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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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15.10.2016 - Ausgabe: 5/2016

Bewegungsbaustelle am Droryplatz – ein außergewöhnlicher Pausenhof-Spielplatz in Berlin Neukölln

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Pünktlich zum Sommeranfang war es endlich soweit: Nach einer Umbauzeit von mehreren Monaten wurde der neue Spielplatz am Droryplatz in Berlin Neukölln im Rahmen eines Sommerfestes offiziell eingeweiht. Während der Schulzeit fungiert der Spielplatz als Pausenhof für die Kinder der Löwenzahn-Schule, am Nachmittag ist er als zentraler, öffentlicher Platz für die Kinder aus der Nachbarschaft zugänglich. Ein Hort und zwei Kitas profitieren ebenfalls als unmittelbare Anrainer vom neugestalteten Droryplatz.

Das Projekt wurde vom Quartiersmanagement Richardplatz Süd in Zusammenarbeit mit zahlreichen Kooperationspartnern entwickelt und aus dem Programm „Soziale Stadt“ finanziert. Federführender Architekt war Thomi Bauermeister vom Architektenbüro GruppeF. Bereits im Vorfeld der eigentlichen Bauphase hatte das Planungsbüro die Ideen und Wünsche von Kindern, Jugendlichen, Eltern, Lehrern und Betreuern im Rahmen mehrerer Spiel- und Modellbauaktionen sowie Workshops zusammengetragen und in die Planungen einfließen lassen.

Das Ergebnis ist ein Spielplatz mit unterschiedlichen Schauplätzen, der generationsübergreifend attraktiv ist. Neben nutzungsoffenen Flächen zum Toben, die sich auch zum Ballspielen eignen, dem Flitzeweg, der alle Flächen miteinander verbindet, und einem Tipi zum Ausruhen, sticht besonders der Niedrigseilgarten ins Auge.

Konkret handelt es sich dabei um eine Terranos Netzlandschaft der Berliner Seilfabrik. Diese setzt sich aus unterschiedlichen Kletterelementen zusammen, welche aus bodennah angebrachten Seilen bestehen und so Kindern mit unterschiedlichen Fähigkeiten Kletter- und Balancierspaß garantieren. Am Droryplatz in Neukölln wurden dafür 12 verschiedene Elemente, unter anderem eine Hangelgirlande, ein Balancierseil, ein Hochseil, ein Kletternetz mit Durchgang und ein Spreizstabelement so miteinander verbunden, dass sich eine oval förmige Netzlandschaft ergibt. Als Verbindungselement sind rote und blaue Pfosten im Boden verankert, an welchen die Kletterelemente mit dem innovativen Frox-Anschluss der Berliner befestigt sind. So werden gefährliche Klemm- und Fangstellen in der Reichweite von Kinderhänden vermieden. Der Frox wird mit einer höhenverstellbaren Terranos-Schelle am Pfosten angebracht.

Das Besondere dieser Netzlandschaft ist eine sechs Meter lange Traverse, die zwischen zwei Pfosten angebracht ist und quer über dem Niedrigseilgarten in der Luft „liegt“. Sie ermöglicht es, dass Elemente der sogenannten Bewegungsbaustelle, die auf einem Konzept der Unfallkasse Berlin beruht, in die Netzlandschaft integriert werden können.

Eine Bewegungsbaustelle ist für Kinder zwischen vier und zwölf Jahren geeignet und fördert ihre motorische, soziale und kognitive Entwicklung. Sie kann aus einfachen Holzbauteilen (Kästen, Balken, Bretter) bestehen, die wie überdimensionale Bauklötze zusammensetzbar sind. Auch Kisten, Autoreifen und Schläuche sind geeignet - bevorzugt im Außenbereich. Die Kinder konstruieren und erproben damit eigene Spiel- und Bewegungsräume, wobei sich die Situationen durch ständiges Umbauen immer neu darstellen. Nach Wolfgang Atzler, Geschäftsführer der Unfallkasse Berlin, leistet die Bewegungsbaustelle „einen wichtigen Beitrag zum Thema Bewegungsförderung und somit zur Gesundheitsförderung in Schulen und Kitas. Vor allem in den neu entstandenen Ganztagsschulen kann die Bewegungsbaustelle vielseitig verwendet werden und schult den Umgang mit den Themen Risiko und Selbsteinschätzung“.

Die Thematik Risiko und Selbsteinschätzung ist es auch, welche die Netzlandschaft aufgreift und über die Traverse konsequent umsetzt. So ist in der Mitte der Traverse ein drehbarer Wirbel angebracht, an welchem über zwei Gurte u.a. eine Sprosse befestigt werden kann. An den Außenseiten der Sprosse sind abermals drehbare Wirbel angebracht, die über einen Karabiner mit Gurten zum Schaukeln und Schwingen verbunden sind. Diese Konstruktion aus mehreren drehbaren Elementen ermöglicht Kindern außergewöhnliche Gleichgewichts- und Bewegungserfahrungen unterschiedlichster Art.

Natürlich benötigt ein Spielplatz von diesem Format, der über das Angebot normaler Spielplätze hinausgeht, auch besondere Sicherheitsvorkehrungen. „Bei solch individuellen Projekten gibt es keine Normen, nach denen man sich richten kann. Gerade deshalb ist es wichtig, den unabhängigen Gutachter frühzeitig mit ins Boot zu holen, um am Ende nicht ein Ergebnis zu erhalten, das den Sicherheitsansprüchen nicht genügt und gar nicht bespielbar ist.“, so Klaus Muth, technischer Leiter der Berliner Seilfabrik. Um mögliche Fangstellen, die sich aus den Verstrebungen der Traverse ergeben zu eliminieren und das Beklettern der Traverse zu verhindern, wurde deshalb im Bereich der Traversenaufhängung eine Verkleidung aus HDPE-Platten angebracht. Um zusätzliche Sicherheit zu gewährleisten, darf die Schaukelvorrichtung nur unter Aufsicht von Betreuern benutzt werden. Deshalb sorgt der Kinderpavillon auf dem Platz zu festen Zeiten am Nachmittag und Wochenende für pädagogische Betreuung. Außerhalb der Betreuungszeiten wird die Sprosse mit den Gurten demontiert, sodass alle anderen Elemente der Netzlandschaft durchgängig bespielt werden können.

Eine besondere Herausforderung bei der Montage des Spielplatzes bestand insbesondere beim Zusammenbau der Traverse, da diese ursprünglich für den Event und Messebau konzipiert wurde. „Solch enge Verbindungselemente vertragen keinen Sand. Deshalb war hier eine besondere Sorgfalt gefragt, die für normale Spielplätze unüblich ist.“, so Klaus Muth. Am Ende ist aber alles gut gegangen und das Ergebnis ist ein voller Erfolg.

Heute spielen am Tag im Durchschnitt über 600 Kinder auf dem Spielplatz in Neukölln. Nachdem die Fläche früher eher eine Schmuddelecke des Berliner Problem-Stadtteils war, wird der Droryplatz heute generationsübergreifend als Treffpunkt genutzt. Aus dem Projekt „Gewaltprävention Droryplatz“, welches 2013 den Anstoß für den Umbau gegeben hatte, ist inzwischen das Projekt „Wir am Droryplatz – Bildung in Bewegung“ entstanden.  Vandalismus, Verschmutzung und gewalttätige Auseinandersetzungen sind seit dem Umbau deutlich zurückgegangen. 

 

Fotos: Berliner Seilfabrik

 

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