Stadt fair teilen - was kann Planung beitragen?
Unsere Städte sind über Jahrhunderte gewachsen, darin spiegelt sich auch die Geschichte der städtischen Gesellschaft, wer hatte das Sagen, für wen waren welche Berufe zugänglich. Stadt ist ein...
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Die Zeiten in denen Spielgeräte rein im kommunalen Kontext zu finden waren sind selbstverständlich schon lange passé. So haben viele andere Betreiber abseits der öffentlichen Hand Spielgeräte als einen Teil dessen für sich entdeckt, was es braucht, um Besuchern ein Erlebnis zu bereiten. Allen voran ist hier die Tourismuswirtschaft zu nennen. Neben der Gastronomie, der Hotellerie und Unternehmen der Freizeitwirtschaft, die Spielgeräte als Teil des Gesamtangebots nutzen, haben sich in den letzten Jahren immer mehr Betriebe auf Spielangebote als Hauptattraktion konzentriert.
So auch der Freizeitpark IKUNA Naturresort in der 2.330 Einwohner-Gemeinde Natternbach in Österreich. Bereits 2005 wurde auf einem im Besitz der Gemeindeverwaltung befindlichen Areal ein größerer Spielplatz zum Thema Wilder Westen errichtet und somit der Grundstein für den heutigen Freizeitpark gelegt.
Gemeinde, Tourismusverband und private Investoren schlossen sich zusammen, um aus dem existierenden Gelände einen Freizeitpark entstehen zu lassen. Der Plan beinhaltete das bestehende Thema „Wilder Westen“ aufzugreifen und passende Infrastruktur sowie weitere Attraktionen zu schaffen, um ein wirtschaftlich funktionierendes Unternehmen entstehen zu lassen.
Herzstück des Parks ist eine Au mit einem Bach und tollem Waldbestand. Richtung Osten steigt das Gelände steil, Richtung Norden moderat an, wobei auf unterschiedlichen Höhenstufen große ebene Flächen existieren. Die größte dieser Terrassen ist Standort der 2005 errichteten Hauptattraktion - einer bespielbaren Westernstadt. Diese thematisierte Spielanlage bildet an drei Seiten die Begrenzung des Platzes mit Sitzgelegenheiten, Feuerstelle und Kiosk. In der tiefergelegenen Au wurde ein Abenteuer-Pfad errichtet, auf dem die Kids auf zahlreichen Spielanlagen in die Themenwelt eintauchen können. Dabei wurde das existierende Gelände sowie der Bach gekonnt mit einbezogen und mit Brücken und Balancierelementen bestückt, die das Gewässer immer wieder überspannen. Als weiteres Highlight wurde ein Spielteich angelegt, den die kleinen und großen Abenteurer mit Flössen überqueren können. Für Kribbeln im Bauch sorgen zwei Edelstahl-Geländerutschen mit etwa zwölf Meter und fünf Meter Länge, wobei erstere von einem vier Meter hohen Turm startet und im oberen Bereich als Röhre ausgeführt ist. Weitere Spielgeräte wie Schaukeln, eine Seilbahn, eine Mittelmast-Seilnetzpyramide, Federwippen, kleine Tipis und ein kleiner Wasserspielbereich runden den Altbestand ab.
Für eine kostenlose Attraktion ist diese Ausstattung ausreichend, für einen Park mit Eintritt war hingegen eine deutliche Ausweitung erforderlich. Das war auch den Initiatoren des Freizeitpark-Projekts klar. Daher wurde ein Konzept ausgearbeitet, in dem ein zum Thema passendes Nächtigungsangebot, eine adäquate Gastronomie sowie weitere Spiel-Attraktionen realisiert werden sollten. Mit Hilfe von Fördergeldern aus dem Leader-Programm der Europäischen Union konnte 2014 / 2015 dieses Vorhaben realisiert werden. Für das Hotel überlegte man sich dazu etwas absolut Einzigartiges. Dieses besteht aus 12 komfortablen Vollholz-Tipis, die schon bei der Ankunft zu sehen sind. Auch das Hauptgebäude, in dem sich das Restaurant befindet, wird durch zwei Türme in Tipi-Form begrenzt. Neben dem Haupteingang befindet sich ein etwa vier Meter hoher geschnitzter Marterpfahl. So tauchen die Besucher schon vom ersten Moment in die Themenwelt ein.
In der Umgestaltungsphase des bestehenden Naherholungsgebiets wurden zahlreiche neue Attraktionen geschaffen. Um den Besuchern in Erinnerung zu bleiben ging es den Betreibern darum, einerseits außergewöhnliche Spielmöglichkeiten zu schaffen. Andererseits sollten die Highlights das Parkthema widerspiegeln
So wurde etwa ein großzügig angelegter Wasserspielbereich neu errichtet. Dieser besteht zum Großteil aus künstlich angelegten, aus Pflastersteinen und kleinen Findlingen bestehenden Bachläufen. Diese sind mit etlichen Stauelementen, Wasserweichen und Wasserrädern ausgestattet. So kann das kühle Nass nach Belieben in die Bachläufe geleitet oder in diese umgeleitet werden. Ganz besonders interessant sind die Bodenabläufe, die sich in manchen Becken bei den Stauelementen befinden. Dort verschwindet das Wasser und speist andern Orts, wo es wieder aus dem verborgenen Rohrsystem austritt, Fontänen oder treibt Wasserräder an. So werden Aha-Effekte erzeugt und das räumliche Denken gefördert.
Über eine Archimedische Spirale kann Wasser aus einem Staubecken in ein Rinnensystem gehoben werden, welches sich, genauso wie die künstlichen Bachläufe, verzweigt und so das nasse Element auch hier umgeleitet und aufgestaut werden kann.
