Erst prüfen – dann sanieren!
In den vergangenen Jahren hat die Anzahl der Kunststoffrasenplätze zur Sportausübung weiter zugenommen und alte Geläufe wie Tennenplätze größtenteils verdrängt. Gründe für diese Entwicklung sind unter anderem die...
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In den allermeisten Sportämtern möchte man vor allem ein möglichst hochwertiges, vielseitiges und breit aufgestelltes Sportflächenangebot in der eigenen Kommune erreichen. Dies natürlich im Einklang mit den vorhandenen Mitteln, den bestehenden Sportvereinen und zur Verfügung stehenden Flächen. Doch die wachsende Anzahl an Sportarten und Sporttrends macht die Planung für die Sportämter nicht einfacher, dazu kommen die Ansprüche der Vereine. Und was bei aller Planung noch schlimmer ist als fehlende Sportstätten, sind welche die nicht genutzt werden.
Eine Sporthalle für Schulsport, den Turnverein und mitunter Basketball, Volleyball oder Handball sowie einen Fußballplatz findet man fast in jeder Kommune. Die Vereine, die diese Anlagen nutzen, sind meist schon seit vielen Jahren gefestigte Institutionen vor Ort und haben häufig eine gewichtige Stimme. Von daher sind es auch ihre Forderungen, die bei Politik und Verwaltung am ehesten vernommen werden. Streit um Nutzungszeiten für Sportanlagen und über notwendige Renovierungen, Modernisierungen und Neubauten wird es sicherlich überall geben und es stellt sich die Frage, was denn sinnvoll ist und was Priorität hat. Zudem gilt es auch den unorganisierten Sport zu beachten, der, wenn überhaupt, nur mit leiser Stimme spricht und meist keine große Lobby besitzt.
In früheren Zeiten bot der sogenannte „Goldene Plan“ genaue Formeln, mit deren Hilfe man den Sportplatzbedarf der jeweiligen Kommune ermitteln konnte. Die schon seit vielen Jahren gut funktionierende Sportentwicklungsplanung geht da schon etwas genauer und differenzierter vor. Vor allem das Modell der kooperativen Sportentwicklungsplanung orientiert sich an den tatsächlichen Interessen der Bevölkerung und Sportler vor Ort und entwirft auf dieser Grundlage ein Modell der Sportinfrastruktur. Dieses Instrument ist sehr hilfreich, bindet aber natürlich auch Ressourcen und hat durchaus unpopuläre Maßnahmen zur Folge. Diese gehören aber zur Entwicklung einer funktionierenden Sportinfrastruktur dazu. Häufiges Beispiel ist die gemeinsame Nutzung eines Fußballplatzes durch zwei oder sogar mehrere Vereine. Wenn die einzelnen Klubs zuvor Jahrzehnte lang Sportanlagen allein nutzen konnten, wird sicher Kritik an einer solchen Zusammenlegung laut. Allerdings bieten gerade Kunstrasenplätze durchaus die Kapazität an Spielstunden, die eine gemeinsame Nutzung erlauben. Eine solche Maßnahme darf aber keine deutliche Einschränkung an Trainingsstunden bedeuten und sollte auf der anderen Seite durch die Einsparungen die Errichtung von Sportanlagen für andere Sportarten ermöglichen. In vielen Großstädten ist die gemeinsame Nutzung eines Fußballplatzes durch zwei oder mehr Vereine schon seit Langem gängige Praxis.
Um der Vielfalt an Sportarten vor Ort gute Bedingungen zu schaffen, empfiehlt es sich ebenfalls verstärkt auf Multisportanlagen zu setzen. Im Gegensatz zu den Monosportanlagen, kann hier einer breiteren Gruppe von Sportlern die Durchführung ihrer Aktivitäten ermöglicht werden. Eine seit Jahrzehnten gängige Variante ist die Kombination einer Leichtathletikanlage mit einem Fußballplatz, aber es bieten sich da noch deutlich mehr Möglichkeiten der Kombination, die vor allem deshalb sinnvoll sind, da man eine gemeinsame Infrastruktur vor Ort (Umkleiden, Toiletten, Duschen, Parkplätze etc.) nutzen kann. Für viele neuere Sportarten und Sporttrends reichen auch einfache, flexibel nutzbare Anlagen, die der Freizeitgestaltung vor Ort dienen können, wie Grün-, Sand- oder Asphaltflächen.
Ohne Kommunikation mit der Bevölkerung, insbesondere mit Vereinen und aktiven Sportlern wird man eine gelungene Planung wohl kaum hinkriegen. Wichtig ist, dass man nicht auf die lauteste Stimme hört, sondern auf die häufigsten Bedürfnisse und überall eine Kosten/Nutzen-Analyse anstellt. Ganz gerecht wird es wohl nirgendwo werden, aber auf breiter Basis aufgestellt, wird sich die Kritik an der Sportplanung im Rahmen halten. Aus Sicht der Sportler wird es wohl nie genug Sportplätze in den Kommunen geben, aber mit einer durchdachten Planung und einer Einbeziehung der Aktiven, wird man sicher einen vernünftigen Kompromiss finden, der eine vielseitige Sportinfrastruktur vor Ort ermöglicht.
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