Erst prüfen – dann sanieren!
In den vergangenen Jahren hat die Anzahl der Kunststoffrasenplätze zur Sportausübung weiter zugenommen und alte Geläufe wie Tennenplätze größtenteils verdrängt. Gründe für diese Entwicklung sind unter anderem die...
Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen
Der Kunstrasen im Sportplatzsektor boomt nach wie vor. Die hohe Anzahl an Nutzungsstunden, die Wetterfestigkeit und auch der Wettbewerb zwischen den Vereinen lässt die Anzahl an Kunstrasensportplätzen weiter ansteigen. Sportart Nummer eins auf den Plätzen ist meist der Fußball, ein Großteil der Anlagen wird fast ausschließlich für diese Sportart genutzt. Doch der Höhenflug der Kunstrasenplätze geht nun schon weit mehr als 10 Jahre, viele Anlagen sind auch schon entsprechend alt. Was viele Sportplatzbetreiber zwar wissen, aber gerne verdrängen, ist die Tatsache, dass die Oberfläche nur eine begrenzte Haltbarkeit hat und danach durch eine neue ersetzt werden muss.
15 Jahre – eher eine Höchstzahl als eine Mindestlaufzeit
Die Zahl 15 geistert dabei als Maßstab in vielen Köpfen. 15 Jahre soll eine Kunstrasenoberfläche halten, so heißt es. Das ist allerdings gutgläubig gedacht, denn viele Experten sind sich sicher: 15 Jahre kann eine Kunstrasenoberfläche nur halten, wenn die Rahmenbedingungen passen. Damit dieser optimale Fall eintritt, müssen neben einer vernünftigen Qualität und einer fachgerechten Installation noch drei weitere Faktoren passen: das Klima, die Abnutzung und die Pflege.
Der letzte der drei Faktoren ist zwar derjenige, der eigentlich am besten durch den Sportplatzbetreiber beeinflussbar ist, und trotzdem der Grund, warum ein Platz nur selten sein Höchstalter erreicht, denn, wie schon häufig an dieser Stelle angesprochen, wird die Pflege der Kunstrasensportplätze wird in vielen Fällen immer noch stark vernachlässigt. Fehlende Ressourcen, Geld- und Personalmangel und das falsche Gerücht „Kunstrasensportplätze wären pflegeleicht“ führen in den meisten Fällen dazu, dass die Plätze nicht so gepflegt werden, wie eigentlich vorgesehen. Dabei kann man mit einer angemessenen Pflege die Schäden durch Klima und Abnutzung sogar ein wenig eindämmen und die Qualität länger bewahren.
Die Abnutzung eines Kunstrasensportplatzes hängt natürlich hauptsächlich von der Zahl der Nutzungsstunden und der Intensität der sportlichen Betätigung ab. Die Zahl der Nutzungsstunden ist auf nicht-öffentlichen Plätzen zwar durchaus steuerbar, aber eine Berechnung der Abnutzung lässt sich in der Praxis nicht wirklich exakt vorhersehen. Die Kunstrasenhersteller selber hingegen testen ihr Material auf Abnutzung mit speziellen Laborgeräten, um die Qualität zu prüfen und zu verbessern. Von daher kann man mit einer Einhaltung der vom Hersteller empfohlenen Nutzungsstunden durchaus das Höchsthalter erreichen. Bei einem öffentlichen Fußballplatz kann man die Nutzung durch Freizeitsportler aber nur wenig beeinflussen und daher ist eine exakte Planung dort kaum möglich. Dazu kommt der erwähnte Pflegeaspekt. Vor allem die regelmäßige Überprüfung des Polstandes und das Aufbürsten der Fasern sind sehr wichtig, um die Abnutzung im Rahmen zu halten. Häufig ist nach einiger Zeit schon viel Granulat verloren gegangen und die Füllhöhe zu niedrig. Hier muss dann entsprechend nachgebessert werden, um die Lebensdauer der Oberfläche zu verlängern.
Am wenigsten Einfluss haben die Platzbetreiber auf das Klima. Dabei ist die Kunstrasenfaser, wie andere Kunstfasern auch, UV-anfällig. Hier gibt es aber viele namhafte Hersteller, die durch entsprechende Forschung die UV-Beständigkeit ihres Produktes deutlich verbessert haben. In diesem Rekordsommer gab es in vielen Fällen daher eher Probleme mit dem Granulat, welches bei den hohen Temperaturen mancherorts verklumpte und Plätze teilweise auf Dauer unbespielbar machte. Ob eine Bewässerung von Kunstrasenplätzen bei heißen Temperaturen nachhaltig sinnvoll ist, bleibt unter Fachleuten umstritten und ist daher nicht zwingend vorgegeben.
Wann muss denn jetzt die Oberfläche ausgetauscht werden?
Wann eine Oberfläche ausgetauscht werden sollte, lässt sich am Zustand des Platzes meist deutlich erkennen. Die Fasern sind stark abgenutzt, der Boden verdichtet und die Bahnen der Garne lösen sich langsam auf. Dieser Zustand wird in den meisten Fällen deutlich vor dem 15. Lebensjahr der Oberfläche erreicht. Dann stellt sich immer die Frage, ob der Platz noch den Sicherheitsvorschriften entspricht, bzw. ob eine Nutzung des Platzes überhaupt noch zulässig ist. Verschiedene zertifizierte Institutionen bieten solche speziellen Sicherheitsüberprüfungen an und können dann dem Betreiber mitteilen, ob die Durchführung von Sportübungen und -wettkämpfen noch möglich ist. In größeren Kommunen können auch kommunale Mitarbeiter entsprechende Fortbildungen zum zertifizierten Sportplatzprüfer machen, um selbst bei den Sichtkontrollen alles entsprechend zu überprüfen. Ist der Platz nicht mehr nutzbar, muss ein Oberflächenaustausch erfolgen.
Solange der Platz allerdings der Verkehrssicherheit und den Vorschriften der Sportverbände entspricht, kann er natürlich weiter genutzt werden. Aber irgendwann ist der Verschleiß auch schon so groß, dass das Spiel auf ihm eingeschränkt ist. Der Ball bleibt öfter hängen, die Passwege werden ungenauer und das spröde Material macht den Sportlern zu schaffen. Spätestens dann sollte man über einen Austausch nachdenken.
Bei kleineren Schäden, z.B. Löchern an einigen Stellen oder Vandalismus in Teilbereichen können Hersteller oder Fachfirmen auf noch jungen und sonst sich in gutem Zustand befindlichen Plätzen Reparaturarbeiten durchführen, die keinen kompletten Austausch der Oberfläche erfordern. Für Materialschäden gibt es auch eine Gewährleistung der Hersteller, wobei hier eine der Vorgabe entsprechende Pflege im Vorfeld stattgefunden haben sollte, sonst kann die Gewährleistung auch schnell entfallen.
Viele Kunstrasensportplätze, vor allem im öffentlichen Bereich, benötigen schon um das zehnte Lebensjahr einen neuen Spielbelag. Der Austausch einer Kunstrasenoberfläche liegt ungefähr bei der Hälfte eines kompletten Neubaus, i.d.R. bei rund 250.000 €. Der Rückbau und die Entsorgung der alten Oberfläche kommen dabei auf rund 50.000 €. Diese Finanzierung sollte man schon bei Errichtung berücksichtigt und geplant werden, getreu dem Motto: „Nach der Kunstraseninstallation, ist vor dem Kunstrasenaustausch“.