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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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18.08.2019 - Ausgabe: 4/2019

L’Akabane - Spielen auf engstem Raum in der Stadt

Petra Meyer-Deisenhofer (Stadt Lausanne)

Photo
KuKuk Freiflug GmbH

Ausgangspunkt

Großstädte ziehen immer mehr Menschen an. Es fehlt aber an bezahlbarem Wohnraum und genügend Flächen für Neubauten. Neben der Möglichkeit in die Höhe zu bauen könnte man anbauen, Baulücken schließen, Innenhöfe nutzen oder zum Beispiel ungenutzte Gebäude nutzbar machen. Doch diese Nachverdichtung stößt in vielen Bereichen auf Kritik.

Dabei kann auch der eine oder andere Kinderspielplatz der Nachverdichtung zum Opfer fallen. Städte suchen diesbezüglich nach Lösungsansätzen, Spielareale zu erhalten.

Am Anfang der Idee für die KuKuk Spiel-Box stand die Frage, wie kann ein Spielplatz für Krisengebiete (Flüchtlingscamps, Kliniken, Slums) aussehen, der gut transportierbar, schnell aufgebaut und flexibel an verschiedenen Standorten einsetzbar ist. Darüber hinaus war die Frage, wie kann man eine günstige Spielanlage entwickeln, die einen hohen nachhaltigen Charakter und ökologischen Wert vereint und gleichzeitig hohen funktionalen und ästhetischen Ansprüchen genügt? Das Ergebnis: Durch ein ausgeklügeltes Konzept und den Einsatz hochwertiger und nachhaltiger Materialien entstehen Spielanlagen, die Kinder und Jugendliche gleichermaßen anziehen, die zum Klettern, Rutschen, Balancieren einladen und so die Motorik, Beweglichkeit, Kraft, Ausdauer und Koordination trainieren. Und all das auf engstem Raum, ohne Fundamente und überall einsetzbar. 

Beispiel Innenstadt Lausanne

Ein Beispiel, wie der Container nicht nur in Krisengebieten eingesetzt werden kann, ist in Lausanne entstanden, der Stadt am Genfer See.

Die Stadt Lausanne zählt 145.000 Einwohner und es gibt rund 100 Spielplätze unterschiedlicher Größe – über groß angelegte Themenspielplätze am Seeufer bis zu Quartiersspielplätzen in den Vierteln.

In der dichtbebauten Innenstadt gibt es nur wenige Spielbereiche und Möglichkeiten für die Kinder zum Spielen. Es wird eng im Viertel.

Aus diesem Grund gab es 2016 eine Motion im Stadtrat, welche die Innenstadt (Fußgängerzonen) für Familien attraktiver gestalten möchte (auch in Hinblick auf die Ladengeschäfte) und vorschlägt, dort Spielplätze zu bauen.

Die Frage war aber auch, wie können auf so engem Raum attraktive Spielräume entstehen? Nach ausführlicher Studie der zur Verfügung stehenden Plätze hat sich herausgestellt, dass es kaum möglich ist, im Stadtzentrum einen traditionellen, fix installierten Spielplatz zu realisieren: zu stark ist der Nutzungsdruck auf den jeweiligen Stadtplätzen: Wochenmarkt, diverse Veranstaltungen, Einwände des Denkmalschutz.

Außerdem ist Lausanne sehr stark durch die Topographie beeinflusst – und es gibt nur wenige ebene Flächen. Es mussten andere Lösungen her, wie zum Beispiel multifunktionales Mobiliar oder bekletterbare Kunstobjekte.

Deshalb wurde im Jahre 2017 ein Spielcontainer angeschafft, welcher zunächst für sechs Monate probehalber auf zwei Plätzen in der Fußgängerzone (je drei Monate) aufgestellt werden sollte. Klarer Vorteil für die Spiel-Box ist, dass sie keine Verankerung im Boden benötigt und so wieder spurlos entfernt werden kann.

Im Juli 2017 wurde die erste Box auf der Place Grand-St-Jean aufgestellt – musste aber leider nach drei Wochen wieder umgesetzt werden, weil sich die Anwohner und angrenzenden Ladenbetreiber über den Kinderlärm beschwert haben.

