Die Außenanlagen in Wohngebieten mit vielen Mietwohnungen bieten Möglichkeiten zur Kommunikation. Sie können der vielerorts herrschenden Anonymität entgegenwirken und ein Miteinander der Generationen fördern. Ein weiterer positiver Effekt, der sich aus einem freundlichen und angenehmen Wohnumfeld ergibt, ist „das sich zu Hause fühlen“. Dieses Gefühl wirkt einem häufigen Wohnungswechsel entgegen. Das haben viele Wohnungsbaugesellschaften und Eigentümer von Wohnungen erkannt und investieren in ein ansprechendes Wohnumfeld.
Der gute Wille wird aber auch vielerorts ausgebremst. Die unterschiedlichen Ansprüche der Bewohner, Kinder sind laut – Erwachsene wollen Ruhe, Kinder lieben Unordnung – Erwachsene möchten Ordnung, stehen sich oft diametral gegenüber. Normen und Verordnungen, die für den Spielplatz und ein gesundes Aufwachsen der Kinder im Wohnumfeld erarbeitet wurden, erweisen sich oft als „zahnlose Tiger“, um das Recht der Kinder auf Spiel entsprechend dem Artikel 31 der UN Kinderrechtskonvention durchzusetzen.
In der Musterbauordnung für die Länder der Bundesrepublik steht der § 10, dessen zweiter Absatz lautet: „Bei der Errichtung von Gebäuden mit mehr als drei Wohnungen ist auf dem Baugrundstück ein Spielplatz für Kinder anzulegen. Auf seine Herstellung kann verzichtet werden, wenn in unmittelbarer Nähe eine Gemeinschaftsanlage geschaffen wird oder vorhanden ist. Die Größe der Kinderspielplätze richtet sich nach Zahl und Art der Wohnungen auf dem Grundstück. Bei bestehenden Gebäuden kann die Herstellung von Kinderspielplätzen verlangt werden, wenn dies die Gesundheit und der Schutz der Kinder erfordert.“ Und in der Norm für Spielplätze und Freiräume zum Spielen der DIN 18034 heißt es: „Wo Kinder und Jugendliche wohnen, müssen auch entsprechende Spielmöglichkeiten vorhanden sein. Anzustreben ist daher die Erreichbarkeit von Spielplätzen und Freiräumen zum Spielen in Wohnungsnähe.“ Diese Forderungen sind unkonkret und dehnbar. Um sie durchzusetzen, muss man mitunter einen langen Atem haben.
Wenn man sich die Realität in den Wohngebieten anschaut, ergibt sich ein differenziertes Bild. Sehr deutlich war in diesem Jahr der Unterschied auf der Bundesgartenschau am Standort Premnitz zu erkennen. Ein abgegrenztes eintrittspflichtiges, interessant gestaltetes Spielband direkt an der Havel und zwischen den dahinter liegenden Wohnblöcken jeweils ein einsames Wipp-Gerät. Bleibt zu wünschen, dass von dem Spielband nicht zu viel zurückgebaut wurde. Doch auch das abwechslungsreiche Spielband an der Havel kann den Bedarf an Spielplätzen in der 8.400 Einwohner zählenden Stadt nicht decken, die nur einen weiteren öffentlichen Spielplatz im Stadtzentrum hat.
Nicht überall gibt es Nutzungskonflikte bei Spielplätzen in Wohngebieten. Eine gute Planung und Beteiligung der Anwohner kann im Vorfeld eine positive Stimmung für den Spielplatz erzeugen. Letztendlich bietet er die Chance, eine gute Nachbarschaft im Quartier zu entwickeln. Das Wohnungsbau- und Siedlungswerk in Amberg zum Beispiel plant regelmäßig die Erneuerung seiner Außenanlagen. Spielflächen haben hier einen hohen Stellenwert: „Für uns als Genossenschaft ist der Außenraum nicht nur das Aushängeschild, das jeder Besucher als erstes sieht, sondern in erster Linie Erholungsraum für unsere Mitglieder und deren Familien. Besonders die Kinder sollen bei uns in einem naturnahen Umfeld mit fantasievollen Spielmöglichkeiten aufwachsen, die den Spaß an der Bewegung fördern. Wir bevorzugen dabei Spielgeräte, die so erscheinen, als wären sie wie Skulpturen der Natur entwachsen und die gleichzeitig witzige „Hingucker“ sind.“
2015 wurden zwei Spielplätze in Regensburg, die zum Wohnungsbau- und Siedlungswerk gehören, saniert. Dabei wurden die Angebote auf die Zielgruppen abgestimmt:
Spielplatz Paulsdorferweg (Kleinkinder):
Spielgeräte ca. 15.000 €; Landschaftsbau ca. 7.500 €; Fläche ca. 179 m2
Spielplatz Kaiser-Friedrich-Allee:
Spielgeräte ca. 30.500 €; Landschaftsbau ca. 19.000 €; Fläche ca. 105 m²
Die Bilder des von SIK-Holz® gebauten Spielplatzes an der Kaiser-Friedrich-Allee bestätigen das Leitbild des Wohnungsunternehmens. Bei den Spielangeboten wurde zwischen ruhigen und bewegungsintensiven Spielgeräten differenziert. Ein stabiles Grüngerüst und hochwertige Sitz- und Balanciersteine umrahmen den Spielplatz.
