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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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15.06.2016 - Ausgabe: 3/2016

Calisthenics Parks - Die Wiedergeburt der Klimmzugstange

Von Paul Böhme

Photo

Der ein oder andere wird sich noch erinnern, an die Trimm-Dich-Pfade der 70er Jahre. Aus der sogenannten Trimm-Dich-Bewegung geboren, installierten Gemeinden außerhalb der Stadt, in Naherholungsgebieten und Stadtwäldern, frei zugängliche „Outdoor-Fitnessstudios“.

Diese dezentralisierten Anlagen zogen sich oft über mehrere Kilometer durch die grüne Landschaft. Oftmals an Laufstrecken platziert, fanden sich alle paar hundert Meter verschiedene Fitnessgeräte, wie zum Beispiel Hangelleitern, Klimmzugstangen und Balancierhölzer für die sportliche Ertüchtigung.

Die Idee, die Stadtbevölkerung zu Sport zu animieren war ein guter Impuls, doch über die Jahre gerieten diese Outdoor-Fitnessstudios mehr und mehr in Vergessenheit; die Geräte fingen an zu verfallen und verschwanden.

 

Gründe des Scheiterns

Nach dem Versuch, der Kartographierung und der Erfassung noch bestehender Anlagen im deutschen Raum, lässt sich feststellen, dass das Scheitern dieser Sportanlagen an zwei Hauptfaktoren festzumachen ist.

Zum einen der Faktor Abgeschiedenheit. So schön diese Anlagen in der Natur auch sind, in der heutigen Gesellschaft, in der niemand mehr Zeit hat, sind 45 Minuten Anreise für 30 Minuten Sport, dem Endverbraucher ein zu großer Zeitaufwand.

Zum anderen das Thema „Dezentralisierung“, wenn heutzutage Leute Sport treiben, haben sie gerne alles an einem Platz. Die Klimmzugstangen neben dem Barren und diese direkt neben dem Bauchtrainer. Dadurch, dass bei Trimm-Dich-Pfaden Outdoor-Fitnessgeräte über hunderte Meter eine räumliche Trennung von einander erfahren, kommt wieder die Frage auf: wie viel Zeit kann und bin ich bereit für Fitness zu investieren. Was wären Lösungsvorschläge?

 

Calisthenics eine amerikanische Erfindung

Um diesen Sport ranken sich verschiedenste Entstehungsmythen. Festzuhalten ist, dass dieser Sport als „modernes Turnen“ verstanden werden kann. Die Athleten arbeiten fast ausschließlich mit dem Eigenkörpergewicht als Widerstand. Die beliebtesten und bekanntesten Grundübungen sind Klimmzüge, Barrenstütz, Liegestütze und Kniebeuge.

Mithilfe dieser Grundübungen bauen die Sportler die Basis für fortgeschrittene, spektakulärere Übungen auf. Am bekanntesten ist wohl die menschliche Flagge (Human Flag) und die Stützwaage (Planche).  Im fortgeschrittenen Stadium werden diese Übungen miteinander kombiniert. Dabei verfügen alle Übungen (Moves) über englische Fachtermini, die sich ins Deutsche übersetzten lassen.

 

Die Szene

In den letzten 5 Jahren erfuhr Calisthenics ein großartiges Wachstum. In fast jeder Stadt und Gemeinde gibt es mittlerweile Interessengruppen, die gemeinsam trainieren und sich untereinander austauschen. Als aktivste Zentren der Szene sind hier Berlin, Bremen, Wetzlar, Düsseldorf und Frankfurt zu nennen.

Social Media Kanäle, wie Facebook und Instagram sind die bevorzugten Kommunikationsmedien der Calisthenics Szene. Auf Youtube erreichen Trainingsanleitungen zum Teil über 1 Million Klicks.

 

Calisthenics Parks

Mit stetig wachsender Szene benötigen Städte und Gemeinden Anlagen, um den jungen Sportlern eine Ausgangsbasis für ihren Sport zu ermöglichen.