Neben dem permanenten Zulauf, welcher über den Bach der Au gespeist wird, kann über eine Schwengelpumpe und eine Pumpspritze zusätzlich Wasser in das System eingebracht werden. Allerdings steht bei der Pumpspritze sicher das gegenseitige Nassspritzen im Vordergrund.
Eine weitere Attraktion, die geschaffen wurde, ist eine Riesen-Schaukel mit acht Metern Höhe. Nachdem man sich eines der beiden Schaukelpendel auf den Hügel gezogen hat, muss man sich auf den Sitz schwingen und dann geht das herrliche Kribbeln im Bauch los. Kein Wunder, denn innerhalb kurzer Zeit beschleunigt man auf gut 20 km/h! Eine sicherlich nicht alltägliche Attraktion, die nicht nur Kindern Spaß macht, sondern auch Erwachsene begeistert.
Highlight der neuen Spieleinrichtungen sind jedoch zweifelsohne die beiden bespielbaren Indianer-Tipis. Hierzu wurden zwei unterschiedlich große Pyramiden-Türme so mit Applikationen versehen, damit diese als riesige Tipis wahrgenommen werden. Diese können über verschiedene Zugänge betreten werden. Im Inneren befinden sich mehrere Plattformen, welche über eine mittig angeordnete, senkrechte Leiter erreichbar sind. Nervenkitzel stellt sich beim Überqueren der zehn Meter langen Brücke ein, welche die beiden Spitzen der Tipis miteinander verbindet. Eine Wendel-Röhrenrutsche mit sechs Metern Anbauhöhe rundet das Spielangebot dieses Highlights ab.
Da der Bestand des Spielgeländes zum Zeitpunkt der Umgestaltung und Erweiterung schon fast zehn Jahre alt war, sahen die Betreiber die Notwendigkeit, dass dieser auf Herz und Nieren überprüft wird und Sanierungsarbeiten durchführt werden. Mit dieser Aufgabe wurde der Spielgerätehersteller betraut, der auch die neuen Attraktionen lieferte.
„Wir haben uns sehr gefreut, als wir den Zuschlag für die Herstellung und Errichtung der neuen Spielanlagen im IKUNA Naturresort erhalten haben, zumal wir bereits 2005 schon die erste Ausstattung geliefert haben.“, so Dipl.-Ing. (FH) Florian Philipp, Geschäftsführer OBRA-Design. „Natürlich wissen wir aufgrund unserer jahrzehntelangen Erfahrung über die lange Haltbarkeit unserer Produkte bestens Bescheid. Es waren nach zehn Jahren nur wenige Elemente zu erneuern!“
2016 folgte eine Erweiterung des Freizeitpark-Areals, auf dem ein Bogenschießstand errichtet wurde. Dafür lieferte OBRA-Design eine Sonnenschutzanlage, eine Zugangsbrücke sowie Park-Mobiliar. Als weitere Attraktion wurde ein Streichelzoo mit Mini-Ziegen, Alpakas, Hängebauchschweinen und Ponys geschaffen. Für das Gehege lieferte das Unternehmen obra außerdem die Einzäunung inklusive Zufahrtstor. Auch das Spielangebot wurde durch eine Doppelhochwippe, eine Hänge-Rollenbahn sowie ein Hüpfkissen erweitert.
Das Referenzprojekt IKUNA Naturresort zeigt, dass ein Freizeitpark nicht zwangsläufig Achterbahnen, 4D-Kinos, Stuntshows und den neuesten Trend der Virtual Reality bieten muss. Im täglichen Leben fehlt aufgrund des Engagements der Eltern im Job oft die Zeit, etwas mit den Kindern zu unternehmen. Genau dort setzt das Konzept des Aktiv-Freizeitparks an. Miteinander in der Natur etwas erleben. Dabei muss es eben nicht immer der riesige Adrenalin-Kick sein. Nachhaltiger für Eltern und Kinder ist das Gemeinschaftserlebnis.
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OBRA-Design, selbst Betreiber des Aktiv-Freizeitparks OBRA Kinderland in Neukirchen an der Vöckla (Österreich), ist zu einem Spezialist für solche Einrichtungen avanciert. Neben dem eigenen Park und dem in diesem Bericht beschriebenen IKUNA Naturresort konnte auch die Ausstattung für den Tarzan-Park in Budapest im Bezirk Ujpest geliefert werden. Besonderheit bei letzterem ist, dass zu etwa 90 % Katalog-Geräte verbaut sind. Individuelle Konstruktionen sind somit in diesem Aktiv-Park die Ausnahme. „Das Projekt Tarzan-Park wurde über unseren ungarischen Partner abgewickelt. Dabei war es der explizite Wunsch des Betreibers, hauptsächlich mit Standard-Artikel zu arbeiten. Grund dafür war, dass unsere Katalog-Geräte alle durch den TÜV Austria nach der EN 1176 geprüft und zertifiziert sind. Auch wenn es für das interessante Programm spricht, dass man damit ganze Freizeitparks bestücken kann, so sehen wir uns trotzdem als Spezialisten wenn es um individuelle Sonderanfertigungen geht.“, erklärt Herr Philipp.
So wurde bereits eine 11,5 Meter lange und drei Meter breite Spielanlage in Form eines Wildschweins für die Landesgartenschau 2017 des Bundeslands Oberösterreich, die in Kremsmünster stattfindet, geliefert. Und aktuell wird an einer 7,5 Meter hohen bespielbaren Großskulptur in Form eines Teddybären gearbeitet, welche von einem Tiroler Seilbahnunternehmen geordert wurde.
Foto: IKUNA / OBRA Design | Ing. Philipp GmbH & Co.KG