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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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14.12.2015 - Ausgabe: 6/2015

Lebensraum Gemeindebau

Von Renate Billeth, Stadt Wien – Wiener Wohnen

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Der soziale Wohnbau hat in Wien eine lange Tradition und ist eng mit der Geschichte der Stadt und ihren BewohnerInnen verknüpft. Die Stadt sieht es als ihre Aufgabe, das Bedürfnis nach leistbarem und vor allem auch lebenswertem Wohnraum bestmöglich abzudecken.

Durchschnittlich 6, 28 Euro/m² Bruttomietzins bezahlen Mieter in einer städtischen Wohnhausanlage derzeit. Dass lebenswertes Wohnen dabei nicht bei der eigenen Haustüre aufhört, stellen die großzügig gestalteten Höfe und Grünanlagen der Wiener Gemeindebauten eindrücklich unter Beweis. Auch deswegen zählt Wien heute weltweit zu den Städten mit der höchsten Lebensqualität. Denn jeder vierte Bewohner Wiens lebt heute in einem Gemeindebau. Verwaltet, saniert und bewirtschaftet werden die rund 220.000 Gemeindewohnungen, 5.400 Geschäftslokale sowie über 47.000 Garagen- und Abstellplätze von der Unternehmung Stadt Wien – Wiener Wohnen. Diese ist damit die größte kommunale Hausverwaltung Europas.

 

1 Million Euro jährlich für Spielplätze im Gemeindebau

Die Wiener Gemeindebauten bilden ein attraktives Zuhause, das mit jeder Menge Erholungs- und Freiräumen aufwarten kann. 610 Hektar Grünflächen - das entspricht 855 Fußballfeldern - mit rund 67.000 Bäumen und knapp 1,8 Millionen Sträuchern stehen den jungen wie älteren Bewohnerinnen und Bewohnern insgesamt zur Verfügung. Umfangreiche Grün- und Freiflächen stellen einen wichtigen innerstädtischen Erholungsraum für die Wienerinnen und Wiener dar und bieten ausreichend Platz für Spiel und Bewegung, zwei ganz wesentliche Faktoren auch für die gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.

 

„Das ausreichende Angebot an Bewegungsräumen sowie an qualitativ hochwertigen und großzügigen Spielflächen im Wohnbereich ist daher eine Selbstverständlichkeit der Wiener Wohnpolitik. Neben den klaren Kriterien, die die Stadt Wien hierbei im Wohnbau generell - und ganz speziell im geförderten Bereich - vorgibt, spielen Freiräume für Kinder und Jugendliche auch eine vorrangige Rolle in den kommunalen Wohnhausanlagen“, betont Wohnbaustadtrat Dr. Michael Ludwig.

 

Rund 1 Million Euro jährlich investiert die Stadt Wien – Wiener Wohnen daher in die Kontrolle, Reinigung und die laufende Adaptierung ihre Spielplatzanlagen

 

1.360 Spielplätze mit 3.500 Spielgeräten

Die Wiener Gemeindebauten bieten Platz für sage und schreibe 1.360 Spielplätze mit mehr als 3500 Spielgeräten. Das sind in etwa die Hälfte aller Spielplätze der Bundeshauptstadt und weit mehr als doppelt so viele Spielplätze wie alle anderen acht Landeshauptstädte Österreichs zusammen. Diese beeindruckende Zahl bedeutet aber nicht nur einen ungeheuren Mehrwert für die Bewohner der städtischen Wohnhausanlagen, sondern auch eine große logistische Herausforderung für die Hausverwaltung Wiener Wohnen. Schließlich gilt es, nicht nur täglich für 1.360 gepflegte und saubere Spielplätze zu sorgen, sondern auch die strengen gesetzlichen Kontroll-Vorgaben der Wiener Spielplatzverordnung einzuhalten!

