Stadt fair teilen - was kann Planung beitragen?
Unsere Städte sind über Jahrhunderte gewachsen, darin spiegelt sich auch die Geschichte der städtischen Gesellschaft, wer hatte das Sagen, für wen waren welche Berufe zugänglich. Stadt ist ein...
Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen
In Zukunft wird es nicht mehr darum gehen, Rekorde zu brechen, sondern ein neues Lebensgefühl für den Alltag zu entwickeln: “Sportivity” ist der neue Sport. Die Studie des Zukunftsinstituts gibt intensive Einblicke.
Valery Rozov ist kein Mann für halbe Sachen. Am 5. Mai 2013 sprang er vom Mount Everest. Mit seinem speziellen Wingsuit brauchte er für den „Abstieg“ von 7220 Metern auf knapp 6000 Meter Höhe gerade mal eine Minute. Für den Mai 2014 hatte der Extremsportler Joby Ogwyn angekündigt, sogar direkt vom Gipfel des höchsten Bergs der Welt in die Tiefe zu springen. Stéphane Mifsud hingegen braucht für seine sportliche Grenzerfahrung 11 Minuten und 35 Sekunden. So lange bleibt der Weltrekord-Taucher mit einem einzigen Atemzug unter Wasser. Das sind die Superlative, mit denen man modernen Sport verbindet: Menschen, die Grenzen verschieben. Und zwar auf eine Art und Weise, dass der normale Mensch schwankt zwischen ungläubiger Ehrfurcht und tiefer Verachtung für so wenig Liebe zum Leben.
Welten scheinen zwischen einer Hochleistungsmaschine im Profisport, dem Sky glotzenden Couch-Potato und dem ledrigen Marathon-Oldie zu liegen. Berühren sich die Vorstellungen eines Triathleten und eines Slow-Walkers, wenn sie sich am Seeufer begegnen? Auf den ersten Blick kaum. Und doch leben wir mitten in einer zunehmend „versporteten“ Kultur. In einer vorgeblich egalitären Gesellschaft wird der Sportler zum einzig akzeptablen Helden: Wenn gekämpft wird, dann um Zehntelsekunden. Wenn Macht ausgeübt wird, dann über den eigenen Körper. Längst gehört es zum Kodex moderner Städter, mit Outdoor-Ausrüstung auszuschreiten, die einen höheren Sicherheitsstandard bietet als eine Weltraummission. Der Wunsch, „für alles gerüstet zu sein“, manifestiert sich im zugehörigen SUV (dem Sports Utility Vehicle), der alte Spaßkarossen von Cabrio bis Roadster ersetzt. Akzeptiert ist, wer „fit“ ist. Vorbei die Zeiten, als Vorstände von Dax-Unternehmen einen wohligen Barolo-Bauch tragen durften. Die Manager von heute messen mithilfe von Activity Trackern ihre täglichen, wöchentlichen und monatlichen Aktivitäten. Microsoft-Manager Scott Guthrie trägt ein solches Fitnessarmband ebenso wie und Großbritanniens Premier David Cameron.
Sport ist ein weltumspannendes Phänomen – die Innovationsrate ist entsprechend hoch. Immer mehr Kombinationen oder Extremisierungen werden erfunden, immer mehr „softe Bewegungsformen“ als „sportlich“ erkannt. Beispielsweise der Waldspaziergang, der nicht nur gesundheitsfördernd wirkt, sondern bei vier Kilometern Strecke nicht wesentlich weniger Kalorien verbraucht, als wenn das Ganze joggend zurückgelegt wird.
Nur: Die meisten Menschen kommen in ihren komplizierten Leben nicht dazu. 59 Prozent der Deutschen sagen, sie hätten aus beruflichen und privaten Gründen keine Zeit, sich sportlich zu betätigen. Die bisweilen postulierte These einer grundsätzlichen Ablehnung von Sport oder der Überzeugung, Bewegung wäre unnötig, lässt sich nicht halten: Nur 7 Prozent der Menschen sagen, sie hätten kein Interesse an Bewegung.
