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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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20.02.2017 - Ausgabe: 1/2017

Afrika zum Bespielen

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Afrika zum Bespielen: aber nicht zu sehr thematisiert, angebunden an einen neuen barrierefreien Steg, der durch das Gelände führt, drei Bereiche, die alle Kinder ansprechen. Dies waren die groben Angaben, die der ZooParc de Beauval an sein neues Spielgelände gestellt hat.

 

Der als einer der besten Zoos Europas ausgezeichnete Park liegt in der Mitte Frankreichs in der Region Centre-Val de Loire. Seit den 1980er Jahren werden auf circa. 35 Hektar Fläche ungefähr 8.000 Tiere gezeigt. Im Jahr 2015 hatte der ZooParc de Beauval 1.050.000 Besucher.

„Je suis un singe!“ Klettern wie ein Affe, hoch hinaus und mit spannenden Bewegungen immer weiter oder doch lieber in die Rolle eines Krokodils schlüpfen und Ausschau nach Beute halten, die man im Absprung von der Schaukel schnappt?Mit der Erschließung eines neuen Areals und dem Bau eines neuen Restaurants sollte auch ein neuer Spielbereich entstehen. Das Restaurant steht auf einer Anhöhe und die neuen bespielbaren Aufenthaltsorte wurden terrassenartig unterhalb angeordnet. Ein barrierefreier Steg ermöglicht den Zugang zum Restaurant und eine zentrale Vorgabe für den Spielbereich war, diesen Steg in das Spielkonzept einzuarbeiten. Unterhalb des Stegs verläuft ein Weg, durch den die Spielbereiche auch erreichbar sind. Der gesamte Spielbereich sollte den Kontinent Afrika thematisieren. Hier war es dem ZooParc de Beauval jedoch wichtig, dass nicht zu viel dekoriert wird, sondern das Thema nur subtil zu spüren ist. In enger Absprache zwischen Gestaltern und Auftraggeber entstand eine Robinienspielanlage mit punktueller Dekoration: Topelemente mit abstrakten afrikanischen Figuren, minimal bearbeitete Pfostenenden sowie thematisch passende Spielobjekte.

Es gibt drei Spielbereiche, die sich aufteilen in einen Kleinkindbereich, einen Spielbereich für Kinder mittleren Alters und einen Spielbereich mit hoher Herausforderung. Jeder Spielbereich befindet sich auf einer eigenen „Terrasse“. Der Kleinkindbereich befindet sich oberhalb der zwei anderen Bereiche. Nah am Restaurantbereich, somit nah an den Begleitpersonen und mit gutem Blick auf die unterhalb liegenden Spielbereiche. Ein niedriger Balancier-Parcours und ein niedriger Rutschenhügel, erreichbar über vier Treppenstufen, bieten gerade den Kleinsten Bewegungslust. Die Elemente sind zwar niedrig, aber nicht schmal, sodass sie sich, auch wenn mehrere kleine Kinder hoch und runter klettern, nicht in die Quere kommen. Das Thema Afrika taucht hier zudem hörbar auf. So kann mit Holzklangelementen beispielsweise das nächste „Stammestreffen“ einberufen werden oder vor heranschleichenden Löwen gewarnt werden.

Der unterste Bereich ist ein Spielbereich, der Kindern mittleren Alters zum Spielen auffordert. Dieser Spielbereich spricht die Mehrheit der spielenden Kinder an, damit ergibt sich an die Geräte die Herausforderung vielen Kindern gleichzeitig ein spannendes Spielerlebnis zu bieten, ohne dass es zu Konflikten durch Warten oder „Staus“ kommt.  Die zentrale Rutsche kann über mehrere Zugänge erreicht werden: Unterschiedliche Kletterparcours mit mittlerem Schwierigkeitsgrad lassen den Weg zum Spiel werden. Eine Stehwippe lässt viele Kinder gemeinsam wippen. Die von mindestens vier Kindern zu bespielende Mehrfachschaukel ist ein weiteres Highlight in diesem Bereich. Die schaukelhaltenden Holzbalken sind als Krokodilköpfe gestaltet, sodass das Thema Afrika auch hier präsent ist.

