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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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18.04.2019 - Ausgabe: 2/2019

Quartiersbezogener Kinderspielplatz in Bochum

Jola Teschner (Landschaftsarchitekturbüro Rolf Teschner)

Photo

Der Kinderspielplatz in Bochum, Heinrich- Gustav- Straße / Ecke Wittekindstraße zählt zu den durch den Bund, das Land NRW und die Stadt Bochum geförderten Projekten der Sozialen Stadt Werne Langendreer- Alter Bahnhof (WLAB). Vom Umwelt- und Grünflächenamt der Stadt Bochum wurde unser Büro mit der Aufgabe betraut, die dringend erforderliche Sanierung fachlich zu begleiten. Die Planungsphase der knapp 2.600 m² großen Fläche (Spielplatz = 1.550,00 m², Parkplatz = 1.050,00 m²) begann im April 2017, die Eröffnung des sanierten Spielplatzes erfolgte Ende Juni 2018.

Das vor Ort tätige Stadtteilmanagement hat die Beteiligungsprozesse organisiert und durchgeführt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort stehen den Bürgern des Stadtteils bei Fragen zum Entwicklungsprozess im Quartier zur Verfügung.

Unweit des Spielplatzes befinden sich ein Kindergarten und eine Grundschule.

Viele Kinder verweilen hier zudem ein wenig auf ihrem Nachhauseweg.

Die Charakteristika des Spielplatzes vor der Sanierung waren die in die Jahre gekommenen Spielgeräte sowie die fehlende Trennung zum unmittelbar daneben vorhandenen Parkplatz, der zudem eine hohe Beeinträchtigung für die Kinder im Spielgeschehen darstellte.

Im Zuge einer durch das Quartiersbüro durchgeführten Bürgerbeteiligung unter Einbeziehung der involvierten Ämter und unseres Büros, wurden im April 2017 Kinder des Stadtteils eingeladen zuerst einen Streifzug durch den Stadtteil und danach direkt auf dem Gelände des Spielplatzes ihre Wünsche und Anregungen zur Neugestaltung des Spielplatzes auf vielfältige Weise z.B. durch Malen, Basteln und Schreiben, zu äußern. Aus der regen Beteiligung von Kindern, Jugendlichen als auch vielen Eltern entstand eine umfangreiche Liste an Vorschlägen und Anregungen für den „Wunschspielplatz“. Vor allem Klettern, Rutschen, Schaukeln, Spielen im Sand aber auch Trampolinspringen und Seilbahnfahren wurden genannt und z.T. sehr anschaulich dargestellt. ( Fotos). Eine Trennung der Bereiche für Kleinkinder und Teenager / Jugendliche wurde gewünscht als auch Aufenthaltsmöglichkeiten für Eltern und andere Begleitpersonen.

Den Eltern ist vor allem die Sicherheit ihrer Kinder sehr wichtig. Der Spielplatz ist von der nahen Wohnbebauung nur unzureichend einsehbar gewesen, da die dazwischen wachsende baumhohe Pflanzung den Blick versperrte. Auch die Lage des Spielplatzes direkt an einer stark frequentierten Straßenkreuzung und der direkt an den Spielplatz anschließender Parkplatz stellte eine latente Gefahr für die spielenden Kinder dar und war den Eltern ein Dorn im Auge. Es wurde im Laufe des Projektes entschieden die Fläche des Parkplatzes dem Spielplatz zuschlagen zu dürfen. Lediglich die gelegentliche Zufahrt eines hinter dem Spielplatz liegenden städtischen Sportplatzes musste gewährleistet bleiben. Im Zuge von knapp werdenden öffentl. Mitteln ist es verständlich, das der neuer Spielplatz möglichst pflege- und wartungsarm werden sollte. Die Zusammenarbeit mit den städtischen Abteilungen wie dem Umwelt- und Grünflächenamt, dem Jugendamt und dem Stadtplanungs- und Bauordnungsamt war sowohl in der Planungs- als auch in der Ausführungsphase unkompliziert und zielorientiert.

Unter Berücksichtigung der Wünsche und Anregungen entstand in unserem Büro ein Spielplatzentwurf, in dem sich möglichst viele Anregungen und Wünsche aller Beteiligten wiederfinden.

 

Planungsgrundsätze:

  • Spiel- und Aufenthaltsbereich für ältere Kinder im vorderen Bereich, eher zur Straße hin positioniert
     
  • Spielbereich für Kleinkinder im hinterem Bereich, eher der Straße abgewandt, deutlich behüteter und im Schatten vorh. Bäume. Spielgeräte der Fa. Kaiser & Kühne Freizeitgeräte GmbH, Eystrup
     
  • In der Mitte ein Aufenthaltsbereich in Form eines größeren Sitzdecks unter einem Baum, das s.g.„Chillei“ (Fa. bernd fischer alulines GmbH & CO KG, Bad Rappenau). Von hier aus kann man beide Spielbereiche gut überblicken (Fotos).
     