 

Effizientere Wartung mit dem mobilen Spielplatzkataster

Um die gesetzlich vorgeschriebenen Kontrollen effizienter und damit ökonomischer durchführen zu können, setzt Wiener Wohnen seit einigen Jahren auf den eigens entwickelten elektronischen, mobilen Spielplatzkataster. Dieser wurde 2013 mit dem ECM-Award für die besten anwenderorientierten Content Management Systeme ausgezeichnet. Der Spielplatzkataster beinhaltet die eindeutige Identifikation jedes Spielplatzstandortes mittels Transponderscheibe. Der Standort wird zudem auch grafisch in einem Geoinformationssystem dargestellt, die einzelnen Spielplätze mittels digitaler Fotos erfasst. Die Verwaltung der Spielplätze sowie sämtlicher Spielgeräte erfolgt über eine zentrale Datenbank, auf die mittels mobiler Tablets auch während der erforderlichen Kontrollen und Instandsetzungsmaßnahmen zugegriffen werden kann.

Auch die externen Sachverständigen, die alle 1.360 Spielplätze bei den vier gesetzlich vorgeschriebenen Kontrollterminen genau unter die Lupe nehmen, können auf den Wiener Wohnen Spielplatzkataster zugreifen und die bereits erfassten Daten der Spielplätze bei der Vor-Ort- Kontrolle jederzeit abrufen. Die Ergebnisse dieser Kontrollen sowie sämtliche Veränderungen an den Spielplätzen werden ebenfalls über den mobilen Spielplatzkataster dokumentiert.

Schäden werden mittels Digitalkameras dokumentiert und sofort an Wiener Wohnen gesendet. Auch Bestellungen von neuen Spielgeräten werden im Spielplatzkataster dokumentiert. Durch die rasche Datenübermittlung kann Wiener Wohnen Mängel ohne lästige Zeitverluste durch sachverständige Firmen beheben lassen, wodurch Stilllegungszeiten von Spielgeräten auf ein Minimum reduziert werden.

Durch die elektronische Erfassung und den elektronischen Datenverkehr konnte auch der Verwaltungsaufwand zwischen Wiener Wohnen und externen Auftragnehmern minimiert werden. Dies schlägt sich etwa in der Kostenverringerung für die gesetzlich vorgeschriebenen Spielplatzüberprüfungen nieder, die gemäß österreichischem Mietrechtsgesetz im Rahmen der Betriebskosten an die Mieter verrechnet werden. Die hier erzielten Einsparungen kommen somit zu 100 Prozent den Mieterinnen und Mietern im Gemeindebau zugute.

 

Neue Spielplätze nach Maß

Neben regelmäßigen Kontroll- und Instandhaltungsmaßnahmen für saubere und vor allem sichere Spielplätze sorgt Wiener Wohnen mit Investitionen auch immer wieder für neue attraktive Spielmöglichkeiten. Vor allem im Rahmen umfassender Sanierungsprojekte im Wiener Gemeindebau erfolgt vielfach auch die Neugestaltung von Freiflächen und Spielplatzanlagen.

 

„Werden neue Spielplätze errichtet, achten wir streng darauf, dass sie gegen starken Wind, übermäßige Staubbelästigung, übermäßige Sonneneinstrahlung und vor Immissionen möglichst geschützt sind“ erläutert Ing. Hans Heider, Leiter des Wiener Wohnen Gartendezernat und damit oberster Verantwortlicher für alle Grünflächen und Spielplatzanlagen im Gemeindebau.

 

Auch die Größe der neuen Spielplätze orientiert sich sowohl an den gesetzlichen Vorgaben, den Bedürfnissen der jeweiligen Zielgruppen und an den entsprechenden Normvorschriften. Bei der Ausstattung der Spielplätze werden Mieterwünsche bestmöglich berücksichtigt, allerdings gibt der Gesetzgeber hier auch bestimmte Ausstattungsmerkmale vor. „So müssen wir laut Wiener Spielplatzverordnung, Önorm B 2607, unabhängig vom tatsächlichen Bedarf in der Wohnhausanlage unsere Kleinkinderspielplätze immer mit einer Sandspielmöglichkeit ausstatten“, so Heider.