Der herausforderndste Spielbereich befindet sich zwischen den bereits beschriebenen Spielplätzen. Der barrierefreie Steg verläuft genau über diesem Bereich. Der Spielplatz ist direkt an den Steg angebunden: Drei hohe afrikanisch anmutende Hütten umspielen den Steg und bieten unterschiedliche Zugänge zum Spielplatz. Einerseits kann man Plattformen über wacklige Brücken erreichen, die einen ins Spielgeschehen bringen, andererseits kann man auch vom Steg direkt in die Höhe klettern und Ausschau nach „gefährlichen Tieren“ halten oder einfach die Perspektive wechseln und passiv das Spielgeschehen beobachten.

Die Zugänge zum mittleren Spielbereich bringen die Spielenden zu einem Kletterparcours, der sie auf Höhen von bis zu 2,70 Meter klettern lässt. Auch hier ist das Thema Afrika, wie nebenbei zu spüren: So nimmt die Kletterwand die abstrakten Formen der Topelemente wieder auf.  Spielerisch bieten Slalomseile, Hangelpartien, Balancierseile und -balken mit und ohne Halteseile Herausforderungen, die nicht nur Kinder zum Klettern reizen. Die zu bespielende Strecke geht unter dem barrierefreien Steg her. Durch Hangelpalmen und Knotenpendel können die Spielenden sich selbst wie Affen fühlen. Gerade die Hangelpalmen animieren zu Bewegungen, die man sonst kletternd kaum machen würde. Der Steg über diesem Spielbereich ist immer gefüllt; hier scheint es genauso spannend zu sein den Spielenden zuzuschauen, wie es sonst bei einem der Tiergehege sein würde. Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung können von hier oben mit Guckrohr und Trichtertelefon ins Geschehen mitgenommen werden.

 

Realisierung

Das Projekt wurde innerhalb eines Jahres vom Erstkontakt zwischen Kunde, Gestalter und produzierender Firma bis zur TÜV-Abnahme vor Ort umgesetzt.

Der ZooParc de Beauval ist über einen Messeauftritt der Firma Kinderland auf deren Projekte aufmerksam geworden. Die Firma Kinderland und der niederländische Gestalter Gert Eussen (Visual Projects) arbeiten seit geraumer Zeit gemeinsam als Team an großen thematisierten Spielplätzen. Gemeinsam haben sie in den letzten Jahren national, wie international große Themenspielplätze in der Freizeitbranche umsetzen können.Nach einer ersten Anfrage des ZooParcs fuhren der Geschäftsführer von Kinderland und Gert Eussen persönlich nach Frankreich, um sich ein Bild vom Ort des Geschehens zu machen. Im direkten Gespräch entwickelten sie gemeinsam erste Ideen und Vorstellungen, die dann zurück in Deutschland zu einem ersten Konzept mit ausführlichen Skizzen und Beschreibungen überführt wurden. Diese wurden wiederum persönlich in Frankreich präsentiert. Änderungen wurden aufgenommen und das Projekt konnte in die finale Planung und den Bau gehen. Die Spielgeräte wurden alle in Deutschland fertig produziert und einmal aufgebaut, dann verladen und von Kinderland vor Ort in Frankreich montiert.

Gerade bei Projekten, die über die Grenzen hinweg ihren Standort finden, ist es wichtig vorab genaue Absprachen festzuhalten und die Spielobjekte einmal fertig aufgebaut im Werk zu haben. So kann man eventuell entstehende Probleme direkt und noch ohne viel Aufwand lösen. Die afrikanische Spiellandschaft wurde in Frankreich vom TÜV abgenommen und konnte dann „schlüsselfertig“ an den ZooParc de Beauval und damit deren Besuchern übergeben werden. Zur Eröffnung waren der Hersteller und Gestalter erneut vor Ort: Vom Steg aus betrachtet, lag eine belebte afrikanische Welt vor ihnen, die von Kindern und Erwachsenen Besuchern gleichermaßen angenommen wird.

 

 

Text: Birthe Mallach-Mlynczak (Kinderland Emsland Spielgeräte)

Foto: Kinderland Emsland Spielgeräte

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