Ähnlich arbeiten auch Wohnungs- und Grundstücksgesellschaften in anderen Städten. Die Ausstattungen sollen ein abwechslungsreiches Spiel gewährleisten. Für die bewegungsorientierten Bereiche sind Schaukel, Kletter-, Hangel- und Balancierelemente, für die ruhigen Bereiche sind Spielhäuser und Sandspielgeräte gefragt. Zu beobachten ist auch, dass viele Spielplätze auf Tiefgaragen gebaut werden. Dies mag auf die wachsende Verdichtung der Städte zurückzuführen sein. Es zeigt aber auch, dass man bemüht ist, Kind und Auto auf bzw. „unter ein Dach zu bekommen“. An die Hersteller von Kinderspielgeräten stellen diese Baustellen ähnlich hohe Anforderungen wie das Aufstellen von Geräten in wurzelnahen Baumbereichen. Hohe Kletterstrukturen, die besonders tief verankert werden müssen, scheiden darum bei der Gerätewahl meistens aus.
Spielplatz Hafencity
Die Budgets für die Geräteausstattungen liegen in der Regel zwischen 10.000 und 30.000 Euro. Nach oben gibt es natürlich keine Grenzen. So lag der renommierte Wohngebietsspielplatz in Hamburgs Hafencity um ein vielfaches höher. Die Hafencity ist eines der wichtigsten Entwicklungsgebiete Hamburgs. Was in der Hafencity entsteht, wird Hamburgs Zentrum für viele Jahrzehnte prägen. Der neue Stadtteil soll daher nicht nur besonders zukunftsfähig sein, sondern sich auch als Modell für die europäische Innenstadt des 21. Jahrhunderts entwickeln. Gleichzeitig wurde durch die Flexibilität des Masterplans sichergestellt, dass es eine hohe Anpassungsfähigkeit an zukünftige Änderungen der Rahmenbedingungen für den Entwicklungsprozess gibt.
In dem 7.100 m² großen Park hat SIK-Holz® eine Vielzahl attraktiver Angebote für Spiel, Bewegung und Erholung für alle Generationen geschaffen. Im Zentrum der Anlage befindet sich ein Piratenspielschiff, das von einem Wasserbecken umgeben ist. Drei mäanderförmige Wasserläufe bilden die Auffächerung der Elbe mit ihren Flussinseln im Miniaturformat nach. Dabei schaffen sie einen individuellen Kontext zu diesem besonderen Ort, der kreativ mit natürlichen Spielgeräten aus Robinienholz umgesetzt wurde.
Innovation und Partizipation wurde in der Planung besonders berücksichtigt. Kinder konnten aktiv mitwirken. Dies ist besonders wichtig, um eine hohe Akzeptanz des Platzes zu erreichen. Die realisierte Spielplatzwelt ist das Ergebnis einer Kinderbeteiligung, die vom Büro ›WFP-Werkstatt Freiräume‹, durchgeführt wurde. Synergieeffekte mit der umliegenden Baunutzungsmischung wurden optimal genutzt. Die Kinder der anliegenden Tagesstätte können den Spielplatz mit in ihre Spielabläufe einbinden.
Das Modell Hafencity in Hamburg wird kontrovers diskutiert. Für die dort lebenden Kinder fällt die Einschätzung von Geneviéve Wood sehr positiv aus: „Und es ist auch und immer mehr der Stadtteil der Familien, die sich in Bauherrengemeinschaften und Wohnprojekten wie Nidus und Hafenliebe zusammentun, um in einer familienfreundlichen Umgebung zu wohnen und sich ihre eigene wohlige Welt zu schaffen. Diese Familien, die aus Eimsbüttel, Ottensen oder St. Pauli kommend das Abenteuer Hafencity eingehen, finden hier ein fast beschauliches Leben, in dem sich die Kinder in geschützten und stetig grüner werdenden Innenhöfen frei bewegen. Weil es kaum zugeparkte Nebenstraßen gibt, dafür aber breite Bürgersteige und Uferpromenaden, lassen Eltern ihren Kindern viel Freiraum.“
Ob die Hafencity in Hamburg oder das Wohngebiet an der Kaiser-Friedrich-Allee in Regensburg, es gibt Wege und Möglichkeiten, um die Aufenthaltsqualität von Freiräumen in Wohngebieten zu verbessern.
Foto:
Regensburg: Wohnungsbau- und Siedlungswerk Werkvolk eG
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