Es gibt also eine andere Sportrealität als die aus YouTube-Filmen über immer noch spektakulärere Steilwandfahrten und tiefere Tauchgänge. Diese andere Realität wird den Sport der kommenden Jahre massiv verändern. Während Profisport und seine einbahnstraßenartigen Mega-Events zunehmend kritisch beäugt werden, ist alles, was als „Freizeitsport“ verkauft werden kann, grundsätzlich positiv konnotiert. Gerade der Wunsch nach Teilhabe wird auch beim sogenannten „Eventsportler“ deutlich. Immer weiter steigen die Umsätze aus Sponsoring, Rechten und Eintrittskarten, zugleich verlangen aber immer mehr Fans nach Mitsprache, familiengerechten Angeboten und Raum für eigene Kreativität. Ein neues Paradigma fördert den Zusammenhang zwischen dem natürlichen Bedürfnis nach Bewegung und ihrem Defizit in einem von der bewegungsarmen Arbeitszeit geprägten Leben der 30- bis 55-Jährigen: Sport als Arbeit.
Die Zukunft des Sports ist die Arbeit
44 Prozent der Deutschen sitzen während der Arbeit durchgängig am Schreibtisch, weitere 26 Prozent bewegen sich nur mäßig auf dem Weg zum Kaffeeautomaten und zurück. Experten schätzen, dass die meisten Menschen in Deutschland zwischen 1700 und 5000 Schritte pro Tag zurücklegen – wünschenswert wären mindestens 10 000. Ein Call-Center-Agent kommt während seiner Arbeitszeit inklusive Pausen auf 1200.
Die Arbeitswelt wird sich des Sports als Form der freien, naturbedingten Bewegung wesentlich stärker annehmen müssen. Hier liegt ein immenses Potenzial, das HR-Abteilungen und Dienstleistungsanbieter immer intensiver in den Fokus rücken werden. Aus fun- und thrillgetriebenem Extremsport und moderater Freizeit-Aktivität wird künftig ein neuer Weg entstehen: Sportivity. Bewegung wird dabei wichtiger als Leistung, Kreativität und Lebensenergie wichtiger als Pokale.
Die Lösung wird darin liegen, Bewegung auf eine neue Art und Weise in den Arbeitsalltag zu integrieren. In den kommenden Jahren wird der Druck durch die Individuen auf Arbeitgeber zunehmen, sich mit dem „Grundrecht auf Bewegung“ auseinanderzusetzen und neue Möglichkeiten für Bewegung im Rahmen der Arbeit zu schaffen.
Hier liegen die größten noch ungenutzten Ressourcen, um Lebensqualität merklich zu erhöhen. In allen Umfragen unter jungen Arbeitnehmern zeigt sich, dass drei Elemente für das Arbeitsleben im Zusammenklang eine herausragende Rolle spielen: Spaß, Sinn und die Vereinbarkeit von Arbeit und Leben. Körperliche Betätigung erzeugt über die Endorphinausschüttung sinnhafte Erlebnisse. Was könnte intrinsische Motivation besser fördern als die Integration dieses Elements in die Arbeitswelt? Lebensgefühl für den Alltag: “Sportivity” ist der neue Sport.
Sportivity – Sport als Modell postmoderner Gesellschaften
Von Sport zu Sportivity: In Zukunft wird es nicht mehr darum gehen, Rekorde zu brechen, sondern darum, ein neues Lebensgefühl im Alltag zu verankern. Dieses Phänomen wird den Sport der kommenden Jahre massiv verändern.
Berühren sich die Vorstellungen eines Triathleten und eines Slow-Walkers, wenn sie sich am Seeufer begegnen? Welche Verbindungen gibt es zwischen dem Pulk an Fahrradfahrern an der roten Ampel? Haben die 70-jährige Rentnerin und die 20-jährige Studentin etwas Gemeinsames, wenn sie nebeneinander auf der Yogamatte stehen?
Alle machen irgendwie Sport – selbst wenn sie es bei sich oder dem anderen gar nicht als solchen bezeichnen würden. Sport ist so ausdifferenziert wie die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts: Sport ist sowohl Spiegel, Zielbild wie auch zunehmend zentraler Inhalt unseres Lebens.
