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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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15.10.2019 - Ausgabe: 5/2019

Wohnen und Leben in Neuss-Weckhoven – Generationsübergreifende Quartiersentwicklung

Von René Rheims (KRAFT.RAUM. Landschaftsarchitektur und Stadtentwicklung)

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© Nikolai Brenner

Im Süden der Stadt Neuss liegt der grüne Stadtteil Neuss-Weckhoven. Im Rahmen eines Landeswettbewerbs, der im Jahr 2012 zur Entwicklung eines Wohnquartiers an der Hülchrather Straße in Neuss-Weckhoven ausgeschrieben wurde, konnte das Gesamtkonzept, welches in Zusammenarbeit mit KRAFT.RAUM. Landschaftsarchitekten und dem Architekturbüro sop architekten entstanden ist, überzeugen.

 

Unter dem Motto „Nachhaltige Nachbarschaften – Generationsübergreifende Quartiersentwicklung“ sollte auf dem 24.000 m² großen Areal die städtebauliche Neuordnung des Plangebiets im Sinne einer Rahmenplanung als Grobkonzept, sowie die städtebauliche und hochbauliche Vertiefung eines Teilbereichs durch Abriss der bestehenden Bebauung entwickelt werden. Zentraler Aspekt der Freiraumgestaltung war die Entwicklung eines lebendigen Stadtquartiers, das unterschiedliche Wohnformen hinsichtlich des demographischen Wandels und der damit verbundenen Altersverschiebung zulässt und eine hohe Wohnqualität für verschiedenste Zielgruppen bietet. Die Konzeption sollte die Vielschichtigkeit der heutigen Lebensstile widerspiegeln und dabei insbesondere die Aspekte der Nachhaltigkeit erfüllen. Durch die Umsetzung und Realisierung der neuen Quartiersentwicklung wurde das bereits bestehende Wohnquartier an der Hülchrather Straße aufgewertet.

Die zentrale Idee des Entwurfes ist es, einen vielseitigen Freiraum zu schaffen, der ein hohes Maß an Aufenthaltsqualität gewährleistet und den Anforderungen und Bedürfnissen einer Vielzahl von Anwohnern und Besuchern gerecht wird.

 

„Grüne Mitte“ – Verbindendes Element mit besonderem Spielerlebnis 

Der Freiraum zwischen der Wohnbebauung entwickelt sich aus dem Entwässerungskonzept heraus und bildet das grüne Zentrum, die „Grünen Mitte“ des neuen Quartiers. Das Entwässerungssystem sieht vor, das Regenwasser über ein offenes Rinnensystem, in Form einer natürlich gestalteten Wasserachse in der Mitte des Wohngebietes erlebbar zu machen. In der Wasserachse ist ein dauerhafter Wasserlauf vorgesehen, der zusätzlich über Wasserspender, die auf den beiden Quartiersplätzen platziert sind, mit gefiltertem Wasser gespeist wird. Die Wasserachse ist so konzipiert, dass sie das meiste Regenwasser aufnehmen kann und bei einem Überlauf weiter in eine Versickerungsmulde abgibt. Die Mulde befindet sich in der Mitte des Wohngebiets, dem sogenannten „Grünen Keil“. Das Element Wasser wird so für Kinder als Erlebnisraum bespielbar und bietet an heißen Sommertagen eine willkommene Abkühlung.

Neben dem Element Wasser ist die „Grüne Mitte“ als lineares Spiel- und Freizeitband angelegt, das eine Vielzahl an Aktivitäten aufnimmt und als Bindeglied zwischen den Mehrfamilienhäusern und den Einfamilienhäusern fungiert. Durch eine Vielzahl von Spiel- und Aufenthaltsbereichen entwickelt sich der Freiraum somit zum lebendigen Mittelpunkt, der als aktiver Kommunikationsraum von der ganzen Nachbarschaft genutzt werden kann. 