Von den Familien mit Kindern wurde sie sofort begeistert angenommen.

Ganz ohne Beschwerden ging es auch auf dem nächsten Standort nicht, allerdings konnte der mobile Spielplatz dort drei Monate bleiben.

Im Anschluss daran hat die Stadt Lausanne den Spiel-Container definitiv erworben. Seither zieht die Box von Ort zu Ort und bleibt dort immer drei Monate (max. möglicher Zeitraum, ohne dass eine Baubewilligung nötig ist).

Sie war schon an verschiedenen Orten im Stadtzentrum, wurde aber auch auf Quartiersplätzen und an einer Schule, wo es keine Spielmöglichkeiten gibt, sowie am Yachthafen und in einem Park ohne Spielplatz aufgestellt.

Resumee

Es hat sich in Lausanne als relativ schwierig herausgestellt, selbst für nur 100 m² Freifläche geeignete Orte zu finden – je zentrumsnäher, desto schwieriger.

Für die Spiel-Box muss die Zufahrt durch Lkws mit Kran gewährleistet sein, in sicherer Entfernung vom Straßenverkehr. Wegen der Lärmbelästigung darf die Spiel-Box nicht auf Plätze gesetzt werden, die ringsum mit Wohngebäuden umbaut sind. Der Veranstaltungs-Kalender von Plätzen muss beachtet werden, sowie auch diverse Baustellen und Einwendungen von der Denkmalschutzbehörde etc.

In der Zwischenzeit wurde die Spiel-Box aber auch bunt dekoriert (das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit einer Grafikerin realisiert) und mit abschließbaren Rollläden ausgestattet. Außerdem wandern auch vier einfache Holzbänke aus kantig gesägten Stämmen mit, welche als Sitzmöglichkeiten und auch Raumabgrenzung Verwendung finden. Und sie hat endlich ihren Namen bekommen: L’Akabane! (Frz. „La cabane“ = die Hütte).

Der Umzug des Spiel-Containers dauerte jeweils einen ganzen Tag und wurde stadtintern organisiert. Es sind jeweils drei Lkw vom Straßenbauamt für Abbau / Aufbau und Transport nötig sowie zwei Schreiner vom Gartenbauamt, welche bereits beim Erstaufbau dabei waren und gleich mitlernen konnten.

In der Innenstadt werden am Abend die Rollos des Spiel-Containers geschlossen (Sicherheitsfirma per Mandat). Am Morgen werden sie von Mitarbeitern des Straßenreinigungsamts wieder geöffnet und der Container kontrolliert und gereinigt. Die Sicherheitskontrollen nach EN 1176 werden regelmäßig von ausgebildeten Mitarbeitern des Gartenbauamts durchgeführt.

Nach gut zweijähriger Erfahrung kann die Stadt Lausanne sagen, dass die Spielstruktur von den Familien, Kinderkrippen etc. sehr gut angenommen wird und auf kleinstem Ort eine wirklich tolle Spielqualität aufweist.

An großzügigeren Plätzen gibt es keine Lärm-Probleme. Auf Plätzen mit vielen Passanten und zusätzlichen anderen Aktivitäten (z.B. Wochenmarkt, Bushaltestelle, Läden…) wird sie am meisten bespielt.

Wichtig ist unbedingt, dass man sich vorher überlegt, an welchen Orten sie aufgestellt werden kann und auch die Bevölkerung jeweils darüber informiert. Die Stadt Lausanne zum Beispiel stellt ein Schild auf und verteilt Flyer, in denen sie darauf hinweist, dass die Spiel-Box kommen wird. Man kann durchaus sagen, dass die Spiel-Box einen gewissen Anziehungsfaktor hat und die jeweiligen Orte belebt, wie etwa einen wenig attraktiven Quartiersplatz: dort wünschen sich die Anwohner jetzt einen definitiven Spielplatz! L’Akabane ist jetzt schon stadtbekannt und beliebt und die Stadt Lausanne bekommt häufig Anfragen aus den verschiedenen Vierteln, die sie auch gerne mal hätten.

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