Grundrecht auf Sport
Wird es künftig ein Grundrecht auf Sport geben? So wie es ein Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit gibt, das seit 1949 im deutschen Grundgesetz verankert ist? Der Gedanke ist nicht abwegig, denn der Mensch ist ein biologisches Wesen und kann ohne Bewegung nicht leben. Studien zeigen, dass Menschen ohne Bewegung in rasanter Geschwindigkeit verfallen, degenerieren und ihr Leben drastisch verkürzen. Auch das Gegenteil wird intensiv beforscht: Professor Ingo Froböse vom Zentrum für Gesundheit (ZfG) der Deutschen Sporthochschule Köln fasst das Ergebnis einer Studie seines Instituts zusammen: „Wer sich regelmäßig bewegt, verlängert sein Leben und erhöht seine Lebensqualität.“ Mit dem Thema Lebensqualität ist auch einer der zentralen Faktoren benannt, um die es in den kommenden Jahren gehen wird, wenn vom Sport die Rede ist. Denn gemäß der Grundthese rund um den Megatrend Gesundheit, dass es für die Menschen in den kommenden Lebensumfeldern vor allem um die Frage der nötigen „Lebensenergie“ gehen wird, liegt es nahe, einen der Haupttreiber der Menschen in der Bewegung und somit auch im Sport zu sehen.
Neu: Ansteigende Sportarten ab 50
Wir stehen vor einem Tipping Point. Die Bewegung gewinnt an Freiheit, nicht zu verwechseln mit Zweckfreiheit, denn das ist sie nur, wenn man davon ausgeht, dass es kein Zweck des Menschen ist, sich als biologisches Wesen zu erhalten. Unter den alten Prämissen einer Arbeitsgesellschaft galt als zweckfrei, was nicht dem System der Arbeit angehörte. In den klassischen Zeiten der Industriegesellschaft war dieses System eindeutig beschreibbar. Routinemäßige Tätigkeit in mechanischer Wiederholung in einer fest definierten Zeitspanne. Insofern war Sport über lange Zeit der „Ausgleich“ zur Arbeit. Büroarbeiter, schon seit Jahrzehnten in den Office-Silos der gewerblichen Trabantenstädte oder den Cubicles von Großraumbüros gefangen wie in Legebatterien, reagierten nach Dienstschluss ihren Bewegungsdrang ab wie Hunde beim Gassigehen. Doch die Veränderung durch den Megatrend New Work verwandelt auch die Arbeitswelt immer weiter. Ortlose, körperlose und zeitliche entkoppelte Arbeit lässt die Grenzen zwischen Arbeitszeit und Freizeit zunehmend verschwinden. Das Bedürfnis nach Bewegung aber bleibt.
Untersuchungen der sportlichen Aktivität zeigen immer wieder: Bis zum Beginn der Arbeitskarriere steigt die Intensität der sportlichen Betätigung an, dann fallen die Werte steil ab. Das hat allerdings einen leicht zu erklärenden Grund: 59 Prozent der Deutschen sagen, sie hätten aus beruflichen und privaten Gründen keine Zeit, um sich sportlich zu betätigen. Wie wichtig der Faktor Zeit in dieser Betrachtung ist, zeigt auch eine Studie des Robert-Koch-Instituts zur Gesundheit der Deutschen. Die darin erhobenen Zahlen belegen, dass Frauen wie Männer ab einem Alter von 50 Jahren vermehrt (wieder) auf „ausreichende Bewegung“ achten, also in der Phase nach der sogenannten „Rush Hour des Lebens“, wenn Eigenzeit wieder stärker verfügbar wird.
Damit eröffnet sich ein Dilemma. Auf der einen Seite steht die Arbeitswelt:
• Die demographische Entwicklung wird uns dazu zwingen, länger zu arbeiten.
• Der Megatrend New Work wird den Anteil voll erwerbstätiger Frauen steigern.
• Der Megatrend Konnektivität in Kombination mit New Work macht körperliche Bewegung bei der Arbeit immer weniger bedeutsam.
Auf der anderen Seite steht das Grundbedürfnis nach Bewegung und die Schwierigkeiten, dieses zu erfüllen:
• Höhere Lebenskomplexität durch Multi-Rollen-Anforderungen, dadurch sinkende Kontingente ungeplanter Restzeiten vor allem in der Altersgruppe von 30 bis 50.
• Gesteigerte Anforderungen an Mobilität und Flexibilität, die oft nicht zu Fuß oder mit dem Rad bewältigt werden können.
