Spielplatzplanung und innerstädtische Nachverdichtung
Dipl.-Ing. Lothar Beltz, Architekt und Stadtplaner
Allgemeines Vorwort zum Thema Nachverdichtung
Das Phänomen „Nachverdichtung“ ist ein uralter Lösungsansatz, um das Wachsen der Städte zu ermöglich. Waren es in den antiken und besonders in den mittelalterlichen Städten die Verteidigungsanlagen in Form der den Stadtgrundriss umschließenden Stadtmauern, die für eine große bauliche Dichte und latente Nachverdichtung sorgen, so sind es heute der fehlende Wohnraum und der Mangel an bebaubaren Flächen - schwerpunktmäßig in den Metropolen, die Politiker, Bauindustrie und Stadtplaner mit den Schlagwort „Nachverdichtung“ beantworten wollen.
Dabei unterscheidet man 5 gängige Ansätze:
- Konversion: Ungenutzte Areale und Gebäude, wie zum Beispiel Gleisanlagen, Militärbauten
oder Bauhöfe werden abgerissen und überbaut.
- Umstrukturierung: Parkplätze, Garagenhöfe und Kleingärten werden überbaut.
- An- und Aufbauten: Bestehende Gebäude werden angebaut oder aufgestockt, um so
neuen Wohnraum zu schaffen.
- Innenhöfe überbauen: Diese als „grüne Inseln“ konzipierten Flächen bieten Platz in sonst
dicht bebauten Stadtarealen.
- Schließung von Baulücken: Eine im Innenstadtbereich sehr verbreitete Methode bei der
allerdings nicht nur unattraktive Flächen überbaut werden.
In den vergangenen Jahren haben diese Ansätze stark an Bedeutung gewonnen und machen in vielen großen Städten den wesentlichen Teil des Wohnungsbaus aus.
In Hamburg sind dies zum Beispiel 90 Prozent. Das Potenzial wird sehr hoch eingeschätzt und beträgt in einschlägigen Fachkreisen bis zu 1,5 Millionen Wohnungen bis zum Jahr 2030.
Vieles spricht auf den ersten Blick für Nachverdichtung:
Effizientere Nutzung der bereits vorhandenen Infrastruktur, das bestehende soziale und kulturelle Umfeld, auf das die neuen Bewohner sofort zugreifen können und sogar das Klima.
Neubauten haben einen oft geringeren Energieverbrauch und Gebäudeaufstockungen gehen häufig mit der energetischen Sanierung des Gesamtgebäudes einher.
Dennoch ist das Konfliktpotenzial groß und der Widerstand gegen Nachverdichtung wächst ständig. Wird stark verdichtet, geht dies Zulasten der Wohnqualität, der Lärmpegel steigt, Freiflächen gehen verloren und das Verkehrsaufkommen nimmt zu. In vielen Städten gründen Anwohner Bürgerinitiativen und sammeln Unterschriften, vor allem dort, wo sie direkt betroffen sind, zum Beispiel wenn der nahegelegene Spielplatz oder der Hinterhof bebaut werden oder der Balkon des Nachbarn dem eigenen nahe kommt. Man muss sehr sorgfältig die Rahmenbedingungen abwägen und die Situationen einschätzen.
Vor diesem Hintergrund ist die Umnutzung und Gestaltung des Grundstücks „Mühlenpforte“ in Bad Driburg zu betrachten, wo sich die Kommune gegen eine Nachverdichtung zugunsten einer Wohn- und Freizeitattraktivierung eines Stadtquartiers entschied.
1. Bestandssituation
Das Grundstück „Mühlenpforte“ stellt eine in der ehemaligen Wall- und Grabenzone des historischen Stadtgrundrisses gelegene Freifläche unmittelbar vor der noch erhaltenen Stadtmauer dar.
Bestandsmerkmale dieser Freifläche sind:
- Das rekonstruierte Mühlenrad mit einer erhöhten Aussichtsplattform auf dem Grundriss des ehemaligen Mühlengebäudes und einer mit Natursteinmauern und Pfeilern umrahmten Treppenaufgangsgestaltung aus den 1920-er Jahren.
- Ein kreisförmiges, mit einem zwei Meter breit umpflasterten, einen Gehweg
Umgebenes Blumenbeet als Flächenmittelpunkt.
