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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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19.06.2017 - Ausgabe: 3/2017

Exotische Reisen - Spielplätze auf der IGA Berlin

Dipl.-Ing. Kristina Hack (geskes.hack Landschaftsarchitekten GmbH)

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Der Erholungspark "Gärten der Welt ist in diesem Jahr Bühne für die Internationale Gartenausstellung. Jenseits der IGA sind die Gärten das ganze Jahr über ein sicheres Refugium, das insbesondere von vielen tausend Kindern und Jugendlichen genutzt wird. Sie sind es, die am intensivsten von Grünflächen Besitz ergreifen. Wenn es darum geht, Freiräume im Sinne der Nutzer zu gestalten, sollte die Perspektive dieser Generation an vorderster Stelle stehen.

 

Ein Ort für Phantasien

Die exotischen Gärten der Welt bieten einen idealen Hintergrund für die Bilderwelt einer Spiellandschaft. Hinter den Gartenmotiven naher und ferner Kulturen verbergen sich reichhaltige Assoziationen. Pagoden, Wasserflächen und tropische Vegetation regen die Phantasie an für ein spielerisches Erleben der Parkanlage.

 

Roter Faden für das Spielkonzept

Das große Potential von Marzahn als Austragungsort der IGA haben die Landschaftsarchitekten geskes.hack 2013 in einen schlüssigen Wettbewerbsentwurf verwandelt. Die Erschließung des 100 ha großen Geländes wurde mit einem roten Faden als Thema für die Verteilung von Spielplätzen verbunden.

 

Konrad reitet in die Südsee

Wie sich Kinder die Gärten der Welt vorstellen hat Erich Kästner 1931 in dem Kinderbuch „Der 35. Mai“ beispielhaft zu Papier gebracht: Gärten als phantastische Reise in exotische Länder, in denen Dinge erlebt werden, die nicht alltäglich sind. In den Gärten der Welt ist jeder Tag 35. Mai, ein Tag, an dem der Mensch auf das "Äußerste gefasst sein" muss.

In Konrad haben kleine und große Besucher eine Figur, mit der sie sich das Gelände erschließen können - und eine Aufgabe: sich eine Südsee vorstellen, "die sich gewaschen hat". Der Besucher nimmt Konrads Perspektive ein, aus der er jede Spielstation wahrnimmt. Dabei lernt der Besucher Kästners Konrad kennen. Zitate aus Erich Kästners phantasievoller Erzählung lassen die absurde Welt entstehen, die Konrad auf seiner Südseereise durchquert.

 

Von der Idee zur Form

Am Beginn des Spielplatzkonzeptes von geskes.hack stand die Motivsuche in enger Zusammenarbeit mit dem Bildhauer Gisbert Baarmann. Klassische Werke von Marc bis Mataré standen Pate für das zentrale Motiv der Spiellandschaft.

In jeder Spielstation erscheint die Hauptfigur Konrad indirekt über seinen verrückten Begleiter, das Rollschuhpferd Negro Kaballo.

Das akrobatische schwarze Zirkuspferd wird zum Wegweiser auf der Reise durch die Spiellandschaft, das Pferd ist spielerisches Objekt und Merkzeichen mit Wiedererkennungswert. Negro Kaballo verbindet die unterschiedlichen Spielstationen zu einer zusammenhängenden Geschichte.

 

Professionelles Holzdesign

Der Holzgestalter Gisbert Baarmann wurde bereits früh mit ins Boot geholt, um seine handwerklichen Fertigkeiten für die Umsetzung der literarischen Vorlage in Objekte mit hohem Spielwert einzusetzen.

 

Gestalten mit Natur

Die Aufmerksamkeit der jungen Parkbesucher wird mit Mitteln der Gartengestaltung angeregt. Verspielte Gartenräume sind die geeignete Umgebung zur Entfaltung kindlicher Sinne und Fähigkeiten. Die Haptik des Naturmaterials Holz leitet ganz selbstverständlich aus der kontemplativen Parklandschaft in den aktionsbetonten Spielraum über.

 

Interaktion

Dem Vorbild des Kletterbaumes sind die vielfältigen Anregungen abgeschaut, die Holzobjekte für Kinder und Jugendliche bieten. Vom Balancieren über Klettern bis zum Versteckspiel reicht das Potential des Naturmaterials, das die Landschaftsarchitekten geskes.hack auf den Spielplätzen der IGA in lebendige Spielplätze verwandelt haben. Das Anliegen der Landschaftsarchitekten bestand darin, Bewegungs- und Begegnungs-Angebote für die jungen Besucher verschiedener Altersgruppen zu schaffen.

 

Form

Die konstruktiven Möglichkeiten von Holz haben geskes.hack ausgereizt und gleichzeitig als formale Klammer für eine einheitliche Formensprachen eingesetzt.

Das handwerkliche Spektrum reichte von der Wahl geeigneter Bäume über Schnitzkunst bis zum Bootsbau.

Tragwerksplanung und Spielplatzsicherheit wurden in allen Phasen der Planung und Umsetzung durch die Zusammenarbeit mit Fachplanern gewährleistet.