• Ein immer weiter steigendes Bewusstsein in der Bevölkerung, dass „Alterung“ im Individualismus auch bedeutet, als Einzelner mehr Verantwortung dafür zu tragen, auf die richtige Art und Weise zu altern.
Und es ist genau dieser Zusammenhang zwischen dem grundsätzlichen Bedürfnis nach Bewegung und dem Mangel an Erfüllung dieses Bedürfnisses in einem von der bewegungsarmen Arbeitszeit geprägten Leben, der ein neues Paradigma fördert:
• Die Arbeitswelt wird sich des Sports als Form der freien, naturbedingten Bewegung wesentlich stärker annehmen müssen.
Sport und Arbeit
In den kommenden Jahren wird der Druck durch die Individuen auf Arbeitgeber zunehmen, sich mit dem Grundrecht auf Bewegung auseinanderzusetzen und neue Möglichkeiten für Bewegung im Rahmen der Arbeit zu schaffen. Aber auch die Politik und die Gesellschaft werden neue Lösungen verlangen. Schon länger wird versucht, mit Aktionen wie dem Projekt „10.000 Schritte“ die mittlerweile belegbare Gesundheitswirkung zu stärken und so den volkswirtschaftlichen Folgekosten mangelnder Bewegung entgegenzuwirken. Derzeit zielen die Aktionen vor allem auf den Einzelnen, der sich bewegen soll, finden außerhalb der regulären Arbeitszeiten statt und argumentieren mit der Lebensqualität, die er dadurch gewinnt.
Vor dem Hintergrund einer weiter voranschreitenden Vermischung der Arbeits- und Lebenswelten ist jedoch absehbar, dass es vor allem darum gehen wird, auch auf dieser Ebene eine neue Vereinbarkeit zu erzeugen. Das, was für das Topmanagement mittlerweile zum Gradmesser eines erfolgreichen „Images“ wird – fit und durchtrainiert zu erscheinen –, wird auch die restliche Arbeitnehmerschar zunehmend einfordern. Insofern kann man an dieser Stelle folgende These aufstellen:
Die Zukunft des Sports ist die Arbeit
Hier liegen die größten noch ungenutzten Ressourcen, um Lebensqualität merklich zu erhöhen. In allen Umfragen unter jungen Arbeitnehmern zeigt sich, dass drei Elemente für das Arbeitsleben im Zusammenklang eine herausragende Rolle spielen: Spaß, Sinn und die Vereinbarkeit von Arbeit und Leben. Körperliche Betätigung erzeugt über die Endorphin-Ausschüttung sinnhafte Erlebnisse.
Was könnte intrinsische Motivation besser fördern als die Integration dieses Elements in die Arbeitswelt? Die Themen Sport und Arbeit rücken künftig weiter zusammen: Je mehr die Arbeitswelt den Sport als einen Faktor der Life-Balance ihrer Beschäftigten begreifen wird, desto mehr wird der Sport selbst wiederum zu einem Bereich der Arbeitswelt, indem er mehr und mehr berufliche Chancen eröffnet.
An die Stelle der früheren Leistungsmessung wird im gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang künftig vermehrt die Kategorie „Erfolg“ treten, denn sie vereint auf einer höheren Ebene die Anforderungen, die an den modernen Sport gerichtet werden: Wettbewerb und Leistungsdemonstration zu ermöglichen, ohne Aspekte wie Gesundheit, Wohlergehen, Lebensqualität und Achtsamkeit auszuschließen. Die komplexere Kategorie Erfolg steht für den Wechsel dessen, der die Wertung vornimmt:
Erfolg ist Sache des Individuums und der Community, Leistung ist Sache der Regeln.
So wird es künftig kein Widerspruch sein, erfolgreich im Sport wie im Beruf zu sein, auch wenn man statt Leichtathlet eben Trendwanderer ist und wahlweise in einem Pflegeberuf oder als Broker arbeitet. Weil der Maßstab breiter gefasst wird, was Erfolg bedeuten kann.
