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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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02.12.2019 - Ausgabe: 6/2019

Piraten der Südsee - ein thematischer Kinderspielbereich

Von Landschaftsarchitekturbüro Adler & Olesch GmbH

Photo
© SIK-Holz, K.P. Gust

Der Playmobil®-FunPark befindet sich in Zirndorf, einer Gemeinde im Landkreis Fürth, westlich von Nürnberg. Der 1991 von der Firma Geobra-Brandstätter gegründete Freizeitpark wurde im Jahr 2000 um einen Außenbereich von über 90.000 m² erweitert. Horst Brandstätter, der Erfinder der Playmobil Figuren, wollte mit dem Projekt dem Bewegungsmangel der Kinder entgegenwirken. Im gesamten Park gibt es keine Achterbahnen oder anderweitige „Fahrattraktionen“. Vielmehr sollen sich die Kinder selbst durch die mehr als 10 verschiedenen Themenbereiche des Parks bewegen, dabei ihre Umwelt entdecken, die Zusammenhänge erkennen, sowie soziale, mentale und physische Kompetenzen entwickeln, anstatt nur bespielt und unterhalten zu werden.  

Eigentlich ist die Idee einen Piratenspielplatz zu bauen weder besonders originell noch besonders innovativ. Man nehme ein Segelschiff, eine Palme, ein Steuerrad, ein Krokodil, eine Seekarte und arrangiere das Ganze in einem passenden Landschaftsraum. Die Kinder wissen sofort, was zu tun ist. Piraten sind die am positivsten besetzten Helden schlechthin. Selbst wenn Kinder kein Schiff haben, entern sie eben auch mal einen Mähdrescher oder ein simples Klettergerüst. 

Die Geschichte der Hanse, die Abenteuer von Francis Drake, Klaus Störtebecker oder die Entdeckung der Neuen Welt sind kolossale Abenteuer, die Kinder immer wieder begeistern können. 

Was liegt da näher, als in einem Themenpark einen Abenteuerbereich mit Segelschiff und Piraten zu inszenieren. Doch ein Freizeitpark braucht mehr. Er braucht eine spektakuläre Attraktion, durch die er sich von allen anderen Freizeitparks weltweit unterscheidet. Die Kinder sollen sich gemeinsam mit ihren Eltern oder Großeltern auf eine abenteuerliche Reise machen. Computer-Spiele, wie „Skull & Bones“, „Dark Waters“ oder „Monkey Island“, machen es den Kindern einfach Abenteuer schon im Wohnzimmer zu erleben. So verkümmert vielleicht - bei ungesunden Getränke und Fastfood - soziale Kompetenz, Kreativität, Gleichgewichtssinn und Fitness. 

Der neue Spielbereich „Piraten der Südsee“ im Playmobil Funpark will dem entgegenwirken. Die Vorstellung eine Barke von fast 15 m Höhe zu gestalten, setzt dabei viel Phantasie und Kreativität bei Designern und Konstrukteuren frei … und genau hier begann die abenteuerliche Reise.

 

Die Aufgabe 

„Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“  (Antoine de Saint-Exupéry)

Das Landschaftsarchitekturbüro Adler & Olesch GmbH aus Nürnberg hatte die Verantwortung für die Objektplanung des neu zu gestaltenden Spielbereiches. Die Landschaftsarchitekten erarbeiteten ein Konzept für einen Piratensee, eine Piraten-Lagune, die Pirateninsel, Landschaftsbauarbeiten und das Wassermanagement aus. Für die Ausgestaltung der Bereiche wurde ein zweistufiger Wettbewerb durchgeführt an dessen Ende die Firma SIK-Holz den Zuschlag erhielt. Mit einem Team aus Designern, Holztechnikern und Konstrukteuren erarbeitete die Firma eine beeindruckende Präsentation, in der alle Bereiche spielerisch miteinander verbunden sind, das Thema barrierefreie Bespielbarkeit ausreichend Beachtung findet und ein Spannungsbogen zwischen Sicherheit und Abenteuer durchgängig gehalten wird.

