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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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18.08.2019 - Ausgabe: 4/2019

Rauf aufs Dach! Urbane Spielräume schaffen in Zeiten der Nachverdichtung.

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Das 21. Jahrhundert ist schon heute das Jahrhundert der Urbanisierung. Über die Hälfte der Weltbevölkerung lebt bereits in Städten – im Jahr 2050 werden es aller Voraussicht nach mehr als zwei Drittel sein. Dies führt zwangsläufig zu einer immer stärkeren Verdichtung urbaner Lebensräume. Um auch zukünftig ausreichend Fläche für Freizeit, Spiel und Bewegung garantieren zu können, sind innovative Lösungsansätze mehr denn je gefragt.

Ein wesentliches Potential liegt dabei in der Nutzung von Dächern als Fläche für körperliche Aktivitäten. Durch die Installation von Spielgeräten auf Dachebenen entstehen Gebäude mit multifunktionalem Charakter. Trotz zunehmender Verdichtung der Städte können auf diese Weise neue, urbane Freiräume geschaffen werden.

Jede Dachinstallation erfordert in Abhängigkeit von Bauweise, Material und auch Spielgerät eine individuelle Lösung. Die auf dem Erdboden übliche Fundamentierung von Spielgeräten ist auf Dächern meist nicht möglich. Zu Beginn eines solchen Bauvorhabens stellt sich deshalb immer die zentrale Frage, wie stark in die vorhandene Konstruktion eines Daches eingegriffen werden kann. Ist ein direktes, konstruktives Verbinden mit der vorhandenen Dachkonstruktion möglich oder darf die Dachhaut nicht verletzt werden? Die Entwicklung verschiedener Dachinstallationsverfahren durch das Berliner Creative Center des Unternehmens Berliner Seilfabrik, bestehend aus Architekten, Designern, Landschaftsplanern und Ingenieuren, ermöglicht es, Spielgeräte ohne tiefe Betonfundamentierung und somit unabhängig davon, ob die Dachhaut verletzt werden darf, zu installieren.

Ein Bereich, in dem dieser Ansatz auf zunehmende Beliebtheit stößt, ist der urbane Bildungsbau. Insbesondere im schulischen und vorschulischen Metier gilt es Pausenhöfe so zu gestalten, dass diese ein attraktives Bewegungsangebot beinhalten. Gleichzeitig steht der dafür notwendige Platz den Bildungseinrichtungen in stetig wachsenden Metropolen immer weniger zur Verfügung. Die Installation von Spiel- und Klettergeräten auf dem Dach einer Schule kann deshalb die ideale Lösung sein, dem Trend eines bewegungsfördernden Schulhofes bei stetig anhaltender Verdichtung der Städte gerecht zu werden. Ein Exempel stellt die Convent & Stuart Hall, eine katholische Oberschule im Zentrum der amerikanischen Metropole San Francisco dar. Diese hat seit Mitte letzten Jahres einen Pausenhof auf dem Dach des Schulgebäudes. „Die städtische Umgebung, in der sich unsere Schule befindet, bietet nicht viel Platz für Spiel- und Freizeitflächen. Also haben wir uns entschieden, den Platz zu maximieren und einen Spielplatz auf dem Dach zu installieren“, so Geoff De Santis, Plant Operations Director der Convent & Stuart Hall - Schule.

Herzstück des Dachschulhofes ist ein Raumnetzgerät aus dem Hause der Berliner. Das Außengerüst des dreidimensionalen Kletternetzes besteht aus gebogenen Edelstahlrohren. Alle Spannpunkte sind mit einem patentierten Spannsystem ausgerüstet, welches sich im Innern der Aluminiumkugeln befindet. Sie dienen gleichzeitig als Verbindungselement der einzelnen Rohre und ermöglichen eine einfache Wartung.

Alle technischen Verbindungselemente wie Ösen, Schlaufen, Kauschen und Haken befinden sich ebenfalls im Innern der Kugel und sind somit komplett aus dem Spielbereich der Kinder verbannt.

