Von Andreas Stump (Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V.)
Ein grünes Umfeld steigert das Wohlbefinden der Menschen. Zahlreiche Studien belegen die gesundheitsfördernden Effekte von Grünräumen. Gleichwohl spielt die gesundheitliche Bedeutung städtischer Grünflächen bei der planerischen und politischen Entscheidung über künftige Flächennutzungen meist nur eine untergeordnete Rolle. Dabei wirken sich städtische Grünflächen positiv auf die physische und psychische Gesundheit aus. Dies gilt insbesondere für die sogenannten passiven Gesundheitspotentiale von Stadtgrün, die unabhängig davon wirken, ob Menschen Grünflächen aufsuchen oder nicht. So verbessern Grünräume nachhaltig das Stadtklima und beugen dem als “urbaner Wärmeinseleffekt“ bekannten Phänomen in der Stadt vor. Gerade für hitzesensitive Bevölkerungsgruppen können diese Hitzephänomene zu gesundheitlichen Belastungen führen. Städtische Grünflächen mindern den Hitzeeffekt, da sie sich gegenüber der bebauten Umgebung weniger stark aufheizen und damit in der Nacht deutlich stärker abkühlen. Überdies tragen Grünflächen zur Verbesserung der lufthygienischen Situation bei, da die Vegetation Luftschadstoffe filtert. Insbesondere Stadtbäume und begrünte Fassaden und Dächer können zu einer Verringerung der Konzentration giftiger Stickstoffoxide und von Feinstäuben beitragen. Hinzu kommt der lärmmindernde Effekt von Stadtgrün als natürlicher und lebender Schallschutz.
Passive und aktive Gesundheitspotentiale von Stadtgrün
Neben den passiven Gesundheitspotentialen von Stadtgrün gibt es aber viele aktive Potentiale, die Stadtgrün zu einer wichtigen Gesundheitsressource innerhalb der Stadt machen. So beeinflussen Grünflächen, insbesondere im Wohnumfeld, den Gesundheitszustand der Menschen positiv. Dies hängt im Wesentlichen von der räumlichen Lage, der Anzahl der Grünflächen, der Verbindung untereinander, der Qualität des jeweiligen Grünraums und vor allem der tatsächlichen Nutzung ab. So werden die positiven Effekte dann wirksam, wenn Stadtgrün nutzbar, das heißt gut erreichbar, ansprechend gestaltet und funktional ist und als sicher empfunden wird. Aktive Gesundheitspotentiale werden durch die Nutzung von Grünräumen wirksam. Besondere Bedeutung kommt hier dem Thema Erholung und Sport zu. Denn die Menschen leben, arbeiten und ernähren sich heute anders als in früheren Zeiten. Die Folgen von zu wenig Freizeit, Bewegungsmangel und falscher Ernährung reichen von Kreislauferkrankungen, Burnout-Syndrom, Depressionen über Kopf-, Rücken- und Gelenkschmerzen bis hin zum Übergewicht. Die Kosten, die Zivilisationskrankheiten verursachen, belasten zunehmend das Gesundheitssystem. Eine gesunde psychische Entwicklung ist für alle Stadtbewohner deshalb besonders wichtig. Öffentliche Parks und Gärten dienen als Ruhezonen der Erholung und Entspannung. Dort kann Stress reduziert und die Konzentrationsfähigkeit gestärkt werden. Stadtgrün wirkt sich somit unmittelbar auf das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Bevölkerung aus.
Forsa-Umfrage zu „Urbanes Grün und Gesundheit“
Viele Stadtbewohner verbringen vor allem bei schönen Wetter ihre Zeit in Parks, u.a., um dort Sport zu betreiben. Dies bestätigt auch eine vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau im Jahr 2015 in Auftrag gegebene Forsa-Befragung. Demnach nutzen fast 3/4 der Deutschen städtische Grünanlagen mehrmals im Monat, nur sieben Prozent nie. Befragt wurden insgesamt 2.003 Personen ab 14 Jahren in Städten mit mindestens 100.000 Einwohnern. Dabei zeigten sich durchaus regionale Unterschiede. So nutzen 66 Prozent der Großstädter aus Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland städtische Parks wöchentlich, gefolgt von den östlichen Bundesländern (einschließlich Berlin) mit 63 Prozent. Im Süden Deutschlands (Bayern und Baden-Württemberg) besuchen knapp 60 Prozent einmal die Woche einen Park, es folgt Nordrhein-Westfalen mit 56 Prozent der Befragten. Schlusslichter sind die Norddeutschen, hier gaben nur 53 Prozent der Befragten an, mindestens einmal in der Woche einen Park aufzusuchen.