  • In mittlerem Bereich der Spielplatzfläche eine Geschwisterschaukel ( ein handelsüblicher Schaukelsitz und ein Schaukelsitz für Kleinkinder) und ein rollstuhlgeeignetes, längliches Trampolin zum gemeinsamen Hüpfen und Schwingen
     
  • Die alte Parkplatzfläche weicht einer länglichen Asphaltfläche (Andienung des Sportplatzes bleibt über diese Fläche möglich) zum Skaten, Fahrrad- und BMX- fahren, Rollerblades etc., Schiefe Ebene, Skate-Bank und Skate-Rail sowie Streetballkorb und Jugendbänke (Spielgeräte der Fa. Fritz Müller GmbH, Mönchengladbach) sowie ein zusätzlicher befestigter Sitzplatz für Treffen unter freiem Himmel ergänzen das Angebot
     
  • Trennung beider Spielzonen, der Spielgerätespielfläche und der Asphaltfläche durch einen bespielbaren Rasenhügel, die Einsehbarkeit beider Bereiche bleibt trotzt Trennung bestehen.
     
  • Einfriedung zur stark frequentierten Straße hin mit einem Stabgitterzaun und einer Strauchpflanzung. Eingang bestückt mit schwenkbaren Wegesperren, da eine Durchfahrtsbreite von 3,00m für die Sportplatzzufahrt gewährleistet bleiben musste.
     
  • Mit Betonpflaster befestigte Zuwegung der einzelnen Spielbereiche und softe Übergänge: eine Pflasterwulst als Einfassung der Sand- bzw. Perlkiesflächen, gerundetes Chillpodest, Kantensteine mit Gummikappe im Bereich der Doppelschaukel
     
  • Fallschutz in Form von Perlkies, Sand und Holzhäcksel. Materialwechsel für möglichst vielfältige haptische und optische Vielfalt.
     
  • Eingrünung mit standortgerechten, widerstandsfähigen und pflegeleichten Sträuchern. Bildung und Vorhalten von Sichtschneisen in vorh. Pflanzung zur vorh. Wohnbebauung hin
     
  • Wartungsarme Stahlspielgeräte
     
  • Moderne Form der Spielgeräte, Geräte mit Signalwirkung und hohem Wiedererkennungswert
     
  • Innovatives, phantasieanregendes Spielgerät mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten für viele Kinder gleichzeitig

Am Anfang der Planungsphase galt es, ein Spielgerät bzw. eine Spielgerätekombination zu finden, die möglichst viele der gewünschten Funktionen: klettern, hangeln, balancieren, rutschen, verweilen vereint als auch in der Kosten- Nutzen Analyse überzeugt. Gleichzeitig sollte das neue Spielgerät ein hohes Alleinstellungsmerkmal haben und nicht schon auf den Spielplätzen in der näheren Umgebung zu finden sein. Die Wahl fiel schließlich auf den „Kometenschweif“ der Firma Spogg Sport-Güter GmbH. Hier können viele Kinder gleichzeitig ihrem Bewegungsdrang nachgeben, aber auch in einer „coolen“ Höhe von annähernd 3,00 Meter sitzen bleiben und einige Zeit verweilen. Zudem überzeugte uns das zeitgemäße Design mit hohem Wiedererkennungswert und Herausforderungscharakter. Die „Achterbahn“ des gleichen Herstellers ergänzt den Kometenschweif hervorragend und stellt eine gelungene Kombination aus Balancier- und Verweilobjekt dar.

Der Fortgang der Bauarbeiten wurde während der Bauzeit von vielen Kindern des Stadtteils immer wieder und mit großem Interesse begutachtet. Die Einweihung fand am 22.06.2018 statt. Die Kinder eroberten im Sturm vor allem den Kometenschweif.

Noch am gleichen Tag fanden sich Elternpaten, die ein wachsames Auge auf den neuen Spielplatz ihrer Kinder werfen wollen. Alle sind sich einig: unser „Kometenschweif“- Spielplatz stellt eine große Bereicherung für den Stadtteil dar!

Auf dieser Spielgerätekombination basiert der Alleinstellungsmerkmal des Spielplatzes innerhalb des Stadtteils. Er begründet auch die hohe Akzeptanz und Identifikation der Kinder mit „ihrem“ Spielplatz.

Foto: Büro Teschner

Weitere Informationen:
Landschaftsarchitekturbüro Dipl.-Ing. Rolf Teschner Frau Dipl.-Ing. J. Teschner
www.rolf-teschner.de
Stadt Bochum, Umwelt- und Grünflächenamt
Frau Dipl.-Ing. A. Baltussen
www.bochum.de/umweltamt

 

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