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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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15.10.2019 - Ausgabe: 5/2019

„Flughafen Hannover“ – ein Themenspielplatz auf engstem Raum

Photo
© Spiel-Bau GmbH

Mit zunehmender Globalisierung und wachsender Bevölkerung verdichten sich die Ballungszentren und immer neue Flächen müssen verbaut-, ausgebaut und erschlossen werden. Es werden neue Wohnblöcke, Industrieanlagen, Gebäudekomplexe gebaut und damit minimieren sich immer weiter Freiflächen, die Kindern zum Spielen dienen. Wir verdichten unsere Umgebung und Spielplätze werden zu kleinen, beengten Räumen und Plätzen. 

Unser vordergründiges Ziel sollte es sein, dem entgegen zu wirken. Dort, wo das nicht möglich ist, müssen Alternativen geboten werden, um freie Flächen für Kinder zu erschließenden und den beengten Raum bestmöglich nutzbar zu machen. 

Die Flächen müssen so gestaltet sein, dass es den Kindern an nichts fehlt und sie die gleichen Entwicklungschancen bekommen, die sie auf weitläufigen Spielflächen erhalten würden. 

Vom Sicherheitscheck zum Gate und dann ab ins Flugzeug. Die Ferien kommen! Bis es soweit ist, können die Kids schon einmal Urlaub „proben“ - auf dem Mini-Airport der Dachterrasse des Flughafens Hannover. Check in! 

Auf dem Flughafen Hannover heißt es schon vor dem Start „Triebwerke starten und los geht’s!“, denn dort kann spielerisch der gesamte Ablauf des „Fliegens“ nachempfunden werden. Vom Ankommen mit dem Auto, dem Check-In, der Sicherheitskontrolle, dem Losfliegen und schlussendlich dem Ankommen im Urlaubsort. 

Um sich die Wartezeit zwischen Gepäckstücken und Menschenmengen zu verkürzen, entstand auf einer Fläche von ca. 250m² ein Spielplatz auf der Dachterrasse des Flughafens von Hannover, ganz im Thema des Gebäudes. 

Die Ausgangsidee kam direkt vom Betreiber, welche von dem Kreativbüro Creative ATelier aus Brandenburg / Havel weiterentwickelt und gemeinsam mit dem Partner Spiel-Bau GmbH, ebenfalls aus Brandenburg, umgesetzt wurde. 

Ziel der Planung war es, einen einladenden Spielplatz für Besucher des Flughafens zu schaffen. So sollte die Attraktivität des Airports erhöht und er mehr als Erlebnisort wahrgenommen werden. Zielgruppe sind vor allem Familien mit Kindern, da der Hannover Flughafen hauptsächlich als ein Urlaubsairport etabliert ist. Verkompliziert wurde die Aufgabe durch die zur Verfügung stehenden Fläche – einer kleinen Terrasse oben auf dem Gebäude. Diese sollte bestmöglich platzsparend ausgenutzt werden. 

Ein Spielflugzeug war bereits bauseits vorhanden und sollte in die neue Planung integriert werden. Farblich sollte sich die Corporate Identity durch Verwendung der Farbe und Schriftart des Airports des Flughafens wiederfinden. 

 

Storytelling

Der gesamte Spielplatz ist zwar einem Thema untergeordnet, teilt sich aber jeweils in extra Bereiche mit speziellen Themen. So entsteht ein gesamtes Storytelling. 

Als erster Punkt der Reise fahren die Kinder mit Bobbycars zum „Flughafen“. Eine drehbare Ampel lässt dies unfallfrei geschehen. Nach dem Parken und Verlassen der Fahrzeuge kann nun das „Flughafen-Gebäude“ betreten werden, um auf der rechten Seite auf Tafeln nach den aktuellen Ankunfts- und Abflugszeiten zu schauen. Dieser Ankunftsbereich mit Anzeigeschildern und dem Eingangstor wurde hauptsächlich aus Edelstahl-Kastenprofil und HPL gefertigt, auf welches die Schrift per Hand gefräst wurde. Die Anzeige für Abflüge und Ankünfte ist mit Klebefolie gestaltet und kann selbst ergänzt werden. Hierfür finden sich Behältnisse für Kreide unterhalb der Tafeln. So können Kinder selbst kreativ werden und entscheiden, ob nun der nächste Flug nach London oder gar zum Mond geht. 