Die Herausforderung in San Francisco bestand u.a. darin, das Gerät ohne tiefe Fundamentierung sicher auf dem Dach zu installieren. Deshalb wurden die Fundamentkugeln des Rohrgerüstes mit Distanzhülsen in der Stärke des Fallschutzbodens auf Bodenplatten aus Stahl aufgeschraubt“, sagt Marius Kotte, Leiter der Abteilung Konstruktion und Entwicklung bei der Berliner Seilfabrik. „Die Platten konnten dann direkt in der vorhandenen Stahlbetondecke verankert werden. Da die Abdichtung des Daches nicht auf der Trageschicht eingebracht war, konnte die bestehende Drainage weiter genutzt werden.“

Das gleiche Verfahren kam beim Dachschulhof der in Hamburgs HafenCity gelegenen St. Katharinenschule zum Einsatz. Die Schule am Sandtorpark war das erste öffentliche Gebäude in der neu entstandenen HafenCity und ist Teil eines urbanen, dichten Stadtquartiers. Das knapp bemessene Grundstück erforderte eine zeitgemäß kompakte und flächeneffizient gebaute Schule. Im Ergebnis ist ein Gebäude mit hybridem Charakter entstanden, welches neben der schulischen Nutzung eine Kindertagesstätte und einen Hort mit Mensa, die von allen drei Einrichtungen genutzt wird, beherbergt. Darüber hinaus entstanden 30 Wohnungen im Gebäude.

Highlight des Schulhofes auf dem Dach der HafenCity Schule ist ebenfalls ein Raumnetzgerät. Indem der „Spaceball“ Bewegungsraum für viele Kinder gleichzeitig bietet und dabei verhältnismäßig wenig Grundfläche benötigt, fügt er sich nahtlos in das Konzept einer flächeneffizienten Schule ein. Darüber hinaus führt das gemeinsame Klettern im Netz zwangsläufig zu Interaktionen zwischen den Schülern.

Doch nicht nur im schulischen Bereich kommt es immer häufiger zu Dachinstallationen von Spielgeräten, um bisher ungenutzte Flächen für Spiel und Bewegung zu erschließen. Unter dem Namen „Park Place“ eröffnete im April diesen Jahres in der chinesischen Metropole Wuhan ein multifunktionaler Gebäudekomplex, der eine Shopping Mall, Büroflächen sowie Wohnungen in einem Gebäude vereint. Auf dem Dach des fünfstöckigen Gebäudes befindet sich eine weitläufige Parkanlage inklusive verschiedener Spielgeräte. Zusätzlich zu den Berliner Raumnetzgeräten namens „Cosmo“ und „Quadrifol“ entschied sich der Betreiber Shui On Land für eine schlangenförmige Balancierstange sowie einen rotierenden Spielpunkt. Ausschlaggebend für die Wahl der Spielgeräte war insbesondere die Möglichkeit, diese möglichst unkompliziert auf dem Dach installieren zu können.

Neue Maßstäbe im Verständnis der Gestaltung öffentlicher Räume setzt der Spielplatz mit dem Namen Park`n`Play, der sich 24 Meter über dem Meeresspiegel auf dem Dach eines Parkhauses in Kopenhagen befindet. Die federführende Architektin Kathrin Susanna Gimmel von JaJa Architects ApS beschreibt das Gebäude als „(…) hybride Struktur zwischen Parkhaus und Spielplatz. Es denkt das monofunktionale Parkhaus neu und verwandelt eine infrastrukturelle Notwendigkeit in einen öffentlichen Raum 24 Meter über dem Boden.“

Absolutes Highlight des Dach-Spielplatzes ist eine knapp acht Meter hohe Kletterpyramide. Bei der Installation der Pyramide sollte die vorhandene Dachkonstruktion zur festen Verankerung dienen, ohne dabei die Eigenschaften der Dachhaut zu beschädigen. „Durch frühzeitige Einbeziehung der Fundamentteile des Spielgerätes konnte eine konstruktive Verbindung zur Stahlbetondecke hergestellt werden“, so Marius Kotte. „Hierfür wurden die Fundamentplatten der Spannpunkte mit zusätzlichen Bewehrungsstäben versehen und direkt in die Decke vergossen. Die Abdichtung konnte anschließend ohne großen Zusatzaufwand an den minimal herausragenden Fundamentlaschen angeschlossen werden.“

Egal ob im Bereich des urbanen Bildungsbaus, der Wohnungswirtschaft oder auf öffentlichen Flächen – Dachinstallationen von Spielgeräten sind insbesondere in Zeiten der Nachverdichtung eine innovative Lösung, um die so notwendigen Räume für Spiel und Bewegung auf bisher ungenutzten Flächen entstehen zu lassen.

Bild: Berliner Seilfabrik

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