 

Die Gestaltung

Von weitem schon gut sichtbar, bilden die fast 15 m hohen Rah getakelten Masten eine spannende Destination im Playmobil®-Funpark. Nähert man sich der Piratenbucht aus höhergelegenen Bereichen, kommt man aus dem Staunen nicht mehr raus. Auf einer Fläche von ca. 5.300 m² wurde eine dramatische Seeschlacht inszeniert. Die Szene wirkt wie eine echte Abenteuerwelt in der Südsee. Zwei sich gegenüberstehende Schiffe, eine stolze spanische Galeone und ein Wrack mit geborstenen Masten und zerfetzten Segeln, bilden die dramatische Szenerie. 

Im Sandbereich der Piratenlagune suchen Kinder nach den Schätzen der ehemaligen Inselbewohner. Drei große Wrackteile (Bug, Heck und ein Piratenversteck) sind Ausstattungselemente für Rollenspiel, Bewegung und Sonnenschutz zugleich. Aus den Masten und sonstigen Schiffstrümmern wurde eine Behausung für die hier gestrandeten Kinder gezimmert. Um auf das Piratenschiff zu gelangen, müssen die Kinder mit Seilen, Wackelbrücken und Sprossenaufstiegen die Bordwand mit Reling überwinden. 

Auf die Insel der Verdammten gelangt man über Dschungelbrücken. Hier versuchen die kleinen Piraten mit Wasserkanonen die auf Flößen sich nähernden Belagerer abzuwehren. Von den Ufern der Lagune können sich Kinder und Erwachsene Flöße kapern und damit versuchen auf die Schiffe zu gelangen. 

Natürlich wurde auch an Menschen mit besonderen Anforderungen gedacht. Barrierefreiheit und Inklusion hat eine große Bedeutung für die Gestaltung von Spielplätzen. Alle sollen mitmachen können, aber nicht jeder muss alles können. Ein bisschen Mut gehört dazu, wenn sich ein Rollstuhlfahrer auf die Floßfähre zum Schiffswrack ziehen möchte. Dazu wurden ein spezielles Leitsystem und eine kränkungsfreie Verriegelungstechnik entwickelt. Wer sich nicht traut, kann auch über eine behindertengerechte Stegrampe das Schiffwrack entern. 

Das Große Piratenschiff wurde drei Meter tief unter den Wasserspiegel gebaut. Dazu wurde ein wasserdichter Stahlbetonkeller, der gleichzeitig die Lasten des gesamten Schiffes aufnimmt, gegossen. Im dadurch entstandenen 2,0 m tiefen Kielraum gestaltete SIK-Holz eine authentische Inszenierung von Schwarzpulverfässern, Kanonenkugeln und Seiltampen, sowie ein Schiffsgefängnis mit spannenden Effekten. An den Wänden sind 8 Bullaugen installiert, durch die man die schimmernde tropische Unterwasserwelt beobachten kann. Interaktive Soundgeneratoren erzeugen das Rauschen des Meeres, die Kommandos und Rufe der Seemänner, das Knarren der Bordwand, das Knattern von Ankerketten oder die fernen Einschläge der Bordgeschosse. Dazu flackert ein schummriges Licht an den Wänden.

Im Playmobil-Funpark wurde eine individuelle Spielrauminszenierung aus Robinienholz und kreativen Ideen geschaffen. Bei der Gestaltung der authentischen Spielelemente wurde großen Wert daraufgelegt, die Natürlichkeit des Holzes zu erhalten. Bewegungsspiel wird in Form von Klettern, Balancieren, Drehen und Schwingen an fast allen Elementen angeboten. Das Piratenhaus, die Schiffe und die vielfältigen Sitzmöglichkeiten auf Schiffskisten, Rumfässern und Heringstonnen bieten mit ihren vielen Spielebenen Rückzugsmöglichkeiten, Raum zur Kommunikation und zur Entfaltung der Sinne. Mit Fernrohren kann man ferne Bereiche des Playmobil®-Funpark entdecken. Prickelnd sind der Aufstieg in die 7m hohen Krähennester und der Übergang über eine Kettenbrücke von einem Mast zum anderen. 

Die Aufenthaltsdauer in diesem neuen Spielbereich ist hoch. Kinder und Erwachsene können hier einen ganzen Tag ohne Langeweile verbringen. Überall gibt es etwas Neues zu entdecken. Die spannenden Erlebnisse in dieser Zeit des Aufenthaltes lassen sich kaum beschreiben. Die Kinder nehmen ein Erlebnis mit nach Haus und machen wunderbare Erfahrungen im Spiel miteinander in einer kindgerechten und romantischen Umgebung.

 

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