Die hausnahen Spielbereiche der „Grünen Mitte“ sind am Hauptweg, wie an einer Perlenkette aufgereiht, angeordnet. Sie liegen entweder ebenerdig in der Fläche oder auch mal in erhöhten Spielkisten wie z.B. in einem Holzdeck. Die Spielflächen wurden mit unterschiedlichen Fallschutzmaterialien ausgestattet. Je nach Fallhöhe der Spielgeräte reichte eine Rasenfläche aus oder es wurde ein Fallschutz aus Spielsand, Rollkies, Rindenmulch oder einer ungebundene Decke gewählt. 

Die Platzierung der Spielgeräte erfolgte bewusst in keine klare Zonierung in Altersklassen, um das Miteinander und den Austausch der großen und kleinen Bewohner zu fördern. Die hausnahen Spielbereiche sind dezentral über den Freiraum der „Grünen Mitte“ verteilt.

Die Spielgeräte wurden nach der aktuellen Spielplatzsatzung der Stadt durch die Firma Emsland Spiel- und Freizeitgeräte GmbH & Co KG in enger Zusammenarbeit und Abstimmung mit dem Büro KRAFT.RAUM. erstellt. Neben einem Balancierparcour, Trampolin, Stangenkreiseln und Wippäpfeln verfügt die „Grüne Mitte“ über eine ganze Bandbreite an Spielgeräten, die für die Kinder des Quartiers ein breites Spektrum an unterschiedlichen Bewegungsangeboten bereithält. Das Farbkonzept der Spielgeräte greift das Element Wasser sowie das Thema „Grüne Mitte“ durch das Farbspektrum Türkis, Hellblau und Grün auf und hebt dieses Thema zusätzlich in den Mittelpunkt. Die aufstrebenden Pfosten der großen Spielgeräte dienen durch die Farbgebung zusätzlich als Orientierungspunkte.

Im Norden und Süden der „Grünen Mitte“ befinden sich die großzügigen Quartiersplätze des Wohnquartiers, die für jedermann zugänglich sind. Sie sind mit hochwertigen Sitzbänken ausgestattet und dienen als Treff- und Begegnungsraum. Hier können sich die verschiedenen Generationen des Quartiers treffen und das bunte Geschehen entlang des Spiel- und Freitzeitbandes beobachten. Der nördliche Quartiersplatz verfügt zusätzlich über eine Boulebahn und Hochbeete, die von den Bewohnern der angrenzenden barrierefreien Gruppenwohnungen für ältere oder gehandicapte Menschen gemeinschaftlich bepflanzt und gepflegt werden können. Dieses Angebot ermöglicht einen weiteren generationsübergreifenden Austausch im Wohnquartier.

 

„Grüner Keil“ – Öffentlicher Spielbereich, der Verbindung schafft

Der „Grüner Keil“ befindet sich in der Mitte des Wohnquartiers und ist als eine Art Durchdringung des Quartiers zu verstehen. Er nimmt vorhandene Wegebeziehung auf und schafft somit eine Verbindung zwischen dem bestehenden und dem neuen Wohnquartier an der Hülchrather Straße. Neben der „Grünen Linse“ befindet sich im „Grünen Keil“ ein öffentlicher Spielbereich mit großen Klettersteinen, die im Schatten der alten Bestandsbäume platziert sind und den Kindern an heißen Sommertagen Schatten spenden. Neben den Klettersteinen können die Kinder eine Kletteranlage mit großer Rutsche bezwingen und mit der integrierten Sandbeförderung das gemeinschaftliche Spiel in der Gruppe fördern. Der Spielplatz dient als Treffpunkt für die Kinder der Nachbarschaft und der umgebenen Wohnquartiere. Hier kann nach Herzenslust getobt, geklettert und Verstecken gespielt werden. 

Mit der Gestaltung der Außenanlagen an der Hülchrather Straße in Neuss ist es aus unserer Sicht gelungen, einen vielschichtigen Freiraum zu schaffen, der die Nachbarschaft des Wohnquartiers stärkt. Er bietet Raum zum Austausch sowie ein breites Spektrum an Spielmöglichkeiten und generationsübergreifenden Aktivitäten, die das gemeinschaftliche Zusammenleben im Quartier fördern und das Bewusstsein für eine nachhaltige Nachbarschaft und eine generationsübergreifende Quartiersentwicklung stärken.

 

 

 

 

 

 

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