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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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15.10.2019 - Ausgabe: 5/2019

Kinder stark machen

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©Kukuk Freiflug GmbH

In den Kindern sehen wir die Zukunft unserer Welt. Diese Welt braucht starke Kinder, damit sie eine gute Zukunft hat. Es ist wichtig, dass die Grundbedürfnisse aller Kinder befriedigt werden, also dass sie beispielsweise genug zu essen haben und in Sicherheit aufwachsen können.

Aber da ist noch mehr, was der Mensch braucht und wonach er sich sehnt. Es ist in seinem Inneren verankert und treibt ihn an. Es ist das Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Halt, es ist die Erfahrung von Anerkennung und Wertschätzung und die tiefe Sehnsucht danach, sich selbst verwirklichen zu können. Damit Kinder stark werden können, muss ihnen all dies schon früh ermöglicht werden.

Dazu brauchen sie Sinn- und Identitätsstiftung, insbesondere in ihrer Orientierungsphase als „pubertierende Rotzlöffel“. Dazu brauchen sie in ihrer Sozialisation selbstbestimmte Freiräume, damit sie auf Grundlage von intrinsischer Motivation lernen, wachsen und sich zu starken Persönlichkeiten entwickeln können. 

Das „Brett vorm Kopp“ durch Fremdbestimmung stört dabei. Alles das ermöglicht unter anderem die pädagogische Kraft des Skateboardens. Durch das Wirken von skate-aid werden Kinder und Jugendliche zu selbstbestimmten Persönlichkeiten heranwachsen, die ihre Gesellschaft als starke Individuen bereichern, gerade dort, wo Lebensbedingungen nachteilig sind, Hoffnung und Perspektive fehlen.

Die bewegungsorientierte Jugendkultur Skateboarding kennt weder Grenzen noch Krieg, sie unterscheidet nicht nach Hautfarbe, Religion oder sozialem Status, nein, sie verbindet. Wenn Kinder auf diese Weise stark werden, dann leistet dieses Engagement einen nachhaltigen Beitrag zur Entwicklung der Zivilgesellschaft, zur Sozialisations-, Präventions- und Friedensarbeit. Dann wird die Welt durch dieses Tun ein kleines Stück besser.

Einen ähnlichen Ansatzpunkt wählt die Kukuk Kultur e.V.: Seit 15. Jahren schafft der gemeinnützige Verein unter dem Namen KuKuk Kultur e.V. Schutz- und Spielräume in der ganzen Welt.

 

Skatepark Damaskus 

Das außergewöhnliche Projekt wurde in Zusammenarbeit mit skate-aid und SOS Kinderdörfer Weltweit in Syriens Hauptstadt realisiert. Der Skatepark befindet sich auf einer bestehenden öffentlichen Platzfläche neben einer Schule und ist somit genau an dem richtigen Ort, um auch von den Schulkindern täglich genutzt zu werden. 

Ein wichtiger Aspekt des Skateparkdesigns war es, dass sowohl für fortgeschrittene Fahrer, aber vor allem für Anfänger ein Ort geschaffen wird, um Spaß auf dem Skateboard zu haben. Die groß dimensionierten Betonflächen neben den Skateelementen bieten genug Platz, um auch als Neuling durch den Park rollen zu können oder sich in der Miniramp langsam an den Sport heranzutasten. Doch auch erfahrene Skater werden durch diverse Rails, Banks, Transitions und Curbs auf ihre Kosten kommen. Kurz gesagt: Es ist für jeden etwas dabei!

Neben einer Miniramp und Streetelementen aus Ortbeton wurde auf dem Grundstück nahe des Skateparks zusätzlich ein Spielplatz mit einem großen Spielgerät und einer öffentlichen Toilette errichtet. Somit haben auch die Kleinsten einen Ort bereitgestellt bekommen, um mit anderen an der frischen Luft zu spielen. Des Weiteren wurde die komplette Fläche neu bepflanzt, was sich sehr gut auf die Atmosphäre und Privatsphäre auswirken wird. 

Gebaut wurde der Park mit vor Ort gemischtem Beton aus regionalen Baustoffen. Auch die benötigten Stahlelemente wie Kanten, Rohre und Gitter stammen aus Syrien. Neben dem Coping der Minirampextension wurden mehrere Kanten der Streetelemente mit regionalem, syrischen Marmor versehen, was nicht nur gut aussieht, sondern jedes Skateherz durch perfekte Grind- und Slidebedingungen höher schlagen lässt. Einige Elemente auf dem Park wurden zusätzlich mit einem Mosaik veredelt, welches einen Bezug zu Syrien und speziell Damaskus schafft. Komplett offen ist das Grundstück von viele Seiten und noch viel wichtiger, für jeden zugänglich. Dies ist auch der Kerngedanke des Planungsbüro Maier Landschaftsarchitektur: Skateparks sind für alle da!

Beim Bau selbst waren neben den Aktivisten und Skateboardbauern von skate-aid zahlreiche Syrerinnen und Syrer aus Damaskus und ein Mitarbeiter aus dem Büro Maier Landschaftsarchitektur involviert. Man hat sich gegenseitig unter die Arme gegriffen, die Mittagspausen zusammen verbracht und zusammen Spaß gehabt. Eine Familie, welche direkt neben dem Skatepark ein Haus bewohnt, hat fast täglich für alle Helfer Wäsche gewaschen oder mit Essen versorgt. Somit haben die Wochen auch Außenstehenden gezeigt, dass ein Skateparkbau Leute verschiedener Herkunft zusammenbringen kann. Dies hat sich auch nach der Fertigstellung des Parks gezeigt.