Befragung zeigt: Männer nutzen Parks häufiger als Frauen
Als Hauptmotive für die Nutzung der Parks gaben die Befragten an: vom Alltag abzuschalten (81 Prozent), die Natur zu beobachten (75 Prozent), Sport zu treiben (74 Prozent) und ihrer Gesundheit etwas Gutes zu tun (73 Prozent). Dabei besuchen 60 Prozent der befragten Männer mindestens einmal die Woche eine Parkanlage, bei den Frauen sind es knapp 57 Prozent. Zudem zeigt sich, dass Frauen besonders in Parks gehen, um die Natur zu beobachten (79 Prozent), während Männer bevorzugt Parkanlagen für Sportaktivitäten aufsuchen (76 Prozent). Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass Sport und Bewegung für Befragte in der Mitte Deutschlands wichtiger ist als z.B. für Großstädter in Norddeutschland, Nordrhein-Westfalen oder im Osten Deutschlands. Überdies gehen nahezu alle Befragten (94 Prozent) davon aus, dass sich die Nutzung von Parkanlagen positiv auf das Wohlbefinden auswirkt und das körperliche und seelische Wohlbefinden verbessert. „Die Studie zeigt, dass Parks und Grünanlagen in Deutschland sehr beliebt sind und für Sport und Bewegung genutzt werden. Grünflächen fördern so die Gesundheit und verbessern damit auch die Lebensqualität der Stadtbürger.“ Innerstädtische Grünflächen sind also kein Luxus, sondern Bestandteil des täglichen Lebens und tragen erheblich zum Wohlbefinden der Menschen bei. Je mehr Menschen Parks, Gärten und öffentliche Grünanlagen für Sport, Erholung und Freizeit nutzen, desto geringer sind ihre gesundheitlichen Belastungen und die Folgekosten für die Allgemeinheit.
Wunsch nach einer besseren Ausstattung und Pflege von Parks bei 14- bis 29-jährigen besonders hoch
Auf die Frage „WeIche Anreize geschaffen werden müssten, um städtische Grünanlagen noch mehr als bisher zu nutzen“, fällt ein Befund besonders ins Auge: 73 Prozent der 14- bis 29-jährigen gaben an, dass eine bessere Ausstattung und Pflege der Parks und Grünanlagen dazu führen würde, städtische Parks häufiger als bisher zu nutzen. Auch eine bessere Erreichbarkeit und ein größeres Angebot an Sportmöglichkeiten und –geräten wäre für jeweils mehr als die Hälfte dieser Altersgruppe ein wirksamer Anreiz. „Es zeigt sich hier, dass Grünflächen und Parkanlagen als freizugängige grüne Fitnessstudios in den Städten als wichtiger Bestandteil für das städtische Sportangebot mehr Anerkennung finden sollten. Städte und Kommunen können durch eine moderne und nachhaltige Grünflächenplanung und -pflege für mehr Sportmöglichkeiten in der Stadt sorgen – sozusagen zum Selbstnutzen, da organisierte Sportangebote – wie die Umfrage zeigt - in Parks nicht nachgefragt sind“, so Forster.
Sicher ist: Je mehr Menschen in Städten leben, umso wichtiger wird der Wert von Stadtgrün für Lebensqualität und Gesundheit. Die grüne Gesundheitsvorsorge wird zu einem bedeutenden Thema für Ärzte und Gesundheitsdienste, Verantwortliche in Politik und Verwaltung und nicht zuletzt für Landschafts- und Städteplaner. Denn die positive Wirkung von Naturräumen und attraktiven Freiräumen in der Stadt auf die Gesundheit bestreitet heute niemand mehr.
Foto: Bundesverband Garten-, Landschafts-und Sportplatzbau e. V.
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