgestreckten Form fügt er sich wie maßgeschneidert in den kreisrunden Sandsee ein, der die eigentliche Platzfläche wesentlich größer erscheinen lässt, als sie tatsächlich ist. Während auf der einen Seite ein Schaukelpark mit fünf verschiedenen Sitzhöhen bewegungsintensives Spiel vorsieht, nutzen die kleineren Kinder nur unweit, aber eben geschützt durch den transparenten Raumteiler den Wasser-Matsch-Bereich. Der Sandsee wird gefasst von großzügigen Aufenthaltsbereichen, teils gepflastert, teils wassergebunden, um sowohl den Bobbycars als auch den Boulespielern Nutzungsmöglichkeiten zu bieten. Um dem Wunsch nach zahlreichen Sitzangeboten zu entsprechen, wurde die Salierbank entwickelt, eine 20 m lange Endlosbank mit und ohne Rückenlehne, auf der in optimaler Besonnung sowohl gesessen als auch gelagert werden kann.
Der Entwurf wurde mit dem Gartenamt abgestimmt, dann in einer gut besuchten Abendveranstaltung den Bürgern von Oberkassel vorgestellt. Das Ergebnis war – ernüchternd. Vor allem an dem Großspielgerät schieden sich die Geister. Zu lang, war der Vorwurf, und zu farbig, und durch das viele Holz zu rustikal für das urbane Oberkassel. „Ihr verstellt den ganzen Platz.“, wurde gesagt. So etwas bleibt in Erinnerung, und auch das enttäuschte Gefühl, wenn man hinterher im Auto sitzt und nach Hause fährt.
Doch die Stadt Düsseldorf blieb konsequent. Man fand die Spielidee gut, die Planung gelungen, und so setzte sich der Bauherr durch und ließ den Planungsprozess weiterlaufen. Das Ausschreibungsergebnis war erfreulich, die Rückbaumaßnahmen unkompliziert, und so begannen bereits im Winter 2009 die Bautätigkeiten auf dem Salierplatz.
Je länger die Baustelle lief, desto freundlicher wurden die Gesichter jenseits des Bauzaunes. Die ersten Randeinfassungen wurden gesetzt und das Raumkonzept ablesbar. Die Zuwegungen wurden gepflastert, der Anschluss für den Wasser-Matsch-Bereich verlegt, und die öffentlichen Gehwege gleich mit überarbeitet. Die Schaukeln wurden geliefert, die Natursteinquader versetzt, der Spielsand eingefüllt.
Dann kam mit dem 22. Februar 2010 der Tag, an dem die Fa. Spiel-Bau mit der Montage des Großspielgerätes begann. Und der Morgen, an dem die Landschaftsarchitektin mit bangem Herzen auf die Baustelle fuhr. Hatten die Anwohner Recht gehabt? War das Spielgerät zu hoch? Zu lang? Würde es den Platz verstellen, oder sich wie ein bunter Vogel anfühlen in der klassisch-eleganten Bebauung?
Es war genau richtig. Die Höhe war optimal, elegant schmiegte es sich unter das Dach der Linden. Die Farbigkeit war frisch, aber nicht grell, und die Länge eindrucksvoll, aber nicht monströs. Und statt lauter Buhrufe klebten schon nach wenigen Stunden die Kinder am Bauzaun und fragten nach der Öffnung des Spielplatzes.
Die fand statt an einem sonnigen Wochenende im April 2010. Ohne Pomp und ohne Ansprachen, einfach so, mit einem schnellen Abbau der Bauzäune am Freitagabend. Der Druck aus der Anwohnerschaft war zu groß, um den Terminkalender des Oberbürgermeisters zu berücksichtigen. Man hörte nichts in den nächsten Tagen, keine Klagen, keine Vorwürfe, kein Lob, natürlich. Und so machte sich die Landschaftsarchitektin erst eine Woche später auf, um in Oberkassel nach dem Rechten zu sehen.
Und dann kam er, dieser Moment, an dem sie die Menschen schon von weitem hörte. Weil sie wieder keinen Parkplatz gefunden hatte und zu Fuß zum Salierplatz laufen musste. Es waren vielleicht hundert, die sich auf dem Platz tummelten, den Wasser-Matsch-Bereich umlagerten, eng an eng auf der Salierbank hockten, redeten, lachten, die Babies wickelten, so, wie sie sich das vorgestellt hatte. Jede Schaukel war belegt, düstere Gesichter am Boden bezeugten, dass sie doch noch zahlreicher hätten sein können. Der bespielbare Schriftzug selbst war kaum zu sehen, unter den ganzen kletternden, hangelnden und balancierenden Kindern. Es hatten sich Grüppchen gebildet - es war die Zeit der Competitions - wer schafft es am schnellsten von S nach Z, oder rückwärts, oder mit geschlossenen Augen, oder eine Etage höher auf den Querverstrebungen. Mütter begleiteten vom Sand aus die ganz Kleinen an der Hand, und so mancher bevorzugte den kurzen Weg von den Leitern direkt zu den Rutschen.
Die Landschaftsarchitektin blieb an dem Abend noch lange auf dem Salierplatz. Und als der Eiswagen kam, reihte sie sich geduldig ein in die lange Schlange. Zu gut fühlte er sich an, dieser stille Stolz.
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