Der Skatepark wird schon jetzt täglich von vielen Schulkindern genutzt und ist für die Nachbarschaft nicht mehr wegzudenken. Die Kinder vom SOS Kinderdorf, welches einige Kilometer entfernt liegt, werden in regelmäßigen Abständen zum Park gefahren, um dort von erfahrenen Skatern Skateunterricht zu bekommen.

Kritiker werden sagen, dass es wichtigere Dinge gibt, die in Damaskus benötigt werden als ein Skatepark. Dies mag vielleicht stimmen, jedoch sind es Dinge wie ein Skatepark, die die Kinder aus Damaskus wieder zurück in das Alltagsleben befördern und sie in der Zeit die sie auf dem Skatepark verbringen vergessen lassen, was ihnen widerfahren ist. „Wir können mit Stolz sagen, dass das Hauptziel des Projektes, jedem Kind, Jugendlichen und Erwachsenen, der Zeit im Skatepark Damaskus verbringt, ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, schon jetzt erfüllt ist“, sagt Ralf Maier.

Das Kölner Landschaftsarchitekturbüro Betonlandschaften/ Maier Landschaftsarchitektur plant seit nun zehn Jahren alle Skateparkprojekt für Skate Aid. Es sind seit 2009 neben Damaskus Skateanlagen in Afghanistan, Palästina, Indien, Kenia, und Namibia entstanden

 

Soziale Spielraumgestaltung weltweit

„Ursprüngliches Spiel löst keine Konflikte, es macht sie überflüssig“ (Fred O. Donaldson). 

 

Unter dieser Prämisse schafft der gemeinnützige Verein unter dem Namen KuKuk Kultur e.V. Schutz- und Spielräume seit 15 Jahren in der ganzen Welt. Dies tut er an Orten, wo der Raum sich im Spiel zu entfalten und zu entwickeln oft gar nicht oder zumindest absolut unzureichend vorhanden ist und somit den Kindern eine essentielle Grundlage für einen guten Start in ihr Leben fehlt. So arbeitet der Verein beispielsweise in Krisenregionen wie dem Nahen-Osten, in den Roma-Slums in Mazedonien oder einer Kinderklinik in Moldawien. Ein besonders beindruckendes Projekt führte die Mitarbeiter in den Irak. Nach dem letzten Genozid an den Jesiden durch den IS leben im Dorf Xhanke noch heute tausende Familien in Zelten. Was sie erlebt haben, können wir uns nicht einmal vorstellen.

Es ist die feste Überzeugung des Vereins, das SPIELEN eine therapeutische Wirkung hat und Traumata lösen kann.

Bei minus zehn Grad Kälte bauten Studierende der Leuphana Universität vor dem berühmten Liebeskind-Bau einen Frachtcontainer zum Spielplatz um und schickten diesen auf dem Landweg nach Kurdistan. 

Mit einem kleinen Team wurde der Container dann am Waisenhaus „our bridge“ gemeinsam mit den Kids aufgebaut. Von Beginn an spielten dort so viele Kinder, dass der Zugang zur KuKuk-Box geregelt werden musste. 

Aktuell stehen in diesem Jahr noch zwei Projekte in Afrika an: Eines für körperlich und geistig eingeschränkte Menschen in Äthiopien und eines an einer Bildungseinrichtung in Malawi. 

Die Spielplätze baut der Verein vorrangig mit Jugendlichen aus Deutschland auf. Sie profitieren dabei nicht nur von der Erfahrung im Gestalten qualitätsvoller Orte, sondern begegnen auch neuen, unbekannten Kulturen; Fremde werden ihnen zu Freunden und sie erleben was es heißt Sinn zu machen. 

Ein bis zweimal im Jahr organisiert KuKuk Kultur Fahrten in Länder, bei denen es sich anbietet, nicht mit einer Jugendgruppe, sondern mit Erwachsenen zu reisen: wegen der Sicherheitslage am Einsatzort oder weil die Reise dorthin besonders weit ist. So konnten Projekte in Nepal (für ein Lepra-Dorf), im Libanon (für eine Schule für Kinder mit Behinderung), Indien (für eine Schule für beeinträchtigte Kinder) und Brasilien (für die Favela Monte Azul) durchgeführt werden. Dieses Frühjahr realisierte der Verein auf diese Weise zusammen mit dem Verein „Stelp“ und Timo Hildebrandt (ehemaliger Nationaltorhüter) ein Projekt in einem Flüchtlings-Camp in der Türkei. 

„Melden Sie sich gern bei KuKuk Kultur, wenn Sie ein solches Projekt begleiten möchten oder einen Ort kennen, an dem so ein Spiel- und Schutzraum besonders notwendig ist. Der Verein freut sich ebenfalls über Spenden. So hat beispielsweise Kinderland-Emsland Spielgeräte freundlicherweise eine ihrer Pärchensitz-Schaukeln für das Projekt in Äthiopien beigesteuert“, erläutert Bernhard Hanel, Kukuk Kultur.

Außerdem setzt sich KuKuk Kultur dafür ein, dass die Bedeutung des freien Spiels für die Entwicklung des Kindes klarer erkannt wird. Sie muss in der öffentlichen und politischen Diskussion in Zukunft eine immer größere Rolle spielen. Schon R. M. Rilke war davon überzeugt: „Freie Kinder zu schaffen, wird die vornehmste Aufgabe dieses Jahrhunderts sein.“ Diese Aufgabe müssen die Kinder selbst übernehmen. Wir aber können dafür sorgen, dass sie zu solch schöpferischer Tätigkeit sinnvoll angeregt werden.

 


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