 

Moderne Standards steigern Wohnqualität

Adaptierungen von Spielplatzanlagen nach modernen technischen Standards stellen nicht nur für die Kinder und Jugendlichen, sondern auch für die AnrainerInnen eine zusätzliche Wohnqualität dar. „Geräuscharme Bodenbeläge und schallgedämpfte Umzäunungen von Ballspielplätzen sind für Wiener Wohnen bei Spielplatzumgestaltungen mittlerweile Standard. Lärmentwicklung, die durch das Ballspiel naturgemäß entsteht, wird so für die umliegenden BewohnerInnen so gering wie möglich gehalten“, erklärt Wiener Wohnen Direktor Josef Neumayer.

Bei der Neugestaltung von Spielplätzen wird von Wiener Wohnen bestmöglich auf die Bedürfnisse der BewohnerInnen eingegangen. Insbesondere in Wohnhausanlagen mit aktiven Mietervertretern – den sogenannten Mieterbeiräten - kann die Auswahl der Spielgeräte in enger Abstimmung mit diesen erfolgen. „Die vielen engagierten Mieterbeirätinnen und Mieterbeiräte haben als Sprachrohr der Bewohner meist ein besonderes Auge darauf, was in einer Wohnhausanlage wirklich gewünscht wird!“, begrüßt Stadtrat Ludwig die enge Zusammenarbeit zwischen Hausverwaltung und HausbewohnerInnen.

 

Beispiel: Sanierung Karl-Marx-Hof – 220.000 Euro für Spielplätze

Der Karl-Marx-Hof ist längst ein Wiener Wahrzeichen – so wie das Riesenrad oder der Stephansdom. Das kommt nicht von ungefähr, denn er ist nicht nur architektonisch eindrucksvoll, sondern er steht auch für die lange Geschichte des sozialen Wohnbaus in Wien. Der unter Denkmalschutz stehende Karl-Marx-Hof erstreckt sich über 1.100 Meter entlang der Heiligenstädter Straße und ist damit der längste zusammenhängende Wohnbau der Welt. Knapp 1.300 Wohnungen sowie 46 Geschäftslokale sind in diesem Vorzeige-Gemeindebau, der nicht nur bei Wohnbauexperten und Fachjournalisten, sondern mittlerweile auch bei klassischen Wien-Touristen hoch im Kurs steht, beheimatet. Die Anlage, in der etwa 3.000 Menschen leben, umfasst mehr als 150.000 m², von denen nur knapp 20 Prozent verbaut sind. Der Rest entfällt auf Grünflächen, Wege und Kinderspielplätz – ganz wie es das Gemeindebau-Prinzip von „Licht, Luft, Sonne“ vorsieht.

Im Rahmen einer umfassenden Sanierung des Hofes hat Wiener Wohnen auch die komplette Neugestaltung von drei Spielplatzanlagen innerhalb des Karl-Marx-Hofes in Auftrag gegeben.

„Den Grundsätzen der Stadt Wien – Wiener Wohnen folgend, wurde auch hierbei bereits in der Planung den unterschiedlichen Nutzergruppen und Mieterinteressen große Rechnung getragen“, betont Ing. Heider. Das Investitionsvolumen für die Neugestaltung der Spielplätze lag insgesamt bei 220.000 Euro. Insbesondere für Familien mit kleineren Kindern bedeutet das Spielplatzangebot direkt im Gemeindebau ein großes Plus.

Im revitalisierten Karl-Marx-Hof stehen für Spiel und Spaß abseits der Straße nun Sandkiste, Spielhäuschen, Schaukel und mehrere Federwippen für die Altersklasse 1+ zur Verfügung . An Vor- und Volksschulkinder richten sich mehrere Rutschentürme, Schaukelanlagen, ein Himmel-Hölle-Spiel sowie ein anspruchsvolles Klettergerüst.