Blicken wir zurück auf die Eingangsfrage, was der Triathlet mit dem Slow-Walker, die Fahrradfahrer an der roten Ampel, die alte Dame neben dem jungen Mädchen im Yogastudio für Berührungspunkte haben, und betrachten all diese Sportler aus der Perspektive, dass Bewegung ein Grundbedürfnis ist, so geben unsere drei zentralen Thesen darauf eine Antwort:
• Bewegung ist ein Grundbedürfnis der Menschheit
• Sport wird zur Arbeit
• Individueller Erfolg wird zum neuen Leistungsbegriff
Fazit: Die 7 Bedürfnisse künftiger Sportler
Unterhaltungssport ist nicht länger von Passivität und dem Bier auf der Couch geprägt. Der Eventsportler wird selbst aktiv und zum Co-Akteur jeder Sportveranstaltung.
Sport ist Konsum, Sport ist käuflich. Dem Sport-Fashion-Victim geht es darum, den Schein der Sportlichkeit zu erzeugen – sich selbst gegenüber wie nach außen.
Die Ära der Casual-Sportler beginnt. Ad-hoc und spontan muss Bewegung überall möglich sein. Vor allem den öffentlichen Raum stellt das Sportbedürfnis vor neue Herausforderungen.
Sport wird zur Arbeit der Zukunft. Fitness wird wichtiger als Karriere und / oder in diese fest integriert. Damit kann die große Bewegungslücke zwischen Jugend und Rente geschlossen werden.
Die Steigerung der sportlichen Leistungen kennt keine Grenzen mehr – dank immer neuer Sport-Plus-Innovationen.
Vereine sind out? Jein. Sport lebt mehr denn je von der Community! Doch die Formen, wo und wie wir gemeinsam Sport machen, verändern sich radikal.
Thrill-Sportler sind ständig auf der Suche nach dem noch nicht Dagewesenen und werden so zu den Entrepreneuren einer neuen Sportwelt. Sie setzten heute Maßstäbe.
Statt allseits beklagten Sportmuffel-Klischees war unsere Gesellschaft offensichtlich noch nie so an Sport und Bewegung interessiert wie heute. Doch Sport wird in Zukunft anders verstanden, so die Ergebnisse der Studie. Rekorde, Wettkampforientierung und Leistung werden zunehmend vom Wunsch abgelöst, ein neues Lebensgefühl in den Alltag zu integrieren. Das Entscheidende für die Sportgesellschaft des 21. Jahrhunderts: Es geht nicht darum, den richtigen oder falschen Sport, das richtige oder falsche Maximum an Bewegung zu vermitteln, sondern den Menschen in ihren speziellen Lebenssituationen und in ihren individuellen Bedürfnissen Zugang zu den unterschiedlichsten Facetten der Bewegungsmöglichkeiten zu verschaffen.
Die Studie „Sportivity“ gibt aufschlussreiche Hinweise darauf, an welchen Stellen unsere Gesellschaft mit Bewegungsmangel kämpft. Ein wichtiger Faktor scheint die Berufstätigkeit zu sein, die Menschen – gegen ihren Willen – vom Sport fern hält. Während junge und in immer größerer Zahl auch alte Menschen einen hohen Bewegungsindex haben, zwingen starre Arbeitsstrukturen jeden zwischen Ausbildung und Rente zur körperlichen Faulheit. Eine Antwort auf das Problem sehen die Zukunftsforscher nicht in einer Ausweitung klassischer Betriebssportprogramme, sondern eher in einer Flexibilisierung von Arbeits- und Sportkultur. Zum Beispiel für die „Casual-Sportler“, für die Ad-hoc-Bewegung und Sport überall möglich sein soll, was den öffentlichen Raum vor allem in Städten vor neue Herausforderungen stellt.
Weitere Phänomene sind die Gleichstellung von persönlicher Fitness und Karriere im Bewusstsein der Menschen, der scheinbar grenzenlose Wunsch einiger nach Leistungssteigerung und extremen Herausforderungen im Sport, die Zunahme des „Fashion“-Bewusstseins von Sportlern und die Veränderung des „community“-Gedankens beim Sport, in dem der traditionelle Sportverein durch alternative „communities“ ergänzt wird.
Die schlussfolgernde These der Forscher lautet: Künftig brauchen wir ein Recht auf Bewegung.
Die gesamte Studie ist nachzulesen unter:
http://www.zukunftsinstitut.de/documents/downloads/Sportivity.pdf
Foto: playfit