Nachdem dies erledigt ist, muss als nächstes das Gepäck aufgegeben werden. Hierfür reihen sich drei Hüpflis in Form und Farbgestaltung von Gepäckstücken hintereinander auf. Auf ihnen kann gesprungen, balanciert und gesessen werden. Besonders für kleiner Kinder sind sie ein großer Spaß. So entsteht der Eindruck, auf dem Gepäckband laufen zu können – gewiss eine Fantasie vieler Kinder. 

Es folgt der Spieltunnel X-Ray. Dort werden die kleinen Besucher „durchleuchtet“. Gemeinsam können so lustige Fotos gemacht werden. So haben nicht nur Kinder Spaß an diesem Teil des Spielplatzes, sondern auch für Eltern ist es ein witziges Element. So ist integratives Spielen möglich. Besonders lustig sind die Details, die die Designer liebevoll in die Röntgenmotive eingebaut haben. Sehr schön sind zudem die Licht- und Schattenspiele, die die Ausschnitte an der Decke des Tunnels auf den Boden im Inneren Sonnenstrahlen werfen, wodurch eine unrealistische Atmosphäre entsteht. Sie sollen Röntgenstrahlen andeuten. 

Gleich darauf geht es durch das Wahrnehmungsspieltor, welches ein besonderes Extra hat. Beim Hindurchgehen wird ein elektrischer Sensor aktiviert, der per Zufall entscheidet, ob außen grünes oder rotes Licht sichtbar wird. Umgesetzt wurde diese Idee durch farbiges Plexiglas im Gehäuse. Gerade solche technischen Spielerein sind besonders spannend. 

Danach können die Kinder in ein verkleinertes Flugzeug oder „in eine Turbine“ steigen. 

Das Ende der Abfolge wird durch zwei Palmen und einer Hängematte dargestellt – das Ziel ist erreicht, der Urlaub kann beginnen. So kann sich ausgeruht werden, bevor es weitergeht. 

Der Boden wurde passend zum gesamten gestalterischen Konzept mit fugenlosem Fallschutzbelag (EPDM) umgesetzt. Farblich wurden die Geräte hauptsächlich in Blautönen gehalten. Rote, orangene und gelbe Details lockern das Design auf. Der Boden ist ebenfalls in Rot, Blau und Sandfarben gestaltet. Der rot gemusterte Bereich stellt den Flughafen mit Startbahn dar. Es folgt das Flugzeug, dass über den blauen Himmel zieht und unter sich das Meer hat. Als letztes der Übergang zu einer Insel. 

Das Farbkonzept zieht sich durch den ganzen Spielplatz. Dunkle Muster auf dem Untergrund fügen den Spielplatz optisch zusammen und bilden einen Gegenpol zur Farbigkeit. 

Die Geräte laden vordergründig zur sportlichen Betätigung ein, als Kontrast zum langen Warteschlage-Stehen und Im-Flugzeug-Sitzen. Die Kinder können u. a. hüpfen, kriechen und rennen. Zum Entspannen lädt die Hängematte am Ende des Pfades ein. 

Bewegungsspiele sind wichtig für die motorische und sensomotorische. So verbinden sie Bewegung mit Wahrnehmung. Da Kinder am einfachsten durch Spielen Erfahrungen und Informationen sammeln, kann die kognitive Entwicklung einfach gefordert und gefördert werden. 

Das Balancieren, Hüpfen und Springen erfordert viel Mut und Geschicklichkeit, besonders für jüngere Kinder. Sie müssen ihren Körper beherrschen und ihre Bewegungen koordinieren. Außerdem helfen solche Elemente, überschüssige Energie oder gar Aggressionen abzubauen. 

Rollenspiele sind neben Familien- und Abenteuerspielen oft Berufsspiele. Besonders diese Art des Spielens ist wichtig für die emotionale Entwicklung. Kinder lernen gemeinsam zu spielen, soziale Eigenschaften zu erwerben und Normen kennenzulernen, andere Mitspieler zu respektieren und zu berücksichtigen. Und sich dabei selbst zu finden. Dadurch entsteht ein hoher Erlebniswert. Rollenspiele lassen sich besonders gut bei Themenspielplätzen ausleben. 

Nicht nur das Thema „Bewegung“ wurde bei diesem Spielplatz großgeschrieben, sondern auch das Thema „Lernen“. So kann mit den verschiedenen Stationen der reale Durchlauf am Flughafen nachempfunden und verinnerlicht werden. Und vielleicht sind unter den Kindern ja ein paar zukünftige Pilotinnen und Flugbegleiter.

 

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