Bewegung und Spiel sollten aber nicht nur auf die kleinen Bewohner beschränkt bleiben. Deshalb wurde im Karl-Marx-Hof auch ein Fitness-Parcours eingerichtet: Rudermaschine, Stepper und Beinmuskeltrainer bringen die Jugendlichen und Erwachsenen in Wiens berühmtestem Gemeindebau nun so richtig in Schwung!

 

Generationenhöfe als Verbindung zwischen Jung und Alt

Positive Erfahrungen mit dem „Fitnesscenter im Gemeindebau“ hat Wiener Wohnen bereits in einem anderen Stadtteil gesammelt. Der Franz-Koblizka-Hof im 20. Wiener Gemeindebezirk verfügt seit gut zwei Jahren über einen eigenen Generationenspielplatz, der ganz gezielt auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Bewohner abgestimmt wurde. Stepper und Rudermaschine für die Erwachsenen, Ballspielplatz mit Flüster-Belag für Kinder und Jugendliche, Federwippen und Wasserspielzeug speziell für Klein- und Vorschulkinder finden hier nebeneinander ausreichend Platz. Besonders für die jüngsten und ältesten Bewohner wurde bei der Gestaltung des Spielareals auf ausreichend schattige Sitzgelegenheiten geachtet, die dank fest integrierter Schach- und Mühletische auch für die ein oder andere Partie zwischen Oma und Enkeln genutzt werden kann.

Auch im Alfred-Klinkan-Hof, einem Gemeindebau in Wien Donaustadt, dem mit einer Fläche von 102,34 km² größten Wiener Gemeindebezirk, ist unter aktiver Einbeziehung der BewohnerInnen eine vielfältig gestaltete Erholungs- und Freizeitanlage entstanden, die ein harmonisches Miteinander fördern soll.

Mehr als 1.000 Menschen leben hier in einer der 533 Gemeindewohnungen. Aufgrund unterschiedlicher Bedürfnisse bei der Nutzung des Freiraums kam es immer wieder auch zu Generationenkonflikten. Daher wurde gemeinsam mit den MieterInnen, dem Nachbarschafts-Service Wohnpartner, der Donaustädter Bezirksvorstehung sowie lokalen Jugendeinrichtungen ein innovativer Generationenhof mit Spiel-, Ruhe- und Kommunikationszonen für alle Altersgruppen entwickelt.

Insgesamt umfasst das Areal ca. 3.900 m². Im südlichen Teil wurden ein Kletterspielgerät und eine Sitztribüne für Musik- und Tanzveranstaltungen mit einer Schallschutzeinrichtung errichtet. In der ehemals ebenen Fläche in der Mitte des Hofes findet man heute ein leicht hügeliges Gelände mit vielen Ruhe- und Bewegungszonen, in das unter anderem ein Wasserspielplatz, ein Trinkbrunnen sowie Kommunikationszonen für Jung und Alt integriert sind.

Durch die Neugestaltung des Hofes wurde einerseits die Lärmemission verringert und durch schalldämpfende Maßnahmen bereits konzeptionell zu mehr Wohnzufriedenheit beigetragen. Zusätzlich wurden gemeinsam mit den verschiedenen Bewohnergruppen verbindliche Regeln für die Benutzung des Generationenhofs erarbeitet. Das sorgt für einen Interessensausgleich und dafür, dass solche Angebote von den BewohnerInnen auch gut angenommen werden.

„Ich glaube, dass sich dieser Ansatz bewährt hat“, zieht Wiener Wohnen Direktor Neumayer nach zwei Jahren eine positive Bilanz. „Mit Maßnahmen wie den Generationenhöfen oder der Neugestaltung des Spielareals im Karl-Marx-Hof lebt Wiener Wohnen vor, wie durch die gezielte Umgestaltung von Innenhöfen die Lebensqualität und das Miteinander in Wohnhausanlagen zusätzlich angehoben werden können.“

 

Foto: Stadt Wien – Wiener Wohnen

 

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