Durch den Bau von Calisthenics Parks wird eine erweiterte Infrastruktur für den Outdoor-Fitnesssport gebildet. Diese Plätze sind kurz gesagt, Fitnessstudios unter freiem Himmel. Hier befinden sich Klimmzugstangen, Barren, Hangelleiter und Sprossenwand an einem zentralen Ort.  Die Anlagen bestechen durch ihre einfache Struktur und sind auch für Laien einfach verständlich, denn ein jeder weiß, was man mit einer Sprossenwand oder Hangelleiter macht.

Große Städte, wie Berlin, Bremen, Hamburg, aber auch kleinere Gemeinden, wie Delbrück, Verden und Villingen-Trossingen gehen mit gutem Beispiel voran und haben erste Projekte erfolgreich umgesetzt. Diverse andere Gemeinden und Großstädte haben Projekte in Planung, die zeitnah verwirklicht werden.

 

Mehrwert für die Bevölkerung

Calisthenics Parks unterliegen keiner Zugangsbeschränkung und sind für jeden interessant, der sich an eine Stange hängen kann. Insbesondere für Kinder und auch ältere Generationen; ein Spielplatz mit Entfaltungsmöglichkeiten ohne Grenzen.

So wird der Calisthenics Park zum Mehrgenerationen-Treffpunkt, hier lernen Jüngere von Älteren und umgekehrt.

 

Der richtige Ort

Für eine gut frequentierte Nutzung ist der richtige Standort von essentieller Bedeutung. Dafür kommen grüne öffentliche Parks in zentraler Lage, mit dadurch verbundener hoher Nutzungsrate am ehesten in Frage. Diese sollten mit den öffentlichen Nahverkehrsmitteln  schnell und komfortabel erreichbar sein.

Durch die Platzierung in öffentlichen Parks werden Calisthenics-Anlagen auch durch Freizeitathleten anderer Sportarten, wie beispielsweise Freeletics, Running und  Spaziergängern gern angenommen.

Bei der Errichtung von Stationen neben Sportanlagen (Fußballplätze, Tennisanlagen, Volleyballfelder) hat sich gezeigt, dass auch Vereinssportler und Mannschaftssportler, die Anlagen für eigenes Training miteinbinden.

 

Mögliche Fehler beim Bau

Wer sich jetzt denkt Calisthenics Parks seien kein Hexenwerk und schnell umgesetzt, sollte vor dem Bau oder der Integration einer Anlage Fachleute und die lokale städtische Szene miteinbeziehen.

Die richtige Höhe von Klimmzugstangen, Abstände von Parallelbarren und Beschichtung der Stangen sind nur ein paar Punkte, die es bei der Umsetzung unbedingt zu beachten gilt. Kies, Tartan oder Sand als Fallschutz? Fragen, die professionell, mit den richtigen Ansprechpartnern, geklärt werden sollten.

Denn wem nützt eine Anlage, die aufgrund von Konstruktionsfehlern keiner benutzt?

 

Fazit

Calisthenics Parks sind ein Gewinn für eine jede Gemeinde. Durch einen gesunden Körper wachsen das Selbstbewusstsein und das Wohlbefinden. Workoutparks bescheren der Stadt gesunde, agile Bewohner, die für alles Kommende gewappnet sind.

Diese Fitnessinseln fungieren -an einer zentralen, frei zugänglichen Stelle mit Nahverkehrsanbindung  gebaut - als Mehrgenerationentreffpunkt. Insbesondere, da sie keiner Zugangsbeschränkung, wie Alter oder Geschlecht unterliegen.

Der Sport Calisthenics hat zu einer Reaktivierung des Trimm-Dich-Pfad Angebots geführt, holt neue zentralisierte Fitness-Anlagen in die Städte und somit zu den Bewohnern. Sport frei!

Für Mehr Informationen zu Thema:

 www.street-workout-nrw.de

 https://calisthenics-parks.com/

Foto: Playparc

 

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