 

Projektleitung und Objektplanung

Die Landschaftsarchitekten geskes.hack haben ihren Wettbewerbsentwurf über alle Leistungsphasen hinweg in eine umsetzungsreife Planung überführt.  Das Büro war federführend für den engen Kontakt zum Auftraggeber GrünBerlin GmbH und die intensive Zusammenarbeit mit vielen Planungspartnern, von der Tragwerksplanung, Prüfstatik, TÜV Tiefbauplanung über die Wassertechnik bis zur Beregnungsplanung.

 

Komposition

Die Grundidee, einen thematischen Wasserspielplatz für die Gärten der Welt zu entwerfen, wurde im Entwurfsprozess in einen abwechslungsreichen Spielraum komponiert.

Aus technischen und pädagogischen Überlegungen heraus wurden Spielareale voneinader getrennt. Aus langjähriger Erfahrungen mit Wasserspielplätzen ordneten geskes.hack die Sandflächen in gewissem Abstand zu den technisch komplexeren  Wasserspielgeräten. Es entstand die Idee, den gesamten Spielplatz in Teilflächen unterschiedlicher Südseeinseln zu gliedern. Die Südsee gestaltet sich als Gefüge von Spielatollen, in der intenstive Flächen neben ruhigen Bereichen in die Parklandschaft eingebettet sind.

 

Farbkonzept

Das Farbkonzept der Spielplätze arbeitet mit ungewöhnlichen und intensiven Farbkontrasten. Die Figur des Negro Kaballo und die bedrohlichen Wesen der Haifische und des Kletterwals motiviert die Planer dazu, der Farbe Schwarz eine dominierende Stellung einzuräumen. Im Kontrast dazu steht das Rot des Wellblechäquators und des „lebendigen Trottoirs“.

Farbliche Überraschungen erlebt der Besucher im Inneren der Objekte. Der innere Leib des Kletterwals ist als bunte Welt mit vielen Abwechslungen gestaltet.

 

Wirrwarr im Naturspielplatz

Drei übergroße Kletter-Objekte überraschen den Besucher beim Besuch des Kienbergs. Als Konrast zur Wildnis schufen geskes.hack für den Naturspielplatz die Kletterobjekte der „Polynesischen Riesenameiesen“ nach Motiven aus Kästners Kinderbuch.

 

Jugendspielplatz „Elektropolis“

Vor der Hellersdorfer Stadtkulisse bieten Erich Kästners Zukunftsphantasien einer utopischen Stadt mit Wolkenkratzern, automatischen Autos, künstlichen Gärten und „Manteltaschentelefonen“ eine Spiellandschaft vor allem für Jugendliche und ältere Kinder.

 

Partizipation

In einem mehrstufiges Partizipationsverfahren mit Jugendlichen aus der benachbarten Jugendeinrichtung Joker haben die Landschaftsarchitekten die Wünsche der Jugendlichen für die Gestaltung des Jugendspielplatzes „Elektropolis“ ermittelt.

geskes.hack entwickelten ein robustes, multifunktionales Kletterobjekt, das nach Ablauf der IGA öffentlicher Anziehungspunkt sein wird. Eine Mischung auf Sport– und Bewegungsangeboten sowie futuristische Objekte mit interaktiven Potentialen stellen reizvolle altersgerechte Angebote für Aktivität und Entspannung dar.

 

Erlebnis Wasser: Fontainen, Wasserwald und Nebelwald

Die intensive Nutzung der Gärten insbesondere in den Sommermonaten macht es naheliegend, die Gärten der Welt mit einem Wasserspielplatz auszustatten.

Aufgrund seiner Größe und dem großen Bedarf an Beregnung der Vegetation bietet das Gelände die Möglichkeit, Tiefenwasser mit einem eigenen Tiefbrunnen zu fördern. In Zusammenarbeit mit Wasserbehörde und Hygieneamt wurde eine eigene Wasserversorgung hergestellt, die Wasser in geeigneter Qualität liefert.

Für die Wasserversorgung der einzelnen Spielstationen wurde ein komplexes Leitungssystem hergestellt.  Die Landschaftsarchitekten geskes.hack entwickelten zeitliche Abläufe für eindrucksvolle Wasserbilder, die in der automatischen Steuerung programmiert werden können.

Ein Anlageschema sichert den reibungslosen, zeit- und temperaturabhängigen Ablauf aller wassergebundenen Spielangebote.

    

Publikumsmagnet

Seit Ostern 2017 erfreuen sich die Spielplätze auf der IGA großer Beliebtheit. Die abwechslungsreichen Spielangebote bieten Angebote für alle Besuchergruppen, die zu allen Wetterlagen begeistert angenommen werden. Die Resonanz ist gewaltig und bestätigt, dass ein kreatives Herangehen in der Spielplatzplanung für eine erfolgreiche Umsetzung unverzichtbar ist.

 

 

Foto: geskes.hack Landschaftsarchitekten GmbH / Hanns Joosten / Frank Sperling / Dominik Butzmann

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