- Das die Platzfläche südwestlich begrenzende (verschattende), leerstehende und baufällige zweigeschossige Gebäude „Dringenberger Straße 4“.
Die Gesamtgrundstücksfläche von rund 1.200 m² (37 m x 33 m) wird nördlich durch die entlang der Südstraße verlaufende historische Stadtmauer und südlich durch die Dringenberger Straße sowie den Katzohlbach, ein den Stadtgrundriss in West- Ostrichtung durchfließendes Gewässer begrenzt.
Im Rahmen des am 28.11.2016 gestellten Antrages auf Städtebauförderung im Programmjahr 2017 beauftragte die Stadt Bad Driburg neben der teilweisen Neugestaltung des Gewässers Katzohlbach und der des Gewässer begleitenden Tweeten die Umnutzung und Gestaltung der Freifläche „Mühlenpforte“ als „Grüne Insel in der Stadt“. Ziel war es diesen Bereich für die zahlreichen Besucher der „Kurstadt“ Bad Driburg zu attraktiveren und insbesondere den Innenstadtbewohnern die oft fehlenden Grün- und Spielflächen zur Verfügung zu stellen. Eine Nutzung als Bauland oder Parkplatzfläche war zuvor in den städtischen Gremien diskutiert und verworfen worden.
2. Planungsansatz
Im Frühsommer 2017 wurde der Architekt und Stadtplaner Dipl.-Ing. Lothar Beltz beauftragt, für die drei aneinandergrenzenden und durch gegenseitige Wechselwirkungen geprägten Bereiche ein Vorentwurfskonzept zu erarbeiten:
• Neugestaltung der Tweeten am Katzohlbach und Klaaholts Haan
• Gewässerneugestaltung und Renaturierung des Katzohlbaches (in Teilbereichen)
• Gestaltung der Freifläche „Mühlenpforte“ unter Einbeziehung des Gewässers
Katzohlbach und der Dringenberger Straße
Auf Grundlage dieses Konzeptes wurde im Juli 2017 eine Ideen-Werkstatt zur Spielplatz-Gestaltung vom Planungsbüro „StadtKinder“ aus Dortmund durchgeführt, da wesentliche Bereiche der Freifläche als Spielplatz genutzt und die Kinder bei der Entwicklung von Ideen zu den Themen Bewegen, Klettern, Spielen, Wasser erleben, etc. beteiligt werden sollten.
An der Ideen-Werkstatt nahmen 30 Kinder teil, die in Kleingruppen Modelle aus verschiedenen Bastelmaterialien erstellten und diese im Rahmen einer Abschlusspräsentation Interessierten vorstellten.
Als Wünsche der teilnehmenden Kinder stellten sich besonders heraus:
- Spieltürme mit Hängebrücke, Rampe, Kletternetz, Seilen und Rutsche
- Vogelnestschaukel
- Balancier-Parcours (Balken, Seile, Ketten, etc.)
- Pendelsitzkombination (Hally Gally)
- Wasserspielmöglichkeiten:
→ Steine im Bach, archimedische Schraube, Brücken über dem Bach
- Kleinkindspielbereich:
→ Häuschen (auch als Sonnenschutz), Netzschaukel, Treppen, Leitern, Minirutsche
In die nun (im August 2017) beginnende Planungsphase - Entwurfsplanung - sollten diese Wünsche zum Teil als Vorgaben übernommen werden.
Insgesamt galt es folgende Nutzungs- und Gestaltungsmerkmale auf der nun - nach dem geplanten Abriss des Gebäudes Dringenberger Straße 4 - deutlich vergrößerten und besser besonnten Freifläche zu realisieren.
• Anlegung eines für alle Altersgruppen attraktiven Grün- und Erholungsbereiches als Ausgleich für die insbesondere im benachbarten Innenstadtbereich fehlenden privaten Garten- und Grünflächen.
• Verbesserung des Erscheinungsbildes und der ökologischen Qualität des an die Freifläche angrenzenden Katzohlbaches, durch Beseitigung der betonierten Ufermauern, Aufweitung des Bachbettes, Terrassierung der Uferzonen durch zwei Steinquaderreihen mit ca. 50 cm Höhe.
• Abtrennung der Freifläche vom Verkehrsraum der Dringenberger Straße durch eine rund 1,00 Meter hohe Natursteinmauer.
• Erhaltung des etwa 30 Jahre alten Baumbestandes auf der Freifläche, zwei Stieleichen und im Straßenraum fünf Sommerlinden.
• Ausbau und Verbesserung der fußläufigen Wegeverbindung zwischen der dem Altstadtkern fangierenden Südstraße, der Dringenberger Straße und den Fußwegen entlang des Katzohlbaches.
3. Realisierung
Durch Reduzierung der Verkehrsfläche der Dringenberger Straße auf das Mindestmaß von sieben Metern als sogenannte Mischverkehrsinsel wurde es möglich, die geplante Freifläche in diesem Bereich um ca. 200 m² zu vergrößern, das Spielgeräteangebot zu maximieren und über die gesamte Freifläche zu verteilen.
So wurden folgende Bereiche neu angeordnet:
• der Wasserspiel- und Matschbereich mit der archimedischen Schraube auf dem terrassierten Uferbereich des Katzohlbaches
• der Kleinkinderspielbereich mit Spielhäuschen, Minirutsche, Vogelnestschaukel
und Sandbagger westlich am Fußweg auf einem insgesamt mit Sand bedeckten
Bereich
• der große Turm mit Verbindungsbrücke, Kletternetz und Riesenrutsche - circa
8,50 Meter Länge - auf dem nördlichen, höheren Bereich unmittelbar vor der
historischen Stadtmauer
• ein bodengleiches Großtrampolin ca. 6,00 x 1,50 Meter östlich des Fußweges
in der Platzmitte, unmittelbar angrenzend an die Pendelsitzkombination „Hally
Gally“
• das hohe Riesenklettergerüst „Adlerhorst“ in der östlichen Grundstücksecke, gut
sichtbar von der Fußgängerzone „Lange Straße“
• der Balancier-Parcours mit vier Metern Gurtband, Sprossenleiterbrücke, Schwingstufen, Wackelbrücke und Federbalancierbalken in Ost-Westrichtung parallel zur Einfriedungsmauer
Vervollständigt wurde das Gesamtplatzensemble durch eine Vielzahl von gut platzierten Sitzgelegenheiten in Form von Parkbänken, in die Grundstücksmauer integrierten Bänken und einer in unmittelbarer Bachnähe aufgestellten Sitzgruppe mit Tisch, sowie zwei neu zu pflanzenden Bäumen (Trauerweiden) in Ufernähe.
Im Rahmen einer Informationsveranstaltung wurde die Planung am 09.11.2017 durch Vertreter der Stadt Bad Driburg und des Planungsbüros im Ratssaal des Rathauses der Öffentlichkeit vorgestellt. Dank der breiten Zustimmung der Öffentlichkeit konnte die Gesamtmaßnahme im Dezember 2017 und Januar 2018 in den städtischen Gremien beschlossen werden, mit dem Ziel der Umsetzung in 2018.
Nach erfolgter Ausschreibung erfolgte die Ausführung der Garten- Landschaftsbau - und Straßenbauarbeiten durch die Firma Tegetmeier aus Brakel und die Herstellung sämtlicher Spielgeräte einschließlich deren Aufstellung durch die Firma playparc aus Bad Driburg.
Nach dem Baubeginn im Mai 2018 und zügigem Baufortschritt konnte der wesentliche Teil der Spielgeräte auf der fertiggestellten Platzfläche bereits im August 2018 montiert werden.
Die besonders von den Kindern aber auch Erwachsenen sehnlichst erwartete Eröffnung erfolgte am 18. April 2019 unter großer Teilnahme der Bevölkerung, durch den Bürgermeister der Stadt Bad Driburg, Burkhard Deppe.
Bereits im Vorfeld der offiziellen Eröffnung hatte sich gezeigt, dass das Ziel der Planung, eine Spiel- und Freifläche zur Naherholung zu schaffen, sich vollständig erfüllen würde. An den Spielgeräten tummelten sich zum Teil dutzende Kinder unterschiedlichen Alters, deren Eltern und Großeltern auf den zahlreichen Sitzgelegenheiten verweilten, während außerhalb der Fläche, auf der Dringenberger Straße und dem gegenüberliegenden Parkplatz, Gruppen